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Daniel Silva – (Gabriel Allon: 20) „Der Geheimbund“

Dienstag, 24. Januar 2023

(HarperCollins, 446 S., Tb.) 
Als ehemaliger Top-Journalist des renommierten US-amerikanischen Fernsehsenders CNN und langjähriger Auslandskorrespondent im Nahen Osten, Ägypten und am Persischen Golf weiß Bestseller-Autor Daniel Silva um die geopolitische Lage in der Welt. Als er mit seinem vierten, 2000 veröffentlichten Roman „The Kill Artist“ (dt. „Der Auftraggeber“) die Figur des israelischen Top-Agenten Gabriel Allon einführte, durfte er noch nicht geahnt haben, dass er neben James Bond, Jack Reacher, Alex Cross und Jason Bourne eine der langlebigsten Reihen ins Leben gerufen hat. 
Mit „Der Geheimbund“ legt Silva bereits den 20. Band seiner Reihe um Allon vor, der mittlerweile zum Direktor des israelischen Geheimdienstes aufgestiegen ist. Ermüdungserscheinungen zeigt die Reihe nach wie vor nicht. 
Erzbischof Luigi Donati, Privatsekretär von Papst Paul VII., ist wie nahezu jeden Donnerstagabend bei seiner langjährigen Freundin und ehemaligen Geliebten, Dr. Veronica Marchese, Direktorin des Museo Nazionale Etrusco, zum Abendessen zu Besuch, als ihn kurz vor Mitternacht der Anruf von Kardinal Domenico Albanese erreicht, dass der offensichtlich herzkranke Papst verstorben sei. Albanese habe ihn kurz nach 22 Uhr tot in der Kapelle aufgefunden. 
Die Umstände seines Todes sind Donati allerdings nicht ganz geheuer, weshalb er seinen langjährigen Freund Gabriel Allon informiert, der zufälligerweise mit seiner Frau Chiara und den beiden Kindern gerade Urlaub bei seiner Schwiegermutter in Venedig macht. Da die Beerdigung für den kommenden Dienstag und das Konklave mit der Wahl und Ernennung des neuen Papstes zehn Tage später erfolgen soll, bleiben Donati und Allon allerdings nicht viel Zeit, um die rätselhaften Umstände des Todes von Papst Paul VII. aufzuklären. Zunächst machen sie sich auf die Suche nach dem Schweizergardisten Niklaus Janson, der an diesem Abend für die Sicherheit des Papstes zuständig war und nun spurlos verschwunden ist. 
Allon kann Janson zwar mit Hilfe der Cyberkrieger der Mossad-Einheit 8200 ausfindig machen, doch wird der junge Mann vor seinen Augen erschossen. Und dann ist da noch der verschwundene Brief, den der Papst an seinen alten Freund Allon verfasst hat. 
„Das päpstliche Handschreiben betraf ein Buch, das Seine Heiligkeit im Vatikanischen Geheimarchiv entdeckt hatte. Ein Buch, das angeblich auf den Memoiren des römischen Statthalters in Judäa basierte, der Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt hatte. Ein Buch, das der Schilderung von Jesu Tod in den kanonischen Evangelien widersprach, die das Fundament zu einem oft mörderischen Antisemitismus gelegt hatte, der seit nunmehr zweitausend Jahren grassierte.“ (S. 251) 
Wie Allon bald feststellt, setzt der reaktionäre katholische Helenenorden alle Hebel in Bewegung, dieses Buch, das eine ganz neue Sicht auf die Kreuzigung Jesu Christi werfen würde, zu vernichten, den nächsten Pontifex Maximus aus den eigenen Reihen wählen zu lassen und Westeuropa ins Dunkel seiner faschistischen Vergangenheit zurückzuführen. Die Pläne des Ordens zu durchkreuzen gestaltet sich jedoch schwierig, denn die hochrangigen Mitglieder sind bestens vernetzt, absolut skrupellos und verfügen über immense Ressourcen… 
Dan Brown hat es mit seiner mittlerweile auch erfolgreich von Ron Howard verfilmten Romanreihe um den Symbologen Robert Langdon vorgemacht und die geheimnisvollen und manchmal auch dunkleren Seiten der katholischen Kirche thematisiert und eine furiose Schnitzeljagd auf äußerst spekulative, aber hochspannende Weise inszeniert. Ähnlich temporeich geht auch Daniel Silva im 20. Band um den langsam in die Jahre gekommenen israelischen Geheimdienstchef und Hobby-Restaurator Gabriel Allon zu Werke. So wie Allon kommt auch der Leser kaum zur Ruhe, wenn der Mossad-Chef von Jerusalem über Venedig, Rom und Florenz nach Freiburg, in die Schweiz, nach Bayern und wieder zurück nach Italien hetzt, um den Spuren zu dem ominösen Buch und den Drahtziehern des Helenenordens zu folgen. 
Bei so vielen beteiligten Figuren bleibt natürlich kein Raum für differenzierte Charakterisierungen. Dafür nutzt Silva die anstehende Papstwahl in seinem Thriller und die problematische Vergangenheit der katholischen Kirche, um die aktuelle Sorge vor zunehmend rechtsgerichteten, populistischen Staatsoberhäuptern zu thematisieren. 
Vor allem im ausführlichen Nachwort beschreibt der Autor die historischen Zusammenhänge zwischen einer realen, in der Schweiz gegründeten reaktionären Priesterbruderschaft und dem Umgang der katholischen Kirche mit den Juden und ihrer systematischen Verfolgung. All das hat Silva leicht verständlich in einen packenden Plot gegossen, der kurzweilige Thriller-Unterhaltung bietet – aber – trotz des höchst aktuellen Themas - auch nicht viel mehr. 

 

Daniel Silva – (Gabriel Allon: 21) „Die Cellistin“

Mittwoch, 21. September 2022

(HarperCollins, 448 S., Pb.) 
Vor über 20 Jahren veröffentlichte der US-amerikanische Schriftsteller Daniel Silva mit „Der Auftraggeber“ seinen ersten Thriller um den israelischen Kunstrestaurator und Geheimagenten Gabriel Allon. Mittlerweile ist Silva bei Band 21 seiner Spionage-Thriller-Reihe angelangt, in der Allon nicht nur in die Jahre gekommen ist, sondern längst zum Geheimdienstchef aufgestiegen ist. Für „Die Cellistin“ verarbeitet Silva nicht nur den Sturm auf das Capitol und den damit verbundenen Angriff auf die Demokratie an sich, sondern nimmt auch die Methoden russischer Oligarchen unter die Lupe, wie sie im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aufgedeckt wurden. 
Einst war Wiktor Orlov durch den Import von Computern und anderen Westwaren erst zu Wohlstand gekommen, dann durch den Kauf von Russlands größtem Stahlkonzern und dem sibirischen Ölriesen Rusoil zum reichsten Mann in Russland geworden. Doch durch sein Milliardenvermögen hat sich Orlov allerdings auch viele Feinde gemacht und mindestens drei Attentate überlebt. 
Nun kämpft er seit einigen Jahren im Londoner Exil gegen die Kleptokraten, die mittlerweile die Kontrolle über den Kreml an sich gerissen haben, vor allem über die Zeitungen wie der „Financial Times“ und der kremlkritischen Wochenzeitschrift „Moskowskaja Gaseta“. Als er eines Abends vergiftet in seiner Wohnung aufgefunden wird, gerät zunächst die 42-jährige Journalistin Nina Antonowa ins Visier der geheimdienstlichen Ermittlungen. Aus ihrem Zürcher Exil heraus hatte sie bereits zahlreiche Fälle von Korruption im inneren Kreis des russischen Präsidenten aufgedeckt und Orlov am Abend seines Todes noch einen Stapel mit Dokumenten überreicht. 
Als Gabriel Allon, Chef des israelischen Geheimdienstes, vom Tod seines Freundes erfährt, initiiert er eine waghalsige Operation, die vor allem dazu dient, den schwerreichen Arkadi Akimow auszuschalten, der über die im Schweizer Handelsregister eingetragene Haydn Group SA vor allem politische Kriegsführung, Desinformation, Subversion sowie die Ermordung von Führern der Demokratiebewegung betreibt. Als Köder dient ihm die Deutsche Isabel Brenner, die nicht nur eine hervorragende Cellistin ist, sondern auch eine leitende Angestellte der RhineBank-Filiale in Zürich, die als „russischer Waschsalon“ vor allem schmutziges russisches Geld für Investitionen in westlichen Luxus-Immobilien verwendet. 
„Gabriel brauchte eine wirkliche Attraktion, eine internationale Berühmtheit, deren Anwesenheit die Schweizer Großfinanz in Scharen anlocken würde. Und er brauchte einen Financier, der es übernahm, den Abend auf seine Kosten auszurichten – einen Tugendbold, der für sein Engagement für Themen vom Klimawandel bis hin zum Schuldenerlass für die Dritte Welt bekannt war. Einen Mann von der Sorte, die Arkadi liebend gern mit schmutzigem russischem Geld korrumpieren würde.“ (S. 183) 
Als es Isabel gelingt, sogar zu einer Silvesterparty eingeladen zu werden, zu der auch der russische Präsident eingeladen wird, hat sie Akimov schon längst dazu gebracht, seine Milliarden in Projekte zu investieren, von denen er nie etwas haben wird, doch durch einen Verräter wird ihre Rolle in dem Plan durchschaut… 
Auch wenn sich Daniel Silva mit seinem Protagonisten Gabriel Allon in den Gefilden von James Bond und Jason Bourne bewegt, sind seine Romane weit weniger actionreich ausgefallen, sondern spielen sich eher raffiniert im Hintergrund ab, so wie man es von Geheimdienstarbeit eigentlich auch erwartet. Silva gelingt dabei das Kunststück, selbst komplexe Sachverhalte wie Geldwäsche und dubiose Investitionen so in die Geschichte einzubetten, dass es die Zusammenhänge erklärt, ohne die Dramaturgie zu vernachlässigen. 
Mit „Die Cellistin“ bewegt sich Silva zudem nah am aktuellen Zeitgeschehen. Die Einschränkungen durch die Corona-Epidemie werden hier ebenso thematisiert wie die bedenklichen antidemokratischen Bewegungen in den USA im Zuge der Amtseinführung von Präsident Joe Biden im Januar 2021 und die raffinierten Methoden, mit denen russische Oligarchen ihr durch Korruption angeeignetes Geld im Westen „reinwaschen“ lassen. 
Vor diesem Hintergrund entwickelt Silva einen wirklich flotten Plot mit interessanten Schauplätzen und Figuren. Auch wenn sich die Geschichte letztlich doch recht vorhersehbar entwickelt und der große Überraschungseffekt ausbleibt, bietet „Die Cellistin“ packende Thriller-Unterhaltung von einem Routinier des Genres. 

Daniel Silva – (Gabriel Allon: 4) „Der Zeuge“

Montag, 3. Januar 2011

(Piper, 416 S., HC)
In einem unscheinbaren Gebäude in Wien residiert der ehemalige israelische Geheimdienstler Eli Lavon, wo er nun – unter der Obhut seines Mentors Ari Schamron - die Organisation für Ansprüche und Ermittlungen wegen Kriegsschäden leitet. Auf dem Weg nach draußen nimmt er gerade noch eine verdächtige Person vor dem Gebäude wahr, dann legt eine Detonation alles in Trümmern. Als der israelische Agent Gabriel Adlon davon in Venedig erfährt, wo er in einer Kirche ein Altarbild von Giovanni Bellini restauriert, reist er sofort nach Wien, um den im Koma liegenden Eli im Krankenhaus zu besuchen. Dort wird Gabriel von Max Klein angesprochen, der behauptet, schuld an dem Attentat zu sein. Er erzählt ihm seine Geschichte, wie die Juden aus Österreich vertrieben wurden, wie er selbst Auschwitz überlebt hat und nach Wien zurückkehren konnte.
In einem Café trifft er auf einen Mann namens Vogel, dessen Stimme Klein sofort als diejenige identifiziert, die ihm in Auschwitz befohlen hat, Geige zu spielen. Als Klein Lavon von dem Vorfall berichtet, verabreden sich die beiden Männer für den nächsten Tag, doch die Bombenexplosion verhindert das Treffen. Adlon erfährt von Klein noch einen weiteren Namen, dann wird auch Klein ermordet. Offensichtlich handelt es sich bei Ludwig Vogel um einen erfolgreichen österreichischen Geschäftsmann, der zudem einer der größten Geldgeber der Österreichischen Nationalpartei ist. Offensichtlich verbirgt sich hinter Vogel der Sturmbannführer Erich Radek, der für eine ungeheure Vertuschungsaktion verantwortlich gewesen ist. Bei seinen Recherchen, die Adlon immer tiefer in die Schrecken des Holocaust hineinziehen, stößt er auch auf einen Bericht seiner verstorbenen Mutter. Nun wird die Jagd auf Radek zu Adlons persönlicher Vendetta, die ihn nach Jerusalem, Rom und Argentinien führt …
Mit „Der Zeuge“ hat der ehemalige CNN-Auslandskorrespondent und erfolgreiche Thrillerautor Daniel Silva eine Trilogie beendet, die sich mit unbeantworteten Fragen des Holocaust auseinandersetzt. Der Kunstraub der Nazis bildete den Hintergrund für „Der Engländer“, die Rolle der Kirche im Holocaust für „Die Loge“. Auch „Der Zeuge“ basiert auf belegten Tatsachen und verknüpft die erschreckend effektive Judenvernichtung mit einer spannenden Spionage-Story. Zwar wechseln häufig die Orte und Personen des Geschehens, doch hat Silva das Thema so spannend aufbereitet, dass man die Jagd nach dem Kriegsverbrecher mit neugieriger Faszination bis zum Schluss atemlos verfolgt.