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Peter Vignold – „Das Marvel Cinematic Universe“

Mittwoch, 31. Mai 2017

(Schüren, 173 S., Pb.)
Comic-Adaptionen für die große Leinwand sind seit den Erfolgen von „Superman“, „Batman“ und „Spider-Man“ zunehmend ein Garant für Kassenschlager. So kann es kaum verwundern, dass das Major Independent Filmstudio Marvel Studios mittlerweile das international erfolgreichste Filmfranchise ist und das Franchise um „Harry Potter“ im Jahr 2015 um rund eine Milliarde US-Dollar hinter gelassen hat.
Glücklicherweise kann Marvel auf ein umfangreiches Figurenensemble des in den 1960er Jahren gegründeten Comic-Verlags zurückgreifen und hat für sein daraus resultierendes Marvel Cinematic Universe (MCU) darauf ausgerichtet, in den nächsten Jahren eine Reihe von weiteren Filmen, Fernsehserien und Videospielen zu produzieren, die äußerst raffiniert miteinander verknüpft sind.
Wie dieses MCU strukturiert ist, zeigt der an Ruhr-Universität Bochum arbeitende und u.a. für das Filmmagazin „Deadline“ schreibende Peter Vignold in seiner Arbeit „Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie“ auf, die auf seiner mit dem „Preis an Studierende 2016“ ausgezeichnete Examensarbeit über Cinematic Universes basiert.
Entsprechend wissenschaftlich liest sich die recht kurze Abhandlung über das MCU, die sich zunächst um Definitionen der Begriffe Cinematic Universe und Hyperserie bemüht. Dabei wird am Beispiel von „Matrix“ das transmediale Erzählen über verschiedene Medienkanäle hinweg beschrieben, dann das transmediale Franchising bei „Der Herr der Ringe“ und „Harry Potter“, bevor der Autor mit „X-Men“ die Ausformung einer multilinearen Hyperserie aufzeigt.
Den Hauptteil des schmalen, aber höchst informativen und fundiert geschriebenen Bandes nimmt die Darstellung der momentan drei Phasen ein, in denen sich das MCU ausgebildet hat, beginnend mit den Filmen „Iron Man“, „Incredible Hulk“, „Captain America: First Avenger“ und „Thor“ über deren Sequels und die als Knotenpunkte fungierenden Filme „The Avengers“ und „Avengers: Age Of Ultron“, in denen verschiedene Superhelden zusammengeführt werden.
Dabei sorgen intertextuelle Verlinkungen wie beispielsweise durch den Tesseract in „Thor“, „Captain America: The First Avenger“ und „The Avenger“ oder S.H.I.E.L.D.-Agent Phil Coulson in „Iron Man“ und der Serie „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ sowie die speziellen „Post-Credits-Scenes“, die narrativ auf nachfolgende Filme hinweisen, für entsprechende Verweise auf andere Filme des MCU.
 „Die Mittel, mit denen die Binnenserien der Hyperserie MCU interserielle Kohärenz ausbilden, sind simpel, aber effektiv. Dies geschieht durch Überschneidungen des Figurenpersonals, das sich mitunter quer durch mehrere Binnenserien bewegt und deren diegetischen Zusammenhalt bewirkt. ‚Post-Credits-Scenes‘ am Ende der Filme signalisieren die Weitergabe von Handlungssträngen von einem Film zum folgenden und legen dem Publikum nah, unterschiedlich betitelte Binnenserien als Teile eines größeren Zusammenhangs zu betrachten.“ (S. 117) 
Vignold stellt die Zusammenhänge zwischen den Binnenserien – auch mit grafischen Abbildungen - ebenso anschaulich dar wie die Einzelteile des MCU, wobei allerdings weniger auf die Comics, Videospiele und das Merchandising eingegangen wird als auf die eigentlichen Film-Franchises. Abgesehen vom übermäßigen Gebrauch von Fremdwörtern wie „diegetisch“ (etwa: erzählend, erörternd) lässt sich die wissenschaftliche Abhandlung auch für Nicht-Wissenschaftler überwiegend gut lesen und wartet mit einer Fülle von interessanten Bezügen und versteckten Details zwischen den einzelnen Filmen und TV-Serien auf.
Im Anhang werden tabellarisch nicht nur die Einspielergebnisse des „X-Men“-Franchise, des MCU und der US-Filmfranchises aufgeführt, sondern auch die Inhalte der einzelnen MCU-Filme skizziert.
Leseprobe Peter Vignold - "Das Marvel Cinematic Universe"

Bill Willingham, Kevin Nowlan u.a. - “Sandman: Was Sie schon immer über Träume wissen wollten…”

Samstag, 4. April 2009

(Speed/Tilsner, 42 S., Pb.)
Der eigentliche „Sandman“-Zyklus, der gemeinhin als „das größte Epos in der Geschichte der Comics“ (Los Angeles Time Magazine) betrachtet wird, war mit dem elften Band „Das Erwachen“ eigentlich beendet, aber sein Schöpfer Neil Gaiman wird wohl doch immer mal wieder neue „Sandman“-Geschichten aus seinem Hut zaubern.
Das gerade mal 42 Seiten umfassende „Sandman“-Special „Was Sie schon immer über Träume wissen wollten…“ ist auf der einen Seite eine kleine Einführung in das farben- und figurenprächtige Universum von Sandman und seinen Geschwistern, den Ewigen, die kurz vorgestellt werden, gefolgt von kurzen Inhaltsangaben der elf „Sandman“-Bände, die in einheitlicher Aufmachung bei Speed neu aufgelegt wurden. Schließlich werden auch die wichtigsten der ständig präsenten Nebendarsteller vorgestellt, wie der Kürbiskopf Mervyn, der Rabe Matthew, der Bibliothekar Lucien, Luzifer, die „zweihunnertunfuffzich“ Jahre alte Hexe Mad Hettie und andere, ehe in kurzen und amüsanten Comic-Stories die Fragen beantwortet werden, wodurch Alpträume verursacht werden, ob Traumgestalten schlafen und selber auch Träume haben, warum so viele Träume sexueller Natur sind, warum manche Leute in Farbe und manche in Schwarz-Weiß träumen, was immer wiederkehrende Träume verursacht, ob in Träumen universelle Symbole auftauchen, die von Fachleuten gedeutet werden können, warum man Schlafwandler nicht aufwecken soll, wieso man sich oft nur schlecht an seine Träume erinnern kann. Ein zweiseitiges Portrait von Neil Gaiman und eine Bibliographie runden das kleine Heft schließlich ab.

Brian Michael Bendis/Marc Andreyko - „Torso“

(Speed, 280 S., Pb.)
Zusammen mit dem „100 Bullets“-Autoren Brian Azzarello zählt Brian Michael Bendis zu den wichtigsten Erneuerern des US-Crime Comics. Gemeinsam mit Marc Andreyko („Dr. Strange: What is it that disturbs you, Stephen?“, “The Lost”) kreierte er mit “Torso” eine “true crime graphic novel”, die sich mit dem berühmten Ermittler Eliot Ness beschäftigt. Nachdem er und seine schlagkräftige Truppe (die „Untouchables“) Al Capone das Handwerk gelegt haben, wartet ein neuer Schlagzeilen machender Fall auf ihn.
Als neuer Polizeidirektor von Chicago räumt er nicht nur mit den Alkohol-Schmugglern und Casino-Betreibern, sondern auch der Korruption innerhalb der Polizeibehörde auf. Doch dann hat er es mit einem Killer zu tun, der überall in der Stadt schrecklich zugerichtete Leichen hinterlässt. Da der so genannte „Torso-Killer“ die Leichen ohne Kopf, Hände und Füße zurücklässt, bleiben die Leichen unidentifizierbar. Methodische, stets gleich ausgeführte Schnitte lassen ähnlich wie bei Jack The Ripper auf einen Experten auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie schließen, außerdem weisen die Leichen Spuren einer merkwürdigen Chemikalie auf, die der Täter selbst erfunden zu haben scheint. Eine spannende Jagd auf den gerissenen Killer und gegen die Zeit beginnt, denn es steht die Wahlversammlung der Republikaner an. Bald wird auch ein Verdächtiger festgenommen, der angeblich ein Geständnis abgelegt haben soll, am nächsten Tag aber erhängt in seiner Zelle aufgefunden wird. Die Spur führt schließlich in das Elendsviertel an den Hafendocks, von wo die meisten anonymen Opfer herzukommen scheinen… Ausdrucksstark in Schwarz-Weiß gezeichneter, mit authentischen Fotos verzierter Thriller, den Andreyko bereits für Miramax für die große Landwand umzusetzen beginnt.

Craig Thompson - „Blankets“

(Speed, 592 S., Pb.)
Craig lebt mit seinem jüngeren Bruder Phil und seinen streng christlichen Eltern in einer Kleinstadt in Wisconsin, wo er mit seinen langen Haaren als Außenseiter gilt und als Mädchen oder Schwuchtel beschimpft wird. Nicht immer verhält sich Craig loyal seinem kleinen Bruder gegenüber und macht sich Vorwürfe, dass er seine Beschützerrolle vernachlässigt, wenn es gefährlich wird, zum Beispiel, wenn Phil vom Babysitter sexuell missbraucht wird, was Craig mehr ahnt als wirklich weiß. Dass er in der Schule Gedichte über Leute schreibt, die ihre Exkremente essen, hilft ihm auch nicht viel weiter. Als Flucht aus der bedrohlichen Realität dient Craig das Zeichnen, doch irgendwann bemerkt er, dass die Zeichnungen nur Erinnerungen darstellen, die er verbrennen möchte.
Nicht mal im christlichen Weihnachtscamp erfährt Craig die ersehnte Anerkennung – bis er dort das Mädchen Raina kennen lernt. Doch das Camp geht viel zu schnell vorbei. Die beiden frisch Verliebten schreiben sich, dann besucht Craig Raina für zwei Wochen in Michigan. Dort kommen sie sich zwar näher, doch Raina scheint vollkommen von ihrer Beschützerrolle ihrer geistig behinderten Adoptivgeschwistern Ben und Laura aufgezehrt zu werden…
Mit viel Gefühl beschreibt und zeichnet Craig Thompson in „Blankets“ die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens, die Wunder der ersten Liebe und die Restriktionen einer fundamentalistisch christlichen Erziehung in ehrlichen Worten und zarten Schwarz-Weiß-Zeichnungen.

Brian Azzarello/Eduardo Risso - „100 Bullets: Der unsichtbare Detektiv“

Donnerstag, 5. März 2009

(Speed/Tilsner, 144 S., Pb.)
Der draufgängerische Privatdetektiv Milo Garret geht keinem Kampf aus dem Weg, doch nach dem letzten blieben üble Blessuren zurück. Im achten Band der Comic-Serie „100 Bullets“ wacht Garret mit voll bandagiertem Kopf im Krankenhaus auf, nachdem er bei einem Autounfall durch die Windschutzscheibe geflogen war. Ein gewisser Agent Graves sucht ihn im Krankenhaus auf, erzählt ihm, dass es sich bei seinem Missgeschick um keinen Unfall, sondern um eine Botschaft handelte. Er übergibt ihm einen Aktenkoffer mit allen Beweisen, einer nicht registrierten Waffe und 100 ebenfalls nicht zurückzuverfolgenden Patronen.
Doch so offensichtlich und gut alles zusammenpasst, muss an der Sache etwas faul sein. Also sucht Garret nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus den Kunsthändler Karl Reynolds auf, der Garret engagiert hatte, um den zwielichtigen Importeur Monroe Tannenbaum ausfindig zu machen. Doch Reynolds hat mit einer Kugel im Kopf nichts mehr zu sagen. Garret findet Tannenbaum schließlich in seinem Stamm-Sexlokal und wird auf eine neue Spur gebracht, doch vorher schiebt er noch zwei Nummern mit der Barkeeperin Nadine… Auch der achte Band der genialen Serie um den coolen Detektiv Milo Garret nimmt in keiner Weise ein Blatt vor den Mund. Auch wenn Sex und Gewalt dabei an Explizität nichts zu wünschen übrig lassen, überzeugt „Der unsichtbare Detektiv“ vor allem durch seine spannende Story, die düstere Film-Noir-Atmosphäre und coole Charaktere.