(Kiepenheuer & Witsch, 270 S., HC)
Als J.D. Salingers „Der Fänger im Roggen“ Mitte der 40er Jahre erstmals veröffentlicht wurde, avancierte das Buch schnell zum Kultbuch einer jungen Generation, die sich erstmals durch Adaption und Kreation eigener kultureller Stilmittel bewusst von der Elterngeneration abzugrenzen versuchte. Wenn man Salingers Roman, nun in einer „neuen“, immerhin schon 1962 erfolgten Neuübersetzung von Eike Schönfeld vorliegend, heute liest, wird schnell deutlich, warum der auch heute noch so gewitzt geschriebene Roman damals für solch großes Aufsehen gesorgt hat.
Zuvor dürfte man nämlich selten die Gelegenheit gehabt haben, einen Jugendlichen so unverblümt seine Lebensgeschichte erzählen zu hören. Holden Caulfield, der junge Ich-Erzähler des Romans, macht von Anfang an klar, dass er nicht seine „ganze verfluchte Autobiographie“ wiedergeben, sondern nur von dem ganzen „Irrsinnskram“ erzählen möchte, der ihm vor kurzem passiert ist. Das beginnt mit dem – nicht ersten – Rausschmiss von der Schule. Diesmal ist es die Pencey Prep, wo Holden einmal mehr wegen unterirdisch schlechter Leistungen den Abgang machen muss. Statt direkt nach Hause zu fahren, macht er ein paar Umwege, damit seine Eltern den Schrieb von der Schule erst einmal verdauen können und sich abgeregt haben, wenn Holden zuhause eintrifft. Was folgt, sind amüsante Episoden sowohl über seinen ehemaligen Zimmerkollegen Ward Stradlater, der mit seiner einschmeichelnden Art jedes Mädchen herumzukriegen scheint, als auch über die eigene Unfähigkeit, bei Mädchen wirklich zu landen, seine Abneigung gegen Kinofilme und seine Abenteuer in New York und seine Romanze mit Phoebe. All das gibt einen wunderbaren Einblick in das Leben und Fühlen eines Pubertierenden in New York zur Zeit der letzten Jahrhundertmitte.
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