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Bill Clinton & James Patterson – „Die Tochter des Präsidenten“

Sonntag, 25. September 2022

(HarperCollins, 560 S., Tb.) 
In „The President Is Missing“, der ersten Zusammenarbeit zwischen Thriller-Bestseller-Autor James Patterson und dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, hatte der Demokrat Jonathan Duncan als Präsident der Vereinigten Staaten nicht nur gegen ein Komplott von Mitgliedern des Königshauses von Saudi-Arabien und der russische Regierung zu kämpfen, die die Supermacht USA zu schwächen versuchten, sondern auch gegen ein drohendes Amtsenthebungsverfahren und seine innerparteiliche Konkurrentin, Vizepräsidentin Katherine Brandt. 
Mit ihrem zweiten gemeinsamen Thriller präsentieren Clinton & Patterson keine Fortsetzung, sondern ein ganz neues Set-up an Figuren, die sich diesmal keiner Bedrohung durch Cyber-Terroristen ausgesetzt sehen, sondern der Entführung der Präsidententochter. Geblieben ist allerdings ein unkritischer Patriotismus und die Idealisierung der Figur des Präsidenten als Retter der Welt. 
Mit dem erneut fehlgeschlagenen Versuch, den weltweit gesuchten Terroristen Asim al-Aschids im lybischen Nafusa-Gebirge auszuschalten, bei dem ein Navy SEAL sowie al-Aschids Frau und drei Töchter getötet wurden, hat Vize-Präsidentin Pamela Barnes die Gunst der Stunde genutzt und ihren Wahlkampf gegen den amtierenden Präsidenten Matthew Keating gewonnen. Während sich Keating in der Abgeschiedenheit am Lake Marie in New Hampshire den Freuden des Landlebens hingibt, hat seine Frau Samantha, Professorin der Boston University, ihre Arbeit als Archäologin wieder aufgenommen und geht in Hitchcock, Maine, mit ihren Studenten Spuren von baskischen Fischern nach. 
Doch das Leben der ehemaligen Präsidentenfamilie wird auf den Kopf gestellt, als Keatings 19-jährige Tochter Mel mit ihrem Freund Tim Kenyon auf eine Bergwandertour zum Mount Rollins geht und entführt wird. Zwar hat Keatings als Ex-Präsident keine weitreichenden Befugnisse mehr, doch als Präsidentin Barnes nicht auf die Forderungen von Asim al-Aschid eingeht, nimmt Keating als ehemaliger SEAL das Schicksal selbst in die Hand, stellt mit seinem Personenschützer David Stahl ein Team zusammen und macht sich auf den Weg nach Libyen, wo sich der Terrorist nach Auswertung der Videoaufnahmen, in denen al-Aschid mit Keatings Tochter zu sehen gewesen ist, offenbar aufhält. Doch die Operation wird durch die Einmischung auch eines ehrgeizigen chinesischen Geheimdienstlers und selbst US-amerikanischer Befehlshaber empfindlich gestört. Vor allem macht sich Keatings Frau Vorwürfe, diese bedrohliche Situation nicht früher verhindert zu haben, bekam sie doch während des Präsidentschaftswahlkampfes brisantes Material über Richard Barnes, den Ehemann und Stabschef der Herausforderin Pamela Barnes zugespielt. 
„… es ist alles meine Schuld, Matt. Ich hatte den Schlüssel zu deiner Wiederwahl in der Hand – den USB-Stick mit der Aufzeichnung von Richard Barnes‘ Perversionen -, aber ich habe ihn nicht benutzt. Ich konnte ihn nicht benutzen. Und ich wollte ihn nicht benutzen.“ (S. 192) 
James Patterson sagt selbst über sich: „Ich bin schnell. Ich bin ein Ja-Nein-Typ, ich hasse Vielleichts.“ Seine Thriller sind leicht und schnell zu lesende Geschichten, in denen es so gut wie keine Grauschattierungen gibt, nur Helden auf der einen und die Bösen auf der anderen Seite. Für nachdenkliche Zwischentöne ist auch in „Die Tochter des Präsidenten“ kein Raum, obwohl das Buch für Patterson-Verhältnisse mit über 500 verhältnismäßig eng bedruckten Seiten ungewöhnlich dick ausgefallen ist. 
Dass der ehemalige US-Präsident Bill Clinton großen Anteil an der Ausweitung des Plots gehabt haben soll, ist schwer vorstellbar. Dafür wirkt zum einen die Sprache zu einheitlich, zum anderen ist die Selbstheroisierung des Ex-Präsidenten, den das Autoren-„Duo“ als Ich-Erzähler etabliert hat, dermaßen überzogen, dass Clinton schon an einem Gott-Komplex leiden müsste, sollte er die Figur des Ex-Präsidenten auch nur halbwegs nach realen Vorbildern geschaffen haben. Der Plot bietet souverän inszenierte Spannung, die allerdings in jeder Hinsicht wie am Reißbrett konstruiert wirkt. 
Während die Terroristen und der chinesische Geheimdienstler Jiang Lijun als Abziehbilder des Schreckens dargestellt werden, wirken die Beschreibungen der SEALs wie Texte aus einer Werbebroschüre für die Spezialeinheiten des amerikanischen Militärs. Dazu gesellen sich intrigante, machtbesessene Politiker, selbstaufopferungsvolle Personenschützer und clevere junge Frauen, in denen mehr steckt, als man ihnen zutrauen würde, aber am Ende ist es natürlich der Präsident selbst, der zum großen Helden avanciert. 
Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, hätten auch die für Patterson sonst üblichen 350 Seiten gereicht. So bietet „Die Tochter des Präsidenten“ extrem leichte und temporeiche, aber überraschungsarme Thriller-Kost, die zudem leider von klischeehaften Figuren getragen wird. Es scheint fast so, dass Bill Clintons Name nur auf dem Cover platziert worden ist, da der vorangegangene Thriller „Die Frau des Präsidenten“ mit dem völlig unbekannten Co-Autor Brendan DuBois längst nicht an den Erfolg von „The President Is Missing“ anknüpfen konnte.  

Bill Clinton & James Patterson – „The President Is Missing“

Freitag, 22. Juni 2018

(Droemer, 477 S., HC)
US-Präsident Jonathan Duncan muss sich vor einem Sonderausschuss des Repräsentantenhauses unter der Leitung von dessen Sprecher Lester Rhodes Rechenschaft darüber ablegen, ob er vor kurzem Kontakt zu Suliman Cindoruk, dem meistgesuchten Terroristen der Welt, aufgenommen hat und sogar dafür verantwortlich ist, seine Liquidierung in Algerien vereitelt zu haben. Sollte dem Präsidenten ein Vergehen nachgewiesen werden, muss er mit einem Amtsenthebungsverfahren rechnen. Doch bevor die Anhörung am Montag auf dem Programm steht, wird dem ehemaligen Staatsanwalt und Gouverneur von North Carolina durch eine junge Frau ein Passwort übermittelt, das nur dem innersten Kreis des Präsidenten-Stabes bekannt sein sollte.
Dass „Dark Ages“ in die Hände von Cyber-Terroristen gelangt ist, bedeutet nichts Gutes, denn das betreffende Computer-Virus droht weltweit alle computergestützten Systeme lahmzulegen. Erste Zwischenfälle bei der Wasseraufbereitung und auf ein medizinisches Labor demonstrieren dem Irakkrieg-Veteran, dass es die „Söhne des Dschihad“ ernst meinen.
Da Duncan davon ausgehen muss, dass einer seiner acht engsten Mitarbeiter der Verräter sein muss, zieht er sich mit dem mysteriösen Informanten Augie und einer Handvoll Vertrauter auf eine abgelegene Farm und bestellt die Regierungschefs aus Deutschland, Russland und Israel ein, um die Krise zu bewältigen, denn der Countdown bis zur Aktivierung des Virus tickt erbarmungslos runter. Doch während er die größte Krise zu bewältigen hat, die man sich vorstellen kann, wird Duncan immer wieder durch Erinnerungen an seine durch Krebs getötete Frau, eine lebensbedrohliche Autoimmunkrankheit und die politischen Spielchen seiner Verbündeten/Feinde aus dem Konzept gebracht.
„Falls uns das Virus weiterhin standhält, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als die drakonischsten Maßnahmen zu ergreifen, um die Menschen davon abzuhalten, sich im Kampf um Nahrung, sauberes Wasser und Obdach gegenseitig umzubringen.
Wenn es so weit kommt, sind wir nicht mehr wiederzuerkennen. Dann sind wir nicht länger die Vereinigten Staaten von Amerika oder das, was die Welt jemals darunter verstanden hat.“ (S. 348) 
Bestseller-Autor James Patterson und der von 1993 bis 2001 als US-Präsident regierende Bill Clinton haben mit „The President Is Missing“ einen gemeinsamen Thriller vorgelegt, wie ihn „nur ein US-Präsident schreiben kann“ – so die Verlagswerbung. Tatsächlich hat James Patterson, der ein halbes Dutzend Auftragsschreiber beschäftigt, die aus seinen Exposés Romane formen, auch hier ein Treatment vorgelegt, das Bill Clinton mit seiner langjährigen Erfahrung im Weißen Haus zu einem durchaus temporeichen Thriller verarbeitet hat.
Dabei dient die Angst vor dem erschreckenden Worst-Case-Szenario mit seinen apokalyptischen Auswirkungen als treibender Motor für die dramaturgische Spannung, die durch einen aus der Türkei stammenden, aber nicht muslimischen Terroristen, einen Countdown, den unvermeidlichen Verräter, politische Machtspielchen und diverse überraschende Wendungen auf die Spitze getrieben wird. Besonders glaubwürdig ist das nicht. Der als Ich-Erzähler auftretende US-Präsident Jonathan Duncan tritt hier als von den Tragödien des Lebens und des Krieges sowie den gesundheitlichen Schäden gehandicapter, aber willensstarker Präsident auf, der bei allen auftretenden Problemen sehr souverän wirkt – im Gegensatz zu Bill Clinton, der während seiner Amtszeit vor allem fast über die Lewinsky-Affäre gestolpert wäre und offenbar mehrmals die Möglichkeit besaß, Osama bin Laden zu töten. Insofern wirkt „The President Is Missing“ wie ein verzweifelter Versuch Clintons, auf literarische Weise seine eigene Geschichte aufzuwerten, was besonders sauer in der abschließenden Rede aufstößt, die Duncan nach der natürlich überstandenen Krise ans Volk hält und sich darin für die „ständige Erweiterung von Bildungs- und Berufschancen, ein vertieftes Verständnis von Freiheit und einen gestärkten Gemeinsinn“ stark macht. Damit bezieht er natürlich auch Stellung gegen den amtierenden US-Präsidenten Trump, ohne ihn namentlich zu erwähnen.
Die Charakterisierung des Präsidenten fällt dabei schon sehr selbstgefällig aus. Dass er auch noch maßgeblich beteiligt an der Lösung des viralen Problems ist, wirkt fast schon lächerlich. Von den Einsichten eines ehemaligen US-Präsidenten abgesehen bietet „The President Is Missing“ auch nur leidlich intelligente Spannung, bei der jedes Mittel genutzt wird, um die Dramatik zu erhöhen, doch schießt sie damit voll über das Ziel hinaus. Patterson-Fans sollten bei den standardisierten Thrillern der Alex-Cross-Reihe bleiben, da werden die Erwartungen nach über zwanzig Bänden ohnehin nicht mehr so hoch gesetzt. 
Leseprobe Bill Clinton & James Patterson - "The President Is Missing"