Jason Starr – „Ein wirklich netter Typ“

Freitag, 2. März 2018

(Diogenes, 265 S., HC)
Der zweiunddreißigjährige Tommy Russo wartet in New York noch immer auf den Durchbruch als Schauspieler, doch in den letzten neun Jahren schaffte er es nur zu zwei Rollen – als Zweitbesetzung in einem Off-Broadway-Stück, das nach sechs Vorstellungen abgesetzt wurde, und als kleine Nebenrolle in einem Direct-to-Video-Kung-Fu-Streifen. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Rausschmeißer in einer Bar in Manhattan, sein Mini-Apartment kann er sich nur leisten, weil er für seinen Vermieter auch den Hausmeister-Job übernimmt. Immer wieder versucht er, beim Glücksspiel und auf der Pferderennbahn das große Geld zu machen, doch überwiegen die Verluste bei weitem die sporadischen Gewinne. Als er zufällig seinen alten Kumpel Pete Logan wiedertrifft, der zwar stinkt wie ein Scheißhaufen, aber immerhin zwei Schuhgeschäfte besitzt, sieht er seine große Chance kommen: Denn Pete lädt ihn ein, einer von fünf gleichberechtigten Besitzern eines Rennpferds zu werden.
Allerdings muss er dafür einen Anteil von zehntausend Dollar einbringen, den er natürlich nicht hat. Der Versuch, mit geliehenem Geld beim Glücksspiel die erforderliche Summe aufzutreiben, schlägt natürlich fehl, aber dann bietet sich für Tommy die Möglichkeit, den Safe seines Chefs Frank O’Reilly auszuräumen, wo die Einlagen für den Super-Bowl-Toto deponiert sind.
Als der Diebstahl entdeckt wird, gerät Franks Stiefsohn Gary in Verdacht, aber Tommy verstrickt sich zunehmend in ein Geflecht aus Lügen, Diebstahl, Betrug und sogar Mord, um seinen Traum vom Besitz eines gewinnbringenden Galoppers zu verwirklichen.
„Mir gefiel, dass die vielen Kameras und Scheinwerfer auf mich gerichtet waren. Ich fühlte mich wieder als Schauspieler. Ich trat in einem Kinofilm oder einer Fernsehsendung auf und wusste, dass das erst der Anfang war. Als berühmter Pferdebesitzer würde ich andauernd Pressekonferenzen abhalten.“ (S. 209) 
Auch mit seinem dritten Roman nach „Top Job“ (1997) und „Die letzte Wette“ (1998) präsentiert Jason Starr seinem Publikum einen Protagonisten, der alles andere als sympathisch ist. Zwar verfügt der Ich-Erzähler Tommy Russo über das – wie er selbst findet – attraktive Aussehen und natürlich auch Talent eines Filmschauspielers, doch da er im Show Business nicht über eine angesehene formale Ausbildung und die nötigen Kontakte verfügt, bleibt ihm diese Karriere nun mal wie so vielen anderen Möchtegern-Stars verschlossen.
In der Bar seines Chefs und Freundes Frank, dessen Frau Debbie nicht nur an der Flasche hängt, sondern auch vor Franks Augen mit anderen Männern schläft, gibt er sich oberflächlich mit ein paar Frauen ab, von denen er letztlich nur Geld leihen will oder sogar den Schmuck stiehlt. Den ihm gegenüber geäußerten Verdacht kann er stets geschickt auf andere Personen lenken, so dass Tommy einfach weiter seinen kleinkriminellen Aktivitäten nachgehen und vom kommenden Ruhm als Pferdebesitzer träumen kann. All dies beschreibt der Autor in gewohnt einfacher, leichtflüssiger Sprache, wobei vor allem der schwarze Humor, der hinter Tommys perfiden Plänen und Aktionen hervorblitzt, für die unterhaltsamen Elemente sorgt, doch bleiben die Figuren allesamt sehr flach.

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