Niels Oxen darf sich als einziger dänischer Elite-Soldat damit rühmen, nicht nur diverse Tapferkeitsmedaillen, sondern auch das Tapferkeitskreuz erworben zu haben, bevor er am 01.01.2010 aus der Armee ausgeschieden ist. Seither leidet Oxen unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und versucht, den Rest seines Lebens möglichst unbemerkt zu verbringen. Als allerdings sein Hund ermordet wurde, führte ihn die Suche nach dem Täter zum Schloss Nyborg, wo seit dem Mittelalter der einflussreiche Danehof die Geschicke des Landes leitete.
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Mord an dem einflussreichen Vorsitzenden eines dänischen Thinktanks stieß er mit Margrethe Franck, Agentin des dänischen Geheimdienstes PET, auf die Tatsache, dass der allseits beliebte dänische Justizminister Ulrik Rosborg doch nicht der liebende Familienvater und Saubermann ist, für den ihn alle halten, sondern dabei gefilmt worden ist, wie er ein litauisches Mädchen bei Sex erwürgt.
Oxen hat sich anschließend in eine jütländische Waldhütte zurückgezogen, wo er dem alten Johannes bei der Fischzucht und Waldarbeit aushilft. Als der Museumsdirektor Malte Bulbjerg durch Schüsse in die Stirn und ein Auge getötet im Schloss aufgefunden wird, erwacht bei PET-Chef Axel Mossman erneut das Interesse an Oxen, doch so sehr Margrethe Franck noch einmal Oxens persönliches Umfeld durchleuchtet, bleibt der introvertierte Ex-Elitesoldat wie vom Erdboden verschluckt.
Währenddessen versucht der stellvertretende Polizeidirektor und Leiter des Morddezernats, H. P. Andersen, den Mord an Bulbjerg aufzuklären, der in letzter Zeit wohl immer mehr dem Glücksspiel verfallen war und bei dessen Leiche ein Tütchen Kokain gefunden wurde. Leider sickern interne Erkenntnisse an die Medien, außerdem bieten die verdeckt agierenden, vom elitären Danehof-Zirkel engagierten Söldner 30.000 Kronen für sachdienliche Hinweise. Schließlich gelingt es Franck und dann auch Mossman, Oxen doch noch aufzufinden, aber da der Danehof plant, Rosborg zu eliminieren, droht Oxens Überlebens-Police mit dem kompromittierenden Video wertlos zu werden. Oxen muss sich entscheiden, ob er nicht nur Franck, sondern auch Mossman vertrauen kann, um dem Danehof endgültig das Handwerk zu legen.
„Das Material bot einen kleinen Einblick in ein einzigartiges Machtgefüge, das die Jahrhunderte überdauert hatte. Es hatte manchmal Unterbrechungen gegeben, und die Struktur hatte sich verändert. Aber der Danehof war immer noch da und bedeutete eine latente Gefahr für jeden, der ihm in die Quere kam. Der Danehof war ein schlummernder Virus, intakt und nach all den Jahren immer noch tödlich.“ (S. 196f.)Mit dem hochdekorierten, aber traumatisierten und zurückgezogen lebenden Ex-Elitesoldaten Niels Oxen hat der dänische Schriftsteller Jens Henrik Jensen eine faszinierende Figur geschaffen, dessen ausgeprägten Talente nach wie vor wertvoll für den Geheimdienst sind. „Das erste Opfer“, Band 1 der „Oxen“-Trilogie, bezog seine Spannung weitgehend aus der Frage, inwieweit Oxen dem PET-Chef Mossman trauen kann oder nur als Spielball der Geheimdienstinteressen benutzt wird. Diese Frage schwebt auch über der Handlung des Nachfolgebandes „Der dunkle Mann“, wobei Jensen zunächst etliche geheimnisvolle Handlungsstränge mit anonymisierten Figuren entwirft, die erst nach und nach aufgelöst und zusammengeführt werden. Der Autor beschränkt sich dabei zunächst mehr auf ausgiebige Beschreibungen der jeweiligen Settings als seinen Figuren Charakter zu verleihen. Wieder sind es vor allem Niels Oxen und Margrethe Franck, die überhaupt etwas an Profil gewinnen. Aber sobald die Jagd durch den Danehof auf Oxen eröffnet wird, zieht die Spannung deutlich an, gewinnt die Handlung an Tempo und Struktur, werden Motivationen deutlicher herausgearbeitet.
Im furiosen Finale werden einige interessante Weichen für den Abschluss der Trilogie gestellt, der unter dem Titel „Gefrorene Flammen“ für September angekündigt ist.
Leseprobe Jens Henrik Jensen - "Der dunkle Mann"
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