Ethan Hawke - „Aschermittwoch“

Samstag, 5. Dezember 2009

(Kiepenheuer & Witsch, 317 S., HC)
Jimmy Heartsock sieht eigentlich wie der geborene Verlierer aus. Das wird ihm selbst sehr deutlich, als er im Auftrag seines Lieutenants einer Frau beibringen muss, dass ihrem Mann bei einer Schießerei der Kopf weggeschossen wurde. Total vollgekifft leiert Jimmy den offiziellen Text ohne jegliche Anteilnahme runter. Schwerer wiegt für ihn allerdings der Umstand, dass er ohne triftigen Grund mit seiner Freundin Christy Schluss gemacht hatte. Dabei war sie das Beste, was ihm in seinem armseligen Leben passiert ist.
Christy macht sich daraufhin schwanger mit dem Greyhound-Bus nach Texas zu ihrer Familie. Jimmy fährt ihr hinterher und macht ihr einen Heiratsantrag, den Christy sogar annimmt. Abwechselnd aus der Perspektive von Jimmy und Christy erzählt, wird der Leser Zeuge einer ganz besonderen Odyssee, die das junge Paar nicht nur durch Manhattan, Cincinatti und New Orleans bis nach Houston führt, sondern auch durch die schwierigen Familienverhältnisse, in denen die beiden aufgewachsen sind, durch die problematische Vergangenheit, durch all ihre Ängste und Hoffnungen, Träume und Enttäuschungen. Der bekannte Schauspieler Ethan Hawke („Große Erwartungen“, „Gattaca“, „Schnee der auf Zedern fällt“) erzählt in seinem zweiten Roman mit viel Humor und großem Einfühlungsvermögen eine hinreißende Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die sich erst einmal selbst finden müssen, um den Mut für ein gemeinsames Leben aufbringen zu können.

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 6) „Das Teufelsspiel“

Freitag, 4. Dezember 2009

(Blanvalet, 511 S., HC)
Als die sechzehnjährige Geneva Settle in der Bibliothek des Museums für afroamerikanische Kultur und Geschichte in Midtown Manhattan über einem Artikel über die Verfolgung ihres Verwandten Charles Singleton aus dem Jahre 1868 sitzt, wundert sie sich über verdächtige Geräusche. Doch der ihr auflauernde Täter drischt mit seinem Baseballschläger nur auf eine verkleidete Puppe ein, Geneva nutzt das Täuschungsmanöver zur Flucht. Als Amelia Sachs und der vom Hals abwärts gelähmte Kriminalist Lincoln Rhyme von dem Fall erfahren, geht man noch von einer versuchten Vergewaltigung aus, doch die am Tatort gefundene Tarotkarte „Der Gehängte“ lässt auf ein anderes Motiv schließen.
Während der Spurensicherung wird auch der Bibliothekar erschossen. Den Ermittlern wird schnell klar, dass es sich um einen Auftragskiller handelt, der einfach keine Spuren hinterlässt, aber Geneva auch unter Polizeischutz nach wie vor auszuschalten versucht und dabei auch unschuldige Opfer bewusst in Kauf nimmt. Doch je näher die Polizei dem Killer auch auf die Spur kommt, desto mehr wird das tatsächliche Motiv unklar. Erst der an einem späteren Tatort gefundene Diamantenstaub bringt die Ermittler auf die richtige Spur. Doch bis zur Ergreifung des geschickten Täters müssen noch etliche Hinweise verfolgt werden … Gewohnt wendungsreicher, extrem spannender Psychothriller, der zum Ende hin vielleicht etwas übertrieben viele Haken schlägt.

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 7) „Der gehetzte Uhrmacher“

Donnerstag, 3. Dezember 2009

(Blanvalet, 512 S., HC)
Nicht zuletzt durch die kongeniale Verfilmung ihres ersten gemeinsamen Falls „Der Knochenjäger“ mit Denzel Washington als körperlich schwerstbehindertes Ermittler-Genie Lincoln Rhyme und Angelina Jolie als taffe Spuren-Expertin Amelia Sachs ist das Duo auch einer breiten Leserschaft bekannt geworden. In ihrem mittlerweile siebten Fall haben es die beiden mit einem raffinierten Killer zu tun, der sich selbst der „Uhrmacher“ nennt und an den ersten beiden Tatorten an einem Pier und in einer dunklen Seitengasse am Broadway jeweils ein Gedicht und eine Uhr zurückgelassen hat.
Als der Verkäufer der Uhren endlich ausfindig gemacht werden kann, müssen Rhyme und Sachs feststellen, dass der Uhrmacher gleich zehn Exemplare dieser außergewöhnlichen Uhr bestellt hat – doch wo liegt die Verbindung zwischen den Opfern? Zum Glück bekommt das geniale Ermittler-Duo tatkräftige Unterstützung von dem engagierten Neuling Pulaski und Kathryn Dance, einer Spezialistin für Körpersprache. Die Ermittlungen werden aber durch Sachs’ Entdeckung gestört, dass ihr Vater offensichtlich ein korrupter Polizist gewesen ist, weshalb auch sie unter polizeilicher Beobachtung steht, zumal sie vor kurzem noch mit einem Gangster liiert gewesen ist. Doch der Uhrmacher sucht unerbittlich ein Opfer nach dem nächsten auf und verdeckt dabei gekonnt die Spuren zu seinem eigentlichen Ansinnen … Deavers Thriller zählen zu recht zu den besten, die das Genre hervorbringt. Auch „Der gehetzte Uhrmacher“ bietet wieder atemlose Spannung bis zur letzten Seite!

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 5) „Der faule Henker

Mittwoch, 2. Dezember 2009

(Blanvalet, 480 S., HC)
In einer New Yorker Musikschule stirbt ein junges Mädchen qualvoll durch eine Strangulation, bei der ihre Hände auf dem Rücken gefesselt und ihre Füße mit einem Strick um den Hals verknüpft sind. Obwohl zwei Polizeibeamtinnen den mutmaßlichen Täter in einem Raum ohne Fluchtmöglichkeiten ausmachen können, verschwindet dieser spurlos. Als Amelia Sachs, die gerade ihre Prüfung zum Detective Sergeant abgelegt hat, den Tatort nach Spuren absucht, fallen ihr nicht nur die um exakt 8 Uhr zertrümmerte Armbanduhr des Opfers, sondern auch einige merkwürdige Utensilien auf, die üblichem Zaubereibedarf entstammen. Genau vier Stunden später wird ein Maskenbildner in seiner Wohnung auf einem Tisch zersägt aufgefunden. Diesmal schaffte es der Täter, zwei Schlösser innerhalb kürzester Zeit zu knacken.
Auch diesmal verweist der Mord auf einen typischen Illusionistentrick. Lincoln Rhyme, der querschnittsgelähmte Ermittler, den wir mit Amelia bereits in der Roman-Verfilmung „Der Knochenjäger“ kennen lernen durften, engagiert die junge Zauberkünstlerin Kara zur Unterstützung bei den Ermittlungen. Tatsächlich kann mit ihrer Hilfe der dritte geplante Mord an einer Anwältin am Ufer des Hudson River gerade noch vereitelt werden. Es beginnt ein spannendes Katz- und Mausspiel, bei dem der bald als Erick A. Weir identifizierte Tatverdächtige immer wieder dem Zugriff der Polizei entkommt und sich immer neue Verkleidungen und Tricks ausdenkt. Schließlich scheint auch die Spur zu seinem eigentlich Motiv immer neue Wege einzuschlagen... Raffinierter, gut recherchierter Psycho-Thriller, bei dem Rhyme und Sachs all ihr Können aufbieten müssen, um dem gerissenen Illusionisten auf die Spur zu kommen.

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 4) „Das Gesicht des Drachen“

Dienstag, 1. Dezember 2009

(Blanvalet, 475 S.,HC)
Genau wie sein Bestseller-Kollege John Grisham ist auch Jeffery Deaver Rechtsanwalt gewesen, bevor er sich ganz der Schreiberei widmete. Spätestens die Verfilmung seines Romans „Die Assistentin“ von Phillip Noyce als „Der Knochenjäger“ mit Denzel Washington in der Rolle des fast vollständig gelähmten Kriminalistik-Genies Lincoln Rhyme und Angelina Jolie als seine Spurensicherungsexpertin Amelia Sachs machte Deaver einem größeren Publikum bekannt.
Mit „Das Gesicht der Drachen“ veröffentlicht er bereits den vierten Roman um das brillante Ermittlerpaar, das auch zum Liebespaar wurde. Diesmal ist Rhyme als Berater für das FBI tätig, die einem gesuchten chinesischen Menschenschmuggler auf der Spur ist, der wegen seiner Fähigkeit, stets unentdeckt zu bleiben, nur als der „Geist“ bezeichnet wird. Rhyme gelingt es zwar, den Anlaufpunkt des Schiffes „Fuzhou Dragon“ im New Yorker Hafen zu ermitteln, doch rechnet er nicht damit, dass der Geist das Schiff in die Luft sprengt und entkommt. Mit brutaler Entschlossenheit macht sich der Geist auf die Suche nach den überlebenden Flüchtlingen. Rhyme und Sachs bleibt nicht viel Zeit, denn nach und nach spürt der Geist seine Opfer auf... Deaver beschreibt mit kriminalistischem Feingefühl und psychologischem Tiefsinn eine aussichtslos erscheinende Suche, bei der Rhyme und Sachs auch private Sorgen zu bewältigen haben.

Tom Wolfe - „Ich bin Charlotte Simmons“

Freitag, 27. November 2009

(Blessing, 791 S., HC)
Tom Wolfe zählt nicht unbedingt zu den produktivsten Schriftstellern. Der preisgekrönte Sachbuchautor erzielte 1987 mit seinem Romandebüt „Fegefeuer der Eitelkeiten“ gleich einen von Brian de Palma verfilmten Hit. Nun liegt mit „Ich bin Charlotte Simmons“ erst sein dritter Roman vor. Der aber hat es in sich. Auf fast 800 Seiten gewährt er tiefe Einblicke in das rege, absolut nicht standesgemäße Treiben auf einer amerikanischen Elite-Uni.
Die junge, überaus strebsame Charlotte Sometimes ist die erste aus dem 900-Seelen-Kaff Sparta in North Carolina, die ein Stipendium für die traditionsreiche Dupont University in Pennsylvania erhält. Doch schon beim Einzug in die Freshmen-Unterkunft wird Charlotte etwas mulmig zumute. Ihre Zimmergenossin Beverly spielt fraglos in einer ganz anderen Liga. Schon früh schleppt sie Jungen ab und schickt Charlotte ins „Sexil“. Dabei wurde ihr von der Resident Assistant Ashley doch gesagt, dass diese Art von „Heimzest“ allgemein ziemlich verpönt sei. Auch das strikte Alkoholverbot wird bei jeder Gelegenheit mühelos umgangen. Während sich die unbedarfte Charlotte in den Waschräumen der gemischten Unterkunft nur noch ekelt, fühlt sie sich bald ziemlich allein und wird so doch empfänglicher für die Annäherungsversuche drei ganz unterschiedlicher Männer. Da ist auf der einen Seite der fast schon berühmte Basketballstar Jojo, der es als einziger Weißer in die Startmannschaft des Teams geschafft hat, seine Aufsätze aber von seinem Tutoren Adam schreiben lassen muss, weil er einfach nichts in der Birne hat. Adam wiederum nähert sich Charlotte als einer der wenigen, wie er glaubt, Intellektuellen auf dem Campus, während Hoyt der allgemeine Mädchenschwarm ist, der schon darum wettet, die Frauen in sieben Minuten rumzukriegen … Tom Wolfe beschreibt seine Charaktere sehr präzise, ebenso das soziale Umfeld und die Gepflogenheiten von Sex, Drugs und Rap. Das ist höchst amüsant zu lesen und kann durchaus als treffendes Portrait der amerikanischen Jugendkultur gelten.

David Schickler - „Fette Klunker“

(Blessing, 288 S., HC)
Dass der Verbrecherbande Floyd, Roger und Henry auf dem Weg zu einem Auftrag, den sie für ihren Boss Honey Pobrinkis ein Bussard in die Windschutzscheibe kracht, mutet schon wie ein schlechtes Omen an. Tatsächlich läuft die geplante Aktion, Honeys Diamantenhändler Charles Chalk wieder die so genannten „Planeten“, eine Reihe von sieben perfekt in Form der sieben 1790 bekannten Planeten geschliffenen Diamanten, abzunehmen, die er Honey geklaut hatte. Als Roger sich an Charles’ heiße Braut Helena heranmacht, schlägt Henry erst Roger zusammen und geht dann selbst mit dem Diamantenkoffer stiften. Auf seiner Flucht macht der 32-jährige Gauner die Bekanntschaft der abgedrehten Grace McGlone, die im Alter von 14 Jahren die Orgasmen ihrer zwei Jahre älteren Freundin überwachen musste und dann wenig später selbst von Reverend Bertram Block in seinem Wohnwagen entjungfert wurde.
Während Honey sich selbst mit seinen Männern an Henrys Fersen, verfolgt Grace ihre ganz eigenen Pläne. Noch an dem Tag, an dem sie Henry kennen lernt, suchen die beiden einen Priester auf, der die beiden traut, damit Henry die gottesfürchtige Grace endlich vögeln kann. Sie nimmt Henry das Versprechen ab, dass sie sowohl Reverend Block als auch Graces Jugendfreund Stewart aufsuchen, doch vorher kommt es bereits zur Konfrontation mit den Pobrinkis-Jungs… Schickler ist mit „Fette Klunker“ ein rasanter Road-Movie-Roman voller skurriler Typen, erfrischendem Humor, netter Prügel-Action und natürlich viel Sex gelungen.