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„Filmjahr 2023/2024 – Lexikon des internationalen Films“

Sonntag, 31. März 2024

(Schüren, 528 S., Pb.) 
Auch nach über 75 Jahren seit seiner Gründung zählt nicht nur der „Filmdienst“ selbst als unerschütterlicher Wegweiser durch die Welt der Kinofilme, Fernsehproduktionen, DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen, Streamingdienste und Serien, sondern auch das zum Glück nach wie vor als Printprodukt verfügbare „Lexikon des internationalen Films“
Mittlerweile hat sich das Angebot von kritischen Filmrezensionen fast ausschließlich auf Online-Medien verlagert, auch der „Filmdienst“ ist nach seiner Einstellung als Print-Magazin seit 2017 nur noch online verfügbar. Mit dem alljährlichen Rückblick auf das vergangene Filmjahr bietet der Filmdienst in Zusammenarbeit mit dem Schüren Verlag aber zum Glück nach wie vor auch in Buchform Orientierung und Gelegenheit zum Schmökern durch die facettenreiche Welt des Films, die nach der Überwindung der Corona-Pandemie nun vor allem unter der Bedrohung der Kriege in der Ukraine und in Gaza, aber auch der Herausforderung durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz steht. 
Das „Lexikon des internationalen Films“ sieht sich deshalb nicht nur als umfassendes Kompendium über das Medium Film an sich, sondern gibt gleich zu Anfang einen Überblick über das (Film-)Jahr 2023 mit monatlichen Schlagzeilen aus dem Weltgeschehen, den wichtigsten Filmen und Wegpunkten wie Filmfestivals und jüngst verstorbenen Filmschaffenden. 
So subjektiv Filmrezensionen auch sind, so geben gerade die von den Kritikerinnen und Kritikern von www.filmdienst.de zusammengestellten „20 besten Filme des Jahres 2023“ im (Heim-)Kino eine sinnvolle Orientierung oder auch einen wichtigen Impuls zum Entdecken. Ausführlich werden hier Filme wie Todd Fields „Tár“, Aki Kaurismäkis „Fallende Blätter“, Justine Triets „Anatomie eines Falls“, Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ oder Christopher Nolans „Oppenheimer“ besprochen. Viele Filme sind den Cineasten entweder schon selbst im Kino begegnet oder spätestens im Umfeld der Berichterstattung über die diesjährige Oscar-Verleihung ins Bewusstsein gerückt, einige andere wie „Music“, „The Quiet Girl“ und „Limbo“ dürften für viele Kinogänger noch zu entdecken sein. Gleiches gilt auch für die anschließend vorgestellten Serien und Mini-Serien. 
Das Kernstück des Lexikons bildet natürlich wie immer die mehr als 260 Seiten umfassenden Kurzkritiken aller im Jahr 2023 erstmals veröffentlichten Filme im Kino, im Fernsehen, bei Streaming-Diensten und auf DVD/Blu-ray in alphabetischer Reihenfolge, doch macht sich das „Filmjahr 2023/2024 – Lexikon des internationalen Films“ auch durch verschiedene Essays zu ausgewählten Themen zu einem treuen Begleiter für Filmbegeisterte. 
Zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten setzen sich verschiedene Autoren beispielsweise mit dem Ende des Autorenstreiks in Hollywood, mit dem bereits seit 1963 ausgestrahlten „Kleinen Fernsehspiel“ des ZDF und der Thematisierung der Atombombe im Film auseinander, portraitiert Filmschaffende wie den finnischen Regisseur Aki Kaurismäki, die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir („Joker“, „Tár“) und Schauspieler Brendan Fraser („Die Mumie“, „The Whale“) und präsentiert Interviews mit internationalen Filmemachern. 
Abgerundet wird das Nachschlagewerk durch Nachrufe, Preisträger nationaler wie internationaler Filmfestivals und einer Auflistung der 50 herausragendsten Blu-ray- und 4K-UHD-Editionen des Jahres. Es gibt also auch jenseits des Kinosaals und des heimischen Fernsehers viel zu lesen und zu entdecken, um die Welt des Films und die Welt, in der wir uns bewegen, besser verstehen zu lernen.

Dominik Kamalzadeh, Michael Pekler – „Terrence Malick“

Montag, 29. Juli 2013

(Schüren, 206 S., Pb.)
Wenn es darum geht, als Filmliebhaber tiefer in ein bestimmtes Thema einzusteigen oder sich näher mit einem Regisseur zu befassen, kommt man am Marburger Schüren-Verlag nicht vorbei. Mit seinen Monografien zu Filmemachern wie Stanley Kubrick, Abel Ferrara, Joel und Etahn Coen, David Lynch, Kathryn Bidelow oder Steven Spielberg hat der Verlag dazu beigetragen, beim interessierten Publikum ein besseres Verständnis für die Filme der ausgewählten Regisseure zu entwickeln.
Dass nun auch Terrence Malick Gegenstand einer solch analytischen Auseinandersetzung ist, ist überfällig und auf jeden Fall mehr als lohnenswert. Denn seit seinem gefeierten Debütfilm „Badlands“ aus dem Jahre 1973 hat sich der zurückgezogen lebende Malick stilsicher in die erste Garde ambitionierter Filmemacher gearbeitet. Zwar sollten bis zu seinem nächsten Film „Days Of Heaven“ (1978) fünf Jahre und daraufhin bis zu „The Thin Red Line“ (1998) sogar unglaubliche zwanzig Jahre vergehen, doch jedes seiner Werke war wie eine Offenbarung.
Wie die beiden österreichischen Autoren bereits im Vorwort konstatieren: „Diese Sonderstellung manifestiert sich darin, dass Malicks Filme sich nicht auf das beschränken, was man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Sie begnügen sich nicht damit, das Schicksal eines einzelnen Menschen zu erzählen oder nur einen Ausschnitt aus der Welt zu zeigen. In Malicks Filmen geht es immer um das Ganze, und dieser Anspruch ist für sein Kino unabdingbar.“ (S. 9).
Auf knapp 200 Seiten gehen die Autoren der spannenden Frage nach, wie die als „naturmystisch“ bezeichneten Bilder und Töne in Malicks Filmen der Suche nach dem verlorenen Paradies entsprechen. Nach einem kurzen biografischen Abriss, der Malicks Stationen über Theateraufführungen an der High School, das Studium der Philosophie in Harvard, seine Arbeit als Journalist bis zu seinem Studium am neu gegründeten Center for Advanced Film Studies umfasst, geht es um die Art und Weise, wie Malick vor allem in den Filmen „The New World“ und „The Tree Of Life“ die Natur und eine sich in Bewegung befindliche Welt beschreibt. In diesem Zusammenhang kommt mit dem Transzendentalismus, den u.a. Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau im 19. Jahrhundert entwickelten, eine besondere Bedeutung zu.
Was Malicks Filme nach „Days Of Heaven“ auszeichnete, war eine zunehmende Loslösung von ästhetischen Konventionen und Figuren, die sich oft als Suchende und Außenseiter betrachten. Bei all diesen komplexen Fragestellungen gehen die Autoren sehr analytisch vor, bemühen filmische Vorbilder, philosophische Wurzeln und zitieren andere Kritiker. Deutlich wird dabei Malicks Hang zur Nostalgie, da bis auf „To The Wonder“ und Teile von „The Tree Of Life“ keiner von seinen Filmen in der Gegenwart spielt. Das Buch wird abgerundet durch ein ausführliches Interview mit dem Produktions-Designer Jack Fisk, der seit „Badlands“ Weggefährte von Malick ist, einen farbigen Bildteil, etlichen Schwarz-Weiß-Bildern im Textteil und einer ausführlich kommentierten Filmografie, dazu eine umfangreiche Bibliografie und ein Register. Das Buch eignet sich mit seiner flüssig geschriebenen und umfassend darstellenden Weise hervorragend dazu, Malicks Filme in einem besseren Licht zu sehen und die ihm wichtigen Themen zusammenhängend zu verstehen. Leseprobe D. Kamalzadeh, M. Pekler - "Terrence Malick"