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David Baldacci – (Atlee Pine: 4) „Abgerechnet“

Mittwoch, 25. Mai 2022

(Heyne, 480 S., HC) 
Seit seinem 1996 veröffentlichten und von - und mit - Clint Eastwood (unter dem Titel „Absolute Power“) verfilmten Debütroman „Der Präsident“ ist David Baldacci zu einem der erfolgreichsten Thriller-Autoren avanciert, wobei er seine Fans vor allem mit interessanten Charakteren fesselt, deren Abenteuer gleich in Serie verfolgt werden können. In den letzten Jahren hat der US-Amerikaner sein Publikum mit der FBI-Agentin Atlee Pine bekannt gemacht, die seit dreißig Jahren auf der Suche nach ihrer verschwundenen Zwillingsschwester Mercy ist, die im Alter von sechs Jahren entführt worden ist, während Atlee selbst mit einer schweren Kopfverletzung gerade so mit dem Leben davongekommen ist. Nach den drei Bänden „Ausgezählt“, „Abgetaucht“ und „Eingeholt“ kommt die Reihe um die sympathische wie kämpferische Atlee Pine nun mit „Abgerechnet“ zu ihrem Abschluss. 
In den letzten Jahren ihrer Suche ist die FBI-Agentin, die mit ihrer Assistentin und Freundin Carol Blum eine Außenstelle in der Nähe des Grand Canyon in Arizona betreibt, ein großes Stück vorangekommen. Besonders hoffnungsvoll stimmt sie die Entdeckung, dass ihre Schwester noch lebt. Ihren bisherigen Ermittlungen nach ist Mercy von einem Mann namens Ito Vincenzo entführt und zu dem Ehepaar Joe und Desiree Atkins gebracht worden, die das Mädchen Rebecca Atkins nannten, gefangen hielten und misshandelten. Vicenzos Bruder, ein Mafioso, wollte sich mit dieser Aktion an Julie Pine, der Mutter der beiden Mädchen, rächen, da sie als Maulwurf für eine Regierungsbehörde dafür gesorgt hatte, Mafiafamilien zu Fall zu bringen. 
Atlee fand ein Foto, auf dem Mercy als ungefähr Vierzehnjährige zwischen Joes Eltern, Len und Wanda Atkins, zu sehen war. Außerdem ist sie auf ein Video der Überwachungskamera gestoßen, dass Mercy dabei zeigt, wie sie aus ihrem Gefängnis bei der Familie ausgebrochen ist. Mit einem Standbild aus dem Video startete sie einen Suchaufruf über das FBI, der allerdings ergebnislos blieb. Eine andere Spur erwies sich als vielversprechender. Ihr leiblicher Vater, Jack Lineberry, verfügt über nahezu grenzenlose finanzielle Mittel und stellt Atlee alles zur Verfügung, was sie für ihre weitere Suche nach Mercy benötigt. Pine findet zum einen heraus, dass in dem Sarg, in dem Tim Pine liegen sollte, Mercys Entführer begraben worden ist, zum anderen, dass nicht Mercy für den Mord an ihrem Peiniger Joe Atkins verantwortlich gewesen ist, sondern Desiree, die seitdem spurlos verschwunden ist. 
Während Atlee über Wanda Atkins die Spur zu Desiree aufnimmt, schlägt sich Mercy als Eloise „El“ Cain mit Jobs als Staplerfahrerin, bei einem Sicherheitsdienst und illegalen Kämpfen in Mixed Martial Arts durchs Leben. Als sie in einem Motel beobachtet, wie ein grobschlächtiger Mann seine zierliche Freundin misshandelt, schlägt sie ihn so nieder, dass er später an einem Hirnaneurysma verstirbt. Das bringt den rachsüchtigen Bruder, Peter Buckley, auf den Plan, dem zwar bewusst ist, dass sein Bruder Ken selbst für den Schlamassel verantwortlich ist, den er sich eingebrockt hat. Doch da er zur Familie gehörte, will er seinen Tod rächen, wozu er die ehemalige FBI-Agentin Britt Spector engagiert. Das Wiedersehen zwischen Mercy und Atlee findet so unter denkbar ungünstigen Bedingungen statt. Vor allem für Mercy bedeutet das Wiedersehen eine große Umstellung in ihrem bisherigen Leben. 
„Es hatte nie jemanden gegeben, der ihr wirklich wichtig war, weil da niemand war, dem sie wichtig war. Wenn man sein Leben nach diesen Prinzipien führte, kamen einem so grundlegende Gefühle wie Liebe und Zuneigung abhanden. Sie verkümmerten wie Muskeln, die nicht gebraucht wurden. Statt echte Bindungen einzugehen, hatte Mercy sich darauf beschränkt, anderen, die zum Treibgut der Gesellschaft gehörten, ab und zu mit ein paar Münzen auszuhelfen.“ (S. 379f.) 
Mit Atlee Pine hat David Baldacci eine faszinierende Figur geschaffen, deren familiärer Hintergrund bereits so außergewöhnlich genug ist, um daraus eine Romanhandlung zu kreieren. Aber die Beziehungen zwischen Tim und Julie Pine auf der einen und Atlees leiblichen Vater Jack Lineberry auf der anderen Seite bilden nur das – wenn auch komplex verschachtelte – Gerüst für die langjährige Suche der einzelgängerischen FBI-Agentin nach ihrer Schwester Mercy. 
Hier stehen ihr nicht nur die Ressourcen des FBI und ihres Kollegen von der Militärstrafverfolgungsbehörde CID, John Puller, zur Verfügung, sondern auch die Unterstützung ihres leiblichen Vaters. Der Thriller-Plot kommt aber durch den unglücklichen Zusammenstoß zwischen Mercy und dem Bruder eines rachsüchtigen Geschäftsmannes zustande, der nicht nur den vermeintlichen Mord an seinem nichtsnutzigen Bruder rächen will, wie sich herausstellt. Die parallele Suche von Peter Buckley und Atlee Pine nach Mercy Pine sorgt für Tempo und Spannung, zumal bei der Gegenüberstellung der Parteien einiges an Action aufgeboten wird. 
Obwohl Baldacci hier leicht den Bogen überspannt und am Ende auch etwas rührselig wird, ist ihm letztlich ein souverän durchkomponierter und packender Thriller gelungen, der vor allem durch die Frauen-Power in Gestalt der beiden Schwestern, aber auch der abtrünnigen FBI-Agentin Britt Spector und natürlich Atlee Pines Assistentin Carol Blum zum Ausdruck kommt. Da haben die Männer nicht viel zu lachen. Alles in allem ist Baldacci mit „Abgerechnet“ ein würdiger Abschluss der Reihe um die hartnäckige FBI-Agentin Pine gelungen.  

David Baldacci – (Atlee Pine: 3) „Eingeholt“

Samstag, 20. November 2021

(Heyne, 512 S., HC) 
Eigentlich ist die das Field Office in Shattered Rock, Arizona, leitende FBI-Agentin Atlee Pine seit Jahren dabei, ihre Zwillingsschwester Mercy zu finden, die im Alter von sechs Jahren aus dem Haus ihrer Eltern in Andersonville entführt worden war. Atlee selbst ist bei dem Vorfall schwer verletzt worden. Ihr Chef Clint Dobbs hat Pine unbefristeten Urlaub genehmigt, um die Ereignisse vor dreißig Jahren in ihrer Heimatstadt zu untersuchen. Zwar hat sie in Andersonville den Verbleib ihrer Schwester nicht aufklären können, dafür aber eine Mordserie, wobei sie knapp einem Bombenanschlag entkommen ist. Was ihre privaten Recherchen angeht, hat die FBI-Agentin immerhin herausgefunden, dass sich ihre Mutter in jungen Jahren in einer Undercover-Mission bei der Mafia hat einschleusen lassen, wobei ein gewisser Bruno Vincenzo aus dem Verkehr gezogen werden konnte, der allerdings im Gefängnis ermordet wurde. 
Vincenzos Bruder Ito hat Pines Mutter für dessen Tod verantwortlich gemacht und die Pines in ihrem eigentlich sicheren Unterschlupf ausgemacht, Atlee fast getötet und ihre Schwester entführt. Nun befindet sich Pine mit ihrer Assistentin Carol Blum auf dem Weg nach Trenton, New Jersey, wo Itos Sohn Teddy in dem Haus seines Vaters gelebt hat, bevor er in Fort Dix seine Haftstrafe antreten musste. Nun scheint Itos Enkel Anthony in dem Haus zu wohnen, doch als sie den Mann vor Ort befragen will, türmt er und trifft dabei auf Special Agent John Puller vom CID. Der Militärpolizist ermittelt gegen Tony Vincenzo, weil er sich neben seinem Job im Fuhrpark von Fort Dix offensichtlich als Drogendealer betätigt. Pine und Puller bündeln ihre Kräfte, um sowohl Pines persönliche Mission und Pullers Ermittlungen voranzutreiben. 
Dabei stellen sie jedoch schnell fest, dass ihre Bemühungen von den allerhöchsten Stellen boykottiert werden. Ein hochrangige Army-General wird ins Ausland versetzt, nachdem er mit Puller gesprochen hat, Teddy wird in seiner Zelle ermordet, und schließlich entkommt Puller nur knapp einem Attentat. Mit der Hilfe von Pullers Bruder Bobby, einem IT-Experten im Dienst der Army, gelingt es Puller und Atlee, einer Verschwörung auf die Spur zu kommen, in die höchste politische Kreise involviert sind … 
Ähnlich wie David Baldaccis Kollege Michael Connelly in seiner neuen Reihe die Titelfigur Renée Ballard den schon berühmten Detective Harry Bosch gemeinsam ermitteln lässt, bringt auch Baldacci in dem dritten Band seiner Reihe um die taffe FBI-Agentin Atlee Pine mit dem erfahrenen Militärpolizisten John Puller zusammen. Das lässt zwar den Eindruck entstehen, als würden die weiblichen Protagonistinnen nur interessant genug erscheinen, wenn sie auf die tatkräftige Unterstützung ihrer populäreren männlichen Kollegen zurückgreifen können, doch bleiben sowohl Bosch als auch Puller in den Reihen um die weiblichen Cops und Agenten eher in der zweiten Reihe. Mit „Eingeholt“, dem dritten Band um die FBI-Agentin Atlee Pine und ihrer treuen Assistentin Carol Blum, verfolgt Baldacci den bereits erfolgreich umgesetzten Ansatz, Pines berührende persönliche Mission, den Verbleib ihrer vor dreißig Jahren entführten Zwillingsschwester aufzuklären, mit einem brisanten aktuellen Fall zu paaren. Das wirkt stellenweise etwas arg konstruiert, führt Pine und Puller aber auf eine lebensbedrohliche Odyssee, bei der viele Beteiligte getötet, gefoltert und schwer verletzt werden. 
Baldacci gelingt es souverän, die Schnitzeljagd mit viel Tempo und Dramatik voranzutreiben, bis sie völlig erschöpft ans Ziel kommen, das einige Überraschungen parat hat. So bietet „Eingeholt“ etwas überfrachtete, aber jederzeit packende Action und überzeugende Wendungen, so dass sich die Fans von Baldacci und Atlee Pine sicherlich auf weitere Fortsetzungen freuen dürfen.  

David Baldacci – (Atlee Pine: 2) „Abgetaucht“

Freitag, 31. Juli 2020

(Heyne, 528 S., HC)
Atlee Pine war sechs Jahre alt, als eines Nachts ein Mann in das Kinderschlafzimmer kam, ihr den Schädel zertrümmerte und ihre Zwillingsschwester Mercy entführte. Ihre Eltern, die – so die Polizeiberichte von damals – im unteren Teil des Hauses mit Freunden eine Party mit Alkohol und Drogen feierten, haben den Schock nicht überwunden und sich getrennt. Während sich Atlees Vater an ihrem 19. Geburtstag erschossen hat, ist ihre Mutter spurlos verschwunden. Es ist sicher diesen Umständen zu verdanken, dass Atlee, die wie durch ein Wunder den Schädelbruch überlebt hat, zum FBI ging und schließlich auf eigenen Wunsch die einsam gelegene FBI-Außenstelle in Shattered Rock am Grand Canyon übernahm, wo sie von der tüchtigen Assistentin Carol Blum unterstützt wird. Die Suche nach Mercy und ihrer Mutter hat Atlee nie aufgegeben.
Zuletzt hat sie den mehrmals lebenslänglich verurteilten Serienmörder Daniel James Tor im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence besucht, der damals zumindest in der Nähe bereits einen Mord verübt hatte, der Atlee aber auch nach dem dritten Besuch keine konkreten Hinweise zur Bestätigung ihres Verdachts liefern mag. Auf dem Rückweg in ihrem 1967er Ford Mustang Cabrio geht Atlee einer Vermisstenmeldung nach und kann den flüchtigen Fahrer mit dem entführten Mädchen stellen, geht dabei aber so brutal zu Werke, dass ihr Chef Clint Dobbs sie erst einmal in den Urlaub schickt, den Atlee nutzen will, um an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren.
Carol Blum begleitet sie auf der Reise in die Kleinstadt Andersonville, Georgia, die vor allem vom Interesse der Touristen an der Nachstellung des Bürgerkriegs lebt. Atlee stattet ihrem heruntergekommenen Elternhaus einen Besuch ab, in dem der Gelegenheitsarbeiter Cy Tanner mit seinem nierenkranken Hund lebt. Doch die FBI-Agentin hat gerade erst begonnen, die Bekannten ihrer Eltern zu ermitteln, als die mit einem Brautschleier verzierte Leiche einer Frau gefunden wird. Die als Hanna Rebane identifizierte Tote ist wegen Drogenmissbrauch und Prostitution aktenkundig gewesen, stammt aber nicht aus der Gegend. Als auch noch ein Schwarzer und ein Junge unter ähnlich rituell anmutenden Umständen tot aufgefunden werden, scheinen es Pine, ihr früherer FBI-Kollege Eddie Laredo und GBI-Detective Max Wallis mit einem Serienmörder zu tun zu haben. Währenddessen macht Atlee vor allem mit den wohlhabend Ehepaar Myron und Britte Pringle sowie Jerry Lineberry Bekanntschaft, die früher enge Freunde ihre Eltern gewesen sind. Je mehr sich Atlee Pine, Carol Blum und die Agenten von GBI und FBI mit den jüngsten Morden beschäftigen, desto mehr scheint sich eine Verbindung zu dem Schicksal von Atlee Pines Familie herauszukristallisieren …
„In der Erinnerung sah sie den Finger des Entführers, der zuerst ihr, dann Mercy auf die Stirn getippt hatte, als er den Abzählreim aufgesagt hatte. Immer wieder, im Rhythmus des Verses. Dann hatte die Faust sie an der Schläfe getroffen, vielleicht mehr als einmal. Sie wusste es nicht, konnte es nicht wissen, weil sie schon beim ersten Schlag das Bewusstsein verloren hatte.
Ich muss die Verliererin gewesen sein. Ich, nicht Mercy. Bei Mercy hat der Reim geendet. Mich wollte er umbringen. Er muss davon ausgegangen sein, dass ich tot bin. Aber warum hat er Mercy mitgenommen?“ (S. 361) 
Nach dem „Memory Man“ Amos Decker und Militärpolizeiermittler John Puller, deren Fälle ebenfalls bei Heyne verlegt werden, hat Bestseller-Autor David Baldacci mit der FBI-Agentin Atlee Pine die vielleicht interessanteste Figur seiner langen Karriere kreiert. Atlee Pines tragisches Schicksal mit der eigenen schweren Verletzung, dem Verschwinden sowohl ihrer Zwillingsschwester Mercy als auch ihrer Mutter hat sie zu einer ebenso einzelgängerischen wie taffen FBI-Agentin gemacht, die die ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen aber bislang nicht so effizient einsetzen konnte, dass daraus konkrete Hinweise auf ihren Verbleib resultieren würden.
Auch in seinem zweiten Atlee-Pine-Roman „Abgetaucht“ verbindet Baldacci geschickt die Suche seiner sympathischen Protagonistin nach der Auflösung der Geschehnisse vor über dreißig Jahren mit neuen Fällen. Der Autor erweist sich dabei als routinierter Dramaturg, der von Beginn an Spannung zu erzeugen versteht, verschiedene Figuren sorgfältig einführt und nach und nach mehrere Fährten legt, die zur Aufklärung der Vermissten- und Mordfälle führen könnten. Vor allem Atlee Pine gewinnt durch ihre ganz persönliche Reise in die Vergangenheit an Kontur, wobei sie von ihrer cleveren Assistentin Carol auf fast mütterliche Weise begleitet und unterstützt wird. Gerade im letzten Viertel zieht Baldacci das Tempo mächtig an, bringt ordentlich Action ins Spiel und überrascht mit einigen Wendungen, die genügend Fragen offen lassen, dass die Fortsetzung dieser hochkarätigen Thriller-Reihe garantiert ist.
Leseprobe David Baldacci - "Abgetaucht"

David Baldacci – (Atlee Pine: 1) „Ausgezählt“

Mittwoch, 26. Juni 2019

(Heyne, 480 S., HC)
Nie wird die FBI-Agentin Atlee Pine vergessen, wie sie im Alter von sechs Jahren von einem nächtlichen Eindringling überrascht worden ist, der mit einem Abzählreim zwischen ihr selbst und ihrer Zwillingsschwester Mercy entschied und schließlich ihre geliebte Schwester entführte, die sie bis zum heutigen Tage nicht wiedersah. Durch den zu lebenslanger Haft verurteilten Serienkiller Daniel James Tor, den sie im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence aufsucht, hofft sie nach 29 Jahren einen Hinweis auf ihren Verbleib zu erhalten, denn Tor hat sich zu der fraglichen Zeit in der Gegend aufgehalten, doch lässt er Pine frustriert wieder den Heimweg antreten.
Nach diesem unerfreulichen Abstecher in ihre eigene Vergangenheit wird Pine zum Grand Canyon gerufen, in dessen Nähe sie ihr Büro unterhält. Zwei Männer des National Park Service machen sie auf ein getötetes Maultier aufmerksam, das zu einer Herde von Tieren gehörte, mit denen Touristen in die Schlucht geführt werden, um in der Phantom Ranch auf dem Grund des Canyons zu übernachten. Von dem Mann, der auf dem Muli saß, fehlt allerdings jede Spur. Jener Benjamin Priest soll für eine Vertragsfirma der Regierung gearbeitet haben, doch werfen jegliche Nachforschungen nur neue Fragen auf. Zusammen mit ihrer Assistentin Carol Blum und dem National-Park-Angestellten Sam Kettler stößt Pine auf eine gigantische Verschwörung, in der nicht nur Russland seine Finger im Spiel hat, sondern offensichtlich auch hochrangige FBI-Beamte und Vertreter anderer US-Behörden.
Pine beobachtet nicht nur, wie ein Militärhubschrauber die beiden Priest-Brüder entführt hat, sondern muss im Haus des vermissten Mannes auch zwei Russen töten und sich gegen einen koreanischen Auftragskiller zur Wehr setzen.
Vielleicht ist das alles Lüge oder ein riesiger Irrtum, und ich finde gar nichts. Ich sollte lieber darüber nachdenken, was ich tue, wenn das FBI mich auf die Straße setzt.  Tatsache war, dass Pine für eine Sache solcher Tragweite nicht qualifiziert war. Als FBI-Agentin wusste sie, was sie zu tun hatte, wenn es galt, einen Bankraub, eine Entführung oder einen Mord aufzuklären. Aber das hier war etwas völlig anderes.“ (S. 393) 
US-Bestseller-Autor David Baldacci („Der Präsident“) hat bereits etliche erfolgreiche Serien um charismatische Einzelgänger auf gefährlichen Missionen kreiert. Im Heyne-Verlag sind zuletzt die Reihen um John Puller und Amos Decker erschienen. Allerdings hat Baldacci auch immer wieder ein Herz für weibliche Heldinnen gehabt, zu denen nun auch die taffe Mittdreißigerin Atlee Pine zählt. Bereits mit dem ersten Kapitel macht der Autor den Leser mit Pines tragischer Vergangenheit vertraut. Das Trauma der Entführung ihrer Zwillingsschwester Mercy dient Pine nun als Antrieb für ihre Karriere in der Provinz von Shattered Rock, wo sie allein für die FBI-Angelegenheiten zuständig ist.
Nach vielversprechendem Beginn – zu dem auch der ungewöhnliche Tod des Mulis im Grand Canyon und die im Kadaver eingeritzten Buchstaben J und K zählen – nimmt die thematisierte Verschwörung, bei der es nicht weniger um einen atomaren Krieg geht, allerdings zunehmend unglaubwürdigere Züge an. Es ist dem sympathischen FBI-Duo Pine/Blum und der männlichen Begleitung durch Kettler zu verdanken, dass man als Leser dem irrwitzigen Plot trotzdem folgt, denn mit pointierten Dialogen, der richtigen Portion Action und immer wieder eingestreuten emotionalen und humorvollen Momenten hält Baldacci den Leser bei der Stange. Die Nebenfiguren bleiben allerdings enttäuschend blass, das Finale wirkt etwas halbgar.
Da Baldacci seine Heldin aber mit einer interessanten Lebensgeschichte ausgestattet hat, zu der es noch viel zu schreiben gäbe, und einer faszinierenden Mischung aus Furchtlosigkeit und Verletzlichkeit, könnte die Serie um Atlee Pine nach durchwachsenem Beginn dennoch eine Zukunft haben.
Leseprobe David Baldacci - "Ausgezählt"