Philippe Djian - „Sirenen“

Sonntag, 6. September 2009

(Diogenes, 448 S., HC)
Nathan hat es wirklich nicht leicht im Leben. Der unorthodox arbeitende Kriminal-Polizist folgt stets seinem in die Irre führenden Instinkt und gerät dabei immer wieder in Teufels Küche. Als er den Tod von Jennifer Brennen, der Tochter des mächtigen Sportbekleidungsherstellers Paul Brennen, untersuchen muss, ist es mal wieder soweit, da er fest davon überzeugt ist, dass der Big Boss seine prostituierende Tochter umbringen ließ. Seine neunzig Kilo auf die Waage bringende Partnerin Marie-Jo geht dagegen ihren eigenen Spuren nach, die ihr Mann Franck ihr besorgt hat.
Natürlich kommt Marie-Jo der Auflösung des Falls näher als Nathan, doch mehr als der zu lösende Kriminalfall interessieren bei Djian natürlich die komplizierten persönlichen Verflechtungen. Marie-Jo, noch immer geschockt von der Erkenntnis, dass ihr Mann, der übrigens ein gefeierter Schriftsteller ist, jungen Männern einen bläst, lässt es sich täglich an den unmöglichsten Orten von Nathan und gelegentlich auch von Ramon, dem jungen Nachbarn mit dem krummen Pimmel, besorgen, während Nathan gleich drei Frauen unter einen Hut zu bringen hat: seine aktivistische Ex-Frau Chris, die jetzt mit dem gut gebauten Dozenten Wolf eine Affäre begonnen hat und mit ihm eine neue Demo organisiert und für die er immer noch leidenschaftliche Gefühle empfindet, seine Polizei-Partnerin Marie-Jo, die extrem eifersüchtig auf alle Frauen in Nathans Umfeld reagiert, und das Super-Model Paula, das Nathan zu Füßen liegt, mit ihm sogar in einem Bett schläft, die Nathan aber absolut nicht zu vögeln gedenkt. Vor dem nicht immer ganz leicht zu durchschauenden Konstrukt eines Kriminalfalls entwickelt Djian wie gewohnt verfängliche und amüsante Episoden um das prickelnde Thema von Lust, Liebe und Leidenschaft, doch waren seine Dialoge schon mal spritziger und seine Geschichten witziger.

Philippe Djian - „Reibereien“

(Diogenes, 234 S., HC)
Pünktlich zum DVD-Release des dreistündigen Director’s Cut von „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“, der kongenialen Verfilmung von Djians längst zum modernen Klassiker avancierten Debütroman, beglückt uns der französische Bestsellerautor mit einem neuen Buch. Darin entfaltet er lose zusammenhängend in fünf Episoden die schwierige Beziehung eines Mannes zu seiner alkoholkranken Mutter, der er bereits im Alter von elf Jahren eine Stütze im Leben sein muss, da sein rastloser Vater nur sporadisch eine Rolle im Leben der beiden spielt.
Der Junge muss ihr versprechen, sie nie zu verlassen, und damit scheint der Pakt für ihr beider Leben besiegelt. Elf Jahre später ist der Junge ausgezogen, in eine 500 Meter entfernte Wohnung, seine 42-jährige Mutter unterhält recht lockere Männergeschichten. Später hält sich der Sohn gut mit einem Kleinverlag für feministische Literatur und einen anhängenden Buchladen über Wasser, Frauen kommen und gehen, seine Mutter lässt sich mit Vincent endlich auf eine feste Beziehung ein, doch macht der arbeitslose Knastbruder ihr bald das Leben zur Hölle. Doch irgendwie meistern Sohn wie Mutter die großen und kleinen Hürden des Lebens, und darin ist Djian bekanntermaßen ein Meister: wie er mit sympathischen Tönen und leichter Melancholie menschliche Schwächen und Leidenschaften beschreibt, zeugt schon von literarischer Größe, psychologischem Feingefühl und genauer Beobachtungsgabe.

Jason Starr- „Hard Feelings“

Samstag, 5. September 2009

(Diogenes, 298 S., Tb.)
Bereits mit seinen bisherigen Romanen „Top Job“, „Die letzte Wette“ und „Ein wirklich netter Typ“ hat der amerikanische Emporkömmling Jason Starr auf unterhaltsame wie treffsichere Weise die Krise des modernen Menschen beschrieben, sich erfolgreich in einer auf Anerkennung und Wohlstand ausgerichteten Gesellschaft zu behaupten und einen Lebenssinn jenseits des Profitstrebens zu finden.
Auch sein neues Werk greift dieses mehr denn je aktuelle Thema wieder auf und spinnt eine interessante Kriminalgeschichte drum herum. Der vierunddreißigjährige New Yorker Richard Segal wartet seit Monaten auf seinen ersten Vertragsabschluss bei seiner neuen Computer-Netzwerk-Firma. Seine Frau Paula wurde dagegen gerade zur Vizepräsidentin ihrer Abteilung befördert. Zudem kriselt es mächtig in ihrer Ehe, worauf Richard wieder zu trinken anfängt. Ein Wochenendurlaub in den Berkshires verschlimmert die Situation eher, da seine Frau mit einem Großkotz zu flirten anfängt. So richtig aus dem Gleichgewicht kommt der erfolglose Verkäufer allerdings, als er eines Tages zufällig seinen Jugendfreund Michael Riddick auf der Straße trifft, mit dem er in Brooklyn zusammen aufgewachsen war und oft Tischtennis mit ihm im Keller gespielt hat. Von nun an wird Richard immer häufiger von Flashbacks geplagt, die nach und nach ein dunkles Geheimnis ans Licht bringen. Spannender wie realistischer und kurzweiliger Krimi mit hohem Unterhaltungswert.

Leon de Winter - „Malibu“

(Diogenes, 418 S.,)
Joop Koopman, 47-jähriger Niederländer, hat es in L.A. zu einem mäßig anerkannten Drehbuchautor gebracht. Während seine geschiedene Frau Ellen in ihrer niederländischen Heimat erfolgreich als Art Director tätig ist, lebt er allein mit seiner Tochter Mirjam zusammen, die am 22. Dezember ihren 17. Geburtstag feiert. An diesem Tag trifft er seinen alten Schulfreund Philip wieder, der ihn für den israelischen Geheimdienst gewinnen will, um einen mutmaßlichen marokkanischen Terroristen zu bespitzeln.
Während des Gesprächs erfährt Joop, dass seine Tochter tödlich verunglückt ist. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Wenig später wird Joop von Erroll aufgesucht, einem riesigen Schwarzen, der Mirjam auf seinem Motorrad hatte, als der tödliche Unfall passierte. Zwischen den beiden Männern entsteht eine innige, wenn auch nicht unkomplizierte Freundschaft. Dann wird es turbulent: Joop nimmt den Agenten-Auftrag an, findet den Marokkaner aber sehr nett, der ihm sogar hilft, die Person aufzuspüren, die Mirjams Herz transplantiert bekam. Er trifft seine erste Liebe Linda wieder, mit der er wieder eine leidenschaftliche Affäre beginnt und die ihn in die Geheimnisse der buddhistischen Weltsicht einzuweihen versucht... De Winter gelang mit „Malibu“ ein höchst unterhaltsamer, vergnüglicher, mit metaphysischen Spekulationen und allerlei anregenden Erzählstrukturen gespickter Roman, der viele Überraschungen zu bieten hat.

John Updike - „Wie war’s wirklich“

(Rowohlt, 252 S., HC)
Der 1932 geborene amerikanische Schriftsteller John Updike ist spätestens durch seinen wunderbar mit Jack Nicholson, Cher, Michelle Pfeiffer und Susan Sarandon verfilmten Roman „Die Hexen von Eastwick“ auch hierzulande einem breiten Publikum bekannt geworden. In seiner Heimat gilt er längst als „grand old man“ der amerikanischen Literatur und vor allem als Meister der Kurzgeschichte. Mit „Wie war’s wirklich“ legt Updike zwölf neue, meisterhafte Erzählungen vor, die von leisem Humor und nostalgischer Sehnsucht geprägt sind.
In „Die Frauen, die ihm entgangen sind“ erzählt Martin von der Selbstverständlichkeit, nach den Sechzigern Affären zu unterhalten, und während er beobachtet, wie seine Frau Jeanne bei einem Bootsausflug mit ihrem Liebhaber Frank tanzt, erinnert er sich der Mädchen, die er geliebt hat. Auch in „Mittagspause“ werden kostbare Erinnerungen aufgewärmt, als David Kern beim Klassentreffen seines Highschool-Jahrgangs Julia und Doris wieder trifft, mit denen er damals in der Mittagspause in ihren Autos auf der Suche nach dem perfekten Hamburger durch die Straßen fuhr. Und Stan, Vertreter für „stranggepresstes Nichteisenmetall“, denkt an seine Reisen nach New York zurück, wo er mit der Kunsthändlerin Jane eine Affäre hatte und der er nach zehn Jahren wieder begegnet. So begleitet der Leser die Protagonisten durch ihre von kostbaren Erinnerungen geprägten Jugend und die aufregenden Jahre des Erwachsenwerdens. Geliebte, Ehefrauen, die Eltern und das Zuhause spielen dabei naturgemäß die wichtigsten Rollen. Erstaunlich, wie leicht Updike diese wehmütig klingenden Stories aus der Feder zu schütteln scheint.

José Saramago - „Die portugiesische Reise“

(Rowohlt, 606 S., HC)
Einen Reiseführer der besonderen Art legt der 1998 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete portugiesische Autor José Saramago mit seinem neuen Buch „Die portugiesische Reise“ vor, nämlich keine handliche Broschüre für die Handtasche, in der man die beliebtesten und berühmtesten Touristenziele nachschlagen kann, sondern eine ganz persönliche Reisebeschreibung, die kenntnisreicher und liebevoller kaum hätte ausfallen können.
Als Saramago eines Tages die spanische Grenze mit seinem betagten Auto überquert und bei Miranda de Douro am Rio Douro mit den Fischen spricht, ist dies der Auftakt einer Reise vom Nordosten in den Nordwesten und dann weiter in den Süden des Landes, wobei er natürlich auch die Portugal prägenden Landschaften und Kunststätten besucht, aber eben nicht immer entlang der ausgetretenen Pfade, „er war auch dort, wo eigentlich nie jemand hinfährt“. Saramago lernt auf seiner einsamen Reise Land und Leute kennen, macht uns mit den Geschichten der Helden und Heiligen seines geliebten Landes vertraut. Meist wird ihm mit großherziger Gastfreundschaft begegnet, doch nicht immer fallen seine Bekanntschaften friedlich aus. Zu allem Bekannten und Erinnerten erfährt der Reisende auch immer wieder ein Aufeinanderprallen und Überraschungen. Vor allem die Kirchen haben es ihm angetan, die Kunst und die Grabmäler. Und indem Saramago sich und seinem Land einen Spiegel vorhält, lernt auch der Leser weit mehr über Portugal als aus einem Reiseführer.

Stewart O’Nan - „Halloween“

Freitag, 4. September 2009

(Rowohlt, 256 S., HC)
Halloween vor einem Jahr in der Kleinstadt Avon, Connecticut. Die fünf Jugendlichen Kyle, Tim, seine Freundin Danielle, Toe und Marco rasen ausgelassen mit lauter Musik und ein paar Joints über den Highway, bis der örtliche Polizeibeamte Brooks die Verfolgung aufnimmt und das Auto von der Straße abkommt...
Ein Jahr später kehren die Geister der verstorbenen Kids Toe, Danielle und Marco nach Avon zurück, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Sie sehen, wie Kyle nach dem Unfall mit zerschmettertem Schädel sein Gedächtnis verloren hat und langsam seine motorischen Fähigkeiten neu trainieren muss. Zusammen mit seinem alten Kumpel Tim hilft er im Stop’n’Shop aus. Tim blieb körperlich zwar unverletzt bei dem Unfall, doch darüber hinaus ist er ohne Antrieb, ein seelisches Wrack. Ähnlich schlimm hat es Brooks erwischt, der die tragischen Ereignisse und seine Mitschuld daran nicht vergessen kann und seinen Dienst nicht mehr ordentlich versehen kann. Kyles Eltern haben ihre Träume von einem Domizil am Cape Cod aufgegeben und haben über der Pflege ihres Sohnes fast ihre Ehe vergessen. Und so schweben die Geister der drei Jugendlichen durch eine durch den Unfall völlig ernüchterte Kleinstadt, in der das Leben nicht so recht weiterzugehen scheint. Stewart O’Nan hat nicht nur den Titel des berühmten Romans von Ray Bradbury adaptiert, sondern ihm gleich seinen neuen Roman gewidmet. Zwar kann er nicht in gleichem Maße Bradburys Magie heraufbeschwören, doch ist „Halloween“ zumindest eine virtuos erzählte Geschichte aus ungewohnter Perspektive über Trauer, Schuld und schmerzhafte Erinnerungen.

Stewart O’Nan – „Das Glück der anderen“

(Rowohlt, 221 S., HC)
Mitten in Wisconsin liegt die sterbende alte Bergarbeiterstadt Friendship, in der Jacob Hansen nicht nur als Sheriff, sondern auch noch als Leichenbestatter und Pastor tätig ist. An einem heißen Sommertag wird er von der kleinen Bitsi zu Hilfe gerufen. Old Meyer, ihr Vater, habe einen unbekannten Toten hinter seinem Bienenstock gefunden. Als Hansen zum Fundort radelt, kann er bei dem ausgemergelten Uniformierten keine offensichtliche Todesursache entdecken.
Er lässt den Toten zu Doc Guterson bringen und seinen Kollegen im benachbarten Shawano, Bart Cox, informieren, dass er nach Landstreichern Ausschau halten möge. Als der Doc die erschütternde Diagnose stellt, dass der Soldat an Diphtherie gestorben sei, muss Jansen an die Epidemie denken, die die halbe Bevölkerung von Endeavor vor ein paar Jahren dahingerafft hatte. Doch von einer Quarantäne will der Doc noch nichts wissen. Hansens Frau Marta will mit ihm und Tochter Amelia am liebsten weggehen, doch pflichtbewusst bleibt Hansen bei seiner Gemeinde, in der sich die Toten häufen. Bald bleibt auch Hansens Familie nicht von der Epidemie verschont, dazu nähert sich rasch ein Feuer von Norden, das mit rasender Geschwindigkeit durch die staubtrockenen Wälder fegt. Hansen muss sich zwischen dem Glück seiner Liebsten, der Verantwortung für seine Gemeinde und für die Menschen in den benachbarten Dörfern entscheiden …
Vor dem apokalyptischen Szenario einer vernichtenden Feuersbrunst und Epidemie stellt Stewart O’Nan in seinem 1999 veröffentlichten Roman „A Prayer for the Dying“ aus der Perspektive des verantwortungsbewussten Ich-Erzählers Jacob Hansen wesentliche Fragen nach den Werten sozialer Bindungen und religiöser Ideologie, nach dem Abwägen zwischen persönlichen Bedürfnissen und der Verantwortung für die Gemeinschaft. Ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, regt O’Nan den Leser zu tiefgründigen Fragen über die menschliche Natur an.

Stewart O’Nan - „Abschied von Chautauqua“

(Rowohlt, 700 S., HC)
Jahr für Jahr macht die Großfamilie Maxwell in ihrem Sommerhaus am Lake Chautauqua im Staat New York für eine Woche Urlaub. Nachdem nun Emilys Mann Henry gestorben ist, soll das Haus verkauft werden, und so finden sich zum letzten Mal die Hausherrin Emily, ihre Schwester Arlene, Emilys Tochter Meg mit ihren beiden Kindern Justin und Sarah, Emilys Sohn Ken mit seiner Frau Lise und den Kindern Sam und Ella zusammen, um sich von dem Haus zu verabschieden und Sachen, an denen man hängt, mitzunehmen. Doch schnell wird deutlich, wie schwierig die Beziehungen untereinander geraten sind. Die Alkoholikerin Meg wurde von ihrem Mann Jeff wegen einer Jüngeren verlassen. Ken, leidenschaftlicher, wenn auch untalentierter Fotograf und stets auf der Suche nach dem passenden Motiv, hat seinen Job verloren und weiß nicht, wie er mit seiner Frau und den Kindern über die Runden kommen soll.
Anstatt sich seinem Problem zu stellen, verfolgt er wie besessen das Verschwinden einer jungen Angestellten von der Tankstelle, an der Ken auf dem Weg zum Sommerhaus getankt hatte. Und die wenig selbstbewusste Ella verliebt sich in ihre hübsche Cousine Sarah, die gerade von ihrem Freund Mark abserviert worden ist, aber schon wieder Ausschau nach einem Jungen in der Nachbarschaft hält … Stewart O’Nan hat die kleinen und großen Probleme der Maxwell-Familie mit großem psychologischen Feingefühl und voller Sympathie für seine Figuren beschrieben, so dass man niemandem wegen seiner Schwächen wirklich böse sein kann. Selten schreibt jemand mit so viel Verständnis über die einfachen Menschen wie O’Nan.

Jonathan Franzen - „Die 27ste Stadt“

(Rowohlt, 670 S., HC)
Mit seinem letzten Roman „Die Korrekturen“ ist dem amerikanischen Schriftsteller Jonathan Franzen eine allseits gefeierte literarische Sensation gelungen, so dass jetzt auch endlich sein 1988 veröffentlichtes Debüt „Die 27ste Stadt“ endlich in deutscher Übersetzung erschienen ist, das bereits Zeugnis von Franzens außergewöhnlicher Erzählkraft ablegt. Er erzählt darin von den besonderen politischen und wirtschaftlichen Konflikten und Intrigen in St. Louis, jener einstmals vielversprechenden Metropole, die noch im Jahre 1870 die viertgrößte Stadt Amerikas war und aufgrund der Abwanderungen der Eliten und des wirtschaftlichen Abstiegs in den 80er Jahren nur noch auf Platz 27 rangierte.
Die Geschichte beginnt mit dem Amtsende von Polizeichef William O’Connell, dessen Nachfolger die 35-jährige Frau S. Jammu antritt, einer zwar in Amerika geborenen, aber lange Zeit der Polizei von Bombay vorstehenden Inderin, deren Auftritt in St. Louis mit großer Skepsis von Medien und Wirtschaftselite beobachtet wird. Unruhen machen sich schnell breit, als erst eine Autobombe explodiert, die beinahe Mr. Hutchinson, den Generalintendanten der Sendeanstalt KSLX das Leben gekostet hätte, dann eine Bombendrohung gegen das gefüllte Footballstadion im Stadtzentrum bei der Evakuierung mehrere Schwerverletzte fordert. Die Polizei ist jedoch ungewöhnlich schnell bei den Krisenherden und löst die Probleme souverän. Schon vermuten einige führende Köpfe der Stadt ein Komplott, und tatsächlich treibt Jammu ebenso ihre Machtspielchen wie die verschiedenen Immobilien-Spekulanten und Bauherren der Stadt. Franzen schildert nicht nur minutiös, amüsant und scharfsinnig die Intrigen, die eine amerikanische Metropole allmählich zugrunde richten, sondern auch das Schicksal der weißen amerikanischen Mittelschicht, die ihrer Träume beraubt wird.

Jonathan Franzen - „Schweres Beben“

(Rowohlt, 685 S., HC)
Seitdem Jonathan Franzen mit seinem Roman „Die Korrekturen“ für eine mittlere literarische Sensation auch hierzulande gesorgt hat, sind zunächst sein Erstling „Die 27ste Stadt“ und nun auch der 1992 verfasste Nachfolger „Schweres Beben“ ins Deutsche übersetzt worden. Der sehr üppige, detaillierte und verschachtelte Roman beginnt mit der Professorenfamilie Holland, die in Evanston, Illinois, aufwuchs, wo der Vater von Louis und Eileen als Professor für Geschichte an der Northwestern University beschäftigt war.
Mittlerweile hat es Eileen nach Cambridge gezogen und Louis gerade erst von Houston nach Somerville, einen ärmlichen Nachbarort von Cambridge, wo er als Radiomoderator jobbt. Da erhält er auch schon einen Anruf von seiner Großmutter Rita, die sich als Esoterikautorin einen Namen gemacht hat und mit der er sich gleich verabredet. Doch da erschüttert Boston ein Erdbeben und tötet Louis’ Großmutter. Was folgt, sind wütende Auseinandersetzungen über das Erbe und problematische Beziehungen zwischen Louis und Lauren einerseits und Louis und der durch das Erdbeben in die Stadt gekommene Seismologin Renée andererseits. Renée macht bald einen Chemiekonzern aus, der für die Erdbeben verantwortlich zu sein scheint, womit die Handlung des vielschichtigen Familienromans durch Krimi-Aspekte erweitert wird und auch eine komplizierte Liebesgeschichte und Weltuntergangsszenarien bereithält. Franzen erweist sich als stilsicherer Erzähler, der es mit seiner Gründlichkeit manchmal etwas zu genau nimmt.

Paul Auster - „Die Brooklyn Revue“

Mittwoch, 2. September 2009

(Rowohlt, 351 S., HC)
Nachdem der fast sechzigjährige ehemalige Versicherungsvertreter Nathan Glass die Scheidung von seiner Frau Edith hinter sich gebracht und das Haus in Bronxville verkauft hat, kehrt er nach 56 Jahren wieder in seine Heimat nach Brooklyn zurück. Dorthin will er sich zum Sterben zurückziehen, nachdem ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden war, doch es bestehen gute Chancen auf Heilung.
Auch wenn seine 29-jährige Tochter Rachel insistiert, er solle sich eine Beschäftigung suchen, genügt es Nathan vorerst, fast täglich sein Mittagessen im Cosmic Diner einzunehmen, wo er sich hoffnungslos in die puertoricanische Kellnerin Marina verknallt hat, nimmt dann aber ein Projekt in Angriff, das er „Das Buch menschlicher Torheiten“ nennt, in das Nathan all seine begangenen Blamagen und Fehltritte einzutragen gedenkt. Bei einem Besuch im antiquarischen Buchladen „Brightman’s Attic“ trifft er zufällig seinen Neffen Tom Wood, dem Nathan eine grandiose akademische Karriere vorhersagte, der aber jahrelang Taxi gefahren war und schließlich bei Harry Brightman eine Anstellung in dessen Laden gefunden hat. Brightman kann auf ein schillerndes Leben verweisen, zu dem auch ein längerer Gefängnisaufenthalt zählt. Als Inhaber der Kunstgalerie „Dunkel Frères“ förderte er erfolgreich den Künstler Alec Smith und verkaufte nach dessen Tod weiterhin Bilder mit seinem Namen, die jedoch von einem anderen Künstler gefälscht wurden. Und schon plant Brightman den nächsten Coup, den Verkauf eines gefälschten Hawthorne-Manuskripts. Nathan rät dringend von dem Plan ab, doch Harry ist schon längst Feuer und Flamme für das ambitionierte Projekt … Gewohnt sprachgewandt und mit leisem Humor spinnt der Brooklyner Autor ein faszinierendes Geflecht von aneinander gereihten Torheiten.

Paul Auster - „Nacht des Orakels“

(Rowohlt, 286 S., HC)
Nachdem der 35-jährige Schriftsteller Sidney Orr im Januar 1982 an einer Subwaystation zusammenbricht, wird er mit inneren Blutungen, Knochenbrüchen, zwei Kopfverletzungen und neurologischen Schäden ins Krankenhaus eingeliefert. Nach einigen Wochen geben die Ärzte die Hoffnung auf, doch Sid hält durch und wird sogar nach vier Monaten aus dem Krankenhaus entlassen und von seiner bezaubernden Frau Grace liebevoll gepflegt. Als er wenige Monate darauf im „Paper Palace“ von Mr. Chang ein wundervolles blaues Notizbuch aus Portugal entdeckt, ist sogar seine Schreibblockade aufgehoben.
Die Geschichten strömen mit unglaublicher Leichtigkeit aus Sids Feder, enden aber immer irgendwie in einer Sackgasse. Er beginnt aber sogar ein Drehbuch für ein Remake von H.G. Wells’ „Die Zeitmaschine“ zu schreiben. Doch auf einmal beginnt sein gerade erst wieder in geordnete Bahnen gelenktes Leben aber ebenfalls wieder aus den Fugen zu geraten. Seine Frau benimmt sich äußerst merkwürdig, nachdem sie erfährt, dass sie schwanger ist, und bleibt sogar über Nacht fort. Mr. Chang kündigt ihm aus heiterem Himmel die Freundschaft, und Sid beginnt, merkwürdige Szenarien auch um seinen besten Freund, den berühmten Schriftsteller John Trause, zu spinnen… Paul Auster erweist sich einmal mehr als virtuoser Erzähler des Zufalls und geht der spannenden Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem „Vorher“ und dem „Nachher“ nach, der Möglichkeit, ob das Schreiben das Leben beeinflussen könne. „Wir leben in der Gegenwart, aber die Zukunft ist in jedem Augenblick in uns“, lässt Auster Trause am Ende sagen. „Vielleicht geht es beim Schreiben nur darum. Nicht Ereignisse der Vergangenheit aufzuzeichnen, sondern Dinge in der Zukunft geschehen zu lassen.“

Paul Auster - „Das Buch der Illusionen“

Dienstag, 1. September 2009

(Rowohlt, 384 S., HC)
Den Literaturprofessor David Zimmer kennen wir bereits aus Austers vorzüglichem Roman „Mond über Manhattan“. Mittlerweile ist er ein sehr einsamer, fast gebrochener Mann, der den Schmerz durch den Tod seiner Frau und seiner beiden Söhne nach einem Flugzeugabsturz mit Whiskey zu betäuben versucht. Vor ein paar Jahren schrieb er ein Buch über den Stummfilmkomiker und –regisseur Hector Mann, der im Januar 1929 spurlos verschwand. „Die stumme Welt des Hector Mann“ erschien 1988 – wenig später erhält Zimmer einen geheimnisvollen Brief, in dem ihm die Möglichkeit eröffnet wird, Hector Mann kennenzulernen.
 Es tauchen überall in der Welt längst für verschollen gehaltene Filme auf, und Zimmer setzt seine Lehrtätigkeit aus, um die Filme in Paris, London und in den USA zu betrachten. Mit neuem Lebenswillen macht er sich an die Übersetzung von Chateaubriands umfangreichen Memoiren, bis eines Abends eine Frau vor dem Haus des Professors auftaucht und ihn mit gezückter Pistole auffordert, sie nach New Mexico zu begleiten, um den im Sterben liegenden Hector Mann zu treffen. Zimmer tritt in eine mysteriöse Welt aus Liebe und Leidenschaft, Kunst und Täuschung. Paul Auster erweist sich mit seinem neuen Roman wieder mal als brillanter Geschichtenerzähler, der trotz aller liebevoll geschilderter melancholischer Stimmungen stets auch Hoffnungsschimmer zu transportieren versteht, die sich hinter all den rätselhaften Ereignissen verbergen, deren Zeuge nicht nur der Protagonist des Romans, sondern auch der Leser wird.

John Grisham - „Die Begnadigung“

Samstag, 1. August 2009

(Heyne, 480 S., HC)
Nach einer desaströsen Wahlniederlage scheidet der nach William Henry Harrison wohl unbedeutendsten Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Arthur Morgan, nach vier Jahren aus dem Amt. Zu seinen letzten Amtshandlungen zählt eine Liste von Begnadigungskandidaten, auf der sich unter anderem mit Joel Backman der wohl skrupelloseste Lobbyist befindet, der für seine wirtschaftkriminellen Aktivitäten zwanzig Jahre Einzelhaft aufgebrummt bekam. Nun drängt der verkrüppelte, doch bereist seit 18 Jahren die CIA führende Direktor Teddy Maynard auf Backmans Begnadigung.
Der politikmüde Präsident gibt Maynards Drängen nach, nur um dem politischen Establishment in Washington eins auszuwischen. Backman, der über brisante Informationen über die von pakistanischen Computerfreaks entwickelte Software „JAM“ zum geheimen Satellitensystem „Neptun“ verfügt, wird von der CIA mit einer neuen Identität versorgt und nach Italien transportiert, wo ihm ein neues Leben geschenkt wird. Doch die Nachricht von der überraschenden Begnadigung macht schnell die internationale Runde, die Jagd auf Backman ist eröffnet. Dass der Broker, der das Satellitensystem einst verschiedenen Regierungen zum Kauf anbot, sein neues Leben nicht mehr lange genießen wird, ist dem CIA durchaus bewusst. Maynard und Co. interessiert nur, wer den ungeliebten Backman aus dem Weg räumt ... Grisham, der bereits mit seinen Justiz-Thrillern das moderne Amerika kritisierte, bewegt sich mit seinem neuen Roman auf der großen Bühne der Geheimdienste und ihrer verschwörerischen Machenschaften. Klar, dass bei einem meisterhaften Geschichtenerzähler wie Grisham dabei wieder ein äußerst packender Plot herausgekommen ist, der geradezu nach einer weiteren Verfilmung schreit.

John Grisham - “Die Bruderschaft”

(Heyne, 448 S., HC)
In der Regel leben die spannenden Romane des ehemaligen Anwalts John Grisham von dem aussichtslosen Kampf, den junge, unerfahrene Rechtsanwälte mit ihren unterprivilegierten Mandanten gegen mächtige Konzerne und ihrer Skrupellosigkeit führen und der Gerechtigkeit letztlich doch zum Sieg verhelfen. Mit seinem neuen Werk “Die Bruderschaft” entwirft er einmal ein anderes Szenario. Nachdem bereits “Das Testament” eine ungewöhnliche Schadenfreude über die bemitleidenswerten Erben eines Multimilliardärs zum Ausdruck brachte, wirft Grisham mit “Die Bruderschaft” einen zynischen Blick sowohl hinter die Gefängnismauern als auch hinter die Kulissen der ganz großen Politik.
Unter den Insassen von Trumble, einem fast paradiesischen Gefängnis in Florida, befinden sich neben Kleinkriminellen auch drei ehemals angesehene Richter, die sich “Die Bruderschaft” nennen und in der Gefängnisbibliothek regelmäßig die Rechtsangelegenheiten der Mitinsassen gegen Bezahlung regeln. Lukrativer wird allerdings das Geschäft, als die drei Richter über einen Anwalt in der Welt da draußen Erpresserbriefe an hochstehende Persönlichkeiten schicken. Als sie eines Tages allerdings einen mächtigen Politiker am Haken haben, setzt dieser alles in Bewegung, um sein Saubermann-Image auch weiterhin zu bewahren. Grisham hat diese Geschichte wieder mit sehr viel Witz und Raffinesse erzählt und dabei gleich die Mechanismen der Macht bloßgelegt.

John Grisham - „Die Farm“

(Heyne, 464 S., HC)Von John Grisham ist man bereits so viele hochkarätige, meist auch noch erfolgreich verfilmte Justizthriller wie „Die Firma“, „Die Akte“, „Die Jury“ oder „Der Regenmacher“ gewohnt, dass man kaum je etwas anderes von ihm zu lesen erwartet hätte. Dabei hat sich Grisham ja bislang nicht nur durch seine Anwaltspraxis als fachkundiger Kenner seiner Materie, sondern auch als hervorragender Erzähler erwiesen. Warum sich also nicht mal mit einem anderen Stoff befassen? Für seinen neuen Roman „Die Farm“ hat sich Grisham also mal nicht von Gerichtsprozessen und Anwaltskanzleien inspirieren lassen, sondern von seinen eigenen Kindheitserlebnissen im ländlichen Arkansas: Das Leben des siebenjährigen Luke Chandler ist von der sommerlichen Baumwollernte und Baseball geprägt. Er hilft bei der Ernte ebenso wie die aus den Bergen rekrutierte Familie Spruill und mexikanische Wanderarbeiter.
Als Luke Zeuge einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen dem verhassten Jerry Sisco und dem kräftigen Hank Spruill wird, verändert sich sein ganzes Leben. Aus Angst vor der Rache der Spruills, auf die seine Familie bei der Ernte angewiesen ist, verschweigt Luke, was er gesehen hat. Aber es geschehen noch weitere Dinge in diesem Sommer des Jahres 1952. Luke verguckt sich etwas in die 14-jährige Tally, die sich aber mit einem älteren Jungen trifft, dann erfährt er auch noch Ungeheuerliches von seinem Bruder Ricky, der in Korea kämpft. Grisham hat mit „Die Farm“ auf jeden Fall bewiesen, dass er nicht nur Spannungsliteratur schreiben kann. Hier ist ihm eine wundervolle Geschichte über das Ende einer Kindheit gelungen.

John Grisham „Die Liste“

(Heyne, 480 S., HC)
Nachdem sich John Grisham mit „Die Farm“ und „Der Coach“ eine kleine Auszeit von seinen Justiz-Thrillern genommen hatte, kehrt er nach „Die Schuld“ mit „Die Liste“ zu seinem klassischen Thema zurück, der Frage nach Schuld und Sühne, Rache und Gerechtigkeit. Willie Traynor übernimmt 1970 in Clanton, Mississippi die bankrotte Kleinstadtzeitung Ford County Times, nachdem der 23-jährige Student das dafür nötige Geld von seiner reichen Tante erhalten hatte. Als die dreißigjährige Witwe Rhoda Kassellaw vor den Augen ihrer beiden Kinder vergewaltigt und ermordet wird, ist der mutmaßliche Täter schnell gefasst.
Danny Padgitts Name ist mit das letzte, was der sterbenden Frau noch von den Lippen geht, wenig später wird der von Rhodas Blut besudelte und betrunkene Verdächtige von der Polizei gestellt. Die Jury, in der erstmals eine Schwarze sitzt, befindet den Angeklagten zwar für schuldig, verhängt aber nur eine lebenslange Haftstrafe, nicht wissend, dass „lebenslänglich“ in Mississippi gerade mal zehn Jahre ausmachen. Bereits vor seiner Verurteilung versprach Danny Padgitts, die Mitglieder der Jury im Falle eines Schuldspruchs persönlich umzubringen, und bereits während des Verfahrens spart seine mächtige wie kriminelle Familie nicht an Einschüchterungsmanövern. Als Danny Padgitt nach neun Jahren wieder auf freien Fuß kommt, muss vor allem Willie Traynor um sein Leben fürchten, nachdem er mit seiner effektheischenden Berichterstattung maßgeblich zur Vorverurteilung des Angeklagten beigetragen hatte... „Die Liste“ schreit wie „Die Akte“, „Die Jury“, „Der Klient“ oder zuletzt „Das Urteil“ nach einer Verfilmung!

John Grisham „Die Schuld“

(Heyne, 448 S., HC)
Der wie viele andere Pflichtverteidiger stark überlastete Clay Carter kann es kaum fassen, dass ihm schon wieder ein Mordfall aufgedrückt wird. Der junge Schwarze Tequila Watson hat offensichtlich ohne erkennbares Motiv den Drogendealer Pumpkin erschossen und wurde dabei eindeutig von Zeugen identifiziert. Bevor sich Carter überhaupt richtig mit der Verteidigung befassen kann, wird er von dem mysteriösen Max Pace aufgesucht, der von einem Pharma-Unternehmen als Troubleshooter engagiert wurde und Carter ein unglaubliches Angebot unterbreitet: Der Konzern hatte ein ungenehmigtes Präparat an Drogensüchtigen getestet, das die Abhängigkeit heilen sollte. Erst spät wurde entdeckt, dass einige der Patienten grundlos anfingen zu morden. Um diesen Umstand nicht bei einem Gerichtsverfahren publik zu machen, strebt das Unternehmen einen großzügigen Vergleich an.
Carter nimmt das Angebot an, kündigt beim Office of the Public Defender, bekommt seine eigene Kanzlei in der nobelsten Gegend Washingtons und stellt eigene Anwälte ein. Schon schanzt ihm Pace die nächste Schadensersatz-Geschichte zu. Carter gibt die Millionen-Honorare allerdings auch schneller aus, als das Geld wieder in die Kassen strömt. Er hofft auch, mit seinem neuen Reichtum seine Freundin Rebecca zurückzugewinnen, die ihn vor kurzem auf Druck ihrer reichen Eltern verlassen hat. Doch dann ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Max Pace verschwindet spurlos, das FBI ermittelt wegen Handel mit Insiderwissen, sich übervorteilt fühlende Mandanten klagen gegen Carter... Grisham schildert sehr anschaulich die Problematik überhöhter Schadensersatzvergleiche, doch wirkt die Story längst nicht so spannend wie die meisten seiner früheren Werke.

John Grisham – „Das Testament“

(Heyne, 512 S., Tb.)
Dem exzentrischen Milliardär Troy Phelan ist die Vorstellung, dass sein Imperium den geldgierigen Erben zufällt, so zuwider, dass er vor seinem Freitod sein Testament zugunsten seiner unehelichen Tochter Rachel ändert.
Während die entrüstete Phelan-Familie versucht, die Änderung des Testaments anzufechten, macht sich der ehemalige, seit längerem sich aber schon auf dem absteigenden Ast befindende Staranwalt Nate O’Riley auf die Suche nach der legitimen Erbin. Als er sie nach einer abenteuerlichen Reise endlich im brasilianischen Regenwald findet, zeigt sie sich wenig interessiert an dem Erbe, dafür aber an Nate. Wenn dieser aber Rachel nicht umstimmen kann, das Erbe anzutreten, verfällt es letztlich doch der habgierigen Familie, die bis dato noch nichts von der Existenz von Troys unehelicher Tochter gewusst hat. Grisham versteht es dabei sehr gut, den Wettlauf gegen die Zeit im Strudel der interessanten Begegnung zwischen Rachel und dem Rechtsanwalt darzustellen, deren Verhalten zunächst von ganz unterschiedlichen Motivationen geprägt ist.