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Dean Koontz – (Jane Hawk: 5) „Sühne“

Mittwoch, 13. Juli 2022

(HarperCollins, 575 S., Tb.) 
In den 1980er Jahren avancierte Dean Koontz mit Romanen wie „Unheil über der Stadt“, „Zwielicht“, „Schwarzer Mond“, „Schattenfeuer“, „Mitternacht“ und „Tür ins Dunkel“ neben Stephen King, Clive Barker und Peter Straub zu einem der populärsten Vertreter im Horror-Genre. Es ist nicht nur ein Asteroid nach Dean Koontz benannt, sondern auch einige seiner Werke verfilmt worden (u.a. „Des Teufels Saat“, „Hideaway“, „Phantoms“, „Odd Thomas“). Mittlerweile ist Koontz hierzulande nicht mehr so prominent in den Bücherregalen vertreten, aber produktiv ist er wie eh und je. Zuletzt ist von ihm die Reihe um die ehemalige FBI-Agentin Jane Hawk erschienen, die nach „Suizid“, „Gehetzt“, „Gefürchtet“ und „Rache“ nun mit dem fünften Band „Sühne“ zu einem weitgehend überzeugenden Abschluss kommt. 
Nach dem unerklärlichen Selbstmord ihres Mannes Nick ist die FBI-Agentin einer ganzen Reihe von mysteriösen Selbstmorden auf die Spur gekommen, die nicht nur auf eine mächtige Verschwörung bis in höchste Regierungskreise hindeutete, sondern sie selbst bald zur gesuchtesten Person in den USA machte. Doch die zwangsläufig abtrünnige Agentin gibt nicht klein bei. 
Statt sich von der elitären Gruppe namens Arkadier vereinnahmen zu lassen, sagt sie der weit verzweigten, bestens vernetzten Organisation den Kampf an. Doch das ist aus dem Untergrund heraus schwieriger als geplant, denn in ihrem Plan, die USA nach ihren Vorstellungen umzugestalten, greifen die Arkadier auf Nano-Kontrollmechanismen zurück, die ihren Opfern den freien Willen rauben und sie zu „Angepassten“ machen, die alle Befehle ihrer Führer bedenkenlos ausführen. 
Als einer der Architekten der „größten Revolution der Geschichte“ lädt Wainwright Warwick Hollister den vielversprechenden Filmemacher Thomas Buckle auf sein fünftausend Hektar großes Anwesen auf der Hochebene von Denver ein, um vorgeblich mit ihm über ein neues Filmprojekt zu sprechen. Doch in Wirklichkeit steht Buckle auf einer sogenannten „Hamlet“-Liste, wo charismatische Persönlichkeiten aufgeführt sind, die die Kultur mit falschen Ideen beeinflussen könnten und deshalb ausgemerzt werden müssen. Buckle gelingt jedoch die Flucht bei der von Hollister angesetzten Jagd auf ihn und wird von einem Kriegsveteran mitgenommen, der Buckle die unglaubliche Geschichte über die Techno-Arkadier und ihre Methoden sogar abnimmt und ihm Unterschlupf gewährt. 
Währenddessen hat Jane tatkräftige Unterstützung von ihrem ehemaligen Kollegen Vikram Rangnekar erhalten, der als Hacker-Spezialist versucht, an die Liste mit Namen aller Arkadier zu gelangen und die Kontrollmechanismen auszuschalten. Auch Tom Buckle versucht durch schlichtes Überleben dazu beizutragen, Janes Mission zu unterstützen. 
„Manchmal qualifizierte ein Film sich als Kunst, weil er von Wahrheit handelte. Kunst war nur Kunst, wenn sie bleibende Wahrheiten verkündete; sonst war sie nur Schund oder Propaganda. Jetzt erschien Jane Hawk ihm als lebendige Kunst, die der Wahrheit so verpflichtet war, dass sie ihr Leben für sie riskierte.“ (S. 166) 
Allerdings wird für Jane Hawk die Mission nicht einfacher, als ein Mafia-Boss aus Vegas ihren Sohn Travis in ihre Gewalt bringt… 
Dean Koontz weiß spannende Geschichten in einer fesselnden Sprache zu erzählen. Auch wenn man die vorangegangenen vier Bände nicht gelesen hat, gelingt dem Autor mit der einführenden Episode des Zusammentreffens zwischen Hollister und Buckle eine gelungene Einführung in die Thematik rund um die Techno-Arkadier und ihre per Injektion verabreichten Nano-Kontrollmechanismen. 
Nachdem dieser Einstieg Hollisters Skrupellosigkeit unterstrichen hat, entwickelt sich die Jagd nach Jane Hawk zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Leider verliert sich Koontz immer wieder in unnötigen Nebenhandlungen, führt zu viele Figuren ein, bläht so den Thriller unnötig auf und entwickelt die beiden Haupterzählstränge um Hollister und seine Anhänger auf der einen Seite und Jane mit ihren Verbündeten auf der anderen nicht immer kohärent weiter. 
Doch abgesehen von der holprigen Dramaturgie bietet „Sühne“ gehobene Thriller-Unterhaltung mit gut gezeichneten Figuren und interessanter, wenn auch nicht besonders origineller Thematik. 
Das vorhersehbare Finale fällt allerdings fast unspektakulär aus.  

Dean Koontz – „Blindwütig“

Donnerstag, 20. Januar 2011

(Heyne, 432 S., HC)
Der 34-jährige Cubby Greenwich hat wahrhaftig Glück in seinem Leben. Bereits mit seinem ersten Roman eroberte er die Bestsellerlisten, gewann die Liebe der bezaubernden Kinderbuchautorin und –Illustratorin Penny Boon und zeugte mit ihr den mittlerweile sechsjährigen geistigen Überflieger Milo, der bereits über ein Highschool-Diplom verfügt. Gerade ist Cubbys sechstes Buch „One O’Clock Jump“ erschienen, zu dem er am frühen Morgen dreißig Radiointerviews gibt, da erhält er einen Anruf von seiner Lektorin Olivia, die ihm drei Zeitungsrezensionen gemailt hat, zwei wohlwollende und eine vernichtende – ausgerechnet vom renommiertesten Literaturkritiker des Landes, Shearman Waxx. Cubby ist zwar entrüstet, dass Waxx den Roman offensichtlich gar nicht gelesen hat, weil er einen falschen Namen aus der Presseinfo übernommen hat, aber er will Pennys Rat folgen und die Sache auf sich beruhen lassen. Doch als der gekränkte Schriftsteller erfährt, dass Waxx nicht nur ganz in der Nähe wohnt, sondern auch im gleichen Restaurant zu speisen pflegt, legt es Cubby auf eine Begegnung mit dem offenbar zurückgezogen lebenden, etwas merkwürdigen Kritiker an.
Auf der Toilette des Restaurants kommt es zu einem überraschenden Zusammenstoß, und der Kritiker murmelt dabei nur ein Wort: „Verdammnis“. Wenig später glaubt Cubby, Waxx nachts in seinem Haus herumschleichen gesehen zu haben. Doch das ist der Anfang eines nicht enden wollenden Albtraums. In der nächsten Nacht malträtiert Waxx seine Opfer mit Elektroschockern, am nächsten Tag erhält Cubby einen beunruhigenden Anruf des untergetauchten Schriftstellerkollegen John Clitherow, der Waxx eine ähnlich ätzende Kritik und den Verlust seiner Familie zu verdanken hat.
„Die größte Strafe, dachte ich, war nicht er eigene Tod, sondern der Verlust jener, die man am meisten liebte. Wie viel schlimmer musste dieser Verlust sein, wenn man mit dem bitteren Wissen weiterleben musste, dass Menschen, die dir vertraut und sich auf dich verlassen hatten, stellvertretend für dich und deine Fehler ermordet worden waren.
Waxx war nicht nur ein mordlüsterner Psychopath, sondern auch – im eigentlichen Wortsinn – ein Terrorist.“ (S. 131)
Von nun an befindet sich Cubby mit seiner Familie auf der Flucht. Von einem Kollegen, der bereits seine Familie durch Waxx verloren hat, erfährt Cubby, mit welcher Effizienz und Grausamkeit der psychopathische Kritiker zu Werke geht. Um herauszufinden, mit wem sie es zu tun haben, machen sich die Greenwichs auf eine gefährliche Odyssee …
Stephen King hat in „Sie“ auf eindringliche wie beängstigende Weise geschildert, wie ein Schriftsteller von einem wahnsinnigen Fan malträtiert wurde. Dean Koontz setzt sich nun mit der anderen Klientel auseinander, mit denen Schriftsteller vornehmlich zu tun haben, mit ihren Kritikern. Leider lässt Koontz das Potenzial einer solchen Auseinandersetzung nicht nur ungenutzt, durch seinen vollkommen unglaubwürdigen Plot verschaukelt er auch noch bewusst seine Leser. Dass zwei von Beginn an erfolgreiche Schriftsteller auch noch einen hochbegabten Sohn haben, der über höchst komplexe naturwissenschaftliche Kenntnisse verfügt, ist zwar schon außergewöhnlich genug, aber noch zu schlucken. Schon schwieriger wird es, die Motivation des Killers auch nur im Ansatz nachzuvollziehen. Deshalb kommt diese auch erst im abstrusen Finale zur Sprache, wenn eh schon Hopfen und Malz verloren ist. Denn da hat auch ein teleportierender Hund (!) ins Geschehen eingegriffen, und Milo hat praktischerweise ein Gerät entwickelt, mit dem man die Zeit zurückdrehen kann. Man muss schon Durchhaltevermögen beweisen, um der absurden Story zu folgen, aber was Koontz am Schluss abfackelt, spottet jeglicher Beschreibung!
Lesen Sie im Buch: Koontz, Dean - Blindwütig

Dean Koontz - „Survivor – Die Überlebende“

Sonntag, 13. Juni 2010

(Lübbe, 384 S., HC)
Von besonderer psychologischer Intensität ist auch sein Roman „Survivor - Die Überlebende“, in dem Joe Carpenter nach einem Jahr, das er mehr schlecht als recht damit verbrachte, über den Verlust seiner Frau Michelle und seiner Tochter Nina, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren, hinwegzukommen. Während die Trauer so langsam in Lebensmüdigkeit umschlägt, begegnet dem ehemaligen Zeitungsreporter der Los Angeles Post eine geheimnisvolle Frau namens Rose, die behauptet, den Flugzeugabsturz vor einem Jahr überlegt zu haben, doch versucht ein mächtiger Technologiekonzern die Frau daran zu hindern, Joe weitere Informationen mitzuteilen.
Während Joe auf der einen Seite verzweifelt versucht, diese Frau wiederzufinden, keimt in ihm die immer stärker werdende Hoffnung auf, dass seine Familie den Absturz auch überlebt haben könnte. Damit beginnt ein atemberaubender Wettlauf zwischen ihm und Teknologik auf der Suche nach Rose Tucker sowie eine eindringliche psychologische Reise, an deren Ende ganz neue Erkenntnisse über Leben und Tod auf Joe warten.

Dean Koontz – „Morgengrauen“

(Bastei Lübbe, 318 Seiten, Tb.)
In seinem  Roman „Morgengrauen“ geht es um einen Schriftsteller, nur heißt dieser Tommy Phan und hat eigentlich Journalismus studiert.
Da ihm das Leben bei seinen Eltern und den zahlreichen Geschwistern, die er alle von Herzen liebt, aber zu langweilig ist, beendet er seine Reporter-Karriere und macht sich als Schriftsteller selbständig.
Doch schon die von seinem ersten verdienten Geld gekaufte Corvette ruft unheimliche Ereignisse hervor, die den Leser zunächst an „Christine“ erinnern lassen. Doch auch in Phans Apartment geschehen merkwürdige Dinge, die dem jungen Schriftsteller bald deutlich machen, dass man ihm nach dem Leben trachtet. Koontz, der bislang so verschiedene Elemente wie Thriller und Horror, Fantasy und Krimi, Love-Story und Science-fiction in seinen Werken verband, versucht sich diesmal an einer Mixtur von übernatürlichem Thriller und Screwball-Komödie. Dabei ist „Morgengrauen“ nicht unbedingt ein beängstigender, aber recht spannender und humoriger Roman geworden.

Dean Koontz - „Intensity“

(Heyne, 478 S., Tb.)
Mit „Intensity“ veröffentlicht Heyne ein bereits 1996 von Dean Koontz geschriebenen Psychothriller, der 1997 mit John C. McGinley in der Hauptrolle des Serienkillers Edgler Vess als hochgelobter TV-Zweiteiler verfilmt worden ist. Vess dringt in der Nacht nach dem Thanksgiving-Fest, das die junge Kellnerin Chyna Shepard bei der Familie ihrer Freundin Laura verbracht hat, in das Haus dieser Familie ein und metzelt alle nieder außer Chyna, die sich im Wohnmobil des Psychopathen verstecken kann. Bei einem Tankstellenaufenthalt erfährt sie aus einem Gespräch zwischen Vess und den Besitzern, dass Vess in seinem Keller die kleine Ariel gefangen hält.
Entschlossen, das kleine Mädchen zu retten, nimmt Chyna den ungleichen Kampf mit dem Killer auf. Dieses Szenario beschreibt Koontz so spannend, dass einem beim Lesen vor Nervenkitzel fast die Luft wegbleibt.

Dean Koontz - „Kalt“

(Heyne, 512 S., HC)
Der 29-jährige Künstler Dylan O’Connor ist mit seinem knapp zehn Jahre jüngeren, autistischen, aber hochintelligenten, Bruder Shepherd auf dem Weg zu einem Kunstfestival. Als Dylan für seinen Bruder und sich Fastfood zum Abendbrot besorgen will, bekommt er eins über den Schädel und wird zurück ins Motel, wo Shepherd selbstvergessen mit rasender Geschwindigkeit ein Puzzle zusammensetzt, geschleppt und erhält eine Injektion mit einem „psychotropen Zeugs“, das das Lebenswerk eines verrückten Wissenschaftlers sein soll.
Das gleiche Schicksal widerfährt der zynischen Comedy-Künstlerin Jillian Jackson, die mit ihrem 56er mitternachtsblauen Cadillac Coupe DeVille und ihrem „Freund“ Fred (Geburtsname Crassula argentea) auf dem Weg nach Phoenix, Arizona, zu einem dreitägigen Engagement ist. Auch sie bekommt diese Injektion, deren Wirkung außergewöhnlich, „manchmal positiv“ sein soll. Als der Wissenschaftler vor „denen“ flüchtet und Jillians Coupe DeVille in Flammen aufgeht, beginnt für die beiden Brüder und die Frau eine gefährliche Fahrt ins Ungewisse. Während Jillian plötzlich von erschreckend realistischen Halluzinationen heimgesucht wird, folgt Dylan düsteren Vorahnungen und befreit mit Jillians Hilfe den kleinen Kenny aus der Gefangenschaft seines gewalttätigen Bruders und seiner Freundin. Gemeinsam entdecken sie die seltsamen Fähigkeiten, die das „psychotrope Zeugs“ bewirkt, müssen aber auch vor den skrupellosen Wissenschaftlern flüchten, die ihnen auf den Versen sind. Packender, filmreifer Psycho-Thriller mit viel Humor.

Dean Koontz - “Im Bann der Dunkelheit”

(Heyne, 544 Seiten, Tb.)
Christopher Snow, der Protagonist von Koontz’ neuem Roman, dürfte den Koontz-Fans schon durch seinen letzten Roman “Geschöpfe der Nacht” bekannt sein, in dem der von einer seltenen Erbkrankheit geplagte Snow den rätselhaften Tod seines Vaters zu ergründen versuchte und dabei nur in der Nacht das Haus verlassen konnte, weil seine Haut durch die Krankheit in höchstem Maße lichtempfindlich ist. Die Menschen in seiner Heimatstadt Moonlight Bay zeichneten sich bereits im ersten Snow-Roman durch ihr merkwürdiges, oft aggressives Verhalten aus.
Diesmal verfolgt der junge Journalist Kidnapper, die den kleinen Sohn einer Freundin entführt haben. Da er der korrupten Polizei nicht trauen kann, verfolgt Snow die Spur der Kidnapper auf eigene Faust und stößt dabei auf einen stillgelegten Militärstützpunkt in Fort Wyvern. Zusammen mit seinen Freunden untersucht Snow jeden Winkel des Geländes und macht dabei grausame Entdeckungen, die das Verschwinden weiterer Kinder erklären.
Wie sein letzter Roman ist auch “Im Bann der Dunkelheit” eine flüssig geschriebene, spannende Parabel unserer Zeit, wobei Koontz mittlerweile einen reifen und gelegentlich sogar poetischen Stil entwickelt hat, der seine liebevoll gezeichneten Charaktere noch eindringlicher zur Geltung kommen lasst.

Dean Koontz - „Geschöpfe der Nacht“

(Heyne, 511 S., HC)
Dean Koontz ist neben Stephen King der wohl populärste Horror-Autor unserer Zeit. Mit vielen seiner Werke versucht Koontz den Leser durch das Aufgreifen weitverbreiteter Ängste vor zwielichtigen Organisationen zu schockieren, wie es eben auch sehr geschickt „Akte X“ zu tun versteht.
Mit „Geschöpfe der Nacht“ führt Koontz den Leser in das ungewöhnliche Leben des 28jährigen Journalisten und Buchautoren Chris Snow ein, dem eine seltene Hautkrankheit verbietet, sich dem Sonnenlicht auszusetzen. Als sein Vater nach längerer Krankheit stirbt, muss Chris mit ansehen, wie die Leiche seines Vaters mit der eines Penners vertauscht wird, wobei der Leichendieb aber gute Kontakte zum örtlichen Polizeichef besitzt und den Priester von Moonlight Bay erpresst. Während sich Chris gezwungenermaßen nachts auf die Suche nach Erklärungen begibt, muss er miterleben, wie viele seiner Mitmenschen auf unerklärliche Weise wütender und aggressiver werden. Koontz versteht es dabei auf gewohnt meisterhafte Art, die Spannung kontinuierlich zu steigern und mit dem Ich-Erzähler gemeinsam die aufzuklärende Ungewissheit förmlich spürbar zu machen.

Dean Koontz - „Bote der Nacht“

(Heyne, 752 S.)
Die arbeitssuchende 28-jährige Micky Bellsong will sich eigentlich nur ein paar nette Tage bei ihrer schrulligen, aber liebenswerten Tante Geneva in ihrem Wohnwagen im südlichen Kalifornien machen, als sie das neunjährige Mädchen Leilani von nebenan kennen lernt. Körperlich zwar missgebildet, entpuppt sich die Kleine als ziemlich clever, aber sie muss unter ihrer drogensüchtigen Mutter und ihrem Stiefvater Preston leiden, der als Killer mit fehlgeleiteten ethischen Grundsätzen bereits Leilanis ebenfalls behinderten Bruder auf dem Gewissen hat.
Micky glaubt den abenteuerlichen Geschichten des Mädchens zunächst nicht, muss aber schnell am eigenen Leib erfahren, dass die Wahrheit weitaus erschreckender ist. Sie flüchtet mit Leilani und findet immer wieder unerwartete Unterstützung, doch ihre Verfolger sind nicht nur vom FBI, sondern viel ungeheuerlicher. Auf der Flucht ist auch ein zehnjähriger Junge, der Zeuge wurde, wie seine Mutter getötet wurde. Als er Zuflucht in dem Haus der Familie Hammond suchte, wird auch sie von den Häschern ausgelöscht. Und dann gibt es noch den desillusionierten Privat-Detektiv Noah Farrel, der schon mal Mickeys Freundin aus dem Schlamassel gezogen hatte und nun Micky bei der Suche nach Preston Maddoc helfen soll. Suspense-Meister Dean Koontz, der zusammen mit Stephen King, Peter Straub und Clive Barker in den 80er Jahren das Horror-Genre neu belebte, schuf eine spannende Geschichte mit stark gezeichneten Charakteren und viel Humor, überzieht den Bogen aber etwas beim rasanten Showdown.

Dean Koontz - „Die Anbetung“

(Heyne, 479 S., HC)
Der zwanzigjährige Odd Thomas ist die Bescheidenheit in Person und lebt glücklich als hervorragender Koch im Pico Mundo Grill mitten in der sengend heißen Wüste Südkaliforniens. Er träumt vielleicht davon, ins Reifengeschäft zu wechseln oder als Schuhverkäufer umzusatteln, doch darüber hinaus hegt er keine weiteren Ambitionen. Und dennoch ist Odd Thomas ein ganz ungewöhnlicher Mensch, schließlich kann er die Toten sehen. Und diese bitten ihn manchmal um Hilfe, damit an ihnen verübtes Leid vergolten wird und sie das Zwielicht zwischen Leben und Tod endlich verlassen können. So wie die zwölfjährige Penny Kallisto, die vergewaltigt und erdrosselt worden ist. Sie bringt Odd Thomas auf die Spur seines alten Schulkumpels Harlo, den Odd dann der Justiz überführt.
Chief Wyatt Porter weiß als einer der wenigen Menschen von Odds seltsamer Gabe und konnte aufgrund seiner Hinweise schon einige Verbrechen aufklären. Doch als eines Tages ein Fremder im Pico Mundo Grill auftaucht, sind es keine Toten, die Odd Thomas so erschrecken, sondern ein ganzer Schwarm von so genannten Bodachs, die immer dann auftauchen, wenn sich besonders schreckliche Ereignisse ankündigen. Zusammen mit seiner Freundin Stormy verfolgt Odd Thomas den mysteriösen Mann bis nach Hause und macht dort eine entsetzliche Entdeckung … Mit „Die Anbetung“ ist Koontz ein von Anfang an extrem spannender Thriller mit ungemein sympathischen Protagonisten und viel Humor gelungen.

Dean Koontz - „Der Wächter“

(Heyne, 736 S.)
Dean Koontz ist in den 80ern einer der herausragenden Protagonisten gewesen, der im Zuge der Stephen-King-Erfolgswelle zusammen mit Clive Barker, Peter Straub und Ramsey Campbell frischen Wind in das bis dahin blutleere Horror-Genre gepumpt hat. Mittlerweile ist er zu einem stilistisch versierten Thriller-Autor avanciert, der geschickt die tiefsten Ängste des Menschen in der modernen Zivilisation thematisiert.
In seinem neuen umfangreichen Roman begleitet er zunächst Ethan Truman, der als Sicherheitschef des höchst erfolgreichen Schauspielers Channing Manheim in letzter Zeit verschiedene mysteriöse Päckchen in Empfang genommen hat. Nachdem die ersten Sendungen noch kommentarlos Schnecken, Käfer und zehn von Leichen abgetrennte Vorhäute enthielten, wird Truman beim nächsten Päckchen nervöser – dem aufgetrennten und wieder säuberlich zugenähten Apfel, der in seinem Inneren ein Puppenauge enthält, liegt diesmal eine mysteriöse Botschaft bei. Die Überwachungskameras des alten wie riesigen Anwesens haben aber den Überbringer, den weitaus weniger erfolgreichen Schauspieler Rolf Reynerd, aufzeichnen können, weshalb zunächst Truman, dann auch sein ehemaliger Polizei-Kollege Hazard Yancy ihn aufsuchen. Wenig später wird Reynerd ermordet, dann verschwindet Trumans alter Jugendfreund Dunny Whistler von einer Bahre in der Pathologie und scheint auf einmal wieder quicklebendig.
Während Truman bei seinen Ermittlungen immer wieder von höchst real wirkenden Halluzinationen heimgesucht wird, macht sich Corky Laputa daran, mit kostenlosen Ecstasy-Päckchen und Halluzinogenen-getränkten Karamellbonbons den Wahnsinn zu verbreiten. Bei allem Engagement, die Ursache für die merkwürdigen Sendungen herauszufinden, wird gar nicht bemerkt, dass Channings kleiner Sohn Aelfric von einem mysteriösen Anrufer bedroht wird ... Dean Koontz erweist sich wieder als Meister seines Fachs: Mit brillantem Spannungsaufbau, großem psychologischem Feingefühl und einer Prise Humor schuf er einen von Beginn an absolut packenden Psycho-Thriller in bester „Schweigen der Lämmer“-Manier.