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Jeff Lindsay – “Dexter”

Sonntag, 17. Februar 2013

 (Knaur, 493 S., Tb.)
Während in den USA bereits die siebte Staffel der erfolgreichen Krimi-Serie “Dexter” gestartet ist, erscheinen in Deutschland die der Serie zugrundeliegenden Romane von Jeff Lindsay mittlerweile stark verzögert. So mag es die treuen „Dexter“-Zuschauer zunächst etwas verwundern, dass in dem schlicht „Dexter“ betitelten fünften Roman, der in den USA bereits 2010 veröffentlicht worden ist, Blutspuren-Analyst Dexter Morgan jetzt erst die Geburt seiner Tochter Lily Anne feiert, vor allem dürfte er sich darüber wundern, dass Dexters Bruder Brian, der als „Kühllasterkiller“ in Buch/Staffel 1 sein Unwesen trieb, noch immer unter den Lebenden weilt.
Während Dexter durch die Geburt seiner Tochter zunehmend und irritierenderweise menschliche Regungen zu verspüren scheint, schleicht sich Brian in Dexters Familie ein, was dem misstrauischen Dexter überhaupt nicht zusagt. Derweil ermittelt seine Schwester Deborah in einer Fall einer mutmaßlichen Entführung, weshalb sie sich nicht nur mit dem FBI herumschlagen muss, sondern auch auf der Suche nach einem „Goth hoch zwei“, einem Vampir, ist, der ausgerechnet zur Familie von Miamis populären Stadtrat Acosta zählt und bei all seinen bisherigen Verbrechen von seinem Vater freigekauft worden ist – beste Voraussetzungen also für Dexter, sich des jungen Mannes persönlich anzunehmen, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Doch als sich seine Schwester nach zunächst vorschriftsmäßiger Polizeiart auf die Suche nach dem vermissten Mädchen macht, stoßen die beiden Morgans auf einen Zirkel, in dem der Genuss von Menschenfleisch ganz oben auf der Lustskala steht. Dass während der Ermittlungen aber immer wieder Dexters Bruder auf der familiären Bildfläche erscheint, irritiert Dexter auf beunruhigende Weise.
„Ich wusste nach wie vor nicht, was er im Sinn hatte, warum er immer wieder bei uns auftauchte. Konnte es sein, dass es ihn wirklich nach einer Art Familienanbindung verlangte? Schwer vorstellbar – andererseits hätte ich das vor Lily Anne von mir auch nicht geglaubt, und doch lag ich hier, schwor allen dunklen Freuden ab und schmiegte mich an den Busen einer echten Familie. Vielleicht sehnte sich Brian nach denselben einfachen menschlichen Banden. Vielleicht wollte auch er sich ändern. Und vielleicht klatschte ich dreimal in die Hände, und die Fee Tinkerbell erwachte wieder zum Leben. Das war in etwa ebenso wahrscheinlich; Brian war sein ganzes Leben auf dem Dunklen Pfad gewandert, er konnte sich nicht ändern, nicht so grundlegend. Er musste andere Gründe dafür haben, sich in mein Leben zu drängen, und früher oder später würden sie offenbar werden.“ (S. 375) 
Doch die Auflösung hebt sich Lindsay natürlich bis zum Schluss auf. Bis dahin darf der Leser auf ebenso amüsante wie spannende Weise verfolgen, wie Dexter mit seinen inneren Dämonen kämpft, um zu dem liebenden Familienvater zu werden, der er de facto ja ist, womit er sich aber mit der leiblichen Tochter Lily Anne erst so richtig auseinanderzusetzen beginnt. Auf gewohnt kurzweilige, extrem unterhaltsame Art gehen bei Lindsays Romanen Dexters außergewöhnliche Zwiesprache mit seinem dunklen Begleiter und die parallel verlaufende Polizeiarbeit Hand in Hand. Der typische Dexter-Humor, Deborahs unflätige Schimpftiraden und eine außergewöhnliche Krimi-Handlung machen auch „Dexter“ zu einem Thriller-Vergnügen der etwas anderen Art.
Leseprobe Jeff Lindsay – “Dexter”

Jeff Lindsay – „Des Todes dunkler Bruder“

Sonntag, 12. Dezember 2010

(Knaur, 351 S., Pb.)
Eigentlich arbeitet Dexter Morgan als Spezialist für Blutanalysen bei der Polizei von Miami, doch seine Passion gilt der Bestrafung von Serienkillern, die durch das Netz der polizeilichen Ermittlungen schlüpfen. Gerade hat sich Dexter eines Priesters angenommen, der nicht nur im St. Anthony’s Waisenhaus Kinder umgebracht hat, sondern offensichtlich zuvor schon in anderen Städten, da wird Miami von einer neuen Mordserie erschüttert.
Der Killer entzieht seinen Leichen das sämtliche Blut und zerschneidet sie mit chirurgischer Perfektion. Dexters Adoptivschwester Deborah, die ebenso wie ihr verstorbener Vater Harry und Dexter bei der Polizei arbeitet, sieht hier die Chance, von der Sitte weg zur Mordkommission befördert zu werden, braucht aber dafür Dexters außergewöhnliche Intuition. Diese führt zu der Vermutung, dass der Killer seine Opfer in einem gestohlenen Kühltransporter verarbeitet. Als Deb und Dexter die nächste kunstvoll verpackte und blutleere Leiche im Tor des heimischen Eishockeystadions finden, beschleicht Dexter das ungute Gefühl, dass der Täter sehr viel mit ihm selbst gemein hat. Detective LaGuerta kann zwar bald mit einer Verhaftung vor der Presse glänzen, doch Dexter weiß, dass die bizarre Mordserie noch längst nicht beendet ist …
Mit seinem Debütthriller „Darkly Dreaming Dexter“ ist dem amerikanischen Autor Jeff Lindsay im Jahre 2004 ein grandioser Wurf gelungen, der CBS Showtime zu einer brillanten Fernsehserie inspiriert hat, in der Michael C. Hall die perfekte Besetzung für den geheimnisvollen Blutanalyse-Spezialisten Dexter Morgan darstellt. Dass der Roman die Grundlage für eine über mehrere Staffeln erfolgreiche TV-Serie bieten kann, ist dabei nicht nur der charismatischen wie enigmatischen Hauptfigur zu verdanken, deren faszinierende und beunruhigende Vergangenheit erst allmählich und nur stückchenweise enthüllt wird. Auch Dexters Schwester Deborah und seine Kollegen bieten viel Raum, um in einer spannenden wie unterhaltsamen Thriller-Serie ausgefüllt zu werden. Lindsay hat sein Debüt dabei so spannend wie humorvoll geschrieben, dass Fortsetzungen zum Glück nicht lange auf sich warten ließen.

Jeff Lindsay – „Die schöne Kunst des Mordens“

Freitag, 3. Dezember 2010

(Knaur, 413 S., Pb.)
Dexter ist gerade von seinen Flitterwochen mit Rita aus Paris zurückgekehrt, da wird seine ganz spezielle Fähigkeit, Tatorte zu lesen, auch schon wieder vom Miami Police Department, wo er als Blutanalyst arbeitet, beansprucht. Zunächst wird er an einen Tatort gerufen, wo die unterhalb des Brustkorbs ausgeweideten Leichen eines blassen, übergewichtigen Paars in den Dreißigern am Strand wie ein Obstkorb inszeniert worden waren. Während Dexter und seine Schwester Deborah noch den Tatort inspizieren, kommt schon der nächste Mord rein, diesmal aus Fairchild Gardens, wo die kopflose Leiche eines Mannes wie ein Blumenstrauß – mir Gedärmen statt Blumen –sitzend an einem Baum lehnte.
Doch selbst mit diesem Fund ist der Arbeitstag für Dexter noch nicht zu Ende. Rita versucht sich gerade an französischer Küche, als er zum nächsten Tatort gerufen wird. Diesmal handelt es sich um einen Mann, dessen Brustkorb von den üblichen Inneren befreit und mit Eis und Bierflaschen gefüllt worden ist. Als Dexter und Deborah überlegen, für wen diese kunstvollen Morde inszeniert wurden, fällt Dexter die Tourismusbranche ein. Offensichtlich will jemand den Sonnenstaat Miami madig machen. Erste Anlaufstelle für die Ermittler ist also die Behörde für Fremdenverkehr, wo sich tatsächlich eine erste Spur auftut. Doch als Deborah und Dexter den Verdächtigen Alex Doncevic aufsuchen, wird Deborah niedergestochen. Doncevic wird zwar wenig später verhaftet, doch da es nicht seine Fingerabdrücke auf der Waffe sind, wird Doncevic wieder auf freien Fuß gesetzt. Dexter tut, was er tun muss und lässt seinen „Dunklen Passagier“ Gerechtigkeit walten, während Deborah im Krankenhaus nur langsam wieder zu Kräften kommt. Doch Dexter muss einsehen, dass er den falschen Mann erwischt hat. Nun macht nämlich Doncevic‘ Liebhaber und Compagnon Brandon Weiss Jagd auf Dexter und seine Liebsten …
Mit seinem ersten Dexter-Roman „Des Todes dunkler Bruder“ hat Jeff Lindsay nicht nur einen außergewöhnlichen Psychothriller vorgelegt, sondern gleich die Vorlage zu der erfolgreichen Fernsehserie „Dexter“, in der Dexter Morgan tagsüber als Blutanalyst für das Miami Police Department arbeitet und nachts die bösen Buben aus dem Verkehr zieht, die durch das Rechtssystem geschlüpft sind. Das ist nicht nur im Fernsehen höchst unterhaltsam, sondern lässt sich nun mittlerweile bereits zum vierten Mal auch wunderbar spannend mit viel schwarzem „Dexter“-Humor lesen. Im vierten Dexter-Roman ist besonders interessant, wie Dexter feststellt, dass Ritas Kinder Cody und Astor ebenfalls eine dunkle Seite in sich haben.
„Ich musterte die beiden, und es kam mir fast so vor, als wohnte ich einem religiösen Wunder bei. Sie wussten vom Schattenmann – ihrem Dunklen Passagier. Ebenso wie ich trugen sie in sich und waren so vertraut mit seiner Existenz, dass sie ihm einen Namen gegeben hatten. Es bestand nicht der geringste Zweifel – sie befanden sich bereits in derselben dunklen Welt, in der ich lebte. Es war ein tiefgreifender Moment der Verbundenheit, und ich wusste, dass ich das Richtige tat: Sie waren meine Kinder und die des Dunklen Passagiers – und die Vorstellung, dass wir dadurch stärker als durch Blutsbande miteinander verbunden waren, war nahezu überwältigend.“ (S. 52)
Darüber hinaus erfährt der Leser, wie Dexter durch seinen Vater Harry mit dem Dunklen Passagier vertraut gemacht worden ist und wie seine Schwester mit dem Wissen umgeht, dass sich Dexter durch seine Selbstjustiz-Aktionen strafbar macht. Alles in allem bietet der neue „Dexter“-Roman einmal tiefere Einblicke in die geheimnisvolle Seele von Dexter Morgan, dazu eine Menge Humor und ganz nebenbei auch eine spannende Kriminalgeschichte.