Nino Filastò - „Fresko in Schwarz“

Donnerstag, 18. Juni 2009

(Aufbau, 280 S., HC)
Der Florentiner Anwalt Corrado Scalzi gilt als Alter ego des ebenfalls in Florenz lebenden Rechtsanwalts und Krimiautors Nino Filastò, der seinen Avvocato Scalzi bereits vier knifflige Fälle lösen ließ. Auch sein neuer Auftrag lässt sich mit konventionellen Polizeimethoden, denen Scalzi wie überhaupt dem juristischen Apparat sehr skeptisch gegenübersteht, kaum lösen. Der in ärmlichen Verhältnissen lebende Bibliothekar Jacopo „Ticchie“ Branca, ein Experte für das alte Florenz, wird nämlich eines Tages über einem Buch aus dem 17. Jahrhundert erdrosselt in der kleinen Kammer einer Bibliothek aufgefunden, in die er sich während seiner Recherchen stets einsam zurückzog.
Doch in letzter Zeit teilte er den Arbeitsplatz mit einem weiteren Bibliothekar, Signor Chelli, der Branca murmeln hörte, dass ihn die Erkenntnisse aus dem Buch zum Millionär machen könnten. Chellis Bemühungen, bei der Polizei seine Aussage protokollieren zu lassen, fruchten wenig. Stattdessen stellt Scalzi eigene Forschungen über die Bedeutung des Buches und den kryptischen handschriftlichen Notizen des Ermordeten an, die ein befreundetes Mädchen aus der Nachbarschaft in Ticchies Wohnung gefunden hatte. Das unter einem Pseudonym von einem Rechtsgelehrten aus Bologna verfasste Buch beschäftigt sich mit einem alten Manuskript, das im florentinischen Gefängnis „Le Stinche“ von zwei Verfassern geschrieben wurde und die Umstände des Todes des großen Künstlers Masacchio zum Inhalt hatte, über dessen Lebensende so gut wie nichts publik geworden ist. Darin wird nicht nur beschrieben, dass Masacchio vergiftet worden ist, sondern auch einer Geheimgesellschaft namens „Fedeli d’Amore“ vorstand, die der Heiligen Römischen Kirche in ihrem Inquisitionswahn natürlich ein Dorn im Auge war. Scalzi muss aber erst die letzten beiden dem Buch entrissenen Seiten ausfindig machen, ehe er das Geheimnis nicht nur von Brancas, sondern auch Masacchios Tod lösen kann… Spannendes, wunderbar die italienische Kultur einfangendes Renaissance-Pendant zu Umberto Ecos Mittelalter-Krimi „Der Name der Rose“.

Richard David Precht - „Die Kosmonauten“

Sonntag, 14. Juni 2009

(Kiepenheuer & Witsch, 384 S., HC)
1990 ist ein denkwürdiges Jahr. Im Weltraum dreht der letzte sowjetische Kosmonaut, Sergej Krikaljow, einsam seine Runden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in ihre Kleinstteile und der Inflation ist kein Geld mehr vorhanden, die Mir auf die Erde zurückkehren zu lassen. Dreiundfünfzig Kilometer unter ihm sieht es auf seinem Heimatplaneten auch nicht viel besser aus. In Deutschland herrscht nach Mauerfall und Wiedervereinigung eine ganz eigene Stimmung, in der sich eines Tages Georg und Rosalie über den Weg laufen.

Georg hatte seinen unbefriedigenden Bürojob gekündigt und wartet in Köln an der Haltestelle auf die S-Bahn. Rosalie erblickt den Fremden und lächelt ihn an, was sie selbst am meisten erstaunt. Sie nehmen die gleiche Bahn, kommen ins Gespräch, steigen am Kölner Dom aus, gehen ins Museum und stellen schnell fest, wie viele Gemeinsamkeiten sie doch haben. Georg will nach Berlin gehen, ein anderes Leben leben. Rosalie kommt einfach mit, nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat. Das glückliche Paar nimmt sich eine sanierungsbedürftige Wohnung im Osten Berlins, lernt nette Leute wie das Künstlerpärchen Franziska und Edgar kennen, den Hotelbesitzer Leonhard, aber mit dem Alltag kehrt bald Tristesse in die anfangs so aufregende Beziehung ein. Rosalie lernt bald einen anderen kennen... Precht schildert im poetischen, bilderreichen wie rasanten Stil das Auf und Ab einer ganz besonderen, irgendwie aber alltäglichen Beziehung mit all ihren Schmetterlingsträumen und trüben Alltagsproblemen. Das macht den Roman so sympathisch.

Bret Easton Ellis - „Glamorama“

Samstag, 13. Juni 2009

(Diana, 828 S., Tb.)
Mit „American Psycho“ hat sich der junge amerikanische Schriftsteller Bret Easton Ellis nicht nur als skandalträchtiger Autor etabliert, sondern auch als scharfzüngiger Beobachter der oberflächlich glamourösen Yuppie-Szene der 80er und 90er Jahre erwiesen. Mit seinem bereits fünften Roman gewährt uns Ellis einmal mehr Einblick in die Abgründe der schillernden von prominenzgeilen Welt Manhattans. Hier ist das aufstrebende 28jährige Model Victor Ward gerade dabei, DEN Szene-Club schlechthin zu eröffnen. Da müssen die Sitzordnungen der eingeladenen Stars abgestimmt, Ersatz für den plötzlich verschwundenen Star-DJ gefunden und etliche Telefonate geführt und Termine abgesprochen werden. Schließlich muss man sich auch um die Geliebte und die Schauspielkarriere kümmern.
Auf der Suche nach Geld, Macht und Ruhm gerät Victor allerdings bald in den Sog des Verbrechens. Ein Auftrag führt ihn nach London und Paris, wo er Kontakt zu einer terroristischen Vereinigung aufnimmt, die Hotels und Flugzeuge sprengt. Auf einmal scheint es keine Fluchtmöglichkeit für Victor mehr aus diesem Sumpf von Verbrechen und Gewalt zu geben. Ellis schildert aus Victors Perspektive ganz unverblümt die oberflächlichen Umgangsformen der Model- und Promiszene, was sich trotz des enormen Umfangs des Buches sehr kurzweilig und amüsant verfolgen lässt.

Bret Easton Ellis - „Lunar Park“

(Kiepenheuer & Witsch, 457 S., HC)
Mit seinen sämtliche Ausschweifungen der dekadenten 80er-Jahre-College-Jugend und Yuppies beschreibenden Romanen „Unter Null“, „American Psycho“, „Glamorama“ und „Einfach unwiderstehlich“ ist Bret Easton Ellis zu einer nicht nur literarischen, sondern auch populärkulturellen Kultfigur avanciert und bildete mit seinem Freund Jay McInerney das so genannte Brat-Pack und lebte seinen Ruhm mit allen Allüren und Ausschweifungen in allen Extremen aus.
Sein neues Buch stellt allerdings keine Fortsetzung dieser anfangs noch skandalträchtigen, mittlerweile aber kaum noch schockierenden Werke dar, sondern beginnt als klassische Autobiografie, in der Ellis überraschend offen Zeugnis über seine wirklich wilden Zeiten ablegt. Womit andere Autoren angesichts der Fülle an schlagzeilenträchtigen Episoden ein ganzes Buch füllen würden, dient Ellis aber nur als 50seitiges Intro, um sich dann in Roman-Form einem heiklen Kapitel seiner jüngeren Vergangenheit zu widmen: Ellis’ Entschluss, einen Schlussstrich unter sein ausschweifendes Leben zu setzen und mit seiner Frau Jayne und den beiden Kindern in einen ruhigen Vorort zu ziehen, bedeutet nämlich nicht das Ende seines aufregenden Lebens, sondern fügt ihm einen geheimnisvollen Höhepunkt hinzu. In der neuen Gegend verschwinden nämlich Jungen im Alter seines Sohnes Robby spurlos, dann geschehen auch noch Morde genau nach dem Schema, wie Patrick Bateman sie als psychopathischer Killer in „American Psycho“ begangen hat. 
Als dann auch noch Aimee Light verschwindet, mit der Ellis gern eine Affäre begonnen hätte, und ein Video auftaucht, das die letzten Minuten im Leben seines Vaters zeigt, beginnt Ellis, der weiterhin vor allem dem Alkohol, aber auch Drogen zuspricht, an seinem Verstand zu zweifeln – vor allem, als eines Nachts ein Monster im Haus auftaucht … „Lunar Park“ erinnert eher an Stephen Kings „Stark“ oder „Das geheime Fenster“ als an frühere Werke von Ellis. Interessante Einblicke in das Leben eines literarischen Superstars gewährt das Buch aber allemal.

 

Michael Chabon - „Junge Werwölfe“

Freitag, 12. Juni 2009

(dtv, 256 S.,Tb.)
Hierzulande ist der 1963 geborene amerikanische Schriftsteller Michael Chabon durch die Verfilmung seines Bestsellers „Wonderboys“ und durch das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Meisterwerk „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay“ bekannt geworden. Nun legt er mit „Junge Werwölfe“ eine herrliche Sammlung von Kurzgeschichten vor, die überwiegend in Magazinen wie GQ, Harper’s, Enquire, Playboy und im New Yorker veröffentlicht wurden.
Da versucht der elfjährige Paul seinen bereits halbwegs aus der elterlichen Wohnung ausgezogenen Vater zurückzugewinnen, indem er vorgibt, seine Mitschülerin Virginia in den Hals gebissen zu haben, obwohl der sich stets als Werwolf bezeichnende Timothy Stokes für diesen Übergriff verantwortlich zeichnete. In „Haussuche“ versuchen Daniel und Christy Kite ihre ebenfalls vom Scheitern bedrohte Ehe dadurch zu kitten, dass sie sich eine efeubedeckte Villa im pseudonormannischen Stil zu kaufen beabsichtigen. Allerdings scheint so einiges an dem Haus sehr merkwürdig zu sein. Und in „Greens Buch“ begegnet Marty Green bei einer Feier der jungen Ruby Klein, auf die er, als sie noch ein Mädchen war, aufgepasst und sie im Schlaf unter ihrem Höschen geküsst hatte. Chabon erzählt auf meisterhafte, gefühlvolle und detailfreudige Weise von den Problemen des Erwachsenwerdens, von schmerzhaften Trennungen, ungewöhnlichen Freundschaften und extremen Situationen.

Michael Chabon - „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay“

(Kiepenheuer & Witsch, 811 S.,)
Als der jüdische Junge Josef Kavalier 1939 von Prag zu seinen Verwandten nach Brooklyn in New York flüchten kann, beginnt eine seltsame wie wunderbare Freundschaft zwischen ihm und seinem Vetter Sammy Clay. Angetrieben von dem Wunsch, möglichst viel Geld zu verdienen, um auch dem Rest seiner Familie die Überfahrt ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten finanzieren zu können, können sie den Comic-Verleger Sheldon Anapol dafür begeistern, ihren eigenen Comic-Superhelden, den Eskapisten, bei Empire Comics herauszubringen. Das Kunststück gelingt. Während der von Houdini inspirierte Entfesselungskünstler gegen das Böse in der Welt kämpft und schließlich sogar Hitler beseitigt, kommen die beiden Comic-Autoren zu Ruhm und Geld.
Doch bald lernen Joe und Sam auch die Schattenseiten des Lebens kennen. Joe flüchtet aus Angst vor familiärer Verantwortung zum Militär und nach Alaska. Nach seiner Rückkehr scheint nichts mehr so, wie es einmal war... Michael Chabon („Die Wonderboys“) schuf mit seinem neuen, 2001 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman ein farbenfroh inszeniertes, humorvolles, warmherziges und turbulentes Portrait einer außergewöhnlichen Männerfreundschaft und gewährt dabei gleichzeitig einen Blick in die Welt der Comic-Superhelden, der jüdischen Vorstellung vom Golem und der Entfesselungskunst.

Lee Child - (Jack Reacher: 7) „Der Janusmann“

Samstag, 6. Juni 2009

(Blanvalet, 478 S., HC)
Sechs Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst, wo er als Spitzenermittler tätig gewesen ist, führt Jack Reacher ein recht anonymes Leben. Doch dann begegnet ihm ein Mann, der eigentlich tot sein müsste. Doch die markanten Narben auf der Stirn von der eigentlich tödlichen Schussverletzung lassen keine Zweifel aufkommen. Als er die Herkunft des Cadillacs zu ermitteln versucht, erhält Reacher Besuch von zwei Agenten des Justizministeriums. Die Spur des Cadillacs führt nämlich zu Zachary Beck, einem Teppich- und mutmaßlichen Drogenimporteur.
Mit einer fingierten Entführung von Becks Sohn Richard, die Reacher zu vereiteln weiß, erschleicht sich Reacher Becks Vertrauen und wird bald zu seinem Sicherheitschef. Während er auf eigene Faust nach Quinns Aufenthaltsort sucht, soll Reacher für die Federal Agents eine bei Beck eingeschleuste, aber seit einiger Zeit verschwundene Agentin ausfindig machen. Doch sobald Reacher in der Höhle des Löwen gelandet ist, entwickeln sich die Dinge ganz und gar nicht wie geplant, und Reacher muss immer wieder an seine ehemalige Untergebene Dominique Kohl denken, die er vor zehn Jahren auf Quinn angesetzt hatte. Auf einmal ist Reacher nur so von Leichen umringt und muss selbst um sein Leben bangen … 
Mit „Der Janusmann“ ist Lee Child ein glänzender Agententhriller gelungen, der mit viel Detailliebe, zwischenmenschlichen Verwicklungen, Lug und Betrug gespickt ist und geradezu nach einer Verfilmung schreit.

 

Jean Ray - „Malpertuis“

Samstag, 30. Mai 2009

(Festa, 206 S., Pb.)
Jean Ray (1887-1964) ist ein fast schon legendärer belgischer Autor, der unter etlichen Pseudonymen seine fantastischen Geschichten veröffentlichte und ein abenteuerliches Leben geführt haben soll. Rein A. Zondergeld, Autor des „Lexikon der phantastischen Literatur“, ist es zu verdanken, in einer Pariser Buchhandlung auf Jean Ray gestoßen zu sein und bald auch den Roman „Malpertuis“ erstanden zu haben, den er für den Festa-Verlag im Rahmen seiner „bizarren Bibliothek“ übersetzte.
Der Roman beginnt mit der Versammlung der Familie am Sterbebett von Onkel Cassave. In seinem Testament verfügt er, dass sein Vermögen gleichmäßig unter seinen Verwandten in Form einer lebenslangen Rente aufgeteilt wird – unter der Voraussetzung, dass jeder seinen Wohnsitz nach Malpertuis verlegt, das etwas unheimlich anmutende Heim des Sterbenden. Angesichts der hohen Rente lassen sich alle Verwandten darauf ein, auch der gut zwanzigjährige Ich-Erzähler Jean Jacques. Doch nicht nur rattengroße Kreaturen mit menschlichen Zügen und alte griechische Götter bevölkern das alte Herrenhaus. Für einige Bewohner wird Malpertuis zu einer tödlichen Falle, für Jean Jacques dagegen zu einem unheimlichen Gefängnis... Atmosphärisch dichter Grusel von einem leider viel zu wenig bekannten Meister des Genres.

David J. Schow - „Der Schacht“

(Festa, 458 S., Pb.)
Zwar ist David J. Schow nicht in den beiden wegweisenden Horror-Anthologien „Splatterpunk 1 + 2“, die Paul M. Sammon 1990 veröffentlicht hat, vertreten gewesen, aber der Schauspieler, Drehbuchautor (u.a. „The Crow“) und Schriftsteller gehört fraglos zu den wichtigsten Protagonisten des expliziten Splatter-Horrors, dessen Weg Clive Barker mit seinen „Büchern des Blutes“ geebnet hat. Schows Roman „The Shaft“ erschien ursprünglich 1990 und ist endlich auch in Festas vorbildlicher Horror-Taschenbuch-Reihe erhältlich.
In Oakwood, einem nicht so hübschen Stadtteil von Chicago, spukt es. Und zwar im vierstöckigen, heruntergekommenen Gebäude Kenilworth Arms in der Garrison Street, das die Unterkunft für etliche ebenso abgefuckte Typen darstellt, u.a. für den Drogendealer Boner, der gleich zu Anfang beim Pissen in seine eigene dunkle Badewanne von etwas „Kaltem, Samtweichem und Blasigem“ verschluckt wird. Zu den neueren Bewohnern des unheimlichen Gebäudes zählen auch der Computergehäuse-Verkäufer Jonathan, der von seiner Freundin Amanda verlassen wurde und nun in Chicago bei seinem Kumpel Bash sein Glück als Grafiker versucht. Oder Cruz, der mitschuldig daran gewesen ist, dass die Freundin seines Gangsterbosses einfach aus dem fünften Stock sprang und als Matsch am Poolrand aufschlug. In Chicago verdingt er sich als Drogendealer, bis Gras über die Sache gewachsen ist. So kreuzen sich in Kenilworth Arms die Wege etlicher Loser und werden nach und nach durch blutige Ereignisse aus ihrer Lethargie gerüttelt … Die liebevolle Zeichnung seiner desillusionierten Charaktere, der schonungslose Stil und die Spannung der coolen Story machen „Der Schacht“ zu einem zurecht gefeierten Klassiker nicht nur des Splatterpunk-Genres.

Michael Shea - „Die Farbe aus der Zeit“

(Festa, 174 S., HC)
Aus der Reihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ stammt Michael Sheas Fortsetzung von Lovecrafts berühmter Novelle „Die Farbe aus dem All“. Der im Original bereits 1984 veröffentlichte Roman erzählt die Geschichte der beiden befreundeten Dr. Gerald Sternbruck und Dr. Ernst Carlsberg, die einen Campingurlaub an einem Stausee in Neuengland machen.
Nach fünf Tagen bemerken sie bei einem Bootsausflug einen merkwürdigen farbigen Schimmer auf der Oberfläche des Sees, außerdem eine sonderbare Trägheit, die sie befallen zu haben schien. Als sie tags darauf über einen schmalen Pfad in den angrenzenden Wald gehen, häufen sich die mysteriösen Beobachtungen, die sich am deutlichsten in übergroßen Insekten manifestierten. Als sie die Ranger Harms und Arnold von ihren düsteren Vorahnungen und dem Verdacht berichten wollen, das Seewasser könne vergiftet sein, sind diese von einer ermattenden Krankheit gezeichnet, spielen die Ereignisse jedoch herunter. Erst kurz vor seinem Tod schickt Hazzard Harms die beiden alten Herrn zu seiner Schwester Sharon, die ihm bereits vor dreißig Jahren bedeutet hatte, auf den See zu achten. Gemeinsam mit der resoluten Frau machen sich die beiden Männer auf die Jagd nach dem „Feind“ im Wasser. Dabei erfahren Sternbruck und Carlsberg, dass vor fünfzig Jahren ein Meteorit in der Nähe des Sees eingeschlagen sei, worauf es einige unerklärliche Todesfälle gab, denen H. P. Lovecraft persönlich auf den Grund ging, um sie dann in seiner Geschichte „Die Farbe aus dem All“ zu verarbeiten... Michael Shea versteht es geschickt, den psychedelischen Horror von Lovecraft in dessen Sinne heraufzubeschwören.

Gustav Meyrink - „Der Mönch Laskaris“

(Festa, 320 S.,Pb.)
Seit seinem ersten Roman „Der Golem“ (1915) ist Gustav Meyrink (1868 – 1932) aus der deutschsprachigen phantastischen Literatur nicht mehr wegzudenken. Zwar sind weitere Werke wie „Das grüne Gesicht“, „Der weiße Dominikaner“ und „Walpurgisnacht" heute längst nicht mehr so bekannt wie zu Meyrinks Lebzeiten, doch üben seine Geschichten, die das Ausbrechen ihrer Helden aus dem Gefängnis der bekannten Realitäten zu beschreiben versuchen, auch heute noch eine große Faszination aus, stehen sie doch in einer langen Tradition, die von Edgar Allan Poe über E.T.A. Hoffmann bis zu Kubin, Strobl und Lasack führt.
In der Storys-Sammlung „Der Mönch Laskaris“ wird zudem deutlich, wie sehr ägyptische Mysterienweisheit, indisch-theosophisches Gedankengut und tibetisch-taoistische Weisheiten Eingang in Meyrinks Schaffen eingeflossen sind. Die 130 Seiten umfassende titelgebende Geschichte „Der Mönch Laskaris“ wendet sich aber zunächst dem beliebten „Goldmacher“-Motiv zu, nämlich der Verwandlung von unedlen Metallen in Gold. Ein geheimnisvoller griechischer Mönch verteilt sein magisches Pulver an verschiedene Alchimisten, die oftmals Ruhm und Ehre erreichen, aber oft unglücklich enden. In „Der Opal“ werden wir mit indischen Sitten vertraut gemacht, die einem das Tragen des besagten Edelsteins doch etwas verleiden können. „Der Mann auf der Flasche“ ist eine merkwürdige Marionetten-Komödie, die für viele Darsteller leider tödlich endet. Und schön gruselig ist auch „Die Pflanzen des Dr. Cinderella“, die sich als Kreuzung von pflanzlichem und menschlichem Gewebe entpuppen...

William Hope Hodgson - „Das Haus an der Grenze“

(Festa, 174 S., Pb.)
In der Reihe „Die bizarre Bibliothek“ erscheint mit „Das Haus an der Grenze“ ein kleiner Klassiker der phantastischen Literatur, der erstmals 1908 veröffentlicht wurde und als bekanntestes und bestes Werk des britischen Seemanns William Hope Hodgsons (1875-1918) gilt. Ähnlich wie H.P. Lovecraft beschwört Hodgson in diesem Roman das „kosmische Grauen“ herauf, ein oftmals schwer nachzuvollziehender, leicht wirrer Streifzug durch die abenteuerlichen, irren (?) Visionen eines Mannes, der mit seiner Schwester Mary und seinem treuen Hund Pfeffer ein von bösen Mächten oder gar dem Teufel selbst bewohnten Haus – so erzählen sich die Bewohner des westirischen Dorfes Kraighten – ein abgeschiedenes Leben führt.
Das Haus liegt inmitten eines riesigen Anwesens mit wild wuchernden Gärten, seine diabolischen Wurzeln liegen allerdings in einer dunklen, tiefen Schlucht, die sich dreihundert Meter von der Rückseite des Hauses entfernt auftut und allgemein nur „der Höllenschlund“ genannt wird. Als der Hausbesitzer mit seinem Hund diese Schlucht entdeckt, weckt er schweineartige Kreaturen aus dem Erdinnern, die daraufhin massiv das Haus in Beschlag zu nehmen versuchen. Der Angriff kann abgewehrt werden, die unheimlichen Geschöpfe verschwinden, doch die Neugierde ist geweckt. Als der Icherzähler mit seinem Hund in die Tiefen der Schlucht hinabsteigt, wird er schrecklicher Dinge gewahr, die er in einer Art Tagebuch zusammenfasst. Jahrzehnte später wird dieses Manuskript von zwei Anglern aufgefunden. Auch sie empfinden ein unheimliches Gefühl beim Anblick des nun verfallenen Hauses… Psychologisch interessanter, aber auch stark verquaster Horror à la Lovecraft.

Frank Festa (Hrsg.) - „Necrophobia – Meister der Angst“

(Festa, 440 S., Pb.)
Vor allem in den 80ern sind Anthologien von Horror-Geschichten auch hierzulande sehr populär gewesen – man denke nur an „Horror vom Feinsten“ oder Stephen Kings „Nachtschicht“ -, was vor allem den Bestsellererfolgen von Stephen King zu verdanken ist, der oft seine besten Ideen in Kurzgeschichten unterbrachte, aber auch Clive Barker, der seinen Durchbruch den „Büchern des Blutes“ zu verdanken hat. Dass Horror wieder etwas mehr in Mode kommt, ist zum einen Hörbuch-Verlagen wie LPL Records zu verdanken, die vor einiger Zeit mit „Necrophobia“ auf zwei CDs Kurzgeschichten von Briam Lumley, Joe R. Lansdale, H.P. Lovecraft, Gustav Meyrink, Richard Laymon und Graham Masterton so erfolgreich inszenierte, dass es mittlerweile eine Fortsetzung gibt. Und der Festa Verlag hat das Erfolgskonzept aufgegriffen und mit „Necrophobia“ eine wunderschöne Sammlung erschreckender Geschichten zusammengetragen.
Um die Geschichten der beiden „Necrophobia“-Hörbuch-Anthologien herum (wobei nicht jede Story von den CDs auch im vorliegenden Buch berücksichtigt werden konnte) hat Frank Festa insgesamt zwanzig Short Storys ausgewählt, die tatsächlich zum Besten zählen, was das Genre hergibt, von Klassikern wie H.P. Lovecraft, Gustav Meyrink, Clark Ashton Smith, Bram Stoker und William Hope Hodgson über die Wegbereiter des modernen Horrors wie Ramsey Campbell, F. Paul Wilson, Kim Newman, Graham Masterton und Richard Laymon bis zu Autoren, die es lohnt, sie endlich zu entdecken.

Steve Vance - „Der Mr. Hyde Effekt“

(Festa, 412 S., Pb.)
Als Horrorautor hat es Allen Blake Corbett zu erklecklichem Ruhm gebracht. Der Vielschreiber muss bereits etliche Romane unter Pseudonymen veröffentlichen, doch tut er sich mit seinem neuen Werk ungewöhnlich schwer. Zum Glück bezahlt er einen Kaffeejungen der Bezirkspolizei für Informationen, die Corbett oft als Inspiration für seine Geschichten dienen. Als Louis Angelina eines Donnerstagmorgens bei Corbett anruft, berichtet er ihm von zwei völlig zerfetzten Leichen acht Kilometer außerhalb von Los Angeles.
Am Tatort in Lynnview begegnet Corbett Douglas Morgan, einem Kolumnisten des Los Angeles Chronicle für unheimliche, mysteriöse Geschichten. Nachdem die Suche mit Polizeihunden in den umgebenden Wäldern erfolglos verlief, fragen sich die beiden, ob für dieses Gemetzel wirklich ein Mensch verantwortlich gewesen sein konnte. Sie beschließen, ihre eigenen Ermittlungen anzustellen, und erhalten dabei bald Unterstützung von der neunzehnjährigen Meg Talley, die sich zunächst selbst auf die Suche nach dem vermeintlichen Tiermenschen machen möchte, dann aber unversehens fast selbst Opfer der Bestie wird. Ihre Theorie, dass ein Werwolf für das Massaker in Lynnview und wenig später für eines in der Nachbarschaft verantwortlich sein muss, unterstützen auch Corbett und Morgan, während sich der junge Hobby-Ermittler Nicholas Grundel, der Vierte im Bunde, eher skeptisch zeigt. Doch das ungleiche Team wird schneller als erwartet mit der grausigen Wahrheit konfrontiert, als die Spur zum bekannten College-Dozenten Charles Gerald Cummings führt, der seit achtzehn Monaten vermisst gewesen ist. Nach seiner Verhaftung gesteht Cummings, der gesuchte „Tiermensch“ zu sein, doch damit hat das Grauen noch längst kein Ende gefunden … Atmosphärisch dichter und packender Werwolf-Thriller, dessen Fortsetzung „Das Mr. Hyde Erbe“ ebenfalls demnächst erscheinen wird.

Steve Vance - „Das Mr.-Hyde-Erbe“

(Festa, 443 S., Pb.)
In “Der Mr.-Hyde-Effekt” waren der Horrorautor Blake Corbett, der Reporter Douglas Morgan, die College-Studentin Meg und der Aushilfsarbeiter Nick der mörderischen Werwolfsbestie Gerald Cummings auf der Spur, der unter strenger Bewachung schließlich zum Tode verurteilt werden sollte. Doch bei der Hinrichtung kam es zu einem schrecklichen Zwischenfall und Nick wurde von Cummings gebissen und selbst inhaftiert.
Nun planen seine drei Freunde für einen gewagten Rettungsversuch und wollen der Öffentlichkeit alles über die „Formwandler“, zu denen nun auch Nick zählt, berichten – was die Regierung mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Derweil wird Blake von dem mysteriösen Tristan Grandillon zu einem geheimnisvollen Treffen am Indigo Lake in New York eingeladen, wo sich alle fünf Jahre eine außergewöhnliche Geheimorganisation trifft. Dort finden sich nach und nach nicht nur die Mitglieder des erlesenen Zirkels ein, sondern viele Neulinge, die dafür sorgen sollen, dass die rasant schwindenden Mitgliederzahlen keinen dramatischen Tiefpunkt erreichen. Als Blake mit seinen Freunden dort einen sicheren Zufluchtsort zu finden glaubt, beginnt allerdings erst der wahre Albtraum … Packende Fortsetzung des Werwolf-Thrillers „Der Mr.-Hyde-Effekt“, die bereits 1991 von Steve Vance geschrieben wurde, aber nun erstmals in deutscher Übersetzung erscheint.

F. Paul Wilson - „Die Gruft“

Freitag, 29. Mai 2009

(Festa, 462 S., Tb.)
Handyman Jack war in der Nacht gerade über dem ersten Teil seiner persönlichen James-Whale-Retrospektive mit „Frankenstein“ eingeschlafen, als er am nächsten Morgen mit vollkommen verspanntem Rücken auf dem Sofa aufwacht und das Telefon klingelt. Zwei Monate nachdem sie ihn verlassen hatte, rief Gia an! Doch die Freude währt nur kurz: Jack soll nämlich die alte Dame Grace Westphalen ausfindig machen, die seit kurzem spurlos verschwunden ist. Bevor er sich auf den Weg zu Gia macht, nimmt er jedoch einen noch dringenderen Auftrag an: Die Großmutter von Mr Bahkti wurde nämlich auf der Straße brutal überfallen und überlebt die Nacht im Krankenhaus wahrscheinlich nicht.
Für zehntausend Dollar soll Handyman Jack die gestohlene Eisenkette zurückbringen, die der armen Frau gestohlen wurde und von der jeder in der Bahkti-Familie ein Exemplar besitzt. Handyman Jack, der außerhalb der Gesellschaft nach eigenen Regeln lebt, schafft das Unmögliche und rettet der sterbenden Frau das Leben. Doch was hat es mit dieser Kette auf sich, die magische Fähigkeiten zu besitzen scheint? Und hat das Verschwinden von Grace auch etwas mit der Sache zu tun? Darüber hinaus gilt es die Liebe von Gia zurückzugewinnen, die Jack verlassen hatte, als sie von seinem Job erfuhr … Mit „Die Gruft“ ist endlich der erste Roman der berühmten Handyman-Jack-Reihe von F. Paul Wilson auch auf Deutsch erhältlich. Dass es sogar einen Verein (www.repairmanjack.com) zu diesem Outlaw, der Unrecht zu vergelten sucht, gibt, dessen Präsident niemand Geringeres als Stephen King ist, verwundert bei den spannenden Grusel-Detektiv-Geschichten niemand.

Paulo Coelho - „Der Dämon und Fräulein Prym“

Dienstag, 5. Mai 2009

(Diogenes, 208 S., HC)
Als Abschluss seiner Trilogie über Liebe, Tod und Macht, die mit „Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte“ begann und mit „Veronika beschließt zu sterben“ fortgesetzt wurde, hat der südamerikanische Schriftsteller Paulo Coelho mit „Der Dämon und Fräulein Prym“ eine weitere Parabel über eine der großen Antriebskräfte des menschlichen Lebens geschrieben.
Eines Tages wird das in den Pyrenäen gelegene Dorf Bescos von einem geheimnisvollen Fremden heimgesucht, der in der jungen Barbedienung Chantal eine Unterstützung bei seinem Unternehmen sucht, herauszufinden, ob die Menschen eigentlich gut oder böse sind. Mit den elf Goldbarren, die der Fremde im Beisein der jungen Frau im Wald vergräbt, wären die 281 Dorfbewohner alle ihre Sorgen los und könnten ein neues Leben beginnen. Doch sind sie auch, wie es der Handel vorsieht, bereit, dafür einen Menschen umzubringen? Coelho versteht es in seiner neuen Fabel einmal mehr hervorragend, die Tugenden und Schwächen der menschlichen Seele unter außergewöhnlichen Bedingungen auf die Probe zu stellen und den Leser zutiefst nachdenklich zu stimmen.

Paulo Coelho - „Elf Minuten“

(Diogenes, 288 S., HC)
Die junge brasilianische Stoffverkäuferin Maria, deren Herz nach den ersten unglücklichen Verliebtheiten seit ihrem elften Lebensjahr gebrochen ist, träumt von einem anderen Leben, von Erfolg und Wohlstand und einem Mann, mit dem sie zusammen mit ihren beiden Kindern in einem Haus am Meer wohnt. Als sie das Angebot bekommt, in Genf in einem Nachtclub zu arbeiten, ergreift sie die Gelegenheit und sieht ihre Träume schon bald in Erfüllung gehen. Tatsächlich übt Maria den Job im „Copacabana“ ohne jede Scham bald sehr schnell professionell aus und erntet den Neid ihrer Kolleginnen, empfindet aber selbst nicht die geringste Lust dabei. Als sie vor einem Café von dem bekannten Maler Ralf Hart angesprochen wird, der in ihr ein „Licht“ sieht und sie unbedingt portraitieren möchte, verliert sie schließlich doch ihr Herz – ausgerechnet an einen Mann, der überhaupt kein Interesse am Sex zu haben scheint.
Und dann ist da noch ein englischer Plattenboss, der Maria in die Geheimnisse von Lust und Schmerz einführt. Irritiert davon, wie sie dabei das erste Mal wirklich von einem Mann befriedigt wird, lernt sie dabei die profunden Geheimnisse der Alchemie der Liebe. Einmal mehr versteht es der brasilianische Bestsellerautor, eine märchenhafte Geschichte voller Gleichnisse und elementarer Lebensweisheiten zu erzählen, um nicht nur das Herz des Lesers zu berühren, sondern ihm auch einen wirkungsvollen Spiegel seiner eigenen Ängste und Sehnsüchte vorzuhalten.

Paulo Coelho - „Der Zahir“

(Diogenes, 342 S., HC)
Was die Romane und Geschichten des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho stets ausgezeichnet und berühmt gemacht hat, ist Coelhos Fähigkeit, die spirituellen Erlebnisse seines eigenen Lebens auf gleichnishafte und doch konkrete Weise so zu beschreiben, dass der Leser stets sein eigenes Leben, sein Verhältnis zu Glück und Liebe und Zufriedenheit und Sex und Geld und Macht in Frage stellt. Coelho wirkt wie der letzte Überlebende einer nahezu ausgestorbenen Tradition von Übermittlung wesentlicher Erkenntnisse, so wie es die Druiden und Schamanen früher in ihren Erzählungen und Ritualen von Generation zu Generation weitergegeben haben.
Mit „Der Zahir“ setzt der Bestseller-Autor diese schöne Tradition eindrucksvoll fort. Basierend auf der islamischen Vorstellung, dass ein Zahir etwas ist, das – sind wir ihm erst einmal begegnet – unsere Gedanken vollkommen ausfüllt und nicht mehr loslässt. Die dreißigjährige Kriegsreporterin Esther verlässt den Ich-Erzähler, einen erfolgreichen Schriftsteller, der sich fragt, wie es soweit kommen konnte. Auf der Suche nach ihr begegnet er Mikhail, der Esther in Kasachstan kennen und lieben lernte und den verzweifelten Schriftsteller in ein armenisches Restaurant führt, in dem die Leute ihre eigenen Geschichten von Liebe und Nicht-Liebe erzählen. Sie folgen damit der Tradition der Akyn, die als Nomaden in Kasachstan ihre erinnerten Geschichten weitergeben, Geschichten von Menschen, die die Welt durchwandern, die Steppe betrachten und sich von der Energie der Liebe berühren lassen. Diesen Weg geht auch der Schriftsteller und lernt auf seiner Reise seine Vergangenheit zu verstehen und den Punkt zu entdecken, an dem er Esther verloren hat. „Der Zahir“ ist wieder ein meisterhafter Roman über eine ganz besondere Pilgerreise, die die Macht besitzt, auch den Leser zu verändern.

John Irving - „Die vierte Hand“

Montag, 4. Mai 2009

(Diogenes, 439 S., HC)
In seinen bisherigen neun Romanen hat sich der amerikanische Schriftsteller John Irving als Meister skurriler Geschichten erwiesen, man denke nur an verfilmte Welterfolge wie „Garp und wie er die Welt sah“, „Das Hotel New Hampshire“ oder zuletzt „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. In „Die vierte Hand“ erzählt Irving die bemerkenswerte Geschichte des amerikanischen Fernsehjournalisten Patrick Wallingford, der bislang stets eine bemerkenswerte Wirkung auf Frauen hatte.
Sein Leben ändert sich schlagartig, als ihm während einer Indienreportage im Zoo die linke Hand von einem Löwen abgebissen wird. Wallingford muss aber nicht lange auf Ersatz warten. Ein ebenso ehrgeiziger wie verschrobener Handchirurg und eine junge Frau, die von ihrem Mann keine Kinder bekommen kann, aber gern welche hätte, sorgen gemeinsam für eine neue linke Hand. Der eben noch kerngesunde, aber zeugungsunfähige Spender stirbt unversehens, so dass einer erfolgreichen Transplantation nichts mehr im Wege steht. Einzige Bedingung: die junge Frau verlangt ein Besuchsrecht für die Hand. Wallingford merkt aber recht schnell, dass mit diesem Recht noch etwas verbunden ist. Ehe er sich versieht, fällt die Frau in der Praxis über ihn her und bekommt, was sie will – ein Kind. Und auf einmal entwickelt der Frauenschwarm Wallingford, der beruflich von seinen Kolleginnen langsam ausgebootet wird, familiäre Gefühle. Irving hat mit diesem Buch eine treffende Mediensatire wie ungewöhnliche Liebesgeschichte geschrieben, die einfach Spaß macht.