Nachdem der Ermittler Harry Bosch in “Der Mandant” seinen Halbbruder, den Strafverteidiger Mickey Haller, eingeführt hat, durfte dieser in Connellys letzten Roman „Spur der toten Mädchen“ erstmals an vorderster Front sich eines Falles annehmen. In „Der fünfte Zeuge“ taucht Bosch nur noch als Randnotiz auf. Dafür hat es Haller mit einem extrem kniffligen Fall zu tun …
Als Strafverteidiger hat Mickey Haller gerade ein Werbepakt für die spanischsprachigen Radiosender gekauft und alle Hände voll damit zu tun, gegen Zwangsräumungen vorzugehen und die Rechtmäßigkeit von Zwangsvollstreckungen zu überprüfen, was den ehemaligen Hausbesitzern, die auf einmal ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen können, in den meisten Fällen zumindest etwas Luft verschafft. Doch dann kommt mit Lisa Trammel auf Haller eine Mandantin zu, die nicht nur ihre Ratenzahlungen eingestellt hat, sondern beschuldigt wird, Mitchell Bondurant ermordet zu haben, den Chef der Bank, die der Angeklagten das Haus wegnehmen will. Die Verteidigung baut darauf, dass die gerade mal 1,60 Meter messende Trammel den viel größeren Mann unmöglich mit einem Hammer erschlagen haben kann, außerdem plant Haller einen anderen Verdächtigen vorzuführen, Louis Opparizio, der mit seiner Firma ALOFT im Zuge der Zwangsversteigerungen den Papierkram für Banken wie WestLand National erledigte.
„Ich hatte nur ein Ziel, und die Entscheidung der Geschworenen hing davon ab, ob ich es erreichte. Ich musste den Mann im Zeugenstand zum Äußersten treiben. Er war nur hier, weil er seiner Gier und Eitelkeit aufgesessen war. Er hatte es gegen den Rat seiner Anwälte abgelehnt, sich hinter seinem Aussageverweigerungsrecht zu verstecken, und die Herausforderung angenommen, sich mir vor vollem Haus in einem Kampf Mann gegen Mann zu stellen. Meine Aufgabe war, ihn diese Entscheidung bereuen zu lassen. Meine Aufgabe war, ihn dazu zu bringen, sich vor den Geschworenen auf sein im fünften Zusatzartikel garantiertes Recht zu berufen, die Aussage zu verweigern. Wenn er das tat, kam Lisa Trammel frei.“ (S. 570 f.)Doch bis dahin ist es für Haller ein ungemein schwerer Weg, denn die gegen seine Mandantin vorgelegten Beweise scheinen erdrückend zu sein, auch wenn sie von der Staatsanwaltschaft sehr spät dem Gericht vorgelegt worden sind. Daneben bemüht sich Haller, seine Ex-Frau und die gemeinsame Tochter nicht zu vernachlässigen, um sich alle Optionen offen zu halten, seine Familie wieder zusammenzuführen.
Als langjähriger Polizeireporter weiß der amerikanische Bestseller-Autor Michael Connelly, wo er spannende Geschichten findet, und er versteht es hervorragend, sie auch so zu erzählen, dass selbst über 600 Seiten zu einem echten Pageturner werden. Mit „Der fünfte Zeuge“ hat Connelly einen packenden Fall, ein sympathisches Team, eine schwierige Beweislage und eine undurchsichtige Angeklagte. All das verwebt der Autor zu einem rasant geschriebenen Justiz-Thriller mit überraschendem Finale.
Leseprobe Michael Connelly – „Der fünfte Zeuge“
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