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Robert Bloch – „Ein mysteriöser Tod“

Donnerstag, 19. Januar 2023

(Kurt Desch, 157 S., Tb.) 
Robert Bloch (1917-1994) ist zwar vor allem als Autor der Romanvorlage von Alfred Hitchcocks Spannungs-Klassiker „Psycho“ (1960) weltberühmt geworden, hat während seiner langjährigen Karriere als Schriftsteller aber auch Science Fiction, Horror und Krimis sowie Drehbücher zu Fernsehserien und Hollywood-Filmen wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“, „Totentanz der Vampire“ und „Der Foltergarten des Dr. Diabolo“ verfasst. In seinem 1958 veröffentlichten Roman „Shooting Star“, der erstmals 1968 in der Reihe „Die Mitternachtsbücher“ im Verlag Kurt Desch als „Ein mysteriöser Tod“ und dann 2009 bei Rotbuch unter seinem Originaltitel veröffentlicht wurde, ist Hollywood der Schauplatz mehrerer Verbrechen. 
Einst hatte Mark Clayburn ein gutgehendes Büro am Strip, wo er als Literaturagent tätig war. Mittlerweile gehen die Geschäfte längst nicht mehr sehr gut. Nun unterhält er ein schäbiges Büro in der Olive Street, nachdem er ein Auge, seine Klienten, Angestellten und den größten Teil seiner Ersparnisse verloren hatte, und bestreitet seinen Lebensunterhalt u.a. als Notar und Privatdetektiv. 
Vor einem halben Jahr wurde der Schauspieler Dick Ryan ermordet in seinem Wohnwagen aufgefunden wird, doch die Polizei konnte den Mord bislang nicht aufklären. Nun engagiert der Hollywood-Agent Harry Bannock den Detektiv, um die wahren Hintergründe seines Todes ans Licht zu bringen und ihn so möglicherweise zu rehabilitieren. Bannock hat die Rechte an der Western-Serie „Lucky Larry“ von dem unabhängigen Produzenten Abe Kolmar aufgekauft, doch droht Bannocks lukrativer Deal mit der Produktionsfirma See More mit Wiederholung der 39 bislang gedrehten Folgen und der möglichen Fortsetzung der Serie nach dem Skandal um Ryans Drogenkonsum zu platzen. 
Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei bekam Ryan am fraglichen Abend in seinem auf der Ranch von Kolmar abgestellten Wohnwagen Besuch von seinen Filmpartnern Polly Foster, Tom Trent und Estrellita Juarez, nachdem Ryan seinen Chauffeur und Kammerdiener Joe Dean gefeuert hatte. Doch kaum beginnt Clayburn mit eigenen Ermittlungen, erhalten sowohl Bannock als auch er selbst anonyme Warnungen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, doch Bannock ermuntert Clayburn, den Auftrag wie abgesprochen weiterzuverfolgen. Schließlich würde das von Bannock in Aussicht gestellte Honorar in Höhe von elftausend Dollar dafür sorgen, dass sich Clayburn wieder eine Existenz aufbauen könnte. 
Als der Detektiv die Beteiligten der tödlichen Privatparty in Ryans Wohnwagen zu befragen beginnt, fällt mit Trent der nächste von Kolmars Zugpferden dem Mörder zum Opfer, und der Druck auf Clayburn nimmt zu… 
„Er war hier gewesen. Er hatte in meinem Stuhl gesessen, in meiner Wohnung; er hatte Marihuana geraucht. Er hatte mir eine weitere Warnung zukommen lassen; und wenn ich sie nicht beherzigte, kam er vielleicht zurück. Nur würde er sich dann nicht mehr mit einer Warnung begnügen. Von Rauschgift wird man blau. Es war ein verrücktes Risiko gewesen, einen Stummel wie diesen zurückzulassen. Aber vielleicht war er eben verrückt.“ (S. 35) 
Zwar ist Robert Blochs Protagonist Mark Clayburn weit von dem Typus des Hardboiled-Detektivs entfernt, wie ihn Raymond Chandler mit Philip Marlowe, Dashiell Hammett mit Sam Spade oder Robert B. Parker mit Spenser etabliert haben, da er moralisch weit integrer erscheint, sich nicht auf zwielichtige Verhältnisse mit schönen Frauen einlässt und Drogen meidet, aber deren Hartnäckigkeit teilt er zweifellos. Bloch schrieb „Shooting Star“, bevor er selbst in Hollywood ein gefragter Drehbuchautor wurde und aus dem ländlichen Wisconsin in die Filmmetropole zog, doch beweist er hier schon ein gutes Gespür für die Gesetzmäßigkeiten und die Atmosphäre in Hollywood. 
Geschickt fügt Bloch durch die Gespräche, die Clayburn mit den Zeugen und Verdächtigen führt, Puzzleteil für Puzzleteil zusammen und lässt sich auch von weiteren Morden nicht von seiner Mission abbringen, die Wahrheit herauszufinden, die sich natürlich erst auf den letzten Seiten in einer gelungenen Auflösung offenbart. „Ein mysteriöser Tod“ bietet ebenso schnörkellose wie kurzweilige Krimi-Spannung mit einem sympathischen Protagonisten, einigen wunderbar undurchschaubaren Typen und dem für Robert Bloch typischen Humor. 


 

Robert Bloch – „Die Couch“

Mittwoch, 23. November 2022

(Kurt Desch, 142 S., Tb.) 
Durch seine Romanvorlage für Alfred Hitchcocks Spannungs- und Horror-Klassiker „Psycho“ (1960) wurde Robert Bloch weltberühmt und immer wieder von Fernseh- und Filmstudios damit beauftragt, ähnliche Stoffe für ihre Produktionen abzuliefern. Bevor er die Drehbücher zu erfolgreichen Filmen wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1962), „Er kam nur nachts“ (1964), „Die Zwangsjacke“ (1964), „Der Puppenmörder“ (1966) und „Der Foltergarten des Dr. Diabolo“ (1967) verfasste, lieferte er 1962 mit dem Drehbuch zu „The Couch“ eine – übrigens von Blake Edwards mitentwickelte - Story ab, die den Autor von „Psycho“ auf nahezu jeder Seite durchscheinen lässt. Die Romanversion des Films, der hierzulande unter dem Titel „Immer Punkt 7“ zu sehen war, erschien 1967 in der Reihe „Die Mitternachtsbücher“ im Verlag Kurt Desch. 
Lieutenant Kritzman von der Mordabteilung des Polizeidepartments Los Angeles hat es mit einem besonders gewieften Killer zu tun, der seine Morde pünktlich um sieben Uhr abends begeht und diese kurz zuvor telefonisch ankündigt. Seine Opfer wählt der 7-Uhr-Killer scheinbar wahllos aus. Mitten in einer Menschenmenge sticht er zu, und ehe sein Opfer tödlich getroffen zu Boden sinkt, ist er auch schon untergetaucht. Kritzman und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel, denn ein Zusammenhang zwischen den Opfern ist nicht erkennbar, noch weniger ein Motiv. 
Währenddessen sucht Charles Campbell seinen Psychiater Doktor W. L. Janz auf. Der ist bereits von Campbells Chef darüber informiert worden, dass er wegen der sexuellen Belästigung einer Mitarbeiterin gerade gefeuert worden sei. Campbell spielt die Angelegenheit herunter, freundet sich mit Lanz‘ Nichte Terry an, die neben ihrem Studium in der Praxis ihres Onkels aushilft. Bei ihrem gemeinsamen ersten Ausflug erzählt Campbell der jungen Frau, dass das Gericht ihn damals dafür verantwortlich gemacht hatte, dass seine Schwester tödlich bei einem Verkehrsunfall verunglückt sei. Doch statt von dieser Enthüllung entrüstet zu sein, verliebt sich Terry in den Mann, der unter einer seltsamen Angst vor Couches leidet… 
„Er war Gott. Das war das Geheimnis. Diese anderen, alle anderen waren nichts als einfache Leute. Kleine, alberne Menschen, die hierhin und dorthin hasteten, sich zwischen Arbeit und Ruhe hin- und herbewegten, zwischen Schmerz und Vergnügen, in einem endlosen Zyklus vor und zurück pendelten. Nur Gott konnte das aufhalten. Er konnte sie aufhalten. Deshalb war er Gott.“ (S. 52) 
Robert Bloch hat mit „Die Couch“ einen kleinen, aber unterhaltsamen Psycho-Thriller geschrieben, der vor allem aus der Perspektive des Killers erzählt wird. Er ist auch die einzige Figur, die in dem Kurzroman an Kontur gewinnt und überhaupt das Interesse sowohl des Autors als auch des Lesers weckt. Bloch entfaltet dabei sukzessive das Psychogramm eines Mannes, der unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen ist und eine viel zu enge Beziehung zu seiner Schwester entwickelte, die die Rolle der verstorbenen Mutter einnehmen musste. 
Gerade bei den Inneneinsichten des Killers fühlt man sich an die Schlussszene von „Psycho“ erinnert, als Norman Bates in einem inneren Monolog den Zuschauern offenbarte, was für eine gespaltene Persönlichkeit er ist. Im Vergleich zu seinem Welterfolg „Psycho“ wirkt „Die Couch“ wie der unbeholfene kleine Junge, der in die viel zu großen Fußstapfen seines großen Bruders zu treten versucht, aber nicht mehr als eine schwache Kopie hinbekommt. Dafür bietet die Geschichte zu wenig Raum, um die Figuren für die Leser wirklich greifbar zu machen, und ehe man sich mit ihnen vertraut gemacht hat, ist die am Ende doch etwas unglaubwürdige Story auch schon zu Ende. 
Immerhin hat Bloch gelegentlich seine schwarzhumorigen Pointen immer wieder in die Kapitel gestreut, so dass der eigentliche Unterhaltungswert eher aus diesen Elementen als der Kriminalgeschichte genährt wird.