(Rowohlt, 256 S., HC)
Auf den Florida Keys befinden sich die letzten Überbleibsel einer Zivilisation, die in Nachbarschaft mit primitiven Gesellschaften wie der Israeliten, der Fischer und der Sumpfleute lebt. Im Geschichtsunterricht der fünfköpfigen „wissenschaftlichen Gesellschaft“ liest man Ernest Hemingways „Fiesta“ und „Alles über den Dinosaurier“, der ehemalige Manager des Sinfonierorchesters von Miami, Mr. Cheung, bringt dem kaum wortgewandten Fischerjungen Fiskadoro das Klarinettenspiel bei.
Eines Tages folgt Fiskadoro, der in seinem bisherigen Leben bereits zweimal mit einem Mädchen geschlafen hatte, einem Sumpfmädchen in ihr Dorf und wird dort Opfer eines schmerzhaften Initiationsritus, an den er sich später nicht mehr erinnern kann, nur daran, dass er nicht so aussieht wie die anderen Männer im Dorf mit ihren aufgeplatzten Geschlechtsteilen. Nach seiner Rückkehr ins Heimatdorf fällt ihm allerdings das Klarinettenspiel ungewöhnlich leicht, doch hat der Harpunenwerfer, so die Bedeutung des Namens Fiskadoro, mit dem Verlust seiner Eltern und auch der Großmutter zu kämpfen. Denis Johnson, dessen Werk, wie er selbst sagt, von Leuten wie dem Mythenforscher Joseph Campbell und dem Psychologen Bruno Bettelheim stark geprägt ist, schuf mit „Fiskadoro“ eine in ihrer Sprunghaftigkeit nicht immer leicht nachzuvollziehende, doch stets höchst poetische Parabel auf das heutige Amerika und macht trotz des apokalyptischen Charakters Mut für ein harmonisches Miteinander verschiedener Kulturkreise.
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