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John Grisham – (Bruce Cable: 2) „Das Manuskript“

Mittwoch, 9. September 2020

(Heyne, 368 S., HC)
Bruce Cable ist Buchhändler aus Leidenschaft. Seit über zwanzig Jahren betreibt er in Santa Rosa auf Camino Island die Buchhandlung „Bay Books“, wo nicht nur einfach Bücher an Touristen verkauft werden, sondern in der sich Cable sehr dafür stark macht, hiesige Schriftsteller zu fördern und – neben anderen Events - mindestens vier Lesungen in der Woche zu veranstalten. Besonders freut er sich über den Erfolg von Mercer Mann, die in Santa Rosa ihre zweimonatige Lesereise beendet und deren zweiter Roman „Tessa“ beim Publikum ebenso gut ankam wie bei den Kritikern.
Wie mit vielen anderen Autorinnen, die Station bei „Bay Books“ machten, hatte Cable auch mit Mercer Mann eine Affäre, doch da sie mit einem neuen Mann nach Santa Rosa angereist kam, ist dieses Kapitel für Cable vorerst beendet. Am Tag vor Mercer Manns Lesung zieht der Orkan Leo über den Atlantik und fegt als Hurrikan der Kategorie vier über die Insel, die weitgehend evakuiert worden ist. Zu den wenigen Menschen, die sich wider jede Vernunft weigerten, die Insel zu verlassen, gehört auch Bruce Cable. Während seine Frau Noelle, mit der er in einer offenen Beziehung lebt, mit ihrem Lover in Europa nach neuen Antiquitäten Ausschau hält, muss er mit eigenen Augen mitansehen, welche Schäden Leo auf Camino Island anrichtet.
Doch richtig schockiert ist er, als er zusammen mit dem Krimiautor J. Andrew „Bob“ Cobb und dem Collegestudenten Nick Sutton die Nachricht erhält, dass sich unter den Toten, die Leo gefordert hat, auch der ehemalige Anwalt Nelson Kerr befindet, der seinen Job an den Nagel gehängt hat und seither drei erfolgreiche Kriminalromane veröffentlicht und einen vierten gerade beendet hat. Am Tatort, wo Cable die Leiche identifizieren soll, äußerst Nick den Verdacht, dass die Kopfwunde eher danach aussieht, als wäre Kerr nicht von herumfliegenden Trümmern getroffen, sondern gleich mehrmals am Kopf verwundet worden. Blutspuren im Haus und das spurlos verschwundene Manuskript zu Kerrs neuen Roman erhärten diese düstere Vermutung.
Während die örtliche Polizei weiterhin von einem tödlichen Unfall ausgeht, machen sich Cable und seine Freunde auf eigene Faust auf Tätersuche und erhalten durch die Schwester des Toten einen USB-Stick mit dem gesuchten Romantext. Kerr thematisierte in „Puls“ einen groß angelegten Betrug von Pflegeeinrichtungen, die die Flüssignahrung für hirntote oder stark demente Patienten mit einem registrierten, aber nicht zugelassenen Medikament anreichern, das dafür sorgt, dass das Herz länger schlägt, so dass die Pflegeeinrichtungen über eine längere Zeit Pflegekosten bei Medicare und Medicaid in Rechnung stellen können.
„,Nelson Kerr hat drei Bestseller geschrieben, aber bei keinem ging es um Medikamente, Gesundheitsversorgung oder etwas in der Art. Er wird von einem Informanten kontaktiert, vermutlich jemandem, der für den Hersteller des Medikaments oder ein Pflegeheim arbeitet, und dieser Informant will auspacken. Er will die bösen Jungs auffliegen lassen.‘“ (S. 220) 
Als sich diese Informationsquelle auch an Cable und seine Crew wendet, wird das Vorgehen gegen die betrügerischen Konzerne zu einem lebensgefährlichen Unterfangen für alle Beteiligten …
Nach „Das Original“ ist „Das Manuskript“ bereits der zweite Band um den umtriebigen Buchhändler Bruce Cable, der alles andere als ein gewöhnlicher Buchhändler ist. Nicht nur seine Vorliebe für junge Autorinnen, denen er regelmäßig den Aufenthalt in Santa Rosa versüßt, fällt aus dem Rahmen, dazu zählt auch der nicht immer einwandfreie Handel mit seltenen Büchern, das ihm bereits ein Vermögen eingebracht hat, das er auf verschiedene Offshore-Konten verteilt hat. Erfrischend für John-Grisham-Fans ist vor allem die Tatsache, dass sich die Geschichten um Bruce Cable jenseits von Anwaltskanzleien und Gerichtssälen abspielen. Dafür bekommt das Publikum interessante, wenn auch oberflächliche Einblicke in den Literaturbetrieb. Durch den Hurrikan Leo bekommt „Das Manuskript“ auch eine sehr menschliche, tragische Note, die allerdings bald durch das ungeheuerliche Gebaren profitgieriger Konzerne überdeckt wird, die durch geheime lebensverlängernde Maßnahmen bei ihren wehrlosen Patienten so viel Geld wie möglich herauspressen wollen. Grisham nimmt sich allerdings wenig Zeit für seine Figuren und reißt den vorhersehbaren und spannungsarmen Plot souverän herunter. Das sorgt zwar für kurzweilige Unterhaltung mit an sich packenden Themen, doch wirklich mitfiebern lässt sich bei diesem oberflächlich konzipierten Schnelldurchlauf nicht.
Leseprobe John Grisham - "Das Manuskript"

John Grisham – (Bruce Cable: 1) „Das Original“

Samstag, 2. September 2017

(Heyne, 367 S., HC)
Indem sie sich der Identität eines real existierenden Juniorprofessors für Amerikanistik bedienen und am Tag ihres geplanten Coups für etliche Ablenkungsmanöver sorgen, gelingt den fünf Gaunern Denny, Mark, Trey, Jerry und Ahmed das Kunststück, aus der Firestone Library der Princeton University fünf Originalmanuskripte zu entwenden, darunter F. Scott Fitzgeralds „Diesseits vom Paradies“, „Die Schönen und Verdammten“ und „Der große Gatsby“.
Zwar gelingt es dem FBI, mit Jerry und Mark zwei Mitglieder der Gang festzunehmen, aber die anderen drei Beteiligten und vor allem die Manuskripte bleiben verschwunden. Da die Versicherung in einem halben Jahr fünfundzwanzig Millionen an Princeton zahlen muss, wenn die Manuskripte nicht wieder auftauchen, ist Elaine Shelby mit ihrem Team beauftragt worden, neben dem FBI eigene Ermittlungen anzustellen.
Als die Spur der Manuskripte zu dem Buchhändler Bruce Cable auf Camino Island in Florida führt, heuert sie die Schriftstellerin Mercer Mann an, die seit drei Jahren an ihrem zweiten Roman zu schreiben versucht und die Insel durch ihre vor elf Jahren tödlich verunglückte Großmutter Tessa kennt. Sie soll möglichst nah an Bruce Cable herankommen und herausfinden, ob die Manuskripte tatsächlich in seinem Besitz sind. Da diese Aufgabe fürstlich entlohnt wird, übernimmt Mercer den Job trotz anfänglicher Skrupel, findet aber Gefallen daran, als sie Bruce und seine Frau Noelle näher kennenlernt, die eine sehr offene Beziehung zu führen scheinen. Als Noelle nach Frankreich reist, um neue Antiquitäten für ihr Geschäft auszukundschaften, lässt sich Mercer schließlich auf das Spiel mit dem Feuer ein …
„Er führte ein gutes Leben, hatte eine schöne Frau/Partnerin und besaß ein prächtiges Haus in einer netten Stadt. War er tatsächlich bereit, das alles zu riskieren und wegen Hehlerei gestohlener Manuskripte ins Gefängnis zu wandern?
Wusste er, dass ihm ein professionelles Ermittlungsteam auf den Fersen war? Und dass das FBI nicht weit war? Ahnte er, dass er in ein paar Monaten vielleicht für viele Jahre ins Gefängnis gehen musste?“ (S. 172) 
An sich ist es mal wieder ganz erfrischend, von John Grisham KEINEN Justiz-Thriller zu lesen. Zwar ist er durch internationale und auch großartig verfilmte Bestseller wie „Die Akte“, „Die Firma“, „Der Regenmacher“, „Der Klient“ und „Die Jury“ berühmt geworden, aber zwischendurch überraschte der examinierte Jurist immer wieder mal mit Romanen, die im Sportmilieu („Der Coach“, „Touchdown“) angesiedelt sind oder das Leben einer Baumwollfarmersfamilie beschreiben („Die Farm“).
Mit „Das Original“ begibt sich Grisham nun in die Welt der Bücher, in den Handel mit seltenen Erstausgaben und Originalmanuskripten. So interessant die Grundidee auch ist, bietet der Roman nur einen recht oberflächlichen Einblick in die Thematik. Der Diebstahl der Manuskripte wird recht kurz abgehandelt, die involvierten Personen nur grob skizziert.
Interessant wird es erst ab dem 2. Kapitel, wenn die Biografie von Bruce Cable rekapituliert wird, der mit dem väterlichen Erbe eine kurz vor dem Bankrott stehende Buchhandlung auf Camino Island erworben und sie mit großem Engagement zu einem florierenden Treffpunkt für Bücherfreunde und Autoren geführt hat, die auf ihren Leserreisen gern Station bei „Bay Books“ machen.
Auch bei der Charakterisierung von Mercer Mann gibt sich Grisham noch einige Mühe, schließlich sind Cable und Mann die wichtigsten Figuren in „Das Original“. Wie sich die beiden allerdings einander annähern, ist leider sehr vorhersehbar und ohne jeglichen Esprit beschrieben. Vor allem das Finale wirkt überhastet konstruiert, als hätte Grisham wie seine weibliche Hauptfigur das Interesse an der Geschichte verloren, so dass er sie nur noch schnell mit einer plötzlichen Wendung zu Ende bringen wollte. „Das Original“ lässt sich zwar flüssig lesen, doch die Figuren und der Plot können dem Vergleich mit Grishams früheren Werken nicht standhalten.
 Leseprobe John Grisham - "Das Original"