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Håkan Nesser – (Van Veeteren: 6) „Münsters Fall“

Samstag, 17. April 2021

(btb, 318 S., HC) 
Nachdem sich Hauptkommissar Van Veeteren auf unbestimmte Zeit zur Ruhe gesetzt hat und es nun in einem Antiquariat weitaus entspannter angehen lässt, hat sein ehemaliger Kollege Kommissar Münster bei der Kriminalpolizei in Maardam alle Hände voll zu tun, den bestialischen Mord an dem 72-jährigen Rentner Waldemar Leverkuhn aufzuklären. Bei 28 Messerstichen gehen die Ermittler von einer ungeheuren Wut aus, die der Täter/die Täterin gegenüber dem Opfer empfunden haben muss, doch weder die Befragungen von Leverkuhns Freunden, mit denen er am Abend zuvor im Freddy’s den Gewinn der Lottogemeinschaft in Höhe von 20.000 Gulden feucht-fröhlich gefeiert hatte, noch seiner Frau und den Nachbarn deuten in eine dementsprechende Richtung. Es lassen sich auch keine Zeugen für den Zeitraum zwischen dem Verlassen der Kneipe bis zur Entdeckung der Leiche durch seine Frau Marie-Louise finden, die den Abend bei ihrer Freundin und ehemaligen Arbeitskollegin Emmeline von Post in Bossingen verbracht und ihren Mann bei ihrer Heimkehr entdeckt hatte, allerdings erst gegen Viertel vor drei nachts die Polizei informierte. 
Dann verschwinden zwei weitere Menschen in diesem Zusammenhang, Felix Bonger, einer von Leverkuhns Freunden aus der Tippgemeinschaft, und Leverkuhns Nachbarin Else van Eck. Da auch Leverkuhns Kinder wenig über ihr Verhältnis zu ihrem Vater verlauten lassen, ist Münster so ratlos, dass er schließlich Van Veeteren um Unterstützung bittet. 
Als Leverkuhns Frau plötzlich den Mord an ihrem Mann gesteht, erklärt sich der alte Hauptkommissar a.D. bereit, der Gerichtsverhandlung beizuwohnen. Er ist sich sicher, dass Frau Leverkuhn unschuldig ist und mit ihrem Geständnis jemanden schützen will. Während Münster und seine Kollegin Ewa Moreno noch einmal die Kinder des Opfers nach Hintergründen zu ihrem Vater befragen wollen, kommen sich die beiden auch persönlich näher, was die Arbeit nicht unbedingt leichter macht: Morena hat sich gerade von ihrem Freund Claus getrennt, der sich allerdings droht umzubringen, und Münster hat sich mit seiner Frau Synn auch schon etwas auseinandergelebt. Um in dem schwierigen Fall voranzukommen, versucht sich Münster noch einmal an Van Veeterens Ermittlungsgrundsätze zu erinnern … 
„Je älter er geworden war, umso wichtiger erschien es ihm, sich selbst zu schützen und die Dinge auf Distanz zu halten. Und erst wenn die anfänglichen Wogen der Abscheu sich langsam legten, abebbten, hatte es Sinn, sich dem Ganzen intensiver zuzuwenden, genau zu prüfen und zu versuchen, sich in die Natur der Straftat hineinzuvertiefen. In ihren wahrscheinlichen Hintergrund. Die Ursachen und Motive. Den Kern des Ganzen, wie Van Veeteren es nannte. Das Muster. Einen Teil dieser Strategien hatte sicher der Hauptkommissar ihm vermittelt, aber bei weitem nicht alle.“ (S. 75) 
In seinem sechsten Fall bleibt der kauzige Hauptkommissar Van Veeteren einmal außen vor, überlässt seinem jungen Kollegen Münster die Hauptbühne und zieht sich als nahezu stiller Beobachter hinter die Kulissen zurück. Münster ergeht es allerdings nicht besser oder schlechter als seinem in vielen Dingen verehrten Vorbild, denn so trostlos und brutal das Leben eines 72-Jährigen sein Ende findet, so mühsam und ergebnislos tappen Münster, Moreno & Co. durch die Ermittlungen, die letztlich zur Aufdeckung eines erschütternden Familiengeheimnisses führen, das sich bereits in den ersten Beobachtungen andeutet, dass die drei Leverkuhn-Kinder kaum Kontakt zu ihren Eltern gepflegt haben. 
Es sind auch weniger die schleppenden Ermittlungserfolge, die „Münsters Fall“ lesenswert machen, sondern die menschlichen Tragödien von fast Shakespeare’schen Ausmaßen, die sich nicht nur in der Familie des Ermordeten entfalten, sondern auch im Leben der Ermittler – wenn da auch in weitaus alltäglicheren Dimensionen. Nesser erweist sich einmal mehr als ebenso feiner Stilist wie Erzähler, der in gemächlichem Tempo den Fall zwar immer im Auge hat, aber vor allem ein Gespür für seine Figuren entwickelt und ihre Beziehungen zueinander. Wie hier Liebe und Eifersucht, Freiheit und Abhängigkeit, Schuld und Sühne, Mut und Verantwortung thematisiert und sogar immer wieder mit einem Hauch von Humor aufgelockert werden, macht „Münsters Fall“ eher zu einem gelungenen Drama als zu einem konventionellen Krimi.  

Håkan Nesser – (Van Veeteren: 5) „Der Kommissar und das Schweigen“

Donnerstag, 7. Januar 2021

(btb, 318 S., HC) 
In dem idyllischen Touristenort Sorbinowo ist Polizeichef Malijsen gerade in den Urlaub gegangen, als sein Vertreter, Polizeianwärter Merwin Kluuge, Mitte Juli einem anonymen Hinweis auf ein verschwundenes Mädchen aus dem Lager des Reinen Lebens in Waldingen nachgehen muss. Doch die Nachfragen bei dem Sektenführer Oscar Jellinek und seinen Helferinnen und den meist sehr jungen Mädchen ergeben nichts. Kluuge beschleicht allerdings das Gefühl, dass mehr an der Sache dran ist, und erhält Unterstützung von Kommissar Van Veeteren, der nicht nur kurz davor steht, seinen geplanten Urlaub auf Kreta anzutreten, sondern mal wieder mit dem Gedanken spielt, den Polizeidienst zu beenden und sich stattdessen auf eine Stellenanzeige eines Antiquariats zu bewerben. 
Kaum ist er in Sorbinowo eingetroffen, wird ein zweites Mädchen als vermisst gemeldet, dann beide vergewaltigt und erwürgt im Wald aufgefunden. Bevor Jellinek zu den beiden Morden befragt werden kann, verschwindet auch er. Den Polizisten gelingt es allerdings nicht, brauchbare Informationen von den im Lager verbliebenen Frauen und Mädchen zu erhalten, so dass Van Veeteren mit Jung und Reinhart, die er als Verstärkung kommen ließ, die Nachforschungen auf die Nachbarschaft ausdehnt. Doch auch hier machen die Ermittler kaum Fortschritte … 
„Also: insgesamt gesehen fühlte Van Veeteren sich nicht sehr viel schlauer, als er schließlich nach dem letzten Gespräch wieder ins befreiende Menschengewimmel tauchen durfte. Aber auch nicht sehr viel dümmer, und was lag da näher, als den ganzen Nachmittag einfach in Klammern zu setzen und ihn zu den Akten zu legen. Eine unter vielen.“ (S. 232) 
Van Veeteren will einfach nur weg, seinen zynischen Gedanken zu seiner Exfrau und seinem Beruf entfliehen, und so folgt er notgedrungen dem Hilferuf aus einem benachbarten Revier, mit dessen Leiter er Mitte der 1970er Jahre Bekanntschaft gemacht hat. Zunächst gibt es ja keinen wirklichen Fall, den Van Veeteren und der durchaus fähig erscheinende Polizeianwärter Kluuge da zu bearbeiten haben, aber als sich die unbestätigten Vermisstenanzeigen von anonymer Seite als abscheuliche Morde erweisen, kommt die immer größer werdende Ermittlertruppe überhaupt nicht weiter, weil alle möglichen Zeugen entweder ganz schweigen oder nur sehr wortkarg auf die Befragungen der Ermittler reagieren. 
Leider dümpelt der Plot deshalb auch eher nichtssagend vor sich hin. Van Veeteren paddelt mit dem Kanu durch die Gegend, probiert die fünf Möglichkeiten zu essen im Ort aus, unterhält sich mit dem Chefredakteur der Zeitung, der sich zudem als Cineast entpuppt. 
Als Krimi taugt Nessers fünfter Van-Veeteren-Fall nur bedingt. Die Ermittlung kommt eigentlich nie so recht in Gang, der einzig Verdächtige im Fall der beiden ermordeten Mädchen ist selbst verschwunden, und so gibt sich der berufsmüde Kommissar vor allem den anregenden Gesprächen und kulinarischen Genüssen mit dem Redakteur Przebuda hin. Selbst die sporadisch eingeführte Perspektive des zunächst namenlosen Täters verleiht dem Roman keine Tiefe. 
Wenn am Ende letztlich ein Schreibfehler - und damit laut Van Veeteren der Zufall - dabei hilft, den Täter zu identifizieren, passt das zu dem seltsam lustlos konstruierten Roman, der den beiden schrecklichen Morden, die es zunächst aufzuklären gilt, überhaupt nicht gerecht wird. Aber diese Agonie ist es wahrscheinlich auch, die Van Veeteren nach einer anderen Berufung Ausschau halten lässt. 

Håkan Nesser – (Van Veeteren: 4) „Die Frau mit dem Muttermal“

Sonntag, 31. Mai 2020

(Weltbild, 285 S., HC)
Der Geschäftsmann Ryszard Malik wird eines Abends von seiner Frau Ilse nach ihrer Rückkehr vom Theater tot hinter der geöffneten Haustür aufgefunden – mit je zwei Schüssen in die Brust und in den Unterleib. Wenig später wird auch der wegen einer Tätlichkeit einem Schüler gegenüber suspendierte Lehrer Rickard Maasleitner ebenfalls mit einer Berenger 7,65 Millimeter erschossen, wiederum in die Brust und in die Geschlechtsteile. Hauptkommissar Van Veeteren und seine Kollegen tappen zunächst völlig im Dunkeln. Zwar war Maasleitner bei seinen Kollegen nicht besonders beliebt, aber ein Mordmotiv lässt sich bei beiden Opfern im näheren Bekanntenkreis einfach nicht finden.
Winnifried Lynch, die neue Freundin von Van Veeterens Kollege Reinhart, vermutet, dass es sich bei dem Täter um eine in ihrer Ehre verletzte Frau handeln müsse, doch bringt diese Annahme die Ermittlungen zunächst nicht weiter. Dann entdeckt einer der Ermittler die beiden Opfer gemeinsam auf einem etwa dreißig Jahre alten Foto, auf dem die Abgangsklasse der Militärstabsschule von 1965 abgebildet ist, neben den beiden getöteten Männern noch 33 weitere Absolventen. Die Identifizierung und Befragung der übrigen Soldaten kommt aber nur schleppend voran, ohne wichtige Erkenntnisse für die beiden Mordfälle zu bringen. Schließlich könnten sich unter den Männern auf dem Foto sowohl weitere Opfer als auch der Täter befinden …
„Die Fragen blieben offen. Gab es überhaupt eine kleinere Gruppe innerhalb der Gruppe? Wenn nicht – wenn der Mörder hinter ihnen allen her war, dann musste es sich um einen Verrückten handeln. Mit einem unbegreiflichen, irrationalen und vermutlich vollkommen schwachsinnigen Motiv. Niemand hat eine in welcher Hinsicht auch immer annehmbare Begründung, 31 Menschen einen nach dem anderen zu erschießen.“ (S. 175) 
Mit seinem vierten, hierzulande 1998 erstmals veröffentlichten und mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichneten Van-Veeteren-Roman „Die Frau mit dem Muttermal“ präsentiert Håkan Nesser keinen konventionellen Whodunit-Plot, sondern beschreibt eher den ermüdenden Alltag einer an sich schlagkräftigen Ermittlertruppe, deren Vorgehen aber auch sehr behäbig wirkt. Das trifft aber auch den Plot zu. Die (namentlich noch nicht bekannte) Täterin wird gleich im ersten Kapitel vorgestellt, das Motiv lässt sich bereits erahnen, wird aber erst zum Ende hin konkretisiert. Bis dahin dreht sich vor allem alles um den Alltag der Opfer bis zu ihrem Ableben, das durch die mysteriösen, anonymen Anrufe, mit denen den Adressaten der The-Shadows-Hit „The Rise and Fall of Flingel Bunt“ aus den 1960ern vorgespielt wird.
Verwertbare Spuren und ein erkennbares Motiv können weder Van Veeteren noch seine Kollegen Münster, Reinhart, Moreno, Heinemann, Jung und Rooth bei den Befragungen von Kollegen und Familienangehörigen der Opfer und den Untersuchungen der Tatorte ausmachen. Die nur allmählich aufgebaute, kaum spürbare Spannung resultiert einzig aus der Frage nach möglichen weiteren Opfern, bis die mutmaßliche Täterin endlich gefasst wird. Bis dahin wechselt Nesser ständig die Perspektive zwischen den einzelnen Ermittlern, die allesamt ungewöhnlich blass bleiben, den Opfern und der Täterin. Das bringt zwar etwas Fluss in den schlichten Plot, aber die Handlung wenig voran. Vor allem die unzähligen, nicht verwertbaren Befragungen ermüden auf die Dauer, machen aber deutlich, wie der Alltag der Ermittler üblicherweise aussieht.
Es ist nur bedauerlich, dass Van Veeteren, der sonst auch mit seiner schwierigen Beziehung zu seinem Vater und den Frauen in seinem Leben portraitiert wird, hier überhaupt nicht an Kontur gewinnt, außer dass er klassische Musik hört, Schach und Badminton spielt. Mit dem abschließenden ausführlichen Geständnis der Täterin wird der Fall schließlich ganz unspektakulär zu Ende geführt. Von den bisherigen Van-Veeteren-Büchern ist „Die Frau mit dem Muttermal“ das bislang schwächste.
Leseprobe Hakan Nesser - "Die Frau mit dem Muttermal"

Håkan Nesser – (Van Veeteren: 3) „Das falsche Urteil“

Donnerstag, 13. Februar 2020

(Weltbild, 310 S., HC)
Am 24. August 1993 wird Leopold Verhaven nach 24 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen, wo er wegen der beiden Morden an zwei Frauen gesessen hatte. Doch das Glück der Freiheit währt nur kurz. Noch am Entlassungstag wird er selbst ermordet, seine verstümmelte Leiche – ohne Kopf, Hände und Füße – in einem Teppich eingewickelt erst acht Monate später bei einem Ausflug mit vierzehn Kindergarten-Kindern in einem Graben entdeckt. Unter der Leitung von Polizeichef Hiller die Kommissare Münster, Rooth, deBries und Reinhart sowie die Hauptkriminalassistenten Jung und Moreno die Ermittlungen aufnehmen, unterzieht sich ihr Kollege Van Veeteren einer Darmkrebs-Operation.
Da eine Identifizierung des ungefähr sechzigjährigen Toten unmöglich ist, werden zunächst passende Fälle von Vermissten überprüft, doch erst ein Hinweis aus der Bevölkerung, die durch die Medien zur Mithilfe gebeten wurde, gelangen die Ermittler auf die Fährte von Verhaven, der 1962 erst Beatrice Holden und 1981 Marlene Nitsch ermordet haben soll und der Erste in Schweden war, der ohne Geständnis wegen Mordes verurteilt worden war – beide Male durch Richter Heidelbluum. Für den frisch operierten Van Veeteren und seine aktiven Kollegen stellt sich sofort die Frage nach dem Motiv. Fand Verhavens Mörder, dass der Verurteilte noch nicht genug bestraft worden sei?
Oder war Verhaven tatsächlich unschuldig, und der wahre Täter beabsichtigte mit dem Mord an Verhaven, dass dieser nichts mehr ausplaudern könnte, das auf den wirklichen Mörder hingewiesen hätte? Van Veeteren und seine Leute beschließen, die für die Verurteilung maßgeblichen Zeugen noch einmal zu befragen. Dabei erfahren sie nicht nur, dass Verhaven bereits in der Schule ein eigenbrödlerischer Sonderling war, der aber als Mittelstreckenläufer sämtliche Rekorde brach, bis er des Dopings überführt wurde und nach seinem abrupten Karriereende zurückgezogen in einem Dorf eine Hühnerzucht betrieb. Mit seiner Lebensgefährtin Beatrice Holden stritt er sich oft. Deshalb wird Verhaven, als sie nackt in einem Wald tot aufgefunden wird, in einem Indizienprozess erstmals zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Ähnlich liegt der nächste Fall nach Verhavens Entlassung, als er erneut wegen des Mordes an einer Frau aus seinem Umfeld ohne stichhaltige Beweise verurteilt wird. Obwohl Van Veeteren nach seiner Operation noch vom Dienst freigestellt ist, lässt ihn die Suche nach dem wahren Mörder keine Ruhe, da er zunehmend das Gefühl bekommt, dass Verhaven tatsächlich fälschlicherweise vierundzwanzig Jahre seines Lebens hinter Gittern verbracht hat …
„Was zum Teufel, mache ich eigentlich hier, dachte er plötzlich. Was bilde ich mir eigentlich ein, was das helfen soll, dass ich hier herumschnüffele … und selbst, wenn mir das endlich eine Vorstellung davon gibt, wer Verhaven wirklich war, dann bringt mich das doch wohl keinen Zentimeter näher an die Antwort heran?
An die Antwort auf die Frage, wer ihn ermordet hat, nämlich.“ (S. 224) 
In dem dritten Krimi nach „Das grobmaschige Netz“ und „Das vierte Opfer“ um den schon etwas ausgebrannten schwedischen Kriminalkommissar Van Veeteren übernehmen dessen Kollegen die Laufarbeit, während der für seinen guten Instinkt berüchtigte Kommissar sich von seiner Operation erholen muss. Natürlich hält ihn das nicht davor zurück, selbst auf eigene Faust mit einer vorgetäuschten Identität Erkundigungen bei den Zeugen für Verhavens Verurteilung einzuholen. Nesser beschreibt dabei sehr gekonnt, wie sich die Vorurteile in einem Dorf gegen einen Mann verdichten, der schon immer aus der Reihe gefallen ist und ja durch seine Doping-Affäre hinlänglich bewiesen habe, dass er ein Betrüger sei – warum dann nicht auch ein Mörder? Natürlich erweist sich Van Veeterens Instinkt wieder als goldrichtig. Doch so wirklich nah kommt man dem Kommissar und den vielen Figuren dabei nicht. Durch die wechselnden Zeit- und Perspektivwechsel erzeugt der Autor eher ein Gefühl für die Atmosphäre der Vorverurteilung des mutmaßlichen Täters durch die Dorfgemeinschaft als handlungsintensive Spannung.
Leseprobe Hakan Nesser - "Das falsche Urteil"

Håkan Nesser – (Van Veeteren: 2) „Das vierte Opfer“

Montag, 6. Januar 2020

(btb, 288 S., HC)
Kommissar Van Veeteren hat bereits drei Wochen Urlaub am Strand hinter sich – davon eine mit seinem Sohn Erich, der noch zehn Monate seiner Haftstrafe abzusitzen hat -, als ihn Polizeipräsident Hiller darum bittet, die Kollegen bei einem zweifachen Mordfall in der naheliegenden Küstenstadt Kaalbringen zu unterstützen. Vor Ort erfährt er von dem kurz vor seiner Pensionierung stehenden Polizeichef Bausen, dass vor einem Monat dem Drogenabhängigen Heinz Eggers und nun dem Immobilienmakler Ernst Simmel mit einer Axt fast der Schädel vom Körper abgetrennt worden ist. Van Veeteren nimmt zwar nicht Bausens Angebot an, während der Ermittlungen bei ihm zu wohnen, besucht ihn aber fast jeden Abend, um mit ihm erlesene Weine zu trinken, über den Fall zu spekulieren und vor allem Schach zu spielen.
Doch trotz intensiver Befragungen von Nachbarn und Angehörigen der Opfer will sich den Ermittlern kein gemeinsamer Nenner zwischen den Opfern und schon gar kein Motiv erschließen. Erst als mit dem jungen Arzt Maurice Rühme das dritte Opfer des sogenannten „Henkers“ aufgefunden wird, fällt die Gemeinsamkeit auf, dass alle drei Opfer erst Anfang des Jahres nach Kaalbringen gezogen bzw. zurückgekehrt sind. Als ein 35-seitiger Bericht über Rühmes Zeit in Aarlach bei der Polizei in Kaalbringen eintrifft, entdeckt Kommissarin Beate Moerk ein „bizarres“ Detail, doch bevor sie Van Veeterens mittlerweile ebenfalls angereisten Kollegen Münster über ihre Entdeckung ins Bild setzen kann, verschwindet sie spurlos, aber Van Veeteren kann sich noch immer keinen Reim auf die ganze Geschichte machen …
„Es war, als würde dieser ganze Fall hier eigentlich gar nicht existieren. Oder als würde er auf der anderen Seite einer Wand vor sich gehen, einer undurchdringlichen Panzerglasscheibe, durch die er nur unscharf eine Menge unbegreifbarer Menschen und Handlungen erkennen konnte, die langsam nach einer Choreographie abliefen, die er nicht verstand. Alle einzeln, grundlos und ohne tieferen Zusammenhang.“ (S. 148) 
Der zweite Fall, mit dem der schwedische Autor Håkan Nesser uns seinen charismatischen Kommissar Van Veeteren vorstellt, ist bereits durch die ungewöhnliche Tatwaffe etwas Besonderes, aber durch die fehlende Verknüpfung zwischen den drei Opfern und dem nicht erkennbaren Motiv eben auch angenehm knifflig. Während die Ermittlungen durch die Zeugenbefragungen und die Einbeziehung der Presse aber kaum vorankommen, nutzt der Autor die Möglichkeit, seine Figuren etwas näher zu charakterisieren. Dabei macht vor allem das fast schon freundschaftliche Geplänkel zwischen Kaalbringens Polizeichef Bausen und seinem zur Unterstützung eingetroffenen Kollegen Van Veeteren besonders viel Spaß, aber auch die enge Zusammenarbeit zwischen der attraktiven, ungebundenen Kommissarin Beate Moerk und Van Veeterens verheirateten Kollegen Münster sorgt für ein paar schöne Momente. In diesen beiden Paar-Konstellationen und auch in den Van Veeterens Verhören zeigt sich Nessers feines Gespür für eine überzeugende Figurenzeichnung.
Allerdings hätte Nesser hier auch weitaus mehr von seinen Protagonisten preisgeben können. Besonders enttäuschend ist allerdings der „überraschende“ Schluss ausgefallen, bei dem das Motiv für die grausamen Taten einfach nicht überzeugend genug dargelegt wird. So präsentiert der nicht mal 300 Seiten umfassende Krimi zwar einen interessanten Fall und an sich interessante Figuren, doch holt Nesser noch nicht genug aus diesem Potenzial heraus, weshalb die Auszeichnung mit dem „Schwedischen Krimipreis“ etwas überrascht.
Leseprobe Hakan Nesser - "Das vierte Opfer"

Håkan Nesser – (Van Veeteren: 11) „Der Verein der Linkshänder“

Mittwoch, 27. November 2019

(btb, 606 S., HC)
Um sich gegen unliebsame Geburtstagsgäste und -glückwünsche zu wappnen, gibt der pensionierte Kriminalkommissar Van Veeteren bekannt, anlässlich seines 75. Geburtstages mit seiner Lebensgefährtin Ulrike Fremdli nach Neuseeland verreisen zu wollen. Ganz so weit weg möchte das Paar zwar nicht, doch dass der geplante Trip kein reines Vergnügen zur Erholung wird, dafür sorgt schon Van Veeterens früherer Kollege Münster, der den Bücherliebhaber mit einem alten Fall konfrontiert. Vor zwanzig Jahren hatten es Münster und Van Veeteren nämlich mit einem verheerenden Brand einer Pension in Oosterby zu tun, bei dem vier Personen ums Leben gekommen sind, die zu Schulzeiten den „Verein der Linkshänder“ gegründet und sich in Mollys Pension zu einem Wiedersehenstreffen verabredet hatten.
Als mutmaßlicher Täter wurde schnell das Vereinsmitglied Qvintus Maasenegger ausgemacht, der das Treffen organisiert hatte, aber nicht unter den Toten identifiziert werden konnte und danach untergetaucht geblieben war. Dass der vermeintliche Täter nun selbst tot in einem nahegelegenen Waldstück entdeckt wurde, stellt die offensichtlich voreilig gezogenen Schlüsse bei den Ermittlungen auf den Kopf, denn Maasenegger wurde wohl in etwa zur gleichen Zeit getötet wie seine vier Vereinskollegen in der Pension.
Da die Pension, in der Van Veeteren mit seiner besseren Hälfte die nächsten zwei Wochen verbringen will, nur wenige Kilometer vom damaligen Tatort entfernt liegt, nimmt der Pensionär Kontakt mit dem damals zuständigen Kommissar vor Ort und dem jetzigen Kommissar Radovic auf und versucht, die Ereignisse von damals neu aufzurollen und weitere Hintergrundrecherchen durchzuführen. Dabei ergeben sich Zusammenhänge mit einem Entführungsfall und einem Brief, mit dem eine ehemalige Nonne ihr Gewissen erleichtern will. Als eine weitere Leiche mit einer Axt im Kopf entdeckt wird, kommen auch Kommissar Barbarotti und seine Kollegin/Freundin Eva Backman ins Spiel …
„Der Fall war wirklich nicht besonders kompliziert gewesen. Der Meinung war damals jeder gewesen. Sie waren sich alle einig und hatten völlig daneben gelegen.
Denn der Abend in Mollys betagter Pension war nicht so abgelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Oder doch, das war er wohl schon, aber die Teilnehmerliste stimmte nicht. Es mussten sechs Personen beteiligt gewesen sein, nicht fünf. Fünf Opfer und ein Täter. Nicht vier Opfer und ein Täter, oder?“ (S. 154) 
2006 erschien mit „Sein letzter Fall“ der eigentlich letzte Roman mit dem charismatischen Kommissar Van Veeteren, der sich damals seines einzigen ungelösten Falls in seiner Karriere noch einmal annehmen musste. Mittlerweile genießt er seinen wohlverdienten Ruhestand und kann sich seiner Leidenschaft für Bücher widmen. Doch sein Ermittlerinstinkt wird durch Münsters Besuch reaktiviert, denn die Entdeckung von Maaseneggers Leiche wirft ein unschönes Licht auf die schlampigen Ermittlungen vor zwanzig Jahren, was auch Van Veeterens Lebensgefährtin nicht müde wird zu betonen, die übrigens als „Vernehmungspsychologin“ sehr stark in den neu aufgerollten Fall involviert ist. Irgendwann in der zweiten Hälfte, als eine weitere Leiche auftaucht, kreuzen sich doch noch die Wege von Van Veeteren und Nessers aktuellen Serien-Protagonisten Gunnar Barbarotti, der jedoch kaum zur Aufklärung beitragen kann. Nesser erweist sich in seinem elften Roman um Van Veeteren einmal mehr als souveräner Erzähler, der einen alten Fall zum Anlass nimmt, den fast 75-jährigen Pensionär eine verpfuschte Ermittlung im neuen Licht zu betrachten, wobei ihm seine pfiffige Lebensgefährtin Ulrike Fremdli mehr als nur eine beiläufige Unterstützung gewährt. Geschickt verwebt der Autor verschiedene Zeitebenen und Handlungsorte, bringt durch das Rekapitulieren vergangener Ereignisse, Briefe, Erinnerungen, Tagebucheintragungen, neue Verhöre und aktuelle Gedanken des Täters auf raffinierte Weise nach und nach die Puzzleteile zur Auflösung zusammen und hält so die Spannung auf einem hohen Niveau.
Die immer wieder eingestreuten philosophischen Betrachtungen des pensionierten Kommissars und der warmherzige Humor machen auch „Der Verein der Linkshänder“ zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, das erst zum Ende hin durch einige Längen leicht getrübt wird. Wer weiß, vielleicht kehrt Van Veeteren doch noch für den einen oder anderen kniffligen Fall ins Rampenlicht zurück …
Leseprobe Håkan Nesser - "Der Verein der Linkshänder"

Håkan Nesser – (Van Veeteren: 1) „Das grobmaschige Netz“

Samstag, 16. November 2019

(btb/Weltbild, 256 S., HC)
 Als der Gymnasial-Lehrer Janek Mitter morgens um zwanzig nach acht aufwacht, spürt er nur die unangenehmen Nachwirkungen des Saufgelages vom vorigen Abend. Nicht mal an seinen Namen kann er sich erinnern. Immerhin ist er bei sich zuhause, wie ihm erste Schritte durch die Wohnung verraten. Merkwürdig ist nur, dass die Badezimmertür von innen verriegelt ist. Mit einem Schraubenzieher öffnet er die Tür und sieht sich mit einer furchtbaren Entdeckung konfrontiert: Seine Kollegin Eva Ringmar, mit der er seit drei Monaten verheiratet ist, liegt mit seltsam verrenkten Gliedmaßen tot in der Badewanne. JM, wie er üblicherweise genannt wird, wirft zwei weitere Schmerztabletten ein und informiert die Polizei.
Da er vorgibt, unter einem völligen Gedächtnisverlust über den gestrigen Abend zu leiden, wird Mitter als Tatverdächtiger festgenommen, aber auch seinem Anwalt Rüger kann er keine weiteren Angaben machen. Vor Gericht wirkt Mitter seltsam unbeteiligt, was auch Kriminalkommissar Van Veeteren überrascht, der den Prozess eher aus Langeweile verfolgt und schon ans Aufhören denkt. Er gibt sich eine Woche Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen, dann kündigt er oder macht zumindest erst einmal Urlaub in Australien. Sein Gefühl, dass irgendetwas merkwürdig an dem Fall ist, trügt Van Veeteren nicht, denn als der Angeklagte verurteilt und in ein Sanatorium eingeliefert, wo ihm seinem Gedächtnis wieder auf den Sprung geholfen werden soll, wird auch er ermordet. Zusammen mit seinem Kollegen Münster nimmt Van Veeteren die wenigen Freunde und Bekannten, vor allem aber das Kollegium der beiden Ermordeten ins Visier. Schon bald kommen die Ermittler zum Schluss, dass der Täter nicht zum ersten Mal getötet hat und sehr persönliche Motive gehabt haben muss. Dabei scheint sich vor allem Evas Vergangenheit zum Schlüssel für die Auflösung zu erweisen …
„Wenn Eva Ringmar eine Schattengestalt war, dann waren die Konturen ihres Mörders noch um einiges vager. Der Schatten eines Schattens war er. Van Veeteren fluchte und biss seinen Zahnstocher entzwei.
Sprach denn überhaupt irgendetwas dafür, dass er auf der richtigen Fährte war? Tappte er denn nicht in mehr als nur einer Hinsicht im Dunkeln? Und was, zum Henker, mochte der Mörder für ein Motiv haben?“ (S. 177) 
Es ist ein ungewöhnlicher Fall, mit dem sich der ausgebrannte Kriminalkommissar Van Veeteren in dem Romandebüt des schwedischen Schriftstellers Håkan Nesser aus dem Jahre 1993 herumschlägt. Dabei ist weniger der Umstand, dass sich der vermeintliche Täter nicht an die Ereignisse des Vorabends erinnern kann, so außergewöhnlich, sondern die geschilderte Ermittlungsarbeit und vor allem die gebrochene Figur von Van Veeteren, der auch heute noch zu den charismatischsten Ermittlern zählt, die das Krimi-Genre hervorgebracht hat. Als er nach 20 Seiten eingeführt wird, bekommt der Leser gleich einen Eindruck von dessen Persönlichkeit. Seine Frau hatte sich vor acht Monaten – eigentlich unwiderruflich – zum vierten oder fünften Mal von ihm getrennt, beginnt aber, ihn wieder anzurufen. Seine Anfang zwanzigjährige Tochter Jess lebt mit ihrer eigenen Familie weit entfernt in Borges, sein Sohn Erich sitzt im Staatsgefängnis von Linden eine zweijährige Strafe wegen Rauschgiftschmuggels ab. Sein Vater starb im Alter von zweiundfünfzig Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung.
Van Veeteren selbst ist seinen Job müde, allerdings zerreißt der Polizeichef regelmäßig seine Kündigungsschreiben. Mit seinem Kollegen Münster spielt er Badminton, geht ab und zu auch mit ihm einen trinken. Davon abgesehen lebt Van Veeteren letztlich doch für seine Arbeit. „Das grobmaschige Netz“ gibt trotz der kurzen Länge von gerade mal 250 Seiten einen guten Eindruck von den Verhörmethoden und dem verlässlichen Instinkt des Hauptkommissars, der so gar kein Identifikationspotenzial für den Leser hergibt, aber deutlich macht, dass Polizisten ebenso wie Opfer, Täter und Zeugen ganz normale Menschen mit ihren persönlichen Eigenschaften, Sorgen, Träumen und Hoffnungen sind, dass nie viel zu fehlen scheint, bis aus einem gesetzestreuen, unauffälligen Bürger ein Mörder wird.
Trotz des melancholischen Grundtons blitzt immer wieder ein leiser Humor in den Dialogen auf, sorgen die etwas zerpflückt aneinandergereihten Absätze für Sprünge im Handlungsverlauf und zwischen den beteiligten Figuren, die manchmal wie aus dem Nichts in die Szenerie zu fallen scheinen. Doch während die übrigen Beteiligten sehr blass bleiben, gewinnt Van Veeteren schon in seinem ersten literarischen Auftritt an interessanter Kontur, die in den nachfolgenden Romanen deutlich an Profil zulegt.

Håkan Nesser - (Van Veeteren: 9) „Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod“

Mittwoch, 17. Februar 2010

(btb, 572 S., HC)
Eigentlich wollte sich Hauptkommissar Van Veeteren längst zur Ruhe gesetzt haben und sich nur noch um sein Antiquariat und seine niedliche Enkeltochter kümmern. Doch eines Tages bittet der junge Priester Tomas Gassel den seit vier Jahren permanent vom Dienst befreiten Van Veeteren um ein Gespräch, das dieser wegen eines Zahnarzttermins nicht wahrnehmen kann. Wenig später erfährt der aus der Zeitung, dass der Pfarrer von einem Zug überfahren worden ist, und setzt sich mit Eva Moreno, der ermittelnden Kommissarin, in Verbindung. Etwa zur gleichen Zeit werden Martina Kammerle und dann auch ihre sechzehnjährige Tochter Monica erwürgt aufgefunden.
Da der Name des Pastors auf einem Notizblock im Zimmer des Mädchens gefunden wird, scheinen die Fälle miteinander verknüpft zu sein. Die einzigen Spuren zum Mörder, der weitere Frauen erwürgt, sind aus der Literatur bekannte Namen, derer sich der geheimnisvolle Mörder bedient, und seltene Gedichtbände. Während seine aktiven Kollegen lange Zeit im Dunkeln tappen, verlässt sich Van Veeteren bei seinen eigenen Ermittlungen ganz auf seine Intuition und stößt auf den elitären Universitätszirkel der Sukkulenten. Doch wie soll Van Veeteren den mutmaßlichen Verdächtigen ohne handfeste Beweise überführen? Mit Van Veeterens neunten Fall hat Hakan Nesser endgültig bewiesen, dass er sich vor seinem Bestseller-Kollegen Henning Mankell nicht zu verstecken braucht. Spannend und dazu noch sprachgewandter taucht Nesser wieder tief in die Seele eines Psychopathen ein, lässt zum Schluss aber leider einige wichtige Fragen offen.

Håkan Nesser - (Van Veeteren: 8) „Der Tote vom Strand“

(btb, 352 S., HC)
In seiner schwedischen Heimat genießt Håkan Nesser schon längst einen Ruf als erstklassigen Schriftsteller, der sich hinter Henning Mankell keineswegs zu verstecken braucht. Auch hierzulande haben seine Romane um Kommissar Van Veeteren immer mehr an Popularität gewonnen. Schon die ersten beiden Kapitel seines neuen Romans demonstrieren, warum Nesser so geschätzt wird. Die einleitende Erklärung, dass einem jungen Mädchen der Schädel gespalten wurde, weil sie offensichtlich ihre Pläne geändert hatte, wird von einer kurzen Szene gefolgt, in der der Leser ein Stück weiter ins Geheimnis eingeweiht wird.
Die sechzehnjährige Winnie Maas trifft sich mit ihrem Freund am Strand, erzählt ihm von der Änderung ihrer Entscheidung, worauf dieser eine Idee hat. Szenenwechsel. Der achtzehnjährigen Mikaela soll an ihrem Geburtstag etwas mitgeteilt werden. Auch diesmal bleibt der Leser im Dunkeln. Schließlich soll die 32jährige Kommissarin Ewa Moreno an ihrem ersten Urlaubstag noch dem gerade gefassten Kleinverbrecher Lampe-Leermann ein Geständnis entlocken. Und schon sieht sie sich in einen äußerst mysteriösen Fall verwickelt, bei dem es nicht nur um die verschwundene Mikaela geht, die ihren Vater erstmals nach sechzehn Jahren in der psychiatrischen Anstalt besuchen wollte, sondern auch um zwei ungelöste Mordfälle. Die spannende Story gefällt auch durch den recht poetischen Stil, der das Buch zu einem echten Lesegenuss macht.