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Maximilian Dax & Johannes Beck - „The Life And Music Of Nick Cave - An Illustrated Biography“

Donnerstag, 5. November 2009

(Die Gestalten Verlag, 178 S., Softcover im Großformat)
Bereits der kleine Photo-Band in dem Box-Set zum 93er Live-Album „Live Seeds“ dokumentierte nicht nur die unglaubliche Bühnenpräsenz, die Nick Cave bei seinen Live-Performances ausstrahlt, sondern legte vor allem Zeugnis über die ganz besondere Aura ab, die den charismatischen Künstler stets zu umgeben scheint. Die ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotographien können aus heutiger Sicht als Appetitanreger gedient haben für die längst überfällige deutschsprachige Biographie des australischen Ausnahmemusikers, wobei sich das von Maximilian Dax und Johannes Beck sorgfältig recherchierte und kurzweilig geschriebene Werk durch ein schönes Gleichgewicht von informativem Text und ausdrucksvollen Ganzseiten-Fotos auszeichnet.
Den beiden Autoren war von Beginn an daran gelegen, nicht weiter einer Mystifizierung des Rockstars Nick Cave zuzuarbeiten, sondern seinen Werdegang auch stets im Lichte der Zeit und der besonderen Lebensumstände zu betrachten, die Dinge zu erwähnen, die Cave antrieben und behinderten. Nach dem Vorwort von Johannes Beck bekommt der Leser erst einmal auf sieben durchgehenden Seiten rein visuelle Eindrücke aus Nick Caves Kindheit und Schulzeit vermittelt, und so bietet das großzügig mit über 100 Bildern aus Caves Leben ausgestattete Werk immer wieder Inseln emotional ansprechender Momentaufnahmen, die dem Leser Leben und Werk des außergewöhnlichen Künstlers nahebringen. Der dazugehörige Text schildert nicht nur Stationen von Nick Caves Leben und Werk, sondern bietet in konzentrierter Form auch unterhaltsame Episoden aus seinen Etappen zum Erfolg, setzt sich mit den einzelnen Alben und künstlerischen Einflüssen auseinander, läßt andere Künstler zu Wort kommen und wartet schließlich auch mit einer umfassenden Diskographie und Bibliographie auf und rundet damit ein farbenprächtiges, lustvoll designtes Werk ab, das man immer wieder gern zur Hand nimmt.

Philippe Fichot/Die Form - „The Visionary Garden 2“

Freitag, 10. April 2009

(Ultra Mail Prod., 192 S. mit CD, HC)
Bereits vor zehn Jahren präsentierte Die-Form-Mastermind Philippe Fichot mit dem auf 999 Exemplare limitierten Fotoband „The Visionary Garden“ einen ersten umfassenden Einblick in sein fotographisches Werk, nachdem zuvor schon die Artworks zu seinen Veröffentlichungen und vor allem das Booklet zur ersten Auflage der „Archives & Doküments“-LP-Box sehr stark zum Ausdruck brachten, dass Die Form nicht nur im musikalischen Kontext als S/M-Projekt funktionierte, sondern auch stets mit einer ausgeprägten visuellen Struktur verbunden gewesen ist.
Davon zeugten nicht zuletzt die obligatorischen Filmprojektionen bei den Live-Performances und auch die Darstellungen auf der Bühne an sich. Mit „The Visionary Garden 2“ ist bei dem in Hong Kong ansässigen Label/Verlag Ultra Mail Prod. keine echte Fortsetzung des damals gut 100 Seiten starken Buchs erschienen, sondern eine fast auf den doppelten Seitenumfang erweiterte Neuauflage von Fichots oftmals mehr als verstörenden Schwarz/Weiß-Fotographien. Im Mittelpunkt seiner stark künstlerisch bearbeiteten Bilder stehen mit allen möglichen Utensilien gefesselte, halb oder völlig nackte Frauen, die Lust, Schmerz und Tod in sich zu vereinen scheinen. Die durchweg entspannten Gesichtszüge lassen aber eher auf freiwillige Opferbereitschaft hinzudeuten - die Frau als willfähriges Objekt der ausgefallensten männlichen Begierden … In den neueren Bildern aus der „Extremum“-, „Zoopsia“- und „InHuman“-Phase nimmt der Tod in Skelettform konkretere Züge an, andere Bilder weisen fast surrealen Charakter auf. Es ist schon eine sehr eigene Ästhetik, die Fichot zum Ausdruck bringt. Für S/M-Anhänger auf jeden Fall ein opulenter Sinnesreigen … Die damals separat von Hyperium veröffentlichte „Soundtrack zum Buch“-CD „The Visionary Garden“ ist nun in remasterter Qualität dem Buch beigelegt und enthält zudem mit „The Scavenger“ einen bislang unveröffentlichten Film aus dem Jahre 1982.

Thomas Karsten - „Model Years“

Sonntag, 5. April 2009

(Schwarzkopf & Schwarzkopf, 240 S., HC)
Es gibt erotische Bildbände, die allein des Fotografen künstlerische Visionen abbilden bzw. das voyeuristische Bedürfnis der Betrachter befriedigen sollen. Einen angenehm anderen Ansatz verfolgt der renommierte Aktfotograf Thomas Karsten, der mit „Model Years“ nach „Heute nackt“ seinen zweiten, aufwändig gestalteten Fotoband bei Schwarzkopf & Schwarzkopf präsentiert.
Waren es in „Heute nackt“ noch junge Männer und Frauen an der Schwelle zum Erwachsensein, die Kasten portraitierte, stellen sich in „Model Years“ junge Frauen zwischen 20 und 25 nicht allein vor Kastens Kameraobjektive, sondern auch sich selbst vor. Statt allein als fotografisches Objekt zu fungieren, hat Kasten seinen Models, die oft nicht die klassischen Model-Attribute besitzen, die Möglichkeit zur Selbstdarstellung geboten und sie in ganz unterschiedlichen Umgebungen fotografiert, in der freien Natur, in Kinosälen, Duschen, Badewannen, vor mal mehr kühl-sterilem Hintergrund, dann wieder in behaglich-vertrauter Atmosphäre von Wohnzimmer-Sofas. Man merkt dabei deutlich die Lust der jungen Frauen an ihrer selbstbewussten Zurschaustellung in kecken, ungehemmten, selten etwas verbergenden Situationen. Ein ausführliches Vorwort von Fotohistoriker Fritz Franz Vogel, der den künstlerischen Ansatz von Thomas Kasten anschaulich darstellt, und Statements einiger Models zu ihrer Zusammenarbeit mit dem Fotographen runden den prächtigen Bildband im Großformat ab.

Timo Denz - „Fairies and Fiends …“

(Ubooks, 130 S., HC)
Nach “Modern Times Witches” und “FreakShowDiary” legt der Fotograf Timo Denz mit “Fairies and Fiends” bereits sein drittes Buch vor und hat sich einmal mehr mit bezaubernden, schaurig-schönen, manchmal auch unheimlichen Fabelwesen auseinandergesetzt. Schon der Hardcovereinband offenbart die Dualität der im Innern abgebildeten Märchengestalten. Während auf der „fairies“ betitelten Vorderseite ein zartes Mädchen in unschuldigem Weiß den Inbegriff einer zauberhaften Fee darstellt, ist auf der „fiends“ betitelten Rückseite nur der ausgestreckte Arm eines hexenähnlichen Wesens zu sehen, von dessen Zeigefinger Blut tropft.
In dem einleitenden Text „Die schmutzigen Kinder“ erfahren wir etwas über die Geschichte von Feen und Naturgeistern, dann verzaubern den Betrachter ganz in Weiß gewandete Feen vor ebenfalls weißem Hintergrund oder in ihrer natürlichen Umgebung des Waldes, dann finden auch andere Farben wie Grün und Blau Eingang in die ausgefallenen Kostüme und Frisuren, ehe Timo Denz auch die dunklen Schwestern der Feen würdigt, doch die zerbrechlich wirkenden Geschöpfe in Weiß bleiben das zentrale Thema des rundherum aufwändig gestalteten Buchs, an dem auch Corinna Schwerdtfeger mit ihren Illustrationen und Sybille Werthner mit ihren Kostümen und Make-up-Kreationen ihren Beitrag leisteten.

Thomas van de Scheck - „Cuts“

(art-manufaktur, 208 S., HC)
S/M- und Fetisch-Fotografie ist mittlerweile so populär, dass sie teilweise den subkulturellen Kontext bereits verlassen und Alltagscharakter angenommen hat. Selten jedoch stößt man noch auf künstlerische Arbeiten in diesem Gebiet, die den Betrachter wirklich schockieren. Inwieweit das die Fotografien im ersten Bildband von Thomas van de Scheck vermögen, wird jeder selbst für sich entscheiden müssen, doch gänzlich unberührt wird man „Cuts“ nach der Auseinandersetzung mit den eigenwilligen Portraits nicht weglegen.
Obwohl der Künstler, der bereits als Tontechniker, freier Redakteur und Werbetexter gearbeitet hat und Bassist bei Cancer Barrack gewesen ist, auch viel mit Make-up und „Special Effects“ gearbeitet hat, wirken seine Bilder meist schmerzlich/sinnlich realistisch, präsentieren eine morbide Ästhetik im besten Sinne. Dass sich die fast ausschließlich weiblichen Motive so stark ins Bewusstsein brennen, liegt zweifellos auch in der Tatsache begründet, dass van de Scheck seine Modelle stets vor absolut weißem Hintergrund abgelichtet hat, dass der Betrachter gezwungen ist, seine volle Aufmerksamkeit auf das Model zu fokussieren. Es ist eben nichts da, wohin der Blick abschweifen könnte. Der erste, „Beautiful Strangers“ betitelte Teil von „Cuts“ bietet noch recht harmlose Portraits von Gothic-Leuten in Lack und Leder, Samt und Pelzen und den üblichen Accessoires, mal mehr, mal weniger bekleidet und geschminkt. Derart eingestimmt geht es im nächsten Kapitel, „Secret Wishes“, um, wie es Matthias T. J. Grimme („Schlagzeilen“, Bondage Project u.a.) im Vorwort zum Kapitel nennt, inszenierte „Begehrlichkeiten“, aber um welche, um die des Betrachters? „Sind es die Träume der dargestellten Protagonisten? Die Deutungen des Foto-Künstlers?“ Interessant sind diese in klaren, bunten Farben gegossenen Fantasien allemal. Und schließlich entführt uns der Künstler im abschließenden „Wild Cuts“ in die manchmal schwer nachzuvollziehende Welt der Autoaggression, doch hier vermag bereits das Vorwort eines „Opfers“ für Aufklärung sorgen. „Cuts“ ist auf jeden Fall ein Werk, das der Auseinandersetzung lohnt und zum Glück trotz der Klischee-Nähe nie zu plump und aufgesetzt wirkt.

Richard Jones - „Verwunschenes England und Irland“

Montag, 9. März 2009

(Bechtermünz, 160 S., HC)
Spätestens durch die prächtigen Fotobände von Simon Marsden und Gerald Axelrod im Eulen Verlag ist das Interesse an britischen Spukorten und Gespenstergeschichten sprunghaft gestiegen. Der englische Forscher, Geisterjäger und Touristenführer Richard Jones unternimmt mit seinem üppig ausgestatteten Reiseführer eine unheimliche Exkursion zu über 130 gespenstischen Orten auf der britischen Insel und verbindet dabei historische Legenden, mündliche Überlieferungen und Augenzeugenberichte zu einem höchst unterhaltsamen, schaurig-schönen Lesevergnügen.
Die einzelnen Kapitel sind nach geografischen Kriterien geordnet, eine Landkarte mit Legende erleichtert die Verortung der einzelnen, zumeist öffentlich zugänglichen Spukorte, so dass jeder Geisterjäger sich leicht selbst auf die Suche nach diesen verwunschenen Orten begeben kann. So erfährt man von irischen Feen, Elfen und Kobolden, von Hexen in Suffolk, Norfolk und Essex, von grausamen Morden und Horrorgeschichten rund um London und dem Grauen, das vom Meer auf die Insel überschwappte. Historische Dokumente, Zeichnungen, unzählige, teils farbige, teils in atmosphärischem Duoton abgelichtete Fotografien (natürlich auch von Simon Marsden) und ein ausführliches Register runden das informative wie unterhaltsame Werk wunderbar ab.

John J. Dunne - „Irland - Die Welt der Geister“

(Eulen, 120 S., HC)
Dass die britischen Inseln einen wahren Fundus an Geistergeschichten besitzen, hat vor allem der englische Fotograf Simon Marsden ausgiebig in seinen schaurig-schönen Bildbänden über Spuk und Gespenster in Großbritannien dokumentiert. Aus seinem Archiv stammen auch die vierzig Fotografien, die die von John J. Dunne gesammelten Spukgeschichten aus Irland stimmungsvoll illustrieren.
Er berichtet von der typisch irischen Banshee, die als Art Todesbotin betrachtet wird, von Phantomhunden (man erinnere sich nur an Sherlock Holmes’ Abenteuer in „Der Hund von Baskerville“) und grauenhaften schwarzen Katzen, von ruhelosen Geistern in alten Herrenhäusern, merkwürdigen Todesfällen und noch unheimlicheren Geräuschen in den Gemäuern labyrinthartiger Schlösser. Ob es sich um „dämonische Heimsuchungen“, „Todesboten“ oder „Vorzeitiges Ableben“ handelt, um nur einige Kapitel zu nennen, stets wird deutlich, dass in den noch immer lebendigen Geschichten eine uralte Tradition Irlands bewahrt wird, die den Geistern eine unheimliche Macht zugesteht. Wie faszinierend diese Geschichten auch für uns noch sind, bewies erst Tim Burton mit „Sleepy Hollow“, wo genau eine dieser Geschichten über einen kopflosen Reiter erzählt wurde, die auch John J. Dunne wiedergibt. Neben Marsdens atmosphärischen Bildern sorgen auch Gedichte von Thomas Moore und Gerald Griffin für angenehmes Gruseln. Und wer dann erst richtig Lust aufs Gruseln bekommen hat, kann sich im Internet unter www.irelandseye.com/ghost/index.shtm selbst auf Geistersuche begeben.

Gerald Axelrod & Liane Angelico - „Die Nacht des Blutmondes“

Dienstag, 3. März 2009

(Ubooks, 128 S., HC)
Es hat sich schon bei den Bildbänden von Simon Marsden als erfolgreiches Konzept erwiesen, die atmosphärisch-unwirklichen, gespenstischen Schwarz-Weiß-Fotografien von verwunschenen Orten, Spukschlössern, verfallenen Burgen und Friedhöfen mit illustrierenden Texten zu versehen. Während es sich bei den Marsden-Werken dabei um Geschichten rund um die fotografierten Objekte handelte, arbeitet der österreichische Fotograf Gerald Axelrod nach „… denn weiter als der Himmel ist die Liebe“ zum zweiten Mal mit der Autorin Liane Angelico zusammen, die den abgebildeten Orten wie Mont Saint-Michel (Bretagne), den Park der Monster in Bomarzo (Italien), den Kalvarienberg in Eisenstadt (Österreich) oder das Chateau de Pérennou (Bretagne) durch ihre Geschichte einen literarischen Rahmen verleiht.
 Als die „Hexe“ Sorana und ihre hübsche Enkelin Lemura von dem kleinen Dämon Kemon aufgesucht werden, ist ihnen der Hexenjäger Hiremus bereits auf der Spur. Mit Hilfe des Amuletts des Lichts, das er in den Händen der beiden vermeintlichen Hexen weiß, will er in der Nacht des Blutmondes den Hexenkompass finden, der ihm wiederum über alle weiteren Hexen Auskunft geben könnte. Hiremus tötet die Alte, während Lemura mit Kemon das Amulett zu retten versucht. Ihre Reise führt die beiden ungleichen Gefährten an wahrlich gespenstische Orte … Auch wenn die Story an sich wenig packend geschrieben ist, geht sie doch eine symbiotische Beziehung zu den stimmungsvollen Bildern ein, die zum Glück auch den Hauptteil des Buches einnehmen.

Gerald Axelrod - „Wo die Zeit keine Macht hat. Feen, Hexen und Druiden in der Sagenwelt Irlands“

Sonntag, 1. März 2009

(Eulen, 128 S., HC)
Neben dem Briten Simon Marsden zählt der Österreicher Gerald Axelrod zu den bekanntesten Fotografen unheimlicher und magischer Bilder, die die Mythen, Fabeln und Geheimnisse vergangener Epochen in ihren atmosphärisch dichten Schwarz/Weiß-Fotos wieder lebendig werden lassen. Der Titel seines neuen Buchs „Wo die Zeit keine Macht hat“ bezieht sich auf die keltische Anderswelt, jenes prächtige Abbild unserer Welt im Jenseits, wo weder Hunger, Krankheit noch Tod herrschen.  
Axelrod beschreibt in seinem Werk sowohl die Mythen als auch die Lebensgewohnheiten der Kelten und illustriert diese mit bezaubernden Bildern, bei denen Iris Guggenberger als Fee, Hexe oder Prinzessin vor der prächtigen Kulisse von Friedhöfen, verfallenen Schlössern, Höhleneingängen, kunstvollen Torbögen, verlassenen Altären und an steinigen Meeresufern die uralten Bräuche, Kleidungsgewohnheiten und Lebensumstände demonstriert. Gelegentlich lässt der Autor das faszinierende Naturpanorama auch nur für sich sprechen. So entsteht das spannende wie lebendige Panorama einer zwar längst untergegangenen, in ihren überlieferten Mythen und Denkmälern nach wie vor einflussreichen und faszinierenden Kultur, deren Wege, Ausbreitung und Entwicklung der Autor gleich zu Beginn seines Buches kurz skizziert, bevor einzelne Figuren der keltischen Mythologie wie Maildun, Cuchulinn und Finn MacCool episodenhaft portraitiert werden. Der Hauptreiz von „Wo die Zeit keine Macht hat“ liegt aber eindeutig in den 83 Duoton-Fotografien, die der Phantasie des Betrachters auf die Sprünge helfen.