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Helmut Reinalter – „Geheimbünde“

Freitag, 28. Februar 2020

(Reclam, 100 S., Tb.)
Die Tatsache, dass mit einem „Geheimnis“ Kenntnisse beschrieben werden, die nur von einem beschränkten Kreis von Wissenden geteilt und vor der Allgemeinheit verborgen werden, hat immer wieder zu der Annahme (durch die von diesen Kenntnissen Ausgeschlossenen) geführt, dass die Geschicke der Welt von konspirativen Kräften, von mächtigen Geheimbünden gelenkt werden. Nicht zuletzt die ebenso erfolgreich verfilmten Bestseller von Dan Brown („Illuminati“, „Sakrileg“) haben diesen Verschwörungstheorien neue Nahrung verliehen.
Helmut Reinalter, ehemals Professor für Geschichte der Neuzeit und Politische Philosophie an der Universität Innsbruck und nun Leiter eines privaten Forschungsinstituts für Ideengeschichte, beteiligt sich nicht an solchen Spekulationen, sondern gibt in dem schmalen Band der 100-Seiten-Reihe von Reclam einen kurzen Überblick über Geschichte, Verbreitung und Struktur von Geheimbünden.
Dazu unterscheidet er in seinem Vorwort zwischen Geheimnis, Geheimwissen und Geheimgesellschaft, wobei Geheimbünde nach äußerlichen und inhaltlichen Kriterien ebenso unterschieden werden wie in ihrer gesellschaftlichen Zuordnung und Einbindung. Nach einer kurzen Klärung der Begriffe „Okkultismus“ und „Verschwörungstheorien“ handelt der Autor verschiedene Geheimbünde nach ihrer territorialen Zugehörigkeit ab, angefangen bei berühmten europäischen Geheimbünden wie die Rosenkreuzer, Freimaurer, Illuminaten über nicht so vertraute Gruppierungen wie die Deutsche Union, die italienische Carboneria bis zu sozialistischen Geheimgesellschaften und Studentenverbindungen. Die Mafia, mithin als Synonym für „organisierte Kriminalität“ verwendet, nutzte die Geldwäsche, um sich international von der klassischen zur modernen Mafia weiterzuentwickeln und verschiedene Organisationen wie die Camorra, Cosa Nostra, ´Ndrangheta und Sacra Corona Unita herauszubilden.
Im letzten Fünftel des schmalen Bandes werden schließlich kurz afrikanische, asiatische und islamische Geheimbünde vorgestellt, bevor die Abhandlung mit einem Abriss über den Ku-Klux-Klan ausklingt.
„Den Geheimbünden wird von ihren Gegnern nicht nur Machtmissbrauch unterstellt, sondern gern auch das Ziel, die Weltregierung bzw. Weltherrschaft anzustreben. Der erwähnte Vorwurf des Machtmissbrauchs wird manchmal mit dem Geheimwissen und der Geheimhaltung begründet. Auch die exklusive Mitgliedschaft spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dass Geheimbünde den Lauf der Geschichte entscheidend beeinflusst hätten, ist aber mit Sicherheit im Bereich der Legendenbildung anzusiedeln.“ (S. 98) 
Wer sich einen ersten Überblick über die Geschichte und Struktur von Geheimbünden verschaffen möchte, ist mit dem sehr nüchtern geschriebenen 100-Seiten-Bändchen von Helmut Reinalter gut bedient. Zwar sind die Abhandlungen zu den einzelnen Geheimorganisationen wirklich sehr kurz ausgefallen, wobei aber beispielsweise der Hermetic Order of the Golden Dawn oder der Ordo Templi Orientis gar keine Erwähnung finden, aber schließlich gibt es genügend weiterführende Literatur (so gibt es in der 100-Seiten-Reihe auch einen eigenen Band zur „Mafia“) zu den einzelnen Themen, von denen der Autor abschließend auch einige auflistet.