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Lawrence Block (Hrsg.) – „Nighthawks – Stories nach Gemälden von Edward Hopper“

Freitag, 10. November 2017

(Droemer, 320 S., HC)
Der amerikanische Maler Edward Hopper (1882-1967) wird gern und sicher zurecht als Chronist der amerikanischen Zivilisation bezeichnet, in der vor allem die Isolation des modernen Menschen thematisiert wird. So sitzen in seinem wohl berühmtesten Gemälde „Nighthawks“, das Titel und Cover der vorliegenden Anthologie ziert, drei Gäste in einer Bar, die scheinbar nicht miteinander kommunizieren und in ihre eigenen Gedanken versunken sind, flankiert von einem beschäftigten Barkeeper. Dieses und 16 weitere Gemälde Hoppers dienten den Schriftstellern, die Lawrence Block für seinen Sammelband begeistern konnte, als Inspiration für die Geschichten, die eigentlich in Hoppers Werken zu finden sind, aber bislang nicht erzählt wurden.
Block, der selbst mit seinen Krimis um den Buchhändler und Einbrecher Bernie Rhodenbarr, den Auftragsmörder Keller und den alkoholkranken Privatdetektiv Matthew Scudder ein gefeierter Autor ist und zu Hoppers „Automat“ (1927) eine Geschichte beigesteuert hat, beschreibt in seinem Vorwort:
Hopper war weder Illustrator noch narrativer Künstler. Seine Bilder erzählen keine Geschichten. Stattdessen vermitteln sie – kraftvoll und unwiderstehlich – den Eindruck, dass sich darin Geschichten verbergen, die nur darauf warten, erzählt zu werden. Er zeigt uns einen Moment, auf die Leinwand gebannt; eindeutig hat dieser Vergangenheit und Zukunft, doch es ist an uns, sie zu entdecken.“ (S. 10) 
Die Auswahl der Bilder für ihre Geschichten blieb den Autoren vorbehalten. Manchmal wird der Bezug zum ausgewählten Gemälde gleich in den ersten Sätzen deutlich, manchmal ist es nur eine Stimmung, die das Gemälde für den Schriftsteller ausstrahlt und eine Geschichte in Bewegung setzt. So erzählt Jill D. Block in „Die Geschichte von Caroline“ die Begegnung zwischen der bei Pflegeeltern aufgewachsenen Hannah und ihrer leiblichen Mutter Grace, die sie als Pflegekraft für ihren im Sterben liegenden Mann Richard engagiert hat, während auf dem dazugehörigen Bild „Summer Evening“ (1947) ein junger Mann und eine junge Frau nachts auf der Veranda an der Mauer lehnen. Robert Olen Butler hat dagegen in seiner Story „Abenddämmerung“ sehr konkret die Figurenkonstellation auf dem Bild „Soir Bleu“ (1914) mit einem Clown auf der Veranda, zwei Männern, die ihm am Tisch gegenübersitzen, und einer dabeistehenden Frau als Ausgangspunkt für eine Geschichte über die Erinnerung des Ich-Erzählers über seine Begegnung mit einem Pierrot in jungen Jahren genommen.
Und Michael Connelly lässt den Helden seiner Romanreihe um Detective Bosch auch in „Nachtfalken“ auftreten, wobei Bosch als Privatermittler den Hintergrund einer jungen Frau erforschen soll, die zur Inspiration für ihre Ambitionen als Schriftstellerin ins Museum geht, um Hoppers Gemälde „Nighthawks“ zu studieren.
Zwar sind in Deutschland nicht alle hier versammelten Autoren bekannt, aber auch die neben den Thriller-/Krimi-/Horror-Autoren Lee Child, Joyce Carol Oates, Jeffery Deaver, Joe R. Lansdale und Stephen King hierzulande nicht bekannten Schriftsteller tragen zur äußerst gelungenen Anthologie bei, die über verschiedene literarische Genres hinweg doch immer eindringlich die melancholisch-lakonische Stimmung in Hoppers Gemälden einfängt. Dazu lädt die wunderschöne Gestaltung des Hardcover-Hochglanz-Buches einfach auch dazu ein, sich selbst von den den einzelnen Geschichten vorangestellten Abbildungen inspirieren zu lassen.
Leseprobe Lawrence Block - "Nighthawks"

Michael Connelly – (Harry Bosch: 5) „Das Comeback“

Samstag, 19. August 2017

(Heyne, 427 S., Tb./Knaur, eBook)
Nach seiner Zwangsbeurlaubung wegen Stress und der Versetzung zum Einbruchsdezernat des Hollywood-Reviers darf LAPD-Detective Harry Bosch wieder zurück an den Mord-Tisch, um das Rekordtief der Mord-Aufklärungsrate zu bekämpfen. In seinem ersten Fall unter Führung von Lieutenant Grace Billets wird Bosch mit seinen Kollegen Jerry Edgar und Kizmin Rider zu einem außergewöhnlichen Tatort gerufen.
Im Kofferraum eines Rolls-Royce hat der Streifenpolizist Powers die Leiche des Hollywood-Produzenten Tony Aliso gefunden, der mit zwei Kopfschüssen hingerichtet worden ist.
Seine Frau Veronica nimmt die Nachricht recht gelassen auf. Wie sich herausstellt, ist ihr bewusst gewesen, dass ihr im Pornogeschäft arbeitende Mann Affären mit anderen Frauen unterhielt und sich oft in Las Vegas aufhielt, wo er stets im Mirage abgestiegen ist.
Als sich Bosch in Las Vegas umhört und die Videobänder des Casinos sichtet, entdeckt er seine alte Freundin Eleanor Wish auf den Bildern, die beim FBI gearbeitet hatte und für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis musste. Bosch und seine Kollegen haben alle Hände voll zu tun, Verbindungen zwischen Aliso und der Mafia herzustellen, für die der Ermordete offenbar Geld im großen Stil gewaschen hat. Als das FBI dem LAPD den Fall entzieht, ermittelt Bosch mit Billets‘ Einverständnis jedoch weiter in dem Fall, denn die allzu klaren Indizien gegen Luke Goshen, in dessen Wohnung die Tatwaffe und 480.000 Dollar in bar gefunden werden, scheinen eine größere Verschwörung zu verschleiern.
„Marks war Mr. X. Aber irgendetwas war passiert. Die Buchprüfung durch das Finanzamt gefährdete das Unternehmen, was wiederum Joey Marks gefährdete. Marks‘ Reaktion war, den Geldwäscher zu liquidieren.
Diese Theorie hörte sich gut an, aber Bosch fand, es gab noch zu viele Sachen, die nicht zu passen schienen.“ (S. 140) 
Eigentlich hätte sich Harry Bosch für seine Rückkehr ins Morddezernat unter der neuen charismatischen Leitung des weiblichen Lieutenant Grace Billets und den Kollegen Edgar und Rider kaum einen interessanteren Fall wünschen können, denn es geht nicht nur um die Aufklärung eines Mordes, sondern auch um die (teils schwierige) Zusammenarbeit mit der Polizei in Las Vegas und vor allem mit dem FBI, um den Ärger mit der Internen, um viel Geld, den Einfluss der Mafia und die erneute Begegnung mit seiner alten Freundin Eleanor, für die Bosch nach wie vor tiefe Gefühle hegt, die er nach Dienstvorschrift nicht haben dürfte.
In den sehr vertrackten Ermittlungen mit vielen offensichtlich gelegten falschen Spuren ragt Bosch einmal mehr als eigensinniger, aber über jeden Zweifel erhabener Super-Cop heraus. Bei anhaltendem hohen Tempo und dramaturgisch geschicktem Spannungsaufbau wirken die vielen Wendungen sehr konstruiert und nicht immer überzeugend. Dennoch bietet der fünfte Harry-Bosch-Roman überdurchschnittlichen Thrill mit einem überaus charismatischen Detective.
Leseprobe Michael Connelly - "Das Comeback"

Michael Connelly – (Harry Bosch: 3) „Die Frau im Beton“

Freitag, 28. Juli 2017

(Heyne, 429 S., Tb.)
Harry Bosch steckt mal wieder in der Klemme. Der 43-jährige Detective muss sich in einem Bürgerrechtsprozess verantworten, nachdem ihn die Witwe des mutmaßlichen Puppenmacher-Mörders Norman Church verklagt hat, vor vier Jahren in unverhältnismäßiger Weise ihren Mann erschossen zu haben. Während sein eigener Anwalt Belk vor Gericht keine wirklich gute Figur macht, versucht die ambitionierte Anwältin der Klägerin, Honey Chandler, nachzuweisen, dass Bosch, da er allein gehandelt hat, die vorgebrachten Beweise manipuliert und die Schusswaffe unrechtmäßig benutzt hat, die den unbewaffneten Verdächtigen getötet hat.
Schwierig wird der Fall vor allem durch das Auftauchen einer weiteren Leiche, die nach dem Ausbrennen eines Gebäudes im Beton gefunden wird und nachweislich nach dem Tod des berüchtigten Puppenmachers ermordet wurde. Wenn er nicht gerade vor Gericht sein muss, versucht Bosch mit seinem Partner Jerry Edgar die genauen Umstände der Tat herauszufinden, und kommt zu dem Schluss, dass es einen Nachahmungstäter geben muss, der Zugang zu den Ermittlungen damals gehabt haben muss. Doch wenn dies im Prozess zur Sprache kommt, könnte dieser Täter gewarnt werden.
Unter der Leitung von Chief Irving wird eine Einsatzgruppe ins Leben gerufen, die das Muster hinter den Morden detaillierter zu entschlüsseln versucht. Derweil unterstellt Chandler Bosch ein außergewöhnliches Motiv für seine vermeintlich unangebracht forsche Tat, nämlich Rache für den nach wie unaufgeklärten Mord an seiner eigenen Mutter, die ebenfalls als Prostituierte gearbeitet hat.
„Hatte sie etwa recht? Er hatte nie bewusst darüber nachgedacht. Er war da, der Gedanke an Rache. Irgendwo verborgen, zusammen mit den verblassten Erinnerungen an seine Mutter. Aber er hatte ihn nie ins Bewusstsein geholt und untersucht. Warum war er in jener Nacht allein losgefahren? (…)
Bosch hatte sich selbst und allen anderen immer versichert, er hätte so gehandelt, weil er der Nutte nicht geglaubt hatte. Inzwischen war es seine eigene Story, die er bezweifelte.“ (S. 138) 
Auch in privater Hinsicht stellt ihn der Puppenmacher-Fall vor eine harte Probe, denn Boschs Freundin Sylvie, die er als Witwe eines seiner Kollegen kennengelernt hat, versucht vergeblich, zu Boschs inneren Wesen vorzudringen.
Mit dem dritten Band seiner bis heute enorm erfolgreichen Romanreihe und mittlerweile als von Amazon produzierten Streaming-Serie um den charismatischen Detective Harry Bosch präsentiert Pulitzer-Preisträger Michael Connelly vor allem einen packenden Gerichtsthriller, in dem nicht nur Boschs Alleingang mit tödlichem Ausgang verhandelt, sondern auch seine persönliche Vergangenheit als Kind einer Prostituierten aufgewühlt wird.
Besonders packend entwickelt sich aber die Ermittlung zum neuen Leichenfund der blonden Frau, die zwar grob ins Muster der Puppenmacher-Morde passt, aber zunehmend deutlich macht, dass es einen Nachahmungstäter aus dem engsten Kreis des damaligen Ermittlungsteams geben muss. Natürlich kommen dabei immer neue Kandidaten ins Spiel, bis die Beweislage andere Schlüsse nahelegt und der Täter nach wie vor frei herumläuft.
So ganz schlüssig sind diese Wendungen nicht immer, sind aber einfach den Konventionen des Genres geschuldet, die Connelly souverän beherrscht. Psychologisch interessanter ist dagegen die Auseinandersetzung vor Gericht, die Bosch zu kritischen Selbstreflexionen anregt.
Mit „Die Frau im Beton“ hat Connelly damals noch nicht seinen besten Bosch-Thriller abgeliefert, aber einen, der ohne Längen und mit gut gezeichneten Figuren bis zum Finale packend unterhält.

Michael Connelly – (Harry Bosch: 17) „Scharfschuss“

Mittwoch, 30. November 2016

(Droemer, 463 S., HC)
Da die Kriminalitätsrate in Los Angeles in jüngster Vergangenheit deutlich zurückgegangen war, haben sich die Ermittlungsbemühungen des LAPD zur Aufklärung sogenannter kalter Fälle verschoben, mit denen sich ein Jahr vor seiner geplanten Pensionierung auch Detective Harry Bosch mit seiner neuen Kollegin Lucy Soto beschäftigt.
Als sie der Autopsie des mexikanischen Musikers Orlando Mercer beiwohnen, stellt die Pathologin Corazon fest, dass das Opfer an einer Blutvergiftung gestorben ist, die durch die Gewehrkugel verursacht wurde, die sich der Musiker einer Mariachi-Band vor zehn Jahren in der Wirbelsäule eingefangen hat. Bosch und Soto rollen den Fall neu auf und stellen fest, dass Merced mit seiner Band drei Monate zuvor bei der Hochzeitsfeier des Stadtrats Armando Zeyas gespielt hatte, der mittlerweile für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Bei der nochmaligen Sichtung der Überwachungsvideos und der sichergestellten Beweise kommen Bosch und Soto zu dem Schluss, dass das Attentat gar nicht Merced gegolten hatte, sondern dem Trompetenspieler der Band, Angel Ojeda, der scheinbar eine Affäre mit der Frau des erfolgreichen Geschäftsmannes Charles „Brouss“ Broussard unterhielt, der Zeyas im Wahlkampf unterstützt hatte.
Es scheint aber auch Verbindungen zum einem Brand zu geben, der damals in der Nähe des Tatorts in einer illegalen Kindertagesstätte ausgebrochen war und bei dem Soto fünf ihrer Freunde verloren hat. Bei der weiteren Spurensuche stoßen sie auf die mutmaßliche Tatwaffe, ein Kimber Model 84 Gewehr, das sie bis zu dem Waffenhändler David Alexander Willman zurückverfolgen können, der während einer Jagd versehentlich von seinem Freund Broussard erschossen wurde. Die erfolgreiche Suche nach dem Gewehr könnte der Schlüssel zur Auflösung des Mordes an Merced sein …
„Das Gewehr war vielleicht längst verschwunden. Wenn Willman es nicht unmittelbar nach dem Schuss auf Merced entsorgt hatte, hatte wahrscheinlich Broussard es verschwinden lassen, nachdem er Willman umgebracht hatte.
Das waren alles nur Spekulationen, wusste Bosch, aber es war nicht auszuschließen, dass Willman so klug gewesen war, das Gewehr zu behalten, um es nötigenfalls als Druckmittel gegen seinen Freund Broussard einzusetzen.“ (S. 261) 
In seinem bereits 17. Fall hat es Detective Hieronymus „Harry“ Bosch gleich mit mehreren Frauen zu tun, wobei die eingangs erwähnte Pathologin Corazon nur eine kurze Affäre mit Bosch gehabt hatte, während der Cop mit der zum Ende hin in Erscheinung tretenden FBI-Agentin Rachel Walling schon auf eine längere Beziehung zurückblicken konnte. Eine etwas größere Rolle nimmt Boschs Teenager Tochter Maddie ein, mit der er allerdings zu wenig Zeit verbringt. Interessanter ist die Beziehung, die Routinier Bosch zu der 28-jährigen Lucy Soto aufbaut, die sich als ehrgeizige Ermittlerin entpuppt und Bosch eine große Unterstützung ist. Die beiden kalten Fälle, die Bosch und Soto zunächst unabhängig voneinander bearbeiten, haben es wirklich in sich.
Connelly erweist sich einmal mehr als Meister darin, in seinem dramaturgisch geschickt gestrickten Plot auf authentische Weise die mühsame Ermittlungsarbeit zu beschreiben, die aber immer wieder neue Puzzleteile und so neue Spuren ans Licht bringt, denen die Detectives verfolgen können, bis sie am Ende die losen Enden zusammenführen können. Der ehemalige Polizeireporter Connelly beweist dabei ebenso psychologisches Feingefühl wie einen ausgeprägten Sinn für überzeugende Figuren, so dass „Scharfschuss“ auf jeden Fall zu den stärksten Bänden in der erfolgreichen Bosch-Reihe darstellt.
Leseprobe Michael Connelly - "Scharfschuss"

Michael Connelly – (Harry Bosch: 4) „Der letzte Coyote“

Donnerstag, 13. Oktober 2016

(Heyne, 400 S., Tb./Knaur eBook)
Da Detective Harry Bosch seinen verhassten Vorgesetzten Harvey Pounds nach einer Auseinandersetzung durch dessen Bürofenster gestoßen hatte, wurde er für unbefristete Zeit vom Dienst suspendiert und muss nun eine Therapie bei der Polizeipsychologin Dr. Hinojo absolvieren, bis diese Assistant Chief Irving einen positiven Bescheid zu Boschs Rückkehr in die Mordkommission von Los Angeles erstellt.
Mit der Therapeutin spricht Bosch zunächst über sein vom Erdbeben zerstörtes Haus, aus dem er sich trotzdem nicht weigert auszuziehen, über die vor drei Monaten beendete Beziehung mit der Lehrerin Sylvia Moore und über den Mord an einer Prostituierten, der zur tätlichen Auseinandersetzung mit Pounds geführt hat, und schließlich über seine Mutter Marjorie Lowe, die 1961 ermordet worden war, ohne dass der Fall aufgeklärt werden konnte.
Bosch nutzt seine Zwangsbeurlaubung dazu, sich noch einmal die Akte vorzunehmen und die beiden damals ermittelnden Beamten Claude Eno und Jake McKittrick ausfindig zu machen. Zunächst kontaktiert Bosch aber Meredith Roman, die zusammen mit Marjorie für den Zuhälter Johnny Fox gearbeitet und immer wieder auf den kleinen Harry aufgepasst hatte, wenn seine Mutter arbeiten musste. Interessanter erweist sich allerdings die Spur zum damaligen Bezirksstaatsanwalt Arno Conklin, der offensichtlich eine Beziehung zu Boschs Mutter unterhalten hatte …
„Was mit seiner Mutter geschehen war, hatte ihn geprägt. Es war immer dagewesen, in den dunklen Höhlen seines Bewusstseins. Das Versprechen, es herauszufinden. Das Versprechen, sie zu rächen. Er hatte es nie ausgesprochen, nicht einmal explizit gedacht. Sonst hätte er schon früher einen Plan gemacht. Aber es gab keinen großen Plan. Trotzdem war er von dem Gefühl erfüllt, dass es unvermeidlich und von verborgener Hand vor langer Zeit festgesetzt worden war.“ (Pos. 1320) 
Mit dem vierten Band um den in Hollywood beim Morddezernat als Detective arbeitenden Harry Bosch taucht der amerikanische Thriller-Bestseller-Autor Michael Connelly tief in die angeknackste Seele seines Helden ein und verknüpft Boschs seelische Aufbereitung seiner durch den Verlust seiner Mutter bedingte schwierige Kindheit in Pflegeheimen mit einem ebenso persönlichen ungeklärten Fall. Dabei überrascht es kaum, dass die unvollständige Akte zum Mord an seiner Mutter zu Spuren führen, die bis in höchsten Kreise der Stadtverwaltung reichen.
Geschickt baut Connelly einen faszinierenden Plot auf, der zwischen Therapiesitzungen und privaten Ermittlungen pendelt, wobei Boschs Vorgehen ungewöhnliche, immer wieder auch tödliche Konsequenzen nach sich zieht. Connelly folgt dabei recht konventionellen Erzählstrukturen mit gut kalkulierten Wendepunkten, hält die Spannung aber kontinuierlich bis zum überzeugenden Finale aufrecht. Was „Der letzte Coyote“ besonders auszeichnet, ist die sehr persönliche Geschichte, die Bosch seinen Fans noch näherbringt.
Leseprobe Michael Connelly - "Der letzte Coyote"

Michael Connelly – (Harry Bosch: 7) „Dunkler als die Nacht“

Donnerstag, 18. August 2016

(Heyne, 464 S., HC – Knaur eBook, 431 S., eBook)
Drei Jahre nach seiner Herztransplantation steht für den ehemaligen FBI-Ermittler und Experten für Serienmorde Terry McCaleb vor allem die Familie im Vordergrund. Immerhin ist McCaleb seit vier Monaten Vater einer Tochter, die er mit seiner Frau Graciela auf der Insel Catalina vor Los Angeles aufzieht. Doch dann taucht unvermittelt Sheriff’s Detective Jaye Winston bei ihm zuhause auf und bittet ihn, sich nur einmal die Unterlagen zum Mord an Edward Gunn anzusehen, einem trinkfreudigen Nichtsnutz, der immer wieder von dem Cop Harry Bosch im Gefängnis aufgesucht worden ist.
Interessanterweise führen einige Hinweise zu den düsteren Gemälden von Hieronymus Bosch und weiter zu seinem Namensvetter Harry Bosch, der gerade als Ermittler im Strafverfahren gegen den Hollywood-Regisseur David Storey aussagen soll.
Er ist angeklagt, eine junge Schauspielerin nach dem Sex erwürgt zu haben und es wie eine autoerotische Asphyxie aussehen zu lassen. Beide Fälle weisen unübersehbare Parallelen auf, so dass sich McCaleb mehr mit dem Fall zu beschäftigen beginnt, als er eigentlich sollte, selbst als er von Winston offiziell zurückgepfiffen wird. Was McCaleb aber besonders irritiert, ist der Umstand, dass die Indizien darauf hinweisen, dass ausgerechnet Harry Bosch für den Tod von Edward Gunn verantwortlich zu sein scheint.
„McCaleb wusste, viele Verbrecher machten Fehler, die zu ihrer Überführung führten, weil sie im Unterbewusstsein nicht ungestraft davonkommen wollten. Das Gesetz des ewigen Kreislaufs, dachte McCaleb. Vielleicht sorgte Bosch unbewusst dafür, dass sich das große Rad auch für ihn drehte.“ (S. 230) 
Als sich McCaleb und Bosch über diese seltsamen Zusammenhänge unterhalten, bemerkt Bosch zu seiner Verteidigung, dass McCaleb etwas übersehen haben muss, worauf sich dieser noch einmal an die Arbeit macht und tatsächlich auf eine interessante Spur stößt, die dem Verfahren gegen den arroganten Hollywood-Filmemacher eine ganz neue Richtung verleiht …
Der amerikanische Bestseller-Autor Michael Connelly hat mit seiner Reihe um den eigenwilligen Ermittler Harry Bosch nicht nur Krimi-Geschichte geschrieben, sondern auch die Vorlage für die Amazon-Net-TV-Serie „Bosch“ geliefert. In „Dunkler als die Nacht“ führt er seinen beliebten Protagonisten erstmals mit einer Hauptfigur aus einem seiner anderen Romane zusammen, Terry McCaleb aus „Das zweite Herz“. Der Leser erlebt hier zwei außergewöhnliche Ermittler, die zunächst auf unterschiedlichen Seiten stehen, dann aber gemeinsam der Wahrheit auf die Spur kommen und dabei lebensgefährliche Situationen überstehen müssen.
Connelly führt sein Publikum in die düsteren Bilderwelten des niederländischen Malers Hieronymus Bosch ein, wobei sein berühmtes Triptychon „Der Garten der Lüste“ im Zentrum des Mordes an Edward Gunn steht. Darüber hinaus gewährt der Autor Einblicke vor allem in das Privatleben von McCaleb, das sich seit seiner Herzoperation grundlegend verändert hat, ohne dass der Ermittler seine Leidenschaft für die Aufklärung ungewöhnlicher Verbrechen eingebüßt hätte.
Bosch agiert dagegen eher im Hintergrund, doch bezieht der Thriller seine Spannung vor allem aus dem Zusammenspiel der beiden Ermittler. Dabei gelingt es Connelly, sowohl einen klassischen Strafprozess als auch sorgfältige Ermittlungsarbeit dramaturgisch geschickt miteinander zu verbinden und den Leser von der ersten bis zur letzten Seite glänzend zu unterhalten.
 Leseprobe Michael Connelly - "Dunkler als die Nacht"

Michael Connelly – (Harry Bosch: 1) „Schwarzes Echo“

Mittwoch, 11. Mai 2016

(Knaur, 425 S., eBook)
Harry Bosch, Vietnam-Veteran, ehemaliges Aushängeschild des Morddezernats von Los Angeles und Vorlage für einen Spielfilm und eine Fernsehserie, wurde zu den berüchtigten Hollywood Detectives strafversetzt, nachdem einen unbewaffneten Tatverdächtigen in vermeintlicher Notwehr erschossen hat. Nun wird er zum Mulholland-Damm gerufen, wo nach einem anonymen Notruf die Leiche von Boschs Vietnam-Kollegen William Meadows gefunden wurde. Da Bosch keine verwertbaren Spuren außer dem Schriftzug eines Graffiti-Künstlers findet und nicht an die gelegte Fährte glaubt, dass das Opfer an einer Überdosis gestorben ist, unternimmt er weitere Untersuchungen.

Allerdings hat er dabei nicht nur Lewis und Clarke von der Abteilung für Innere Angelegenheiten im Hacken, sondern bekommt auch die FBI-Ermittlerin Eleanor Wish als neue Partnerin in dem Fall zugeteilt.
Der Überfall auf ein Pfandhaus in der Nähe des Zeitpunkts, an dem Meadows ermordet worden ist, ein Pfandschein in Meadows‘ Haus und ein Banküberfall führen Bosch auf eine Spur, die bis nach Vietnam zurückreicht und schließlich bis in durchaus vertraute Kreise in Boschs Umfeld führen.
„Er glaubte, dass Meadows seit seiner Entlassung von TI oder zumindest seit der Charlie Company etwas im Sinn gehabt hatte. Er war planmäßig vorgegangen, hatte legale Jobs angenommen, bis seine Bewährung zu Ende ging. Dann hatte er gekündigt und mit der Ausführung des Planes begonnen. Da war Bosch ganz sicher. Und er vermutete, dass Meadows entweder im Gefängnis oder im offenen Vollzug auf die Männer gestoßen war, mit denen er die Bank ausgeraubt hatte. Und von denen er dann ermordet worden war.“
Michael Connelly wurde 1986 für eine seiner Polizeireportagen für den Pulitzer Preis nominiert und wechselte anschließend als Polizeireporter zur Los Angeles Times. Als er 1992 für sein Thriller-Debüt „Schwarzes Echo“ gleich den Edgar Award, einen renommierten amerikanischen Krimi-Preis, erhielt, war der Startschuss für eine bis heute überaus erfolgreiche Thriller-Serie gelegt.

Tatsächlich kam es später auch – wie Harry Boschs Biografie schon im Debüt „prophezeit“ - zu einer Verfilmung eines seiner Fälle. In „Schwarzes Echo“ wird Bosch als Einzelgänger charakterisiert, der nach einem tragischen Unglück vom Morddezernat zu den Hollywood Detectives versetzt worden ist und auch dort immer wieder bei Vorgesetzten und Kollegen aneckt. Aus seiner Vergangenheit wird in „Schwarzes Echo“ vor allem seine Zeit in Vietnam aufgearbeitet.

Connelly erweist sich als sorgfältiger Autor mit präziser Sprache, wobei er bereits mit seinem Debüt dokumentiert, dass er die Regeln des Genres beherrscht – was „Schwarzes Echo“ leider auch etwas vorhersehbar macht: die obligatorische Wendung im Finale, das Geständnis der Schuldigen in der finalen Konfrontation, die „überraschende“ Rettung des Helden in buchstäblich letzter Sekunde … Von diesen Standard-Bausteinen abgesehen bietet das Bosch-Debüt durchweg spannende und kurzweilige Thriller-Kost mit einem charismatischen Cop, der bis heute zurecht erfolgreich ermittelt. 

Michael Connelly – (Harry Bosch: 2) „Schwarzes Eis“

Sonntag, 27. März 2016

(Knaur, 364 S., eBook)
Harry Bosch schiebt gerade Bereitschaftsdienst an Weihnachten und bereitet sich bei Coltranes „Song of the Underground Railroad“ sein Weihnachtsmenü zu, als der Polizeiscanner nach einem Deputy Chief in einem Motel in Hollywood verlangte. Kaum hat sich Bosch gefragt, warum man ihn als Bereitschaftsdetective von Hollywood nicht als erstes benachrichtigt hat, macht er sich schon auf den Weg. Offensichtlich hat sich Boschs Kollege Calexico Moore mit einer doppelläufigen Schrotflinte den Kopf weggeschossen, der Fall wurde an das Raub-Mord-Dezernat abgegeben. In seiner rechten Hosentasche finden die Ermittler einen Zettel, auf der nur eine Zeile geschrieben steht: „Ich fand heraus, wer ich war“.
Moore leitete die Einheit, die im Bezirk den Straßenhandel mit Drogen bekämpfte, war von seiner Frau getrennt und in das Visier des Dezernats für interne Ermittlungen geraten. Bosch hatte sich vor einigen Wochen mit Moore getroffen, um Hintergrundinformationen zu einem ermordeten Drogenkurier zu bekommen, der mit einer Superdroge zu tun hatte, die als Schwarzes Eis bezeichnet wird und eine Mixtur aus Kokain, Heroin und PCP darstellt.
Statt sich weiter mit dem Fall zu beschäftigen, bekommt Bosch von seinem Chief Pounds den Auftrag, einige Fälle des ausgebrannten Kollegen Lou Porter zu übernehmen und vor Jahresende einige davon zum Abschluss zu bringen, um die Statistik zu verbessern. Als er sich Porters jüngste Fälle ansieht, stößt er auf ein unbekanntes Opfer, das in den Akten als Juan Doe #67 geführt wird. Der ungefähr 55-jährige Lateinamerikaner wies eine Tätowierung auf und wurde von Moore hinter einem Restaurant gefunden, einen Tag, bevor er sich in einem Motel das Gesicht zerfetzte. Doch Bosch glaubt nicht an die Selbstmordtheorie macht sich auf nach Mexiko, um den Verbindungen zwischen Juan Doe, Moore und dem Drogenbaron Humberto Zorillo nachzugehen.
„Vor zwei Nächten hatte Bosch in einem heruntergekommenen Hotelzimmer gestanden und aus dem, was er gesehen hatte, auf Selbstmord eines Polizisten geschlossen. Es war ein Irrtum gewesen. Er ließ die Fakten zusammen mit den neuen Informationen Revue passieren und wusste, er hatte es mit der Ermordung eines Cops zu tun, die mit den anderen Morden zusammenhing. Wenn Mexicali die Nabe des Rads war, dann war Moore der Bolzen, der das Rad festhielt.“ (Pos. 2271) 
Auch in seinem zweiten Fall erweist sich Harry Bosch als unbequemer Detective, der sich immer wieder querstellt, wenn sich seine Vorgesetzten als sture Bürokraten erweisen, denen es nicht um Gerechtigkeit, sondern gute Aufklärungsquoten geht. Auch wenn Bosch in den eigenen Reihen wenig Freunde hat, findet er bei seinen Ermittlungen immer wieder Verbündete, diesmal vor allem in Mexico, wo es zum Ende hin zu einem furiosen Showdown mit halbwegs überraschendem Ende kommt.
Schon mit seinem zweiten Bosch-Roman „Schwarzes Eis“ hat Michael Connelly 1993 einen sympathischen Antihelden geschaffen, der mit seiner geradlinigen und ehrlichen Art aber auch einen Schlag bei den Frauen hat und so ein wenig Abwechslung vom rauen Polizeialltag genießen kann.
Leseprobe Michael Connelly - "Schwarzes Eis"

Michael Connelly – (Harry Bosch: 16) „Black Box“

Sonntag, 28. Februar 2016

(Knaur, 441 S., Tb.)
1992 wurde Detective Harry Bosch mit seinem Partner Jerry Edgar von der Hollywood Division abgestellt, um in South Central von Tatort zu Tatort zu fahren, ohne sich lange mit einem Mord aufzuhalten. Nachdem Plünderer von Geschäft zu Geschäft zogen und die Gangs von South L.A. gegen die Polizei angetreten waren, wurden Bosch, Edgar und zwei Streifenpolizisten am 1. Mai zum Crenshaw Boulevard beordert, wo in einer Durchfahrt eine junge Frau erschossen worden war.
Wie sich herausstellte, hieß die Ermordete Anneke Jespersen und arbeitete für die dänische Zeitung „Berlingske Tidende“, für die sie vor allem Reportagen aus Kriegs- und Krisengebiete fotografierte und schrieb. Doch außer einer Neun-Millimeter-Remington-Patronenhülse war am Tatort nichts Beweiskräftiges zu finden gewesen, der Fall wanderte als ungelöst zu den Akten.
Zwanzig Jahre später bekommt es Bosch in der Abteilung Offen-Ungelöst erneut mit diesem Fall zu tun. Der Ballistikbefund führt Bosch zunächst zum in San Quentin inhaftierten Rolling-Sixties-Mitglied Rufus Coleman und dem Gang-Oberhaupt Truman Story, der allerdings seit drei Jahren tot ist.
„Seine Bemühungen hatten ihn Anneke Jespersen zwar nähergebracht, ihm aber letztlich zu keinerlei Einsichten verholfen, weswegen sie ein Jahr nach Operation Desert Storm in die Vereinigten Staaten gereist war. Er war auf keinen einzigen Hinweis gestoßen, warum sie nach Los Angeles gekommen war. Es gab keine Reportage über Kriegsverbrechen, nichts, was weitere Recherchen, geschweige denn eine Reise nach Los Angeles gerechtfertigt erschien. Woran Anneke Jespersen gearbeitet haben könnte, bliebt ihm weiterhin verborgen.“ (S. 224) 

Durch Jespersens Bruder erfährt Bosch jedoch, dass die Reporterin nicht wie zuvor angenommen Urlaub in den USA gemacht hatte, sondern einer Spur gefolgt war, die bis zu Angehörigen der 237th Company führten, die sowohl im Golfkrieg als auch bei den Unruhen in Los Angeles beteiligt gewesen waren.
Bosch wird von seinem Chef O‘ Toole dazu aufgefordert, sich einem neuen Fall zu widmen und handelt sich eine Dienstaufsichtsbeschwerde ein, so dass er eine Woche Urlaub nimmt, um sich die vier Männer vorzuknöpfen, die mit der Reporterin auf dem Kreuzschiff „Saudi Princess“ Urlaub von der Front gemacht haben.

Seit der ehemalige Polizeireporter Michael Connelly 1992 mit „Schwarzes Echo“ sein Romandebüt und gleichzeitig den ersten Band um den hartnäckigen Detective Hieronymus „Harry“ Bosch vorgelegt hat, zählt der Pulitzer-Preis-Nominee zu den erfolgreichsten Thriller-Autoren weltweit. Auch mit seinem bereits 16. Band erweist sich Connelly wieder als routinierter Spannungsautor, der seine Leser ohne große Umschweife in die Handlung einführt und ihn sukzessive von einer Spur zur nächsten mitnimmt. Zwischenzeitlich fließt auch etwas von Boschs Privatleben, vor allem mit seiner 16-jährigen Tochter Maddie ein, die ebenfalls Polizistin werden möchte, doch der Plot von „Black Box“ ist ganz auf die Aufklärung eines zwanzig Jahre alten Mordfalls fokussiert.
Wie hartnäckig Bosch dabei auch die Forderungen seines Vorgesetzten ignoriert und sogar dem Polizeichef die Meinung sagt, demonstriert einmal mehr, dass er auf dem Weg zur Lösung eines Falls keine faulen Kompromisse eingeht. „Black Box“ reiht sich souverän in die gute bis hervorragend geschriebene Harry-Bosch-Reihe ein, bietet aber auch keine echten Überraschungen, wenige Einblicke ins Boschs Privatleben und endet recht konventionell in einem actiongeladenen Finale. 

Michael Connelly – (Mickey Haller: 5) „Götter der Schuld“

Montag, 1. Februar 2016

(Droemer, 509 S., HC)
Seit einer seiner Fälle als Vorlage für den Film „Der Mandant“ mit Matthew McConaughey in der Hauptrolle verfilmt worden ist, läuft es zwar noch nicht richtig rund in seiner Kanzlei, doch hat Strafverteidiger Mickey Haller nun mit dem Problem zu kämpfen, nicht mehr der einzige Anwalt zu sein, der sein Tagesgeschäft in einer Lincoln-Limousine verrichtet.
Vor allem setzt ihm aber der Umstand zu, dass er seine 17-jährige Tochter Hayley nach der verlorenen Wahl und dem damit zusammenhängenden Skandal nur noch aus der Ferne beim Fußball-Training sieht. Doch nun wird seine Aufmerksamkeit ganz von einem neuen Mordfall in Anspruch genommen: Andre La Cosse wird beschuldigt, die Prostituierte Giselle Dallinger ermordet zu haben, für die er die Internet-Präsenz verwaltete.
Erst als Haller herausfindet, dass Dallinger früher Gloria Dayton hieß und bei einem Fall einen Drogendealer mit Kontakten zum mexikanischen Kartell verpfiffen hatte, worauf sie unter neuem Namen in Hawaii ein neues Leben beginnen sollte, werden ihm die Zusammenhänge klar. Offensichtlich änderte sie zwar ihren Namen, blieb aber in Los Angeles und arbeitete nicht nur weiterhin als Prostituierte, sondern auch als Informantin für den DEA-Agenten Marco. Der wiederum ist in einen anderen Fall involviert, mit dem Haller auch zu tun bekommt, denn Gloria Dayton soll in Marcos Auftrag dem inhaftierten mexikanischen Kartell-Mitglied Hector Arrande Moya eine Waffe untergeschoben haben, damit er lebenslänglich hinter Gitter kommt.
Zusammen mit seinem Ermittler Cisco, dessen Frau (und Hallers Ex-Frau) Lorna, der aufgeweckten Nachwuchsanwältin Jennifer und seinem Fahrer Earl macht sich Haller auf die nervenaufreibende Spuren- und Beweissuche.
„Ich war überzeugt, dass mein Mandant alles Mögliche war, aber ein Mörder war er nicht. Ich war sicher, dass er der Anklagepunkte nicht schuldig war, und deshalb musste ich alle zwölf Götter der Schuld dazu bringen, am Tag der Urteilsverkündung auf mich herabzulächeln.“ (S. 315) 
Als „Götter der Schuld“ bezeichnet der Ich-Erzähler Haller in seinem fünften Fall immer wieder die zwölf Geschworenen, die über Schuld oder Unschuld der Angeklagten zu entscheiden haben. Obwohl sich Haller selbst sicher ist, diesmal einen wirklich Unschuldigen zu vertreten, ist der Weg, dies auch zu beweisen, auch diesmal schwierig und erfordert einige Tricks, mit denen er seine gewünschte Strategie erfolgreich umzusetzen versucht.
Dabei gibt es allerdings einige beklagenswerte Opfer zu betrauern, und auch an dem problematischen Verhältnis zu seiner Tochter versucht Haller zu arbeiten.
Connelly erweist sich in „Götter der Schuld“ einmal mehr als hervorragender Justiz-Thriller-Autor, der mit Mickey Haller einen charismatisch-smarten Anwalt geschaffen hat und einen vielschichtigen Fall bearbeitet, bei dem die Zeugen der Verteidigung auch mal als „feindlich“ eingestuft werden und für bewusst gesteuerte Verwirrung im Gerichtssaal sorgen.
Leseprobe Michael Connelly - "Götter der Schuld"

Michael Connelly – (Mickey Haller: 4) “Der fünfte Zeuge”

Sonntag, 10. März 2013

(Knaur, 637 S., Tb.)
Nachdem der Ermittler Harry Bosch in “Der Mandant” seinen Halbbruder, den Strafverteidiger Mickey Haller, eingeführt hat, durfte dieser in Connellys letzten Roman „Spur der toten Mädchen“ erstmals an vorderster Front sich eines Falles annehmen. In „Der fünfte Zeuge“ taucht Bosch nur noch als Randnotiz auf. Dafür hat es Haller mit einem extrem kniffligen Fall zu tun …
Als Strafverteidiger hat Mickey Haller gerade ein Werbepakt für die spanischsprachigen Radiosender gekauft und alle Hände voll damit zu tun, gegen Zwangsräumungen vorzugehen und die Rechtmäßigkeit von Zwangsvollstreckungen zu überprüfen, was den ehemaligen Hausbesitzern, die auf einmal ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen können, in den meisten Fällen zumindest etwas Luft verschafft. Doch dann kommt mit Lisa Trammel auf Haller eine Mandantin zu, die nicht nur ihre Ratenzahlungen eingestellt hat, sondern beschuldigt wird, Mitchell Bondurant ermordet zu haben, den Chef der Bank, die der Angeklagten das Haus wegnehmen will. Die Verteidigung baut darauf, dass die gerade mal 1,60 Meter messende Trammel den viel größeren Mann unmöglich mit einem Hammer erschlagen haben kann, außerdem plant Haller einen anderen Verdächtigen vorzuführen, Louis Opparizio, der mit seiner Firma ALOFT im Zuge der Zwangsversteigerungen den Papierkram für Banken wie WestLand National erledigte.
„Ich hatte nur ein Ziel, und die Entscheidung der Geschworenen hing davon ab, ob ich es erreichte. Ich musste den Mann im Zeugenstand zum Äußersten treiben. Er war nur hier, weil er seiner Gier und Eitelkeit aufgesessen war. Er hatte es gegen den Rat seiner Anwälte abgelehnt, sich hinter seinem Aussageverweigerungsrecht zu verstecken, und die Herausforderung angenommen, sich mir vor vollem Haus in einem Kampf Mann gegen Mann zu stellen. Meine Aufgabe war, ihn diese Entscheidung bereuen zu lassen. Meine Aufgabe war, ihn dazu zu bringen, sich vor den Geschworenen auf sein im fünften Zusatzartikel garantiertes Recht zu berufen, die Aussage zu verweigern. Wenn er das tat, kam Lisa Trammel frei.“ (S. 570 f.) 
Doch bis dahin ist es für Haller ein ungemein schwerer Weg, denn die gegen seine Mandantin vorgelegten Beweise scheinen erdrückend zu sein, auch wenn sie von der Staatsanwaltschaft sehr spät dem Gericht vorgelegt worden sind. Daneben bemüht sich Haller, seine Ex-Frau und die gemeinsame Tochter nicht zu vernachlässigen, um sich alle Optionen offen zu halten, seine Familie wieder zusammenzuführen.
Als langjähriger Polizeireporter weiß der amerikanische Bestseller-Autor Michael Connelly, wo er spannende Geschichten findet, und er versteht es hervorragend, sie auch so zu erzählen, dass selbst über 600 Seiten zu einem echten Pageturner werden. Mit „Der fünfte Zeuge“ hat Connelly einen packenden Fall, ein sympathisches Team, eine schwierige Beweislage und eine undurchsichtige Angeklagte. All das verwebt der Autor zu einem rasant geschriebenen Justiz-Thriller mit überraschendem Finale.
Leseprobe Michael Connelly – „Der fünfte Zeuge“

Michael Connelly – (Mickey Haller: 3) „Die Spur der toten Mädchen“

Samstag, 7. Juli 2012

(Knaur, 493 S., Tb.)
Neben der Alex-Cross-Reihe von James Pattersson zählen die Harry-Bosch-Romane von Michael Connelly zu den beliebtesten Krimi-Romanserien. Nach dem Wechsel der Reihe vom Heyne-Verlag zu Knaur fiel der Auftakt mit „Neun Drachen“ noch nicht so überzeugend aus, aber mit seinem neuen Werk kehrt der amerikanische Bestseller-Autor wieder zu alter Stärke zurück.
Allerdings steht in „Spur der toten Mädchen“ nicht der Ermittler Harry Bosch im Vordergrund, sondern wieder Strafverteidiger Mickey Haller, den Connelly mit seinem Roman „Der Mandant“ einführte und der zugleich als Ich-Erzähler fungiert. Haller staunt nicht schlecht, als er mit Gabriel Williams, dem Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, zum Mittagessen ins feine Water-Grill-Restaurant eingeladen wird und dort ein interessantes Angebot erhält: Haller soll als Sonderankläger für die Staatsanwaltschaft den Fall Jason Jessup neu aufrollen. Jessup war vor über zwanzig Jahren verurteilt worden, ein zwölfjähriges Mädchen entführt und ermordet zu haben. Doch die Spermaspuren auf dem Kleid des Opfers, die zur Verurteilung führten, stammten nicht von Jessup, wie eine DNA-Analyse später ergab, so dass der Oberste Gerichtshof des Staates Kalifornien das Urteil schließlich vor einer Woche revidierte. Nun blieben der Staatsanwaltschaft sechzig Tage, ein neues Verfahren gegen Jessup anzustrengen oder den Inhaftierten auf freien Fuß zu setzen. Zusammen mit seiner Ex-Frau Maggie McPherson als Anklagevertreterin und Harry Bosch als Ermittler macht sich Haller auf die Suche nach Zeugen von damals. Bosch hängt sich derweil an die Fersen des vorläufig auf freien Fuß gesetzten Jessup und beobachtet, dass dieser nachts immer wieder Parks am Mulholland Drive aufsucht und dort meditiert.
„Bosch spürte, wie sich eine tiefe Entschlossenheit seiner bemächtigte. Eine Entschlossenheit, die mit der wachsenden Gewissheit einherging, dass es sich bei diesem Mord nicht um einen Einzelfall handelte. Wenn Wallings Theorie richtig war – und er hatte keinen Grund, daran zu zweifeln -, war Jessup ein Wiederholungstäter. Und nachdem er vierundzwanzig Jahre auf Eis gelegt worden war, konnte er sich jetzt wieder frei in der Stadt bewegen. Es würde nicht lange dauern, bis er wieder den finsteren Zwängen nachgab, die ihn schon damals zu seinen tödlichen Taten getrieben hatten. Bosch fasste einen raschen Entschluss. Wenn Jessup unter Stress geriet und der Zwang zu töten ihn das nächste Mal überkam, wäre er zur Stelle, um dem Mann das Handwerk zu legen.“ (S. 196) 
Es erweist sich jedoch alles andere als einfach, die zwölf Geschworenen vollkommen von der Schuld des Angeklagten zu überzeugen. Die Hauptzeugin der Anklage, Sarah Geason, die Jessup unzweifelhaft als Täter identifizieren will, hat nämlich eine bewegte Drogen- und Sanatoriums-Vergangenheit hinter sich. „Spur der toten Mädchen“ erweist sich als spannungsreicher Gerichtsthriller, bei dem die Figuren zwar wieder einmal etwas blass bleiben, doch wird dieses Manko durch den spektakulären Fall in den Schatten gestellt. Connelly, der 1992 mit „Schwarzes Echo“ seinen Harry-Bosch-Siegeszug begonnen hatte, versteht es als ehemaliger Gerichtsreporter souverän, seine Leser mit einem packenden, stets authentisch wirkenden Plot zu fesseln, der keine Längen kennt und auf ein Finale zusteuert, das allerdings so manchen Leser etwas unbefriedigt zurücklassen könnte. 

Michael Connelly - (Jack McEvoy: 2) „Sein letzter Auftrag“

Montag, 21. März 2011

(Heyne, 495 S., HC)
Vor zwölf Jahren erlebte der Journalist Jack McEvoy den Höhepunkt seiner beruflichen Karriere, als er in der Rocky Mountain News den Killer überführte, den man den „Poeten“ nannte, und ein erfolgreiches Buch dazu veröffentlichte. Doch nun nähert sich seine Karriere dem Ende, als er im Zuge der bei Printmedien umgreifenden Kündigungswelle bei der L.A. Times entlassen wird.
Jack darf weitere zwei Wochen in der Redaktion verweilen, wenn er sich bereiterklärt, seine Nachfolgerin einzuarbeiten, die frisch von der Uni kommende, mit allen Wassern für den Medienmarkt der Zukunft gerüstete Angela Cook. Doch bevor der über Vierzigjährige die Segel streicht, will er noch eine große Story schreiben. Die Verhaftung des 16-jährigen Schwarzen Alonzo Winslow kommt dem ausgemusterten Polizeireporter gerade recht. Nachdem die nackte und mehrfach geschändete Leiche der 23-jährigen Striptease-Tänzerin Denise Babbit im Kofferraum ihres Mazda Millenia aufgefunden wurde, fand die Polizei im Wagen den Fingerabdruck des Verdächtigen, der in der Haft offensichtlich ein vollständiges Geständnis abgelegt hat und nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden soll. Jack kontaktiert zunächst die Großmutter des Angeklagten, die fest von der Unschuld ihres Enkels überzeugt ist, dann dessen Pflichtverteidiger, der Jack mit den wichtigsten Unterlagen versorgt. Dem über 900 Seiten umfassenden Protokoll des Geständnisses kann McEvoy allerdings entnehmen, dass Alonzo mit keinem Wort den Mord gestanden hat, sondern nur die Tatsache, dass er in dem Auto umherfuhr und dann die Leiche im Kofferraum entdeckte.
Als der Reporter auf einen ganz ähnlichen Fall in Las Vegas stößt, ist er überzeugt, dass in beiden Fällen die Falschen im Gefängnis sitzen.
„Im investigativen Journalismus mochte es vielleicht das Höchste sein, einen Präsidenten zu Fall zu bringen, aber was die Niederungen schnöder Kriminalität anging, war es auch nicht gerade das Schlechteste, wenn man den Nachweis erbringen konnte, dass ein vermeintlich Schuldiger unschuldig war… Einen unschuldigen Jungen freizubekommen, war schwer zu toppen. Mochte Alonzo Winslow offiziell auch noch nicht schuldiggesprochen worden sein, war er in den Medien längst verurteilt worden.
Ich war Teil dieser Lynchjustiz gewesen und sah jetzt, dass ich eine Chance bekommen hatte, alles wiedergutzumachen. Vielleicht gelang es mir, ihn zu retten.“ (S. 129)
Allerdings beginnt Angela Cook, die Story an sich zu reißen und macht durch ihre Recherche den mit allen Wassern gewaschenen Täter auf sich aufmerksam und bringt sich selbst in Gefahr ...
Auch wenn es sich bei „Sein letzter Auftrag“ nicht um einen Roman aus Connellys bekannter Harry-Bosch-Reihe handelt, hat der amerikanische Bestseller-Autor mit Jack McEvoy doch eine Figur in den Mittelpunkt seines neuen Thrillers gestellt, der Boschs Wege bereits in „Der Poet“ gekreuzt hat. In der Kombination zwischen einem routinierten Journalisten auf dem Abstellgleis und einer ebenso gescholtenen FBI-Agentin hat Connelly ein Dream Team geschaffen, von dem in Zukunft hoffentlich mehr zu lesen sein wird. Die Recherche-Qualitäten des einen und die Ermittler-Fähigkeiten der anderen bringen schließlich einen überaus raffinierten wie brutalen Killer zur Strecke. Neben den für Thriller üblichen Einblicken in die Vorgehensweisen von Polizei und FBI erhält der Leser hier auch einen gelungen beschriebenen Eindruck vom Alltag in einer großen Tageszeitungsredaktion. Sympathische Helden, ein geschickt konstruierter Plot und ein packendes, wendungsreiches Finale sorgen für Thriller-Unterhaltung erster Klasse!
Leseprobe „Sein letzter Auftrag“

Michael Connelly - (Harry Bosch: 14) „Neun Drachen“

Freitag, 11. März 2011

(Knaur, 479 S., Tb.)
Harry Bosch und sein Familien-gestresster Partner Ignacio Ferras bekommen einen Überfall auf einen Getränkemarkt in South Normandie zugeteilt, wo zunächst alles nach einem Raubüberfall aussieht, bei dem der Ladenbesitzer John Li erschossen wurde. Der Täter hat zur Sicherheit die Überwachungs-DVD mitgenommen, doch auf den beiden DVDs, die zurückgelassen wurden, entdeckt Bosch einen ersten Hinweis auf eine Schutzgeldzahlung, die Li geleistet hat. Durch die Mithilfe von Detective David Chu von der Asian Gang Unit nimmt Bosch den Verdächtigen Bo-Jing Chang fest, der zur chinesischen Triade Yung Kim – Tapferes Messer – gehören soll.
Allerdings bleibt den Beamten nur das Wochenende, um Chang wegen Mordes dranzukriegen, sonst müssen sie ihn wieder auf freien Fuß setzen. Doch die Durchsuchung von Changs Wohnung, Auto und Handy bringt nicht die gewünschten Ergebnisse. Da bekommt Bosch eine Videobotschaft seiner 13-jährigen Tochter Maddie zugeschickt, die mit ihrer Mutter in Hongkong lebt. Das Entführungsvideo enthält ein paar Hinweise auf den Aufenthaltsort seiner Tochter. Bosch nimmt den nächsten Flieger nach Hongkong, um mit seiner Ex-Frau Eleanor und ihrem neuen Lebensgefährten Sun Yee nach Maddie zu suchen.
„Er würde seine Tochter finden und nach Hause bringen. Oder er würde bei dem Versuch, sie zu befreien, sterben. Sein ganzes Leben lang hatte Harry Bosch geglaubt, eine Mission zu haben. Und um diese Mission durchführen zu können, musste er kugelsicher sein. Er musste sich und sein Leben so gestalten, dass er unverwundbar war, dass ihm nichts und niemand etwas anhaben konnte. Das alles hatte sich an dem Tag geändert, an dem er der Tochter vorgestellt worden war, von der er nicht gewusst hatte, dass er sie hatte. In diesem Moment hatte er gewusst, dass er gleichzeitig gerettet und verloren war. Von jetzt an war er mit der Welt für immer auf eine Weise verbunden, wie sie nur ein Vater kannte.“ (S. 227 f.)
Auch wenn „Neun Drachen“ ein ungewöhnlich persönlicher Fall für Detective Harry Bosch ist, fällt die Spannung recht moderat aus. Dabei wird weder besonders ausführlich auf die Triaden-Thematik eingegangen, noch auf den Menschenhandel in Hongkong. Ebenso unsicher wie Bosch ist, wem er bei seiner Suche nach seiner Tochter trauen kann, wird auch der Leser etwas unsicher durch den Plot geführt, der zumindest mit einer elegant aus dem Hut gezauberten Lösung aufwartet. 

Michael Connelly - „Unbekannt verzogen“

Sonntag, 20. September 2009

(Heyne, 400 S., HC)
Beruflich könnte es für den Molekularbiologen Henry Pierce kaum besser laufen. Zusammen mit seinem Partner Charlie Condon unterhält er die Firma Amedo Technologies, die kurz
davor steht, ein revolutionäres Speichermedium auf Molekularebene zum Patent anzumelden. Mit Maurice Goddard ist auch ein williger Investor für das „Proteus“-Projekt in Sicht, der über mehrere Jahre mit zig Millionen das Unternehmen finanzieren möchte. Doch privat läuft so ziemlich alles schief. Noch immer trägt er die Last des gewaltsamen Todes seiner
Schwester Isabelle mit sich herum, nun trennte sich seine Lebensgefährtin Nicole James von ihm, die auch Pressesprecherin in seiner Firma gewesen ist. Zu allem Überfluss hat Pierce in seiner neuen Wohnung eine Telefonnummer bekommen, die offensichtlich zuvor an eine Prostituierte namens Lilly vergeben worden war.
Zunächst ärgert sich Pierce über all die männlichen Anrufer, die Lilly sprechen wollen, doch dann siegt die Neugier und Pierce macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Mädchen, das wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein scheint. Auch ihre Freundin Robin, mit der Lilly auf einer Website für flotte Dreier wirbt, kann Pierce kaum weiterhelfen. Doch dann tauchen zwei miese Schlägertypen auf, die sowohl Robin als auch Pierce einzuschüchtern versuchen, und wenig später wird der Forscher auch noch des Mordes an Lilly verdächtigt … Spannender Psycho-Thriller des ehemaligen Polizeireporters der „Los Angeles Times“, dessen Romane zunehmend auch in Hollywood verfilmt werden (siehe „Das zweite Herz“ als „Blood Work“ von und mit Clint Eastwood).

Michael Connelly - (Harry Bosch:10) „Die Rückkehr des Poeten“

(Heyne, 448 S., HC)
Als die FBI-Agentin Rachel Walling einen Anruf aus Quantico erhält, dass an die Abteilung Behavioral Sciences ein an sie adressiertes Päckchen mit einem GPS-Gerät geschickt worden ist, weiß sie sofort, wem sie dieses „Geschenk“ zu verdanken hat. Dabei kann es sich um niemand anderen als Robert Backus handeln, ihren ehemaligen Vorgesetzten, der als „Poet“ einige brutale Morde auf dem Gewissen hat und seit sieben Jahren als tot galt. Die GPS-Koordinaten führen das FBI in die Mojave-Wüste, wo sie neun männliche Leichen ausgraben. Auch den Privatermittler Harry Bosch führt es in die Einöde von Nevada, als er den rätselhaften Tod seines herzkranken Ex-Kollegen Terry McCaleb untersucht, der nach seiner Pensionierung weiterhin an offenen Fällen arbeitete.
Während Rachel nur als Beobachterin am Fundort der Leichen zugelassen ist und sich wundert, dass das Team nicht darüber informiert wird, dass es sich beim gesuchten Täter nur um den Poeten handeln kann, glaubt sie, dass sie mit dem Privatermittler bessere Chancen hat, Backus auf die Spur zu kommen. Dieser beobachtet aber jeden Schritt aus sicherer Entfernung … Spannende Fortsetzung von Connellys Bestseller „Der Poet“ mit sympathischen Hauptfiguren und amüsanten Verweisen auf „Blood Work“, die Clint-Eastwood-Verfimung von Connellys „Das zweite Herz“.