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Wallace Stroby – (Crissa Stone: 4) „Der Teufel will mehr“

Samstag, 23. Februar 2019

(Pendragon, 316 S., Pb.)
Nach einem Jahr Pause juckt es der Berufsverbrecherin Crissa Stone in den Fingern. Durch ihren Vermittler Sladden in Kansas City erhält sie das Angebot, für den Kunstsammler Emile Cota einen LKW voll geplündeter Skulpturen aus dem Irak zu entführen, damit er diese an einen Interessenten verkaufen kann, bevor sie von Long Beach aus die längst organisierte Rückführung in den Irak antreten. Während Cotas rechte Hand Randall Hicks mit einigen seiner ehemaligen Kameraden bei den Marines für die Beschaffung der Waffen zuständig sind, soll sich Crissa um die Logistik kümmern.
Bevor Crissa sich entscheidet, besucht sie ihren 18 Jahre älteren Freund Wayne, der sie einst aus dem Kleinkriminellen-Milieu herausgeholt und in die richtige Richtung gebracht hat und nun in Texas eine 15-jährige Gefängnisstrafe wegen bewaffneten Raubs und krimineller Vereinigung absitzt. Bevor sie einen Job annimmt, holt sie sich regelmäßig das Okay von ihm, aber diesmal ist die Entscheidung schon vorher gefallen, was ihm Sorgen bereitet.
Crissa heuert sie ihren alten Kumpel Chance als Fahrer sowie die beiden Iren McBride und Keegan an, die Planung des Überfalls nimmt immer konkretere Formen an. Doch vor Ort ziehen Hicks und vor allem sein hitzköpfiger Kumpel Sandoval auf einmal ihr eigenes Ding durch und wollen möglichst wenige Zeugen und Teilhaber an der Beute zurücklassen …
„Sie sah zu Hicks, fragte sich, wie viel er ihm erzählt hatte. Er schaute geradeaus. Sie wollte hier raus, weit weg von den beiden. Und ihr wurde jetzt klar, wie dumm sie gewesen war. Sie hatte geglaubt, alles im Griff zu haben, jedes Detail, alles unter Kontrolle. Dann war alles vor ihren Augen aus den Fugen geraten.“ (S. 190) 
Bereits zum vierten (und vielleicht letzten?) Mal lässt der ehemalige Polizeireporter, Buch- und Filmkritiker Wallace Stroby seine ungewöhnliche Heldin Crissa Stone einen abenteuerlichen Coup aushecken. Nachdem sie schon eine illegale Pokerrunde geplündert, eine Lufthansa-Maschine ausgeräumt und einen Drogenboss um seine Beute gebracht hatte, lässt sie sich in „Der Teufel will mehr“ auf einen dubiosen Kunstsammler und seinen habgierigen Handlanger Hicks ein, mit dem sie sogar ihr Bett für eine Nacht teilt. Dass er und Sandoval aber auf eigene Rechnung den Coup abschließen wollen, überrascht die sonst übervorsichtige Crissa dann doch.
Stroby gelingt es wie in seinen drei vorangegangenen Crissa-Stone-Thrillern einmal mehr, ohne große Einführung schnell zur Sache zu kommen, Crissa und ihren Auftraggeber an einen Tisch zu bringen und die Einzelheiten akribisch zu planen. Dabei hält sich der Autor nicht mit feinen Charakterisierungen auf, sondern treibt den Plot vor allem durch authentisch wirkende, knackige Dialoge und entsprechende Action voran. Dass der Überfall auf den LKW nicht so läuft wie geplant, leitet die obligatorische Wende ein und damit den eigentlichen spannenden Teil, denn natürlich steuert das Drama auf ein Duell zwischen Hicks und Stone zu.
Alles in allem bietet „Der Teufel will mehr“ rasante Thriller-Kost mit einer sympathischen Protagonistin, die man trotz ihrer verbrecherischen Ader ins Herz schließt, weil sie sich um ihre Leute kümmert, um den inhaftierten Lover Wayne ebenso wie um ihre Mitstreiter, die sie ebenso wie sich selbst in den Schlamassel hineinmanövriert hat. Die Handlung verläuft bis zum Schluss in absolut vorhersehbaren Bahnen, dafür entschädigen die pointierten Dialoge und die lebendig geschilderte Action.

Wallace Stroby – (Crissa Stone: 3) „Fast ein guter Plan“

Montag, 5. Februar 2018

(Pendragon, 316 S., Pb.)
Crissa Stone ist zwar eine professionelle Berufsverbrecherin, aber eine mit dem Herz am rechten Fleck, weshalb sie auch nur die bösen Jungs bestiehlt und keine rechtschaffenden Leute. Nachdem sie bereits eine illegale Pokerrunde erleichtert und die Beute aus einem großen Lufthansaraub an sich genommen hat, wird sie nun für einen an sich simplen Coup engagiert. Zusammen mit ihrem alten Kumpel Charlie Glass, Larry Black und Charlies Cousin Cordell King will Crissa in Detroit in die Übergabe von gut einer halben Million Drogengeld eingreifen, die über den Kofferraum eines unscheinbaren Altwagens abgewickelt wird.
Trotz einiger Bedenken willigt Crissa in den Plan ein, der Coup geht tatsächlich reibungslos über die Bühne, erst bei der Aufteilung der Beute erlebt sie eine böse Überraschung: Cordell taucht plötzlich mit einem Partner auf, nimmt die Crew unter Beschuss. Crissa kann mit Larry gerade noch türmen, aber in einem nahegelegenen Lagerhaus stirbt Larry an seinen Schussverletzungen. Loyal wie Crissa nun mal veranlagt ist, bringt sie ihren eigenen Anteil in Sicherheit und macht sich mit Larrys Anteil auf den Weg in den Süden, wo Larrys Frau Claudette und seine sechsjährige Tochter Haley lebt.
Da sich Larrys Frau jedoch auf einen Drogenhändler eingelassen hat, will Crissa sichergehen, dass Larrys Geld auch in gute Hände gerät, und verbringt Zeit mit Haley. Währenddessen hat der bestohlene Drogenboss Marquis allerdings den Ex-Cop Burke angeheuert, das gestohlene Geld wiederzubeschaffen. Ebenso effektiv wie skrupellos räumt Burke hinter den Geldräubern auf und kommt Crissa immer dichter auf die Fersen …
„Du musst morgen weg, dachte Crissa. Gib das Auto zurück, nimm den Zug nach Norden. Je länger du bleibst, desto schwerer wird es für euch beide, euch voneinander zu verabschieden. Mit der Zeit und mit etwas Glück könnte Haley vergessen, was geschehen war und hier ein neues Leben anfangen. Aber sie fühlte keinen Drang, zurückzugehen. Niemand wartete auf sie, auch keine Pflicht.“ (S. 264) 
Wie Übersetzer Alf Mayer in seinem Nachwort zu dem dritten Crissa-Stone-Abenteuer noch einmal erwähnt, ist dem amerikanischen Schriftsteller Wallace Stroby die Idee zu Crissa Stone gekommen, als er Ali MacGraw in der Verfilmung von Jim Thompsons „The Getaway“ sah, die 1972 allerdings neben Steve McQueen eine sehr passive Rolle gespielt hatte.
Mit Crissa Stone hat er nicht nur eine aktivere, sondern auch eine ebenso taffe wie gutherzige Protagonistin geschaffen, die sich durch ihren gut funktionierenden moralischen Kompass immer wieder in Bedrängnis bringt. Stroby erweist sich auch in „Fast ein guter Plan“ als äußerst ökonomischer Erzähler, der Crissa gleich in ihrem neuen Abenteuer präsentiert, mitten in ihrem neuen Team bei der Überwachung der Rostlaube, in der die Drogenhändler ihr Geld zwischenparken. Statt die übrigen Figuren eingehend zu charakterisieren, setzt Stroby auch im dritten Crissa-Stone-Band auf effektiv gestraffte Handlungsstränge und lebendige Dialoge, die den Plot wie eine Filmhandlung vor den Augen des Lesers ablaufen lassen.
Einzig Crissas Widersacher Burke erfährt eine detailliertere Beschreibung, wobei auch hier seine gnadenlose Effektivität für sich selbst spricht. Natürlich läuft alles auf einen Showdown zwischen Crissa und Burke hinaus, natürlich behält Crissa am Ende die Überhand, aber bei aller Vorhersehbarkeit bietet der Plot einfach coole Action, unterhaltsame Dialoge und genügend Verweise auf Crissas eigene verkorkste Geschichte, dass der Leser gar nicht abwarten kann, wie es mit ihr und ihrem weiterhin im Gefängnis ausharrenden Geliebten weitergeht. 
Leseprobe Wallace Stroby - "Fast ein guter Plan"

Wallace Stroby – (Crissa Stone: 2) „Geld ist nicht genug“

Sonntag, 12. März 2017

(Pendragon, 336 S., Pb.)
1978 machten sechs Mafiosi richtig Kasse, als sie in das Lufthansa Cargo-Terminal am JFK-Flughafen marschierten und mit mindestens acht Millionen, nicht nachzuverfolgenden Dollar und Juwelen wieder herauskamen. Offensichtlich wurde einiges von dem Geld an die Bosse abgegeben, aber eine Menge blieb für die Mannschaft übrig. Allerdings wurden die Leute gierig. Jimmy „der Gent“ Burke, der das Ding durchzog, hatte immer einen Anteil an seinen Boss, Joey Dio, abdrücken müssen. Schon wenige Tage nach dem Job legten Jimmy und Joey die Beteiligten um, allein Benny Roth konnte rechtzeitig im Zeugenschutzprogramm untertauchen.
Nachdem nun aber auch Joey gestorben und das Geld von damals immer noch nicht aufgetaucht ist, macht sich nun Danny Taliferro mit ein paar Handlangern auf die Suche nach den verschwundenen Millionen und hat wenig Mühe, Benny ausfindig zu machen.
Zwar kann der mittlerweile 62-Jährige mit seiner viel jüngeren Freundin Marta gerade noch so fliehen, aber die nächste, sicherlich tödliche Konfrontation wird nicht lange auf sich warten lassen. Durch seinen alten Kumpel Jimmy lernt er die taffe Bankräuberin Crissa Stone kennen, Benny führt sie zum Anwesen von Joey Dios Geliebte, bei der er die Millionen im Safe vermutet, den Joey eigens im Keller einbauen ließ, doch bevor Benny und Crissa die Lage sondiert haben, sitzen ihnen schon wieder Taliferro und seine Jungs im Nacken …
„Sie war irritiert, wütend. Wieder etwas, das ihr weggenommen wurde. Zuerst der Schlamassel in South Carolina, dann Cavanaugh, jetzt das. Eine lange Kette von Pech. Ereignisse, die sie vorwärtstrieben, als wenn sie keine Kontrolle über sie hätte, keine Wahl, ihr Schicksal schon entschieden. Alles rutschte ihr weg, bevor sie es in Ordnung bringen konnte. Alles war auf dem Weg zur Hölle.“ (S. 172) 
Nach „Kalter Schuss ins Herz“ veröffentlicht der Bielefelder Pendragon-Verlag mit „Geld ist nicht genug“ den zweiten Roman um die charismatische Bankräuberin Crissa Stone, mit der der ehemalige Polizeireporter Wallace Stroby eine außergewöhnliche Figur geschaffen hat.
Stroby führt seine Protagonistin bei einem ihrer ganz speziellen Fähigkeiten ein, und das daraus resultierende Desaster macht deutlich, dass in Crissas Leben einiges im Argen liegt, ihr Lover Wayne sitzt noch im Gefängnis, ihre Tochter Maddie lebt bei einer Verwandten. Um mit Wayne und Maddie ein neues Leben anzufangen, braucht sie das gewisse Startkapital. Der Deal, den ihr Benny anbietet, klingt allzu verlockend, doch wenn die Mafia im Spiel ist, sind oft tödliche Komplikationen vorprogrammiert.  
Stroby beweist ein feines Händchen bei der Charakterisierung seiner Figuren, die er in einem äußerst realen Setting agieren lässt. Doch während Martin Scorsese aus dem spektakulären Lufthansa-Raub in seinem grandiosen Gangster-Epos „GoodFellas“ thematisierte, formt Stroby aus dem wahren Fall einen temporeichen Hardboiled-Thriller, der ohne Umschweife und unnötige Nebenhandlungen eine fesselnde Jagd nach den verschwundenen Millionen inszeniert.
Leseprobe Wallace Stroby - "Geld ist nicht genug"