Timo Denz - „Fairies and Fiends …“

Sonntag, 5. April 2009

(Ubooks, 130 S., HC)
Nach “Modern Times Witches” und “FreakShowDiary” legt der Fotograf Timo Denz mit “Fairies and Fiends” bereits sein drittes Buch vor und hat sich einmal mehr mit bezaubernden, schaurig-schönen, manchmal auch unheimlichen Fabelwesen auseinandergesetzt. Schon der Hardcovereinband offenbart die Dualität der im Innern abgebildeten Märchengestalten. Während auf der „fairies“ betitelten Vorderseite ein zartes Mädchen in unschuldigem Weiß den Inbegriff einer zauberhaften Fee darstellt, ist auf der „fiends“ betitelten Rückseite nur der ausgestreckte Arm eines hexenähnlichen Wesens zu sehen, von dessen Zeigefinger Blut tropft.
In dem einleitenden Text „Die schmutzigen Kinder“ erfahren wir etwas über die Geschichte von Feen und Naturgeistern, dann verzaubern den Betrachter ganz in Weiß gewandete Feen vor ebenfalls weißem Hintergrund oder in ihrer natürlichen Umgebung des Waldes, dann finden auch andere Farben wie Grün und Blau Eingang in die ausgefallenen Kostüme und Frisuren, ehe Timo Denz auch die dunklen Schwestern der Feen würdigt, doch die zerbrechlich wirkenden Geschöpfe in Weiß bleiben das zentrale Thema des rundherum aufwändig gestalteten Buchs, an dem auch Corinna Schwerdtfeger mit ihren Illustrationen und Sybille Werthner mit ihren Kostümen und Make-up-Kreationen ihren Beitrag leisteten.

Ignacio Martínez de Pisón - „Mein Vater, die Göttin und ich“

(Hoffmann und Campe)
Eigentlich könnte es dem fünfzehnjährigen Felipe und seinem Vater richtig gut gehen, schließlich stammt ihre spanische Familie aus gutem Hause. Doch nach einem Zerwürfnis über den verlorenen Job als Gerichtsmediziner verlässt der Vater die Heimatstadt Vitoria und macht sich mit seinem Sohn auf eine abenteuerliche Odyssee. Mit krummen Geschäften halten sich die beiden am Leben, residieren im Winter in Strandhäusern oder billigen Wohnungen mit Telefonen, die sie als private Telefonzellen „vermieten“, bis sie die Rechnungen nicht mehr zahlen können und weiterziehen müssen.
Papas Stolz ist ein schwarzer Citroën DS 19, den er als seine „Göttin“ bezeichnet und ihm das Gefühl gibt, etwas Klasse in seinem Leben zu besitzen. Doch Felipe ist das ewige Herumreisen bald leid, zumal er in Zaragoza, wo er sich auf dem amerikanischen Stützpunkt in die zauberhafte Miranda verliebt, endlich seine Unschuld verliert und mit dem Verkauf von amerikanischen Produkten etwas selbstständig Geld verdienen kann. Schließlich landet Felipes Vater im Gefängnis, und er selbst wird von seinem großzügigen Onkel aufgezogen. Auf einmal merkt Felipe, dass ihm sein Vater doch ähnlicher ist, als er immer angenommen hat … Wunderbar poetischer Road-Movie-Roman und eine berührende Geschichte über eine besondere Vater-Sohn-Beziehung.

Thomas van de Scheck - „Cuts“

(art-manufaktur, 208 S., HC)
S/M- und Fetisch-Fotografie ist mittlerweile so populär, dass sie teilweise den subkulturellen Kontext bereits verlassen und Alltagscharakter angenommen hat. Selten jedoch stößt man noch auf künstlerische Arbeiten in diesem Gebiet, die den Betrachter wirklich schockieren. Inwieweit das die Fotografien im ersten Bildband von Thomas van de Scheck vermögen, wird jeder selbst für sich entscheiden müssen, doch gänzlich unberührt wird man „Cuts“ nach der Auseinandersetzung mit den eigenwilligen Portraits nicht weglegen.
Obwohl der Künstler, der bereits als Tontechniker, freier Redakteur und Werbetexter gearbeitet hat und Bassist bei Cancer Barrack gewesen ist, auch viel mit Make-up und „Special Effects“ gearbeitet hat, wirken seine Bilder meist schmerzlich/sinnlich realistisch, präsentieren eine morbide Ästhetik im besten Sinne. Dass sich die fast ausschließlich weiblichen Motive so stark ins Bewusstsein brennen, liegt zweifellos auch in der Tatsache begründet, dass van de Scheck seine Modelle stets vor absolut weißem Hintergrund abgelichtet hat, dass der Betrachter gezwungen ist, seine volle Aufmerksamkeit auf das Model zu fokussieren. Es ist eben nichts da, wohin der Blick abschweifen könnte. Der erste, „Beautiful Strangers“ betitelte Teil von „Cuts“ bietet noch recht harmlose Portraits von Gothic-Leuten in Lack und Leder, Samt und Pelzen und den üblichen Accessoires, mal mehr, mal weniger bekleidet und geschminkt. Derart eingestimmt geht es im nächsten Kapitel, „Secret Wishes“, um, wie es Matthias T. J. Grimme („Schlagzeilen“, Bondage Project u.a.) im Vorwort zum Kapitel nennt, inszenierte „Begehrlichkeiten“, aber um welche, um die des Betrachters? „Sind es die Träume der dargestellten Protagonisten? Die Deutungen des Foto-Künstlers?“ Interessant sind diese in klaren, bunten Farben gegossenen Fantasien allemal. Und schließlich entführt uns der Künstler im abschließenden „Wild Cuts“ in die manchmal schwer nachzuvollziehende Welt der Autoaggression, doch hier vermag bereits das Vorwort eines „Opfers“ für Aufklärung sorgen. „Cuts“ ist auf jeden Fall ein Werk, das der Auseinandersetzung lohnt und zum Glück trotz der Klischee-Nähe nie zu plump und aufgesetzt wirkt.

Isaac Asimov - „Azazel“

(Edition Phantasia, 232 S., Pb.)
Der 1992 verstorbene Schriftsteller Isaac Asimov zählt zu den großen Ikonen der Sci-Fi-Literatur. Mit dem Geschichtenband „Azazel“ in der neu entstandenen Paperback-Reihe des Liebhaber-Verlags Edition Phantasia wird mal ein weniger populäres, aber gewiss nicht weniger lesenswertes Gesicht des grandiosen Autors präsentiert. Er enthält nämlich achtzehn Geschichten, die ihren Anfang 1980 in einem Auftrag für ein Krimi-Magazin nahmen, dessen Herausgeber Eric Protter monatlich eine Story von Asimov haben wollte.
Den Anfang machte eine Story, in denen ein zwei Zentimeter kleiner Dämon namens Azazel im Mittelpunkt stand. Da die zweite Story um den kleinen Dämon abgelehnt wurde, Asimov es aber hasste, Geschichten nicht zu veröffentlichen, entschloss er sich, weitere Geschichten über Azazel zu schreiben, die er in verschiedenen Magazinen wie Magazine of Fantasy and Science Fiction und Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine veröffentlichte. In ihnen geht es um den Schnorrer George und den – wenn auch nicht namentlich genannten – Ich-Erzähler Isaac Asimov, der von George oft genug übel beleidigt wird, während dieser ebenso von seiner eigenen Würde und Eleganz eingenommen ist. Bei den regelmäßigen Treffen der beiden Freunde beim Essen erzählt George von FreundInnen, denen er durch Azazels dämonischen Kräften stets helfen wollte, doch die Auswirkungen sind oft anders als erhofft, so dass sich George statt der oftmals erwarteten Belohnung eher den Unwillen seiner „Patienten“ zuzieht. Asimov sind damit wundervoll humorvolle, fantasiereiche Erzählungen in bester Club-Geschichten-Tradition gelungen.

George P. Pelecanos - „Wut im Bauch“

Samstag, 4. April 2009

(Rotbuch, 360 S., Tb.)
Mit „Wut im Bauch“ präsentiert der aus Washington, D.C. stammende Autor George P. Pelecanos den zweiten Fall des ungleichen Ermittlerpaars Derek Strange und Terry Quinn. Der erste Fall, „Schuss ins Schwarze“, wurde bereits mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und wird gerade von Curtis Hanson („Die Hand an der Wiege“, „L.A. Confidential“) verfilmt. In „Wut im Bauch“ haben es die ehemaligen Polizisten gleich mit mehreren Fällen zu tun.
Zunächst – und dieser Fall zieht sich von Anfang bis Ende des Romans durch – werden Strange und Quinn, die in ihrer Freizeit auch noch eine Jugend-Footballmannschaft trainieren, werden sie von zwei Frauen der Aiding Prostitutes in Peril damit beauftragt, ein 14-jähriges Mädchen aufzuspüren, das in die Fänge des brutalen Revierbosses Worldwide Wilson geraten ist. Dann sollen sie den zukünftigen Ehemann der hübschen Tochter eines Freundes checken. Und schließlich wird der Mord an einem Jungen ihres Teams zu einer ganz persönlichen Sache für Strange und Quinn. Zu allem Überfluss läuft Stranges Beziehung zu seiner tüchtigen Bürovorsteherin Janine nicht mehr so gut, nachdem sie feststellen musste, dass er sich in der Mittagspause mal gern in einem japanischen Massagesalon verwöhnen lässt… In seiner unprätentiösen Sprache zieht Pelecanos den Leser rücksichtslos und packend in den Bann großstädtischer Hoffnungslosigkeit und Gewalt, spart dabei aber weder mit Humor noch Sex.

Kazuo Ishiguro - „Alles, was wir geben mussten“

(Blessing, 349 S., HC)
Seit elf Jahren arbeitet die 31-jährige Kathy H. als Betreuerin von „Spendern“, doch erst seit den letzten sechs Jahren darf sie sich auch aussuchen, wen sie betreuen möchte. Eine der ersten Fälle, den sie sich selbst aussuchen durfte, war ihre Freundin Ruth, mit der sie das englische Internat Hailsham besucht hat. Überhaupt hat Kathy bevorzugt ehemalige Hailsham-Kollegiaten ausgewählt.
Zwar existiert das Internat längst nicht mehr, aber immer wenn Kathy übers Land fährt, erinnert sie so vieles an Hailsham, und diese Erinnerungen lässt Kathy nun Revue passieren. Vor allem ihre Freundschaft zum aufbrausenden Außenseiter Tommy und zur mit ihm liierten Ruth rufen die lebendigsten Bilder hervor. Wie sie sich im Unterricht beispielsweise künstlerisch betätigen sollten und die besten Erzeugnisse von den Erziehern in einer geheimnisvollen „Galerie“ aufbewahrt wurden. Wie Kathy an einer Musikcassette hängt, die ihr abhandenkommt, sie aber wieder in einem Second-Hand-Laden in Norfolk wieder findet, wie Tommy fast daran verzweifelt, dass er keine künstlerische Ader zu haben scheint, insgeheim aber merkwürdige Tiere zeichnet. Erst nach und nach wird offenbart, um was für eine Art Internat es sich bei Hailsham handelt und wie es um die „Kollegiaten“ bestellt ist … Ishiguro („Was vom Tage übrigblieb“) schrieb seinen neuen Roman in Form klassischer Internatsgeschichten und lüftet das Geheimnis, das sich hinter seinen Mauern verbirgt, sehr behutsam, während er sich vordergründig auf die üblichen Verwirrungen von erster Liebe und den Problemen des Erwachsenwerdens konzentriert …

James Herbert – „48“

(Bastei Lübbe, 391 S., Tb.)
Der britische Autor James Herbert, dessen Roman „Besessen“ erfolgreich als „Haus der Geister“ verfilmt worden ist, hat mit „‘48“ ein intensives, hochdramatisches Kammerspiel inszeniert. Der Roman spielt im Nachkriegs-London, wobei die Stadt 1948 durch eine Wunderwaffe völlig zerstört worden ist. Nur wenige Menschen, nämlich die Angehörigen der Blutgruppe AB-negativ, entkommen dem schleichenden Tod. Fünf recht unterschiedliche Menschen suchen Zuflucht in den Ruinen eines verlassenen Grandhotels und müssen der Zerstörungswut von draußen durch Zusammenhalt standhalten.
Doch die Lage spitzt sich immer dramatischer zu, je näher sich die zwei befreundeten Frauen, ein undurchsichtiger Deutscher, ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz und ein Kriegsfreiwilliger aus Kanada kennenlernen.
James Herbert verband so in „‘48“ seine bekannte Vorliebe für apokalyptische Szenarien, die er besonders eindrucksvoll in seiner Ratten-Trilogie zeichnete, mit nervenaufreibendem psychologischem Grauen zu einem klaustrophobisch beängstigenden Roman.

Bill Willingham, Kevin Nowlan u.a. - “Sandman: Was Sie schon immer über Träume wissen wollten…”

(Speed/Tilsner, 42 S., Pb.)
Der eigentliche „Sandman“-Zyklus, der gemeinhin als „das größte Epos in der Geschichte der Comics“ (Los Angeles Time Magazine) betrachtet wird, war mit dem elften Band „Das Erwachen“ eigentlich beendet, aber sein Schöpfer Neil Gaiman wird wohl doch immer mal wieder neue „Sandman“-Geschichten aus seinem Hut zaubern.
Das gerade mal 42 Seiten umfassende „Sandman“-Special „Was Sie schon immer über Träume wissen wollten…“ ist auf der einen Seite eine kleine Einführung in das farben- und figurenprächtige Universum von Sandman und seinen Geschwistern, den Ewigen, die kurz vorgestellt werden, gefolgt von kurzen Inhaltsangaben der elf „Sandman“-Bände, die in einheitlicher Aufmachung bei Speed neu aufgelegt wurden. Schließlich werden auch die wichtigsten der ständig präsenten Nebendarsteller vorgestellt, wie der Kürbiskopf Mervyn, der Rabe Matthew, der Bibliothekar Lucien, Luzifer, die „zweihunnertunfuffzich“ Jahre alte Hexe Mad Hettie und andere, ehe in kurzen und amüsanten Comic-Stories die Fragen beantwortet werden, wodurch Alpträume verursacht werden, ob Traumgestalten schlafen und selber auch Träume haben, warum so viele Träume sexueller Natur sind, warum manche Leute in Farbe und manche in Schwarz-Weiß träumen, was immer wiederkehrende Träume verursacht, ob in Träumen universelle Symbole auftauchen, die von Fachleuten gedeutet werden können, warum man Schlafwandler nicht aufwecken soll, wieso man sich oft nur schlecht an seine Träume erinnern kann. Ein zweiseitiges Portrait von Neil Gaiman und eine Bibliographie runden das kleine Heft schließlich ab.

Brian K. Vaughan, Pia Guerra, José Marzán, Jr. - „Y - The Last Man – Entmannt“

(Tilsner, 128 S., Pb.)
Ohne ersichtlichen Grund sterben in Brooklyn, New York, alle Jungen und Männer in der Bevölkerung auf grausame, blutige Weise. Bald stellt sich heraus, dass überhaupt jedes Lebewesen, das ein Y-Chromosom in sich trägt, Opfer dieser geheimnisvollen Seuche geworden ist. Allein Yorick Brown und sein Kapuzineräffchen scheinen immun gegen die männervernichtende Krankheit zu sein.
Derweil toben in Nablus, Westbank, Straßenkämpfe, die amerikanische Forscherin Dr. Frozan wird in Al Karak, Jordanien, Opfer eines Attentats, und Dr. Mann, Biotechnologin, erwartet in Boston, Massachusetts, ihren eigenen Klon auf die Welt zu bringen... Zwei Monate später sammeln die überlebenden Frauen noch immer die männlichen Leichen von der Straße, aus Bürocentern und ihren Wohnungen, um sie in Krematorien zu verbrennen. Zugleich fordern sie die politischen Ämter und hochdotierten Jobs der verstorbenen Männer ein, so dass sich eine ganz neue Frauenbewegung herauskristallisiert. Gut getarnt begibt sich Yorick auf den Weg nach Washington, wo seine Mutter Abgeordnete im Unterhaus ist, und versucht mit ihr die bohrende Frage zu beantworten, warum ausgerechnet er überlebt hat... Spannende, originelle Story, die sich wirklich aufdrängt, verfilmt zu werden.

Brian K. Vaughan, Pia Guerra, Jose Marzán, Jr. - “The Last Man – Tage wie diese”

(Vertigo/Speed, 128 S., Pb.)
Wir erinnern uns: Im Sommer 2002 hat eine unbekannte Seuche innerhalb weniger Stunden die komplette männliche Weltbevölkerung, Menschen, Spermien, Föten und Tiere ausgelöscht. Einzig der Amateur-Entfesselungskünstler Yorick Brown und sein ebenfalls männliches Kapuzineräffchen Ampersand sind wie durch ein Wunder von dieser Katastrophe verschont geblieben.
In Teil 1 der intelligenten Comic-Geschichte „The Last Man“ machte sich Yorick auf den Weg nach Washington zu seiner Mutter, einer Kongressabgeordneten, wo er zusammen mit der Regierungsagentin 355 nach Boston geschickt wird, um die Klon-Spezialistin Dr. Allison Mann ausfindig zu machen. Zu dritt machen sie sich auf den Weg nach Kalifornien, um ein Daten-Backup machen zu können, nachdem Terroristen Dr. Manns Laboratorium in Schutt und Asche gelegt haben. Doch ihnen sind die „Töchter der Amazonen“ auf den Versen, Männer hassende und –mordende Frauen, die auch den letzten Mann auf Erden beseitigen wollen. In Teil 2 kann Yorick mit einer Gasmaske als Frau verkleidet ein Ticket für einen Zug raus aus Boston ergattern, doch werden sie dort von den Amazonen aufgespürt und gezwungen, ihre Reise vorzeitig zu beenden. Sie landen in dem malerischen Ort Marrisville, Ohio, wo sich Yorick in seine schöne Pflegerin Sonia verliebt. Doch wie sich sehr bald herausstellt, lauern auch in Marrisville neue Gefahren, zumal auch die Amazonen, unter ihnen auch Yoricks Schwester Hero, auf Herausgabe des letzten lebenden Mannes drängen…

Brian Michael Bendis/Marc Andreyko - „Torso“

(Speed, 280 S., Pb.)
Zusammen mit dem „100 Bullets“-Autoren Brian Azzarello zählt Brian Michael Bendis zu den wichtigsten Erneuerern des US-Crime Comics. Gemeinsam mit Marc Andreyko („Dr. Strange: What is it that disturbs you, Stephen?“, “The Lost”) kreierte er mit “Torso” eine “true crime graphic novel”, die sich mit dem berühmten Ermittler Eliot Ness beschäftigt. Nachdem er und seine schlagkräftige Truppe (die „Untouchables“) Al Capone das Handwerk gelegt haben, wartet ein neuer Schlagzeilen machender Fall auf ihn.
Als neuer Polizeidirektor von Chicago räumt er nicht nur mit den Alkohol-Schmugglern und Casino-Betreibern, sondern auch der Korruption innerhalb der Polizeibehörde auf. Doch dann hat er es mit einem Killer zu tun, der überall in der Stadt schrecklich zugerichtete Leichen hinterlässt. Da der so genannte „Torso-Killer“ die Leichen ohne Kopf, Hände und Füße zurücklässt, bleiben die Leichen unidentifizierbar. Methodische, stets gleich ausgeführte Schnitte lassen ähnlich wie bei Jack The Ripper auf einen Experten auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie schließen, außerdem weisen die Leichen Spuren einer merkwürdigen Chemikalie auf, die der Täter selbst erfunden zu haben scheint. Eine spannende Jagd auf den gerissenen Killer und gegen die Zeit beginnt, denn es steht die Wahlversammlung der Republikaner an. Bald wird auch ein Verdächtiger festgenommen, der angeblich ein Geständnis abgelegt haben soll, am nächsten Tag aber erhängt in seiner Zelle aufgefunden wird. Die Spur führt schließlich in das Elendsviertel an den Hafendocks, von wo die meisten anonymen Opfer herzukommen scheinen… Ausdrucksstark in Schwarz-Weiß gezeichneter, mit authentischen Fotos verzierter Thriller, den Andreyko bereits für Miramax für die große Landwand umzusetzen beginnt.

Craig Thompson - „Blankets“

(Speed, 592 S., Pb.)
Craig lebt mit seinem jüngeren Bruder Phil und seinen streng christlichen Eltern in einer Kleinstadt in Wisconsin, wo er mit seinen langen Haaren als Außenseiter gilt und als Mädchen oder Schwuchtel beschimpft wird. Nicht immer verhält sich Craig loyal seinem kleinen Bruder gegenüber und macht sich Vorwürfe, dass er seine Beschützerrolle vernachlässigt, wenn es gefährlich wird, zum Beispiel, wenn Phil vom Babysitter sexuell missbraucht wird, was Craig mehr ahnt als wirklich weiß. Dass er in der Schule Gedichte über Leute schreibt, die ihre Exkremente essen, hilft ihm auch nicht viel weiter. Als Flucht aus der bedrohlichen Realität dient Craig das Zeichnen, doch irgendwann bemerkt er, dass die Zeichnungen nur Erinnerungen darstellen, die er verbrennen möchte.
Nicht mal im christlichen Weihnachtscamp erfährt Craig die ersehnte Anerkennung – bis er dort das Mädchen Raina kennen lernt. Doch das Camp geht viel zu schnell vorbei. Die beiden frisch Verliebten schreiben sich, dann besucht Craig Raina für zwei Wochen in Michigan. Dort kommen sie sich zwar näher, doch Raina scheint vollkommen von ihrer Beschützerrolle ihrer geistig behinderten Adoptivgeschwistern Ben und Laura aufgezehrt zu werden…
Mit viel Gefühl beschreibt und zeichnet Craig Thompson in „Blankets“ die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens, die Wunder der ersten Liebe und die Restriktionen einer fundamentalistisch christlichen Erziehung in ehrlichen Worten und zarten Schwarz-Weiß-Zeichnungen.

Kate Atkinson - „Die vierte Schwester“

(Droemer, 400 S.,, HC)
Während der Mathematiker Victor sich ganz um seine wichtigen Studien kümmert, ist seine Frau Rosemary – immerhin eine frühere Krankenschwester – völlig mit der Erziehung ihrer vier Töchter Sylvia, Amelia, Julia und Olivia überfordert. Allein das dreijährige Nesthäkchen Olivia erfüllt die Familie mit Sonnenschein. Doch eines Nachts im Jahr 1970 verschwindet die Kleine aus einem Zelt im Garten und wird nicht mehr aufgefunden. Dreißig Jahre später stirbt Victor, und die Schwestern wundern sich über die Blaue Maus Olivias, die sie im Haus ihres Vaters finden, die Olivia aber nie aus den Händen gegeben hatte …
1994 verschafft sich ein Unbekannter Zutritt zur Kanzlei von Theo Wyre, sticht auf einen Kollegen ein und tötet dabei auch gleich Theos innig geliebte Tochter Laura, die in der Kanzlei ihrem Vater zuliebe einen Ferienjob angenommen hatte. Der Mörder wird jedoch nie gefunden. Nach zehn Jahren nimmt Theo die Ermittlungen selbst in die Hand … An einem Samstag im Spätsommer 1979 scheitert Michelle an der eigenen Ambition, alles perfekt machen zu müssen, spaltet mit einer Axt den Kopf ihres Mannes Keith und wartet auf die Polizei. Nach ihrer Verurteilung und der Entlassung aus dem Gefängnis verschwindet Michelle spurlos …
Der Privatdetektiv Jackson Brodie, der selbst noch damit zu kämpfen hat, dass ihn seine Frau verlassen hat, wird mit den drei Fällen beauftragt, macht sich aber keine Illusionen, dass er sie auch lösen könne. Dafür dringt er tief in die von Trauer, Leid und unerfüllten Sehnsüchten geprägten Lebensgeschichten der Beteiligten ein und wird dadurch schmerzlich an das Drama seines eigenen Lebens erinnert … Psychologisch vielschichtiger und spannender Roman, der vor allem die zerstörerischen Qualitäten familiärer Tragödien aufzeigt.

Niccolò Ammaniti - „Die Herren des Hügels“

(C. Bertelsmann, 256 S., HC)
In dem süditalienischen Dorf Acqua Traverse ist im Sommer 1978 so heiß, dass sich nur die Kinder aus den Häusern trauen. Der neunjährige Michele gehört mit seiner fünfjährigen Schwester Maria einer kleinen Gruppe von Kindern an, die unter Führung des zwölfjährigen Antonio Natale immer wieder Wettrennen oder andere Wettbewerbe unter sich austrägt, wobei der Verlierer stets eine der gemeinen Aufgaben zu erfüllen hat, die ihm der verhasste Antonio aufträgt.
Eines Tages radelt die sechsköpfige Clique zu einem etwas entfernteren Hügel. Als Michele aufgetragen wird, das verfallene Haus auf dem Hügel zu erkunden, entdeckt er in einem Verlies einen zunächst für tot gehaltenen Jungen. Erschüttert von seiner Entdeckung, erzählt er niemandem davon, kehrt aber immer wieder zurück, stellt fest, dass der Junge noch lebt, in seinem Alter ist und versorgt wird. Stutzig wird er allerdings, als er bei ihm einen Topf entdeckt, den er von zuhause kennt. Und bald muss er feststellen, dass sein Vater an der Entführung des Sohnes eines norditalienischen Industriellen beteiligt ist. Nachdem die Lösegeldübergabe gescheitert ist, planen die Entführer, den Jungen umzubringen, aber die Rechnung haben sie ohne Michele gemacht. Die Verfilmung des spannenden wie gefühlvollen Romans mit herrlichen Landschaftbeschreibungen lief übrigens jüngst auf der diesjährigen Berlinale.

Val McDermid - „Echo einer Winternacht“

Freitag, 3. April 2009

(Droemer, 557 S., HC)
Sie nennen sich selbst die Laddies fi’ Kirkcaldy und sind seit ihrer Jugend die besten Freunde: Alex „Gilly“ Gilby, Sigmund „Ziggy“ Malkiewicz, Davey „Mondo“ Kerr und Tom „Weird“ Mackie. Als die vier Studenten am 16. Dezember 1978 nach einer Party im schottischen Universitätsstädtchen St. Andrews aber auf einem alten keltischen Friedhof über die neunzehnjährige Kneipenbedienung Rosie Duff stolpern, die schwer verletzt im Schnee liegt, kann selbst Medizinstudent Ziggy ihr nicht mehr helfen. Da andere Tatverdächtige nicht auszumachen sind und sich jeder der vier von der Party hätte stehlen können, um das Mädchen zu vergewaltigen und zu erstechen, werden aus den Zeugen schnell mutmaßliche Täter. Da ihre Schuld aber nicht bewiesen werden kann, bleiben sie abgesehen von ein paar üblen Drohungen, bösen Scherzen und Prügeleien ungeschoren…
25 Jahre später werden ungelöste Mordfälle wieder aufgerollt, die man mittels neuer Verfahren wie DNA-Analyse nun doch noch aufzuklären hofft. Doch während die Beweise im Fall Rosie Duff bei einem Umzug abhanden gekommen zu sein scheinen, nimmt offensichtlich jemand anderer die Gerechtigkeit in seine Hand: Ziggy verbrennt in seinem Haus, Davey wird nach einem Einbruch erstochen. Vor allem Alex glaubt nicht an Zufall und macht sich auf die Suche nach dem Rachetäter. Dabei sind nicht nur Rosies Brüder Colin und Brian verdächtig, sondern auch der plötzlich auftauchende Programmierer Macfadyen, der behauptet, Rosies Sohn zu sein…
Extrem spannende Tätersuche, aber auch einfühlsames Portrait einer anfangs eingeschworenen Jungen-Clique, die unter dem öffentlichen Druck allmählich auseinander fällt.

Jonathan Ames - „Henry und Louis“

(Europa, 448 S., HC)
Bereits mit seiner Geschichtensammlung „Flüchtig wie die Nacht“ hat sich der junge Kolumnist der „New York Press“, Jonathan Ames, als talentierter Erzähler mit viel Witz, melancholischer Gelassenheit und einer unbekümmerten Sexualität erwiesen. Sein Roman „Henry und Louis“ erzählt die aberwitzige Geschichte einer ganz außergewöhnlichen Männerfreundschaft.
Louis Ives, ein romantischer, stets elegant wie ein junger Gentleman gekleideter Englischlehrer aus New Jersey, verliert seinen Job, als er mit dem Büstenhalter einer Kollegin im Lehrerzimmer erwischt wird. Ein Foto auf einem Buchumschlag von Henry James bringt ihn auf die Idee, nach New York zu ziehen. Er findet Unterschlupf bei dem komischen Kauz Henry Harrison, einem ehemaligen Schauspieler und wenig beachteten Dramatiker, dessen Lebenssinn darin besteht, sich unbemerkt in Opern und Musicals zu schmuggeln und kostenlose Mahlzeiten bei älteren Frauen aus guter Gesellschaft abzustauben. Während Louis seine Leidenschaft für Frauenwäsche durch Verabredungen mit Transsexuellen auslebt, versucht er verzweifelt, auch Henrys sexuellem Leben auf die Spur zu kommen. Obwohl die beiden Männer auch ständig über Kleinigkeiten aneinander geraten, wird immer wieder deutlich, wie sehr sie einander brauchen. Jonathan Ames beschreibt die Freundschaft zweier völlig unterschiedlicher Männer mit einem erfrischenden Humor und frech-frivolen Episoden kurioser sexueller Abenteuer.

Peter Ackroyd - „William Blake. Dichter, Maler, Visionär“

(Knaus, 475 S., HC)
Der Untertitel der Biografie über William Blake (1757-1827) deutet bereits an, über welche vielschichtigen Qualitäten das wahnsinnige Genie William Blake verfügt hat. In seinem umfangreichen Werk beleuchtet der Autor vor dem Hintergrund einer aufregenden Epoche, die vom Vorabend der Französischen Revolution bis zur Restauration währte, das Leben und Werk eines Künstlers, der auf der einen Seite die sozialen Missstände in seiner Gesellschaft beklagte, auf der anderen Seite Gedichte über die freie Liebe schrieb.
Er idealisierte Englands Vergangenheit und verschmolz biblische und keltische Mythen zu einer eigenen Kosmologie, verkehrte als religiöser Mystiker mit den Himmelsboten und brach in seinen Kupferstichen mit erotischen Tabus, während der 45 Jahre lang treu an der Seite seiner Frau Catherine lebte. Er erfand für sich neue Drucktechniken und fertigte ca. 580 Kupferstiche als Auftragsarbeiten an. Vor allem ist uns William Blake aber als der letzte religiöse Dichter Englands in Erinnerung geblieben. Ackroyd macht all die oft gegensätzlichen Facetten von Blakes Genius transparent und hat sein Werk mit vielen wunderbaren s/w- und Farb-Abbildungen bereichert.

Axel Schmidt/Klaus Neumann-Braun - „Die Welt der Gothics – Spielräume düster konnotativer Transzendenz“

Donnerstag, 2. April 2009

(Verlag für Sozialwissenschaften, 336 S., Pb.)
Bereits der Untertitel macht deutlich, dass es sich bei vorliegendem Buch um eine streng wissenschaftliche Abhandlung über das kulturell immer signifikanter werdende Phänomen der schwarzen Szene handelt, die in den letzten Jahren aus einem subkulturellen Randphänomen zu einem elementaren Bestandteil der Popkultur gewachsen ist. Da als Ausgangspunkt der wissenschaftliche Studie das „Phänomen des jugendzentrischen Satanismus“ gewählt wurde, muss man zunächst Schlimmes befürchten, aber die Autoren haben sich tatsächlich die Mühe gemacht, Interviews mit den Gothics zu führen, Clubs wie das KUZ in Mainz, das „Rind“ in Rüsselsheim und das „Nachtleben“ in Frankfurt mit ihren szenespezifischen Veranstaltungen ebenso zu besuchen wie das WGT und das M’era Luna in den Jahren 2000 und 2001.
Es wird die Geschichte, die Wertvorstellungen, das Lebensgefühl und die ästhetischen Praxen der schwarzen Szene beschrieben, um sich abschließend mit dem Religionsbegriff innerhalb der Gothics zu befassen. Schon früh stellen die Autoren dabei fest, dass eine scharfe Trennung zwischen Gothic-Szene und satanistischen Kreisen besteht. Fazit: „Gothic lässt sich zusammengefasst begreifen als ein flexibler und nicht verpflichtender, synkretistisch-patchwork-artiger, stilistisch-ästhetischer überformter, damit auf die individuelle Kreativität und Originalität setzender, stark individualisierter/privatisierter und moderat gegenkultureller resp. `spielerisch-häretischer´ Rekurs auf traditionelle Glaubens- und Ideologiesysteme mit dem Ziel, sich auf der Basis dieser Glaubens- und Religions-Bricolage von der `Normalgesellschaft´ in kontrollierbaren Grenzen abzuheben“ (S. 321). Doch von solchen wissenschaftlichen Analysen sollte man sich nicht zu sehr abschrecken lassen. Die Studie erweist sich nämlich als überaus fundiert und gewährt faszinierende Einblicke in die schwarze Szene.

Klaus Farin & Kirsten Wallraff - „Die Gothics“

(Tilsner, 216 S., Pb.)
Vor zwei Jahren hat der Gründer und Leiter des Berliner Archivs der Jugendkulturen e.V., Klaus Farin, mit „Die Gothics“ bereits einen informativen Führer durch die Schwarze Szene veröffentlicht, der sich nicht nur durch eine differenzierte, wenn auch nur einführende Auseinandersetzung mit szenerelevanten Themen wie Ursprung und Entwicklung der Schwarzen Szene, literarischen Vorlieben, Sex, Satan, Tod und Faschismus auszeichnete, sondern vor allem die Anhänger der Szene selbst zu Wort kommen ließ und ablichtete. Damit wurde erstmals ein authentisches Bild der Grufti-Szene gezeichnet, die in den Medien sonst immer schlagzeilenadäquat in ein diffuses Licht von Grabschändungen, Schwarzen Messen und Vampir-Erotik gestellt worden ist.
Für die Neuauflage wurde das ursprünglich 128 Seiten umfassende Buch um den gut 90 Seiten langen Beitrag „Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz“ von Kirsten Wallraff erweitert, die sich 1994 in ihrer Sozialpädagogik-Diplomarbeit mit der Schwarzen Szene auseinandersetzte, aber auch selbst seit über fünfzehn Jahren in sie involviert ist. Sie macht von vornherein deutlich, dass es nicht möglich ist, ein umfassendes Bild der Schwarzen Szene zu kreieren, da es gerade hier um das Ausleben von zwar gemeinsamen, aber vor allem stark individuellen Vorlieben und Gefühlen geht. Die Gemeinsamkeiten zeigen sich rein äußerlich vor allem im Outfit und musikalischen Präferenzen, und so nimmt die Auseinandersetzung mit der Mode samt Hairstyling und Körperschmuck sowie den Farben Schwarz und Weiß fast die Hälfte des Beitrags ein, während die Beschäftigung mit der Musik, Literatur und religiös-philosophischen Themen eher oberflächlich bleibt und gerade bei den musikalischen Zuordnungen böse Patzer passiert sind (so werden Skinny Puppy in die Gothic-, Delerium und Kirlian Camera in die Industrial- und Omala in die Ritual-Ecke gesteckt). Interessant ist allerdings die abschließende Beurteilung bezüglich der Einbindung der Szene in den soziokulturellen Kontext, bei dem deutlich wird, wie schwierig gerade in einer so gefühlsbetonten Szene die Gratwanderung zwischen gesellschaftlichen Zwängen und individuellen Bedürfnissen ist, was in der Regel dazu führt, die rein äußerlichen Merkmale im „Alter“ abzulegen und sich allenfalls noch mit szenerelevanten Inhalten auseinanderzusetzen.

Klaus N. Frick - „Zwei Whisky mit Neumann“

(Tilsner, 92 Seiten, Softcover)
Seit 1986 bringt der Punk Klaus N. Frick sein Egozine „ENPUNKT“ heraus, das mit teils ironischen Untertiteln wie „Fanzine für Science Fiction, Punk und Dosenbier“, „Zeitschrift für angewandtes Spießertum“, „Das Fanzine für Spät-Pubertierende“ oder „Die Zeitschrift für die spießige Frau von heute“ überwiegend Erlebnisberichte des Herausgebers und alleinigen Autors veröffentlicht und weniger Reflexionen von kulturellen Ereignissen in der Szene. „Beim ENPUNKT ging es nie um scharfsinnige Analysen oder seriöse Berichterstattung - das ist auch nicht Sinn eines Egozines“, schreibt Frick im Vorwort der Anthologie seiner Kurzgeschichten.
„Sinn eines Egozines ist die Kommunikation einerseits und die Förderung des Egos des Herausgebers andererseits.“ Die zwanzig Geschichten aus 34 bis 2000 erschienenen „ENPUNKT“-Ausgaben sind - bis auf eine Ausnahme - reine Erlebnisberichte und besitzen alle „streng subjektiven Charakter“. Nach einem sechsseitigen Fotoalbum und einem Vorwort, in dem der Autor den Unterschied zwischen Fanzine und Egozine erläutert, folgt schließlich die lose Aneinanderreihung verschiedener Erlebnisse, die im Prinzip so trivial wie unspannend sind. Interessent ist allein der authentische Charakter, den eigentlich alle Publikationen des in Berlin ansässigen „Archiv der Jugendkulturen“ besitzen. Aus erster Hand bekommt der Leser einen Einblick in das Denken und Fühlen und die Überzeugungen eines Punks, doch wird man zumindest bei Frick über eine oberflächliche Betrachtung nicht hinauskommen. So erfährt man in der Geschichte „Nazis aufm Flohmarkt“, dass sich der Autor gern mal Naziplatten in seinen „Giftschrank“ stellt, um die Leute zu irritieren, als es dann zur Begegnung mit einem Neonazi kommt, geht Frick eben nach Hause, weil es ihm reicht. Andere Geschichten handeln vom Saufen und dem Morgen danach, als man sich nicht mehr daran erinnert, was man mit dem Mädchen, das morgens neben einem aufwacht, zu tun hat.