Michael Connelly – (Harry Bosch: 1) „Schwarzes Echo“

Mittwoch, 11. Mai 2016

(Knaur, 425 S., eBook)
Harry Bosch, Vietnam-Veteran, ehemaliges Aushängeschild des Morddezernats von Los Angeles und Vorlage für einen Spielfilm und eine Fernsehserie, wurde zu den berüchtigten Hollywood Detectives strafversetzt, nachdem einen unbewaffneten Tatverdächtigen in vermeintlicher Notwehr erschossen hat. Nun wird er zum Mulholland-Damm gerufen, wo nach einem anonymen Notruf die Leiche von Boschs Vietnam-Kollegen William Meadows gefunden wurde. Da Bosch keine verwertbaren Spuren außer dem Schriftzug eines Graffiti-Künstlers findet und nicht an die gelegte Fährte glaubt, dass das Opfer an einer Überdosis gestorben ist, unternimmt er weitere Untersuchungen.

Allerdings hat er dabei nicht nur Lewis und Clarke von der Abteilung für Innere Angelegenheiten im Hacken, sondern bekommt auch die FBI-Ermittlerin Eleanor Wish als neue Partnerin in dem Fall zugeteilt.
Der Überfall auf ein Pfandhaus in der Nähe des Zeitpunkts, an dem Meadows ermordet worden ist, ein Pfandschein in Meadows‘ Haus und ein Banküberfall führen Bosch auf eine Spur, die bis nach Vietnam zurückreicht und schließlich bis in durchaus vertraute Kreise in Boschs Umfeld führen.
„Er glaubte, dass Meadows seit seiner Entlassung von TI oder zumindest seit der Charlie Company etwas im Sinn gehabt hatte. Er war planmäßig vorgegangen, hatte legale Jobs angenommen, bis seine Bewährung zu Ende ging. Dann hatte er gekündigt und mit der Ausführung des Planes begonnen. Da war Bosch ganz sicher. Und er vermutete, dass Meadows entweder im Gefängnis oder im offenen Vollzug auf die Männer gestoßen war, mit denen er die Bank ausgeraubt hatte. Und von denen er dann ermordet worden war.“
Michael Connelly wurde 1986 für eine seiner Polizeireportagen für den Pulitzer Preis nominiert und wechselte anschließend als Polizeireporter zur Los Angeles Times. Als er 1992 für sein Thriller-Debüt „Schwarzes Echo“ gleich den Edgar Award, einen renommierten amerikanischen Krimi-Preis, erhielt, war der Startschuss für eine bis heute überaus erfolgreiche Thriller-Serie gelegt.

Tatsächlich kam es später auch – wie Harry Boschs Biografie schon im Debüt „prophezeit“ - zu einer Verfilmung eines seiner Fälle. In „Schwarzes Echo“ wird Bosch als Einzelgänger charakterisiert, der nach einem tragischen Unglück vom Morddezernat zu den Hollywood Detectives versetzt worden ist und auch dort immer wieder bei Vorgesetzten und Kollegen aneckt. Aus seiner Vergangenheit wird in „Schwarzes Echo“ vor allem seine Zeit in Vietnam aufgearbeitet.

Connelly erweist sich als sorgfältiger Autor mit präziser Sprache, wobei er bereits mit seinem Debüt dokumentiert, dass er die Regeln des Genres beherrscht – was „Schwarzes Echo“ leider auch etwas vorhersehbar macht: die obligatorische Wendung im Finale, das Geständnis der Schuldigen in der finalen Konfrontation, die „überraschende“ Rettung des Helden in buchstäblich letzter Sekunde … Von diesen Standard-Bausteinen abgesehen bietet das Bosch-Debüt durchweg spannende und kurzweilige Thriller-Kost mit einem charismatischen Cop, der bis heute zurecht erfolgreich ermittelt. 

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