(Bosworth, 320 S., HC)
Einem international bedeutsamen kulturellen Phänomen wie den Einstürzenden Neubauten kann man sich auf verschiedene Weise nähern, will man ihre aufregende Geschichte in Buchform fassen, als reich bebilderte Biographie, wie sie Neubauten-Intimus Klaus Maeck mit „Hör mit Schmerzen“ vorgelegt hat, als ausführlich kommentierte Diskographie (Kirsten Borchardts „Einstürzende Neubauten“) oder eben als aussagekräftige O-Ton-Collage, wie es jetzt Max Dax und Robert Defcon getan haben. In einem Zeitraum von zwei Jahren haben die beiden engagierten Autoren 49 Einzelinterviews mit den Mitgliedern und Vertrauten der Einstürzenden Neubauten geführt und die ausführlichen Statements nach bestimmten Themenkomplexen sortiert und ohne die einleitenden Fragen kommentarlos neu zusammengesetzt und aneinandergereiht.
So erfahren wir im ersten Kapitel „Ich“, wie die Neubauten-Mitglieder zu ihren außergewöhnlichen Namen kamen, im nachfolgenden „Westberlin“ reflektieren Blixa Bargeld, Alexander Hacke & Co. die wilden Tage und Nächte im Berlin der Achtziger, die von Hausbesetzungen und Atomkriegängsten geprägte Endzeitstimmung. Die Neubauten wollten damals eigentlich keine Musik machen, sondern nur nerven, Interesse erzeugen. Auf über 300 Seiten erfährt der interessierte Leser eine Menge Intimes, Interessantes und Aufschlussreiches aus den Mündern der Macher selbst, über ihre Ansichten, Arbeitsweisen, Tourneen und das Selbstverständnis nach 25 Jahren Einstürzende Neubauten. Einen intimeren Einblick in das Wesen dieser wichtigen Band wird man wohl kaum noch bekommen.