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Robert Bloch – „Werkzeug des Teufels“

Donnerstag, 16. März 2023

(Rotbuch, 208 S., Tb.) 
Lange bevor Robert Bloch mit der 1959 veröffentlichten Romanvorlage zu Alfred Hitchcocks Spannungs-Klassiker „Psycho“ weltberühmt wurde, begann bereits in den 1930er Jahren erste, von H.P. Lovecraft beeinflusste Geschichten für das Magazin „Weird Tales“ zu schreiben, ehe er auch andere Pulp-Magazine bediente. Insofern war Bloch von früh an in seiner schriftstellerischen Karriere mit den Mechanismen der sogenannten „Schundliteratur“ vertraut. Bloch veröffentlichte 1947 mit „Der Schal“ seinen ersten Roman, startete aber erst 1954 als Romanautor voll durch, als neben dem hierzulande noch unveröffentlichten Roman „The Will to Kill“ und „The Kidnapper“ (dt. „Die Psycho-Falle“) auch noch der Roman „Spiderweb“ als Teil der Ace-Double-Reihe von Ace Pocketbooks zusammen mit David Alexanders „The Corpse in My Bed“ erschien. Der Rotbuch Verlag veröffentlichte „Spiderweb“ schließlich in der deutschen Erstveröffentlichung als „Werkzeug des Teufels“ in seiner Reihe Hard Case Crime, doch im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen in der Reihe von Ed McBain, Mickey Spillane, Lawrence Block und Donald E. Westlake wirkt Blochs „Werkzeug des Teufels“ recht zahm. 
Eddie Haines hätte in seiner Heimatstadt Des Moines, Iowa, eine Karriere als Fernsehsprecher einschlagen können, doch er träumt natürlich wie so viele von dem ganz großen Durchbruch in Hollywood. Doch der will sich durch seinen Agenten Larry Rickert, dem er bereits dreihundert Dollar gezahlt hat, auch nach zwei Monaten einfach nicht einstellen. Haines will in seiner kleinen Einzimmerwohnung gerade mit einem Rasiermesser sein Leben beenden, als es an der Tür klopft, ein Hundertdollarschein unter der Tür durchgeschoben wird und sich der Besucher als Professor Hermann vorstellt, der Großes mit Haines vorhat und ihm Ruhm und Reichtum in Aussicht stellt. 
Hermanns ausgeklügelter Plan beginnt damit, Haines eine neue Identität als Dr. Judson Roberts zu verleihen, ihn unzählige Traktate aus den Bereichen Metaphysik, Okkultismus, Theologie und vor allem Psychologie und Psychiatrie lesen zu lassen, damit er als gutaussehender Lebensberater für betuchte Hollywood-Prominenz fungieren kann. 
Als erstes Opfer, das es zu schröpfen gilt, soll das Filmsternchen Lorna Lewis herhalten, die sich in einer unglücklichen Ehe befindet. Roberts sorgt für das plötzliche Ableben des Mannes, Hermann tarnt den Mord als Autounfall und hat nicht nur seinen Komplizen in der Hand, sondern kassiert ein üppiges Schweigegeld von Lorna. In diesem Sinne soll die Zusammenarbeit zwischen Hermann und Haines/Roberts fortgesetzt werden, doch allmählich bekommt Haines Skrupel bei seinem unmoralischen Tun, das ihn längst nicht zu dem reichen Mann werden lässt, wie der Professor es versprochen hatte. 
Als sich Haines auch noch in Ellen Post, eine wohlhabende Nichte des Senators Leland Post, verliebt, den Hermann auszunehmen gedenkt, plant er, den Spieß umzudrehen und Hermann zu erpressen. Doch der kluge Professor scheint immer einen Schritt voraus zu sein… 
„Nun, da hätten wir es, Mike Drayton war tot, Edgar Caldwell saß in der Patsche und würde es nicht mehr lange machen, und Ellen Post war die Nächste auf der Liste. Ich brachte jedem Unheil, der sich mit mir einließ. Denn ich war eine Marionette namens Judson Roberts, und der Professor hielt die Fäden in der Hand. Allerdings würde er für eine Weile verreist sein. Mir blieben vier oder fünf Tage. Vier oder fünf Tage, um alles wieder in Ordnung zu bringen und zusammen mit Ellen für immer zu verschwinden. Das war meine einzige Chance. Ich musste mir alles genau überlegen und rasch handeln.“ (S. 160) 
Robert Bloch ist nicht nur ein Mann der Horror-, Kriminal- und Science-Fiction-Kurzgeschichten (die in Bänden wie „Die besten Science-Fiction-Stories von Robert Bloch“, „Horror-Cocktail“, „Die Pension der verlorenen Seelen“ und „Boten des Grauens“ erschienen sind), sondern auch der kurzen Romane. In der Effizienz seiner erzählerischen Dramaturgie gleicht er heutigen Bestseller-Autoren wie James Patterson, die sich wenig um eine ausdifferenzierte Figurenzeichnung bemühen, sondern alles auf die Handlungsebene, auf Tempo und Atmosphäre fokussieren. 
Insofern bietet „Werkzeug des Teufels“ auf gerade mal 200 Seiten eine zwar temporeiche Story mit viel Sinn für die Psychologie der Figuren, doch bleiben diese doch recht blutleer. Weder taugt der Ich-Erzähler Eddie Haines als sympathische Identifikationsfigur, noch gewinnen die beteiligten Damen Lorna Lewis und Ellen Post an Profil. Und auch der genial-raffinierte Professor Hermann und sein Handlanger wirken wie Klischees. Dem Etikett „Hard Case Crime“ wird „Werkzeug des Teufels“ also nicht gerecht, doch bietet der Krimi ein solides Lesevergnügen mit dem für Bloch typischen lakonischen Humor.