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„Filmjahr 2023/2024 – Lexikon des internationalen Films“

Sonntag, 31. März 2024

(Schüren, 528 S., Pb.) 
Auch nach über 75 Jahren seit seiner Gründung zählt nicht nur der „Filmdienst“ selbst als unerschütterlicher Wegweiser durch die Welt der Kinofilme, Fernsehproduktionen, DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen, Streamingdienste und Serien, sondern auch das zum Glück nach wie vor als Printprodukt verfügbare „Lexikon des internationalen Films“
Mittlerweile hat sich das Angebot von kritischen Filmrezensionen fast ausschließlich auf Online-Medien verlagert, auch der „Filmdienst“ ist nach seiner Einstellung als Print-Magazin seit 2017 nur noch online verfügbar. Mit dem alljährlichen Rückblick auf das vergangene Filmjahr bietet der Filmdienst in Zusammenarbeit mit dem Schüren Verlag aber zum Glück nach wie vor auch in Buchform Orientierung und Gelegenheit zum Schmökern durch die facettenreiche Welt des Films, die nach der Überwindung der Corona-Pandemie nun vor allem unter der Bedrohung der Kriege in der Ukraine und in Gaza, aber auch der Herausforderung durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz steht. 
Das „Lexikon des internationalen Films“ sieht sich deshalb nicht nur als umfassendes Kompendium über das Medium Film an sich, sondern gibt gleich zu Anfang einen Überblick über das (Film-)Jahr 2023 mit monatlichen Schlagzeilen aus dem Weltgeschehen, den wichtigsten Filmen und Wegpunkten wie Filmfestivals und jüngst verstorbenen Filmschaffenden. 
So subjektiv Filmrezensionen auch sind, so geben gerade die von den Kritikerinnen und Kritikern von www.filmdienst.de zusammengestellten „20 besten Filme des Jahres 2023“ im (Heim-)Kino eine sinnvolle Orientierung oder auch einen wichtigen Impuls zum Entdecken. Ausführlich werden hier Filme wie Todd Fields „Tár“, Aki Kaurismäkis „Fallende Blätter“, Justine Triets „Anatomie eines Falls“, Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ oder Christopher Nolans „Oppenheimer“ besprochen. Viele Filme sind den Cineasten entweder schon selbst im Kino begegnet oder spätestens im Umfeld der Berichterstattung über die diesjährige Oscar-Verleihung ins Bewusstsein gerückt, einige andere wie „Music“, „The Quiet Girl“ und „Limbo“ dürften für viele Kinogänger noch zu entdecken sein. Gleiches gilt auch für die anschließend vorgestellten Serien und Mini-Serien. 
Das Kernstück des Lexikons bildet natürlich wie immer die mehr als 260 Seiten umfassenden Kurzkritiken aller im Jahr 2023 erstmals veröffentlichten Filme im Kino, im Fernsehen, bei Streaming-Diensten und auf DVD/Blu-ray in alphabetischer Reihenfolge, doch macht sich das „Filmjahr 2023/2024 – Lexikon des internationalen Films“ auch durch verschiedene Essays zu ausgewählten Themen zu einem treuen Begleiter für Filmbegeisterte. 
Zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten setzen sich verschiedene Autoren beispielsweise mit dem Ende des Autorenstreiks in Hollywood, mit dem bereits seit 1963 ausgestrahlten „Kleinen Fernsehspiel“ des ZDF und der Thematisierung der Atombombe im Film auseinander, portraitiert Filmschaffende wie den finnischen Regisseur Aki Kaurismäki, die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir („Joker“, „Tár“) und Schauspieler Brendan Fraser („Die Mumie“, „The Whale“) und präsentiert Interviews mit internationalen Filmemachern. 
Abgerundet wird das Nachschlagewerk durch Nachrufe, Preisträger nationaler wie internationaler Filmfestivals und einer Auflistung der 50 herausragendsten Blu-ray- und 4K-UHD-Editionen des Jahres. Es gibt also auch jenseits des Kinosaals und des heimischen Fernsehers viel zu lesen und zu entdecken, um die Welt des Films und die Welt, in der wir uns bewegen, besser verstehen zu lernen.

„Filmjahr 2021/2022 - Lexikon des internationalen Films“

Sonntag, 10. April 2022

(Schüren Verlag, 544 S., Pb.) 
Der „Filmdienst“ wird in diesem Jahr 75 Jahre alt und gilt gerade in unruhigen, von Corona-Lockdowns und Kriegen, die immer näher an unsere Haustür rücken, als fundierte Orientierungshilfe im kaum noch zu überschaubaren Filmgeschäft. Auch wenn die Zeitschrift „Filmdienst“ 2017 eingestellt worden ist, dient das Online-Portal fimdienst.de nach wie vor als kenntnisreicher Wegweiser durch das immense Angebot an Filmen, die sowohl für das Kino als auch Streaming-Dienste oder die direkte Auswertung auf DVD und Blu-ray produziert werden. 
Eine besondere Leuchtturm-Stellung nimmt nach wie vor Jahr für Jahr das von filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission für Deutschland herausgegebene Film-Jahrbuch des „Lexikon des internationalen Films“ ein. Es fasst nicht nur alle in dem jeweils vergangenen Jahr veröffentlichten Kinofilme mit Synopsis, Kurzkritik und wesentlichen Credits zusammen, die auf dem Online-Portal besprochen worden sind, sondern lässt das Filmjahr auch in verschiedenen Essays und ausführlichen Rezensionen zu den wichtigsten Filmen Revue passieren. In dieser Hinsicht ist auch im Jahr 2021 viel passiert: 
„Auch wenn man nicht so genau sagen kann, woher dieser Reichtum rührt, verblüfft in der Zusammenschau der wichtigsten Filme des Jahres 2021 die Fülle und ästhetische Bandbreite der Werke. Sie holen das Leben zurück, die bunte Fülle des Daseins, seine Zumutungen und Fragen, aber auch den Trost, dass es selbst nach den dunkelsten Katastrophen ein neues Morgen gegeben hat.“ (S. 9)

Das „Filmjahr 2021/2022“ beginnt mit einer Auflistung der erfolgreichsten Filme des vergangenen Jahres, aufgeteilt in die besucherstärksten, die deutschen, Arthouse-, Dokumentar- und Kinderfilme, um dann Monat für Monat die wichtigsten Ereignisse in der Welt (in Schlagzeilen) und in der Filmwelt (in kurzen Artikeln) zu rekapitulieren. Nach diesem Überblick geht es mit ausführlichen Besprechungen der „20 besten Filme des Jahres“ ans Eingemachte. Hier setzen sich die Kritiker:innen von filmdienst.de ausführlich mit ihren Favoriten des Kinojahres auseinander. In ihren fundierten Rezensionen bekommt der Cineast noch einmal neuen Blick auf Oscar-prämierte Werke wie „The Power of the Dog“, „The Father“, „Minari“, „Dune“ und „Nomadland“ ebenso wie auf vielleicht noch zu entdeckende Filme wie „Titane“, „The Green Knight“, „Die Zähmung der Bäume“ und „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“, gefolgt von einer ausführlichen Vorstellung von „15 bemerkenswerten Serien“ wie „Scenes From a Marriage“, „The Underdog Railroad“, „The North Water“, „Lisey’s Story“ und „Nine Perfect Strangers“
In den nachfolgenden Essays gehen die filmdienst-Autor:innen verschiedenen Themen rund um die Filmbranche und Filmkultur, ausgesuchten Themen und Motiven auf den Grund. Da werden das junge französische Genrekino vorgestellt, die Faszination rund um die erfolgreichen Kino-Figuren James Bond einerseits und Indiana Jones andererseits beleuchtet, Wong Kar-wais Einfluss auf das Kino untersucht und schließlich Filmschaffende wie Matt Damon, Simone Signoret, Kelly Reichardt, Denis Villeneuve und Bob Dylan vorgestellt. 
Interviews und Nachrufe runden den umfangreichen ersten Teil des „Filmjahrs 2021/2022“ ab, ehe im Hauptteil 1500 Filme (Kino, Fernsehen, Internet, Silberscheiben) in alphabetischer Reihenfolge kurz, knackig und fundiert vorgestellt werden. Herausragende Veröffentlichungen im Heimkino-Bereich, Preisträger deutscher und internationaler Filmfestspiele und -preise runden das Nachschlagewerk wie gewohnt ab. So lädt das Kompendium zum kurzen Nachschlagen ausgesuchter Filme ebenso ein wie zum Schmökern und Eintauchen in die wunderbar vielschichtigen Aspekte des Films.  

„Lexikon des internationalen Films 2017“

Sonntag, 15. April 2018

(Schüren, 560 S., Pb.)
Auch wenn die Digitalisierung in immer weitere gesellschaftliche Bereiche vordringt und auch – man denke nur an die wachsenden Streaming-Angebote von Netflix, Amazon & Co. - die Art der Filmrezeption verändert, hat sich die Situation des Kinos nachhaltig stabilisiert, was sowohl die Zahl der Kinos (mit dem höchsten Stand seit zehn Jahren und die Anzahl der Besucher (bei über 122 Millionen mit einem leichten Plus gegenüber dem Vorjahr) betrifft.
Erfreulich bleibt für lesefreundliche Cineasten die Tatsache, dass das „Lexikon des internationalen Films“ weiterhin als Printausgabe erhältlich ist, während der Herausgeber des Jahrbuchs, die Katholische Filmkommission, den Filmdienst Ende des Jahres 2017 als Printpublikation eingestellt hat und nun als Online-Magazin filmdienst.de weiterführt.
Wie gewohnt vereint das „Lexikon des internationalen Films“ auch in diesem Jahr nicht nur in Kurzkritiken alle Filme, die 2017 im Kino, Fernsehen oder auf DVD/Blu-ray zu sehen waren – immerhin mehr als 2000 Titel -, sondern blickt in einer monatlich eingeteilten Chronik auf das vergangene Filmjahr zurück, in dem vor allem die durch die sexuellen Übergriffe von Harvey Weinstein in Gang gesetzte #MeeToo-Bewegung ein Umdenken in Hollywood initiiert hat. Darüber hinaus werden verstorbene Filmschaffende und besondere europäische Filme gewürdigt.
Überhaupt bildet der europäische Film den thematischen Schwerpunkt in diesem Jahr: Während der „Brexit“ die EU erschüttert und gerade in Osteuropa der Nationalismus auf dem Vormarsch ist, kommt gerade dem europäischen Kino die bedeutende Rolle zu, Geschichten von der Gemeinsamkeit der Völker zu erzählen, ohne ihre spezifischen Eigenheiten und Mentalitäten zu nivellieren.
„Kein touristischer oder folkloristischer Blick im Spiel- und Dokumentarfilm bringt uns Europa näher, sondern nur ein wahrhaftiger und authentischer. Ein solcher Blick darf auch die negativen Seiten nicht aussparen und soll vermitteln, wie die Menschen vor Ort mit Krisen und Konflikten umgehen, wie sie auf ihre Umwelt reagieren. Der Vielfalt der europäischen Kultur lässt sich dann am besten gerecht werden, wenn sie durch die Vielfalt an Meinungen und Perspektiven ergänzt wird.“ (S. 63) 
Die Redaktion des Filmdienstes hat in diesem Zusammenhang nicht nur 60 herausragende europäische Filme zusammengestellt, sondern würdigt in Hommagen den Filmemachern François Ozon („Frantz“), Pedro Almodóvar („Alles über meine Mutter“, „Fliegende Liebende“), Jean-Pierre und Luc Dardenne („Das Versprechen“, „Rosetta“), Lars von Trier („Dogville“, „Melancholia“) und Michael Haneke („Das weiße Band“, „Liebe“).
Das nach wie vor einzigartige, von Horst Peter Knoll und Jörg Gerle redaktionell bearbeitete Nachschlagewerk wird durch den Kinotipp der katholischen Filmkritik, die besten Kinofilme des Jahres 2017, die herausragenden DVD- und Blu-ray-Editionen und eine Übersicht über die wichtigsten Filmpreise abgerundet. Filmfreunde werden so mit Sicherheit noch auf etliche sehenswerte Filme stoßen, die in dem dem spannenden Kinojahr 2017 bislang an ihnen vorbeigegangen sind.

Nils Daniel Peiler – „201 x 2001 – Fragen und Antworten mit allem Wissenswerten zu Stanley Kubricks Odyssee im Weltraum“

Montag, 19. Februar 2018

(Schüren, 108 S., Tb.)
Nach seinem Meisterwerk „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1964) war der gefeierte Filmemacher Stanley Kubrick so sehr von der Idee außerirdischen Lebens fasziniert, dass er einen wirklich guten Science-Fiction-Film realisieren wollte, was ihm 1968 in Zusammenarbeit mit dem Science-Fiction-Darsteller Arthur C. Clarke mit „2001: Odyssee im Weltraum“ auch gelang. Immerhin kürte das American Film Institute Kubricks Film 2008 zum besten Science-Fiction-Film aller Zeiten. Seither ist auch viel Literatur zum 1999 verstorbenen Regisseur und natürlich auch zu „2001: Odyssee im Weltraum“ veröffentlicht worden.
Der Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler hat sich bereits als Promotionsstipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zur künstlerischen Rezeption des Films geforscht, dazu sowohl den Nachlass des Regisseurs an der University of the Arts in London ausgewertet als auch Kontakt zur Familie gehalten. Schließlich ist er Kokurator der „2001“-Jubiläumsausstellung im Deutschen Filmmuseum Frankfurt, die bis September 2018 Originalrequisiten, Zeichnungen und Dokumente präsentiert.
Peilers gerade mal gut 100-seitiges Büchlein nähert sich dem vieldiskutierten Meisterwerk auf ungewohnte Weise, nämlich in Form von 201 Fragen, die alphabetisch zu Themen wie „Arbeitstitel“ und „Auszeichnung“ bis zu „Zeilen“ des Filmdialogs und zum „Zeitgeist“ abhandeln. Einige Antworten wie zur Affengrube und den dort eingesetzten Special Effects sind sicher interessanter als beispielsweise Fragen, wessen Atem bei den Astronauten zu hören ist, in welchen Ländern der Film in die Kinos kam oder wer die deutschen Synchronsprecher waren. Und manche Fragen wiederholen sich, wenn es beispielsweise um die Zusammenarbeit zwischen Kubrick und Clarke oder die Fortsetzungen und ihre dazugehörigen Marketing-Slogans geht. Aber für den interessierten Leser ergibt sich so wirklich häppchenweise ein informatives Gesamtbild aus faszinierenden Facetten, die Verschwörungstheorien genauso umfassen wie Erklärungen zu den damals bahnbrechenden Special Effects, für die Kubrick übrigens seinen einzigen Oscar zu Lebzeiten erhielt.
Wer tiefer in die Materie zu Stanley Kubricks außergewöhnlichen Werk eintauchen möchte, sollte aber beispielsweise auf das von Alison Castle herausgegebene „Stanley Kubrick Archiv“ (Taschen), „Stanley Kubrick und seine Filme“ von Fernand Jung und Georg Seesslen (Schüren) oder „Stanley Kubrick“ von Andreas Kilb und Rainer Rother (Beltz) zurückgreifen.

„Lexikon des internationalen Films 2016“

Samstag, 3. Juni 2017

(Schüren, 544 S., Pb.)
Obwohl der Großteil der Filminteressierten die für ihn relevanten Informationen aus den Weiten des World Wide Web bezieht, ist das von der Zeitschrift „Filmdienst“ und der Katholischen Filmkommission für Deutschland herausgegebene „Lexikon des internationalen Films“ zum Glück nach wie vor eines der wenigen, zudem sehr verlässlichen Informationsquelle geblieben, zumal das einzige, das noch in Printform vorliegt.
Das liegt nicht nur an dem umfassenden Rückblick auf das vergangene Filmjahr, an der Auflistung aller Filme, die in einem Jahr im Kino angelaufen und für das Heimkino (TV, DVD, Blu-ray) verfügbar gemacht worden sind (jeweils mit den relevanten Angaben zum Stab, kurzer Inhaltsangabe und Kurzkritik), sondern auch an dem informativen Mehrwert, den das redaktionell sorgfältig aufbereitete Rahmenprogramm bereitstellt.
Das besteht in der neuen Ausgabe zunächst mit dem Hinweis darauf, dass angesichts des eingangs erwähnten Nutzerverhaltens die Zeitschrift „Filmdienst“, auf deren Arbeit das „Lexikon des internationalen Films“ beruht, ab 2018 ihre Angebote nur noch online präsentieren wird, und in einem nach Monaten gegliederten Jahresrückblick, in dem nicht nur den vielen 2016 verstorbenen Filmschaffenden wie Alan Rickman, Jacques Rivette, Götz George, Bud Spencer, Garry Marshall, Andrzej Wajda und Manfred Krug gedacht wird, sondern auch ausgesuchte deutsche Filmemacherinnen, internationale Filmfestivals und besondere Filme vorgestellt werden. Es folgt die persönliche und ausführlich kommentierte Bestenliste von zehn Filmen, die die „Filmdienst“-Redakteure für das Jahr 2016 zusammengestellt hat, sowie – besonders lesenswert – ein Redaktions-Special zum Thema „TV-Serien“.
Hier wird in verschiedenen Essays z.B. darüber referiert, was heutzutage die Faszination von Serien ausmacht, wie Filmklassiker zu Serien verarbeitet werden und wie sich die Serie „Mad Men“ zu einem stilbildenden Kunstwerk entwickelte. Dazu werden 40 ausgesuchte Serien (u.a. „True Detective“, „Penny Dreadful“, „Hannibal“, „Better Call Saul“ und die drei Marvel-Serien „Daredevil“, „Jessica Jones“ und „Luke Cage“) ausführlich präsentiert.
„Offenbar wächst mit dem Gewitter der Facebook-Posts, Tweeds und YouTube-Videoschnipsel auch das Bedürfnis, sich aus eben diesem Gewitter auch einmal zurückzuziehen und sich in eine fiktive Welt zu vertiefen, die sich wie ein neuer Kontinent vor einem ausbreitet.“ (S. 58)
Schließlich ermöglicht die Struktur von Serien eine Erweiterung der Perspektiven, mit denen ein Thema oder Milieu beleuchtet werden kann, und die Freiheit zu Experimenten bei Stil und Inhalt, womit das Spielfilmformat oft nicht mithalten kann.
Nach dem lexikalischen Hauptteil werden aus dem Jahr 2016 noch herausragende Silberlinge, internationale Filmfestivals mit den Gewinnerfilmen und Register mit den Regisseuren und Originaltiteln bereitgestellt, so dass dem Filmfan nicht nur eine alphabetische Auflistung aller 2016 – immerhin gut 2000 - veröffentlichten Filme geboten wird, sondern auch ausgesuchte Essays, Infoblöcke, Biografien und Kritiken, die zur weiteren Auseinandersetzung mit Themen, Filmen und Serien anregen.

Peter Vignold – „Das Marvel Cinematic Universe“

Mittwoch, 31. Mai 2017

(Schüren, 173 S., Pb.)
Comic-Adaptionen für die große Leinwand sind seit den Erfolgen von „Superman“, „Batman“ und „Spider-Man“ zunehmend ein Garant für Kassenschlager. So kann es kaum verwundern, dass das Major Independent Filmstudio Marvel Studios mittlerweile das international erfolgreichste Filmfranchise ist und das Franchise um „Harry Potter“ im Jahr 2015 um rund eine Milliarde US-Dollar hinter gelassen hat.
Glücklicherweise kann Marvel auf ein umfangreiches Figurenensemble des in den 1960er Jahren gegründeten Comic-Verlags zurückgreifen und hat für sein daraus resultierendes Marvel Cinematic Universe (MCU) darauf ausgerichtet, in den nächsten Jahren eine Reihe von weiteren Filmen, Fernsehserien und Videospielen zu produzieren, die äußerst raffiniert miteinander verknüpft sind.
Wie dieses MCU strukturiert ist, zeigt der an Ruhr-Universität Bochum arbeitende und u.a. für das Filmmagazin „Deadline“ schreibende Peter Vignold in seiner Arbeit „Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie“ auf, die auf seiner mit dem „Preis an Studierende 2016“ ausgezeichnete Examensarbeit über Cinematic Universes basiert.
Entsprechend wissenschaftlich liest sich die recht kurze Abhandlung über das MCU, die sich zunächst um Definitionen der Begriffe Cinematic Universe und Hyperserie bemüht. Dabei wird am Beispiel von „Matrix“ das transmediale Erzählen über verschiedene Medienkanäle hinweg beschrieben, dann das transmediale Franchising bei „Der Herr der Ringe“ und „Harry Potter“, bevor der Autor mit „X-Men“ die Ausformung einer multilinearen Hyperserie aufzeigt.
Den Hauptteil des schmalen, aber höchst informativen und fundiert geschriebenen Bandes nimmt die Darstellung der momentan drei Phasen ein, in denen sich das MCU ausgebildet hat, beginnend mit den Filmen „Iron Man“, „Incredible Hulk“, „Captain America: First Avenger“ und „Thor“ über deren Sequels und die als Knotenpunkte fungierenden Filme „The Avengers“ und „Avengers: Age Of Ultron“, in denen verschiedene Superhelden zusammengeführt werden.
Dabei sorgen intertextuelle Verlinkungen wie beispielsweise durch den Tesseract in „Thor“, „Captain America: The First Avenger“ und „The Avenger“ oder S.H.I.E.L.D.-Agent Phil Coulson in „Iron Man“ und der Serie „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ sowie die speziellen „Post-Credits-Scenes“, die narrativ auf nachfolgende Filme hinweisen, für entsprechende Verweise auf andere Filme des MCU.
 „Die Mittel, mit denen die Binnenserien der Hyperserie MCU interserielle Kohärenz ausbilden, sind simpel, aber effektiv. Dies geschieht durch Überschneidungen des Figurenpersonals, das sich mitunter quer durch mehrere Binnenserien bewegt und deren diegetischen Zusammenhalt bewirkt. ‚Post-Credits-Scenes‘ am Ende der Filme signalisieren die Weitergabe von Handlungssträngen von einem Film zum folgenden und legen dem Publikum nah, unterschiedlich betitelte Binnenserien als Teile eines größeren Zusammenhangs zu betrachten.“ (S. 117) 
Vignold stellt die Zusammenhänge zwischen den Binnenserien – auch mit grafischen Abbildungen - ebenso anschaulich dar wie die Einzelteile des MCU, wobei allerdings weniger auf die Comics, Videospiele und das Merchandising eingegangen wird als auf die eigentlichen Film-Franchises. Abgesehen vom übermäßigen Gebrauch von Fremdwörtern wie „diegetisch“ (etwa: erzählend, erörternd) lässt sich die wissenschaftliche Abhandlung auch für Nicht-Wissenschaftler überwiegend gut lesen und wartet mit einer Fülle von interessanten Bezügen und versteckten Details zwischen den einzelnen Filmen und TV-Serien auf.
Im Anhang werden tabellarisch nicht nur die Einspielergebnisse des „X-Men“-Franchise, des MCU und der US-Filmfranchises aufgeführt, sondern auch die Inhalte der einzelnen MCU-Filme skizziert.
Leseprobe Peter Vignold - "Das Marvel Cinematic Universe"

Stefan Volk – „Was Sie schon immer über Kino wissen wollten“

Sonntag, 23. Oktober 2016

(Schüren, 288 S., Tb.)
In kaum einem Industriezweig wird so viel Geld umgesetzt wie im Filmgeschäft. Seit 120 Jahren werden auf Zelluloid und in digitalen Pixeln Träume und Ängste, Hoffnungen und Katastrophen, Märchen und Tragödien festgehalten und dem faszinierten Publikum zur moralischen Erbauung, politischen Propaganda, kritischen Auseinandersetzung oder emotionalen Anteilnahme präsentiert. Wie erfolgreich ein einzelner Film ist, spiegelt sich nicht nur an der Kinokasse, sondern auch im Feuilleton und auf Filmfestivals wider. Und es gibt immer unzählige Themen, über die sich Fans und Kritiker lebhaft austauschen können, über die Qualität der Special Effects ebenso wie über die Figurenzeichnung und die Sinnhaftigkeit der Plots.
Der Freiburger Journalist, Film- und Literaturkritiker Stefan Volk hat es sich mit seinem Buch „Was Sie schon immer über Kino wissen wollten“ zur Aufgabe gemacht, interessante Listen zu erstellen, die in erster Linie einfach informativ sind, aber auch anregen, sich aus den zusammengestellten Fakten Fragen über die Bedeutung dieser (Rang-)Listen zu stellen.
Da sich der Titel des vorliegenden Sammelsuriums an Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“ anlehnt, führt der Autor beispielsweise gleich zu Beginn die Filme auf, bei denen (a) Woody Allen mitgespielt und Regie geführt hat, (b) Woody Allen Regie geführt, aber nicht mitgespielt hat, (c) Woody Allen mitgespielt, aber nicht Regie geführt hat, und (d) das Drehbuch verfasst, aber weder Regie geführt noch mitgespielt hat.
Es geht weiter mit beispielsweise den Top Ten der besten Filme aller Zeiten, wie sie unterschiedliche Organe wie „The Hollywood Reporter“, „Sight & Sound“, „Rotten Tomatoes“, „Cahiers du Cinema“, „Empire“ oder das „American Film Institute“ zusammengestellt haben. Dazu gibt es Listen über die All-Time-Blockbuster, Millionen-Dollar-Filme mit dem niedrigsten Budget, die teuersten Filme aller Zeiten, die zehn beliebtesten Tier-Horror-Filme, die erfolgreichsten Filmregisseure, die 100 populärsten Originalzitate der US-Kinogeschichte und die größten Flops der Filmgeschichte.
Doch das Buch begnügt sich nicht damit, verschiedene Hitlisten aneinanderzureihen, sondern stellt in kurzer Textform auch famose Filmanfänge, tierische Helden, aufregende Küsse und Scientologen in Hollywood vor.
„Was Sie schon immer über Kino wissen wollten“ präsentiert damit einen informativen Überblick über populäre wie weniger bekannte Themen, regt zum Durchblättern und zeitweiligen Verweilen an, um es dann wieder wegzulegen und jederzeit für ein weiteres Rendezvous aufzusuchen, wenn man sich gerade für die Preisträger der „Goldenen Himbeere“ oder Schauspieler mit den meisten Mehrfachrollen in einem Film interessieren sollte.
Mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotos und übersichtlichen Tabellen illustriert, bietet „Was Sie schon immer über Kino wissen wollten“ ebenso unterhaltsame wie informative Lektüre über eine der schönsten Nebensachen der Welt.
Leseprobe Stefan Volk - "Was Sie schon immer über Kino wissen wollten"

Georg Seeßlen – „Steven Spielberg und seine Filme“

(Schüren, 304 S., Pb.)
Mit Filmen wie „Der weiße Hai“, „E.T.“, „Schindlers Liste“, „Der Soldat James Ryan“ und „Jurassic Park“ ist der amerikanische Filmemacher Steven Spielberg zum erfolgreichsten Regisseur aller Zeiten geworden und hat dem Begriff von Hollywoods „Traumfabrik“ eine neue Bedeutung verliehen.
Doch Spielbergs Werke sind weit mehr als nur handwerkliche perfekt inszenierte Märchen, sondern sie sind deshalb auch so erfolgreich, weil sie das Publikum emotional so tief berühren, von Leid, Hoffnung, Mut, Ängsten und Träumen erzählen.
Der angesehene Filmkritiker Georg Seeßlen, der u.a. im Schüren Verlag bereits die mehrere Genres und Bände umfassenden „Grundlagen des populären Films“ und Monographien über David Lynch und Stanley Kubrick veröffentlicht hat, versteht es, auch in der 2., überarbeiteten und aktualisierten Auflage, das Phänomen von Spielbergs einzigartiger Erfolgsgeschichte mit detaillierten Analysen und Beobachtungen zu erklären.
Dass Spielberg in einer mittelständischen, liberalen jüdischen Familie aufgewachsen ist, die von einem Vorort einer Industriestadt zur nächsten gezogen ist, wird dabei ebenso thematisiert wie der außergewöhnliche Beginn seiner Karriere. Nachdem er vom Filmdepartment der University of Southern California abgelehnt worden war, studierte Spielberg nämlich Englische Literatur und vervollständigte sein Filmwissen im Selbststudium, und – so sagen die Legenden – okkupierte mit großem Selbstbewusstsein einfach ein Büro auf dem Produktionsgelände.
Mit erfolgreichen Fernsehfilmen wie „Amblin‘“, „Duel“ und seinem ersten „echten“ Kinofilm „Sugarland Express“ avancierte Spielberg zu einem kommenden Exponenten des „New Hollywood“ und präsentierte in dieser Trilogie die Träume der kleinen Bürger von großen Reisen und Abenteuern, die sie allerdings so sehr überfordern, dass sie im Grunde genommen zurück in den Schoß der Familie und zur Kindheit streben.
Überhaupt ist das Thema der Reise ein immer wiederkehrendes Motiv bei Spielberg, wobei sich das Ziel bereits am Anfang der Reise abzeichnet und diese sich oft erst aus dem Zerfall der Familie ergibt.
„Die Filme sind deshalb so dicht geflochtene Mythen, weil sie beinahe immer zwei Ziele gleichzeitig erreichen müssen. Sie müssen die Familie rehabilitieren oder eine neue Familie imaginieren, und dabei noch mehr die Rolle des Vaters restaurieren. Und zur gleichen Zeit geht es immer auch darum, ‚Gesellschaft‘ zu restaurieren, die amerikanische natürlich. Es geht darum, Menschen zu retten." (S. 287) 
Georg Seeßlen geht in seiner Abhandlung über Spielbergs Werk nicht unbedingt chronologisch vor, sondern kommt in Kapiteln über die Rollen von und (Spielberg-)Themen wie Familie, Einsamkeit, Träume, Erinnerungen, Heldenreisen, Versöhnung und Erlösung immer wieder auf entsprechende Motive in einzelnen Filmen zurück, reiht sie so in eine Gesamtschau ein, dass ein roter Faden im Spielberg-Universum erkennbar wird.
Das ist so unterhaltsam, kenntnisreich, psychologisch fundiert und spannend geschrieben, dass viele Leser Spielbergs Filme nach der Lektüre dieser Monographie vielleicht mit anderen Augen sehen, auf jeden Fall aber besser verstehen werden. Abgerundet wird das höchst informative Werk mit einer Vielzahl von Schwarz-Weiß-Abbildungen und einer ausführlichen Filmografie im Anhang.
 Leseprobe Georg Seeßlen - "Steven Spielberg und seine Filme"

Dominik Kamalzadeh, Michael Pekler – „Terrence Malick“

Montag, 29. Juli 2013

(Schüren, 206 S., Pb.)
Wenn es darum geht, als Filmliebhaber tiefer in ein bestimmtes Thema einzusteigen oder sich näher mit einem Regisseur zu befassen, kommt man am Marburger Schüren-Verlag nicht vorbei. Mit seinen Monografien zu Filmemachern wie Stanley Kubrick, Abel Ferrara, Joel und Etahn Coen, David Lynch, Kathryn Bidelow oder Steven Spielberg hat der Verlag dazu beigetragen, beim interessierten Publikum ein besseres Verständnis für die Filme der ausgewählten Regisseure zu entwickeln.
Dass nun auch Terrence Malick Gegenstand einer solch analytischen Auseinandersetzung ist, ist überfällig und auf jeden Fall mehr als lohnenswert. Denn seit seinem gefeierten Debütfilm „Badlands“ aus dem Jahre 1973 hat sich der zurückgezogen lebende Malick stilsicher in die erste Garde ambitionierter Filmemacher gearbeitet. Zwar sollten bis zu seinem nächsten Film „Days Of Heaven“ (1978) fünf Jahre und daraufhin bis zu „The Thin Red Line“ (1998) sogar unglaubliche zwanzig Jahre vergehen, doch jedes seiner Werke war wie eine Offenbarung.
Wie die beiden österreichischen Autoren bereits im Vorwort konstatieren: „Diese Sonderstellung manifestiert sich darin, dass Malicks Filme sich nicht auf das beschränken, was man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Sie begnügen sich nicht damit, das Schicksal eines einzelnen Menschen zu erzählen oder nur einen Ausschnitt aus der Welt zu zeigen. In Malicks Filmen geht es immer um das Ganze, und dieser Anspruch ist für sein Kino unabdingbar.“ (S. 9).
Auf knapp 200 Seiten gehen die Autoren der spannenden Frage nach, wie die als „naturmystisch“ bezeichneten Bilder und Töne in Malicks Filmen der Suche nach dem verlorenen Paradies entsprechen. Nach einem kurzen biografischen Abriss, der Malicks Stationen über Theateraufführungen an der High School, das Studium der Philosophie in Harvard, seine Arbeit als Journalist bis zu seinem Studium am neu gegründeten Center for Advanced Film Studies umfasst, geht es um die Art und Weise, wie Malick vor allem in den Filmen „The New World“ und „The Tree Of Life“ die Natur und eine sich in Bewegung befindliche Welt beschreibt. In diesem Zusammenhang kommt mit dem Transzendentalismus, den u.a. Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau im 19. Jahrhundert entwickelten, eine besondere Bedeutung zu.
Was Malicks Filme nach „Days Of Heaven“ auszeichnete, war eine zunehmende Loslösung von ästhetischen Konventionen und Figuren, die sich oft als Suchende und Außenseiter betrachten. Bei all diesen komplexen Fragestellungen gehen die Autoren sehr analytisch vor, bemühen filmische Vorbilder, philosophische Wurzeln und zitieren andere Kritiker. Deutlich wird dabei Malicks Hang zur Nostalgie, da bis auf „To The Wonder“ und Teile von „The Tree Of Life“ keiner von seinen Filmen in der Gegenwart spielt. Das Buch wird abgerundet durch ein ausführliches Interview mit dem Produktions-Designer Jack Fisk, der seit „Badlands“ Weggefährte von Malick ist, einen farbigen Bildteil, etlichen Schwarz-Weiß-Bildern im Textteil und einer ausführlich kommentierten Filmografie, dazu eine umfangreiche Bibliografie und ein Register. Das Buch eignet sich mit seiner flüssig geschriebenen und umfassend darstellenden Weise hervorragend dazu, Malicks Filme in einem besseren Licht zu sehen und die ihm wichtigen Themen zusammenhängend zu verstehen. Leseprobe D. Kamalzadeh, M. Pekler - "Terrence Malick"