Alan Hollinghurst - „Die Schönheitslinie“

Montag, 6. April 2009

(Blessing, 572 S., HC)
Nachdem bereits das 1988 veröffentlichte Debüt des britischen Autors Hollinghurst, „Die Schwimmbadbibliothek“ im Jahre 1983 spielte, begibt sich auch das Szenario seines neuen Romans in dieses, vor Thatchers zweiter Amtszeit stehendes Jahr, wo sich mit Nick Guest der Sohn eines Antiquitätenhändlers ins noble Notting Hill begibt, wo er von den Eltern seines Collegefreundes Toby Fedden aufgenommen wird.
Nicks Gastvater Gerald Fedden ist Staatssekretär bei der „eisernen Lady“, so dass Nick schnell die High Society in London kennen und lieben lernt. Etwas schwieriger gestaltet sich das homosexuelle Coming-Out des Zwanzigjährigen, da man zu jener Zeit erst ab 21 Sex mit Männern haben durfte. Im privaten Park gleich in der Nähe der Fedden-Residenz hat Nick sein erstes schwules Sex-Erlebnis und kann jahrelang seine homosexuelle Gesinnung geheim halten. Drei Jahre später ist Nick mit Wani liiert, mit dem er ein exklusives Lifestyle-Magazin auf die Beine bringen will, aber außer Parties feiern bekommen die beiden nicht viel auf die Reihe. Derweil spürt man, dass die Heimlichtuerei nicht lange gut gehen kann, und tatsächlich: als Nicks sexuelle Gesinnung öffentlich wird, ist es mit aller Herrlichkeit und dem Schwelgen im Luxus bald vorbei … Hollinghurst versteht es mit schonungsloser Offenheit und enorm viel erzählerischer Raffinesse, die Faszination der Jugend für den Luxus und einen abgehobenen Lifestyle darzustellen.

Philip K. Dick - „Auf der Suche nach Valis“

(edition phantasia, 495 S., HC)
Der amerikanische Sci-Fi-Autor Philip K. Dick ist vor allem durch seine verfilmten Romanvorlagen zu „Blade Runner“, „Total Recall“ und „Minority Report“ zu einem höchst populären Phänomen geworden, gilt aber auch als einer der visionärsten Schriftsteller, die Amerika je hervorgebracht hat. 1974 glaubt Dick beim Anblick eines goldenen Fisch-Kettenanhängers, das er gleich als Symbol für die im Römischen Reich verfolgten Christen erkennt) eine Art göttliche Vision zu haben, wird von Datenübermittlungen per Laserstrahl, Durchsagen aus einem abgeschalteten Radio und Berichten aus der Zukunft in Werbespots heimgesucht.
Schließlich wird ihm auch offenbart, dass das Universum, in dem wir leben, nur eine Täuschung ist. Die letzten acht Jahre seines Lebens (Dick starb 1982 an den Folgen eines Schlaganfalls) verbrachte er damit, das Rätsel dieser Visionen zu entschlüsseln. In seinem Alterswerk, der „Valis“-Roman-Trilogie, wagte Dick einen Blick hinter die Kulissen der Realität und das Geheimnis der Raum-Zeit-Matrix, in der wir leben. Darüber hinaus verfasste Dick ein über achttausend Seiten umfassendes Tagebuch, seine ganz persönliche Exegese, die jetzt erstmals in Auszügen in deutscher Übersetzung erscheint. Für den Normalsterblichen stellenweise kaum nachzuvollziehen, macht „Auf der Suche nach Valis“ wenigstens das Ringen Dicks um Verständnis des ihm Widerfahrenen deutlich. Wenn man zuvor nicht die „Valis“-Trilogie gelesen haben sollte, die sehr zum besseren Verstehen dieser Lektüre beiträgt, hilft einem wenigstens die schöne Einführung von Lawrence Sutin und das Nachwort von Terence McKenna. Das Buch ist auf eine handnummerierte Auflage von 250 Exemplaren limitiert.

Philip K. Dick - „Minority Report“ + “Die große Philip K. Dick Edition“

(Heyne)
Obwohl der amerikanische Schriftsteller Philip K. Dick mit seinen visionären Geschichten nicht nur das Science-Fiction-Genre maßgeblich erneuert, sondern mit seinen literarischen Vorlagen für Filmklassiker wie „Blade Runner“ und „Total Recall“ bemerkenswerte Beiträge zum Thema Authentizität der Wirklichkeit abgeliefert. Pünktlich zum Start des neuen Steven-Spielberg-Films „Minority Report“ hat der Heyne-Verlag nicht nur das – wiederum von Dick verfasste - Buch zum Film (438 S.) veröffentlicht (in dem neben der 60-seitigen Titelstory noch acht weitere Kurzgeschichten enthalten sind), sondern eine wunderschön aufgemachte sechsbändige TB-Edition mit den wichtigsten Werken des 1982 verstorbenen Autors. Da darf der bereits 1968 verfasste Klassiker „Blade Runner“ (269 S.) um den Androiden-Jäger Rick Deckard ebenso wenig fehlen wie das Kultbuch „Die drei Stigmata des Palmer Eldritch“ (313 S.), in dem Dick so deutlich wie kaum ein anderer beschreibt, wie man durch den Konsum einer Droge zwischen verschiedenen Identitäten wechseln kann. In „Marsianischer Zeitsturz“ (350 S.) dient die erfolgreiche Kolonisierung des Mars als Hintergrund für eine irrwitzige Geschichte eines Jungen, der durch seine Zeit-Reisen die gewohnte Ordnung der Dinge vollkommen auf den Kopf stellt. Und mit „Zeit aus den Fugen“ (288 S.) hat Dick schon 1959 die Idee der „Truman Show“ vorweg genommen.
„Die Valis-Trilogie“ (926 S.), bestehend aus den drei Romanen „Valis“, „Die göttliche Invasion“ und „Die Wiedergeburt des Timothy Archer“, ist sicher Dicks metaphysischstes Werk, das neben der Frage der Transzendenz der Realität auch ein treffendes Bild der amerikanischen Kultur der 70er zeichnet. Und in „Der unmögliche Planet“ (832 S.) sind dreißig der besten Kurzgeschichten von Philip K. Dick zusammengefasst. Vor- und Nachworte runden oft die einzelnen Bände wunderbar ab. Diese sorgfältig editierte Edition bietet den bestmöglichen Einstieg in das Werk eines der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts.

Iain Pears - „Scipios Traum“

Sonntag, 5. April 2009

(Droemer, 608 S., HC)
Mit seinem ersten großen historischen Kriminalroman „Das Urteil am Kreuzweg“ wurde der britische Kunsthistoriker Iain Pears bereits in einem Atemzug mit Umberto Eco genannt. Mit seinem neuen Epos „Scipios Traum“ entführt der begnadete Autor den Leser nach Avignon in die südfranzösische Provence und in gleich drei Zeitebenen, die jeweils die schwierige Entscheidung der Protagonisten zwischen Verstand und Gefühl illustrieren. Da ist auf der einen Seite Manlius Hippomanes, ein römischer Aristokrat des 5. Jahrhunderts, der sich in seinem Traktat „Scipios Traum“ philosophisch mit den moralischen Problemen seiner Zeit auseinandersetzt.
Während er taktische Kompromisse eingeht, um die römische Zivilisation gegen die anstürmenden Germanen zu verteidigen, wird er von seiner tief verehrten Freundin Sophia verstoßen. Auf der anderen Seite ist Olivier de Noyen, Dichter und Sekretär im 14. Jahrhundert, als Kurier an einer Verschwörung der Kardinäle beteiligt, die sich für eine Rückkehr des Papstes nach Rom einsetzen. Und schließlich übernimmt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs Julien Barneuve ein Ministeramt in der Hoffnung, Schlimmeres unter deutscher Besatzung zu verhindern, doch kann er seine jüdische Frau nicht vor den Deutschen beschützen. Auf eindringliche Weise beschreibt Pears die moralischen Konflikte dreier Männer, die sowohl von philosophischer Neugier als auch der Liebe zu einer Frau getrieben sind. Das eindringliche wie vielschichtige Werk ist als Auseinandersetzung mit wichtigen philosophischen Ideen und der europäischen Geschichte ebenso gelungen wie auch als leidenschaftliches Epos über die Liebe.

William Gibson - „Virtuelles Licht“ + „Idoru“ + „Futurematic“

(Heyne)
Mit der 1984 begonnenen “Neuromancer”-Trilogie hat William Gibson einen echten Science-Fiction-Klassiker abgeliefert. Von 1993 bis 1999 entstand seine zweite Zukunfts-Trilogie, die so utopisch gar nicht zu sein scheint. Gibson beschreibt das 21. Jahrhundert als eine Welt des globalen Marktes, bei dem genmanipulierte Produkte zum Alltag gehören und die Grenzen zwischen Wirklichkeit und virtueller Realität immer mehr verwischen.
In „Virtuelles Licht“ (364 S., Tb.) beschreibt Gibson ein Amerika, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich weit auseinanderdriftet und die Riesenstädte nur mit Überwachungssatelliten kontrolliert werden können. Auf der Suche nach einer Brille, die verschiedene Simulationen von Realität zu erzeugen hilft, kommt der Sicherheitsbeamte Berry Rydell einer Verschwörung auf der Spur, deren Ursprung in San Francisco zu liegen scheint, wo eine riesige High-Tech-Kommune liegt. In „Idoru“ (333 S., Tb.) verliebt sich der Rock-Star Rez in seine schöne Kollegin Rei Toei, die allerdings eine Idoru ist, ein virtueller Popstar, der von Imageberatern perfekt konstruiert wurde. Durch ihre Liebe zu Rez beginnt sie allerdings, einen eigenen Willen zu entwickeln und sich danach zu sehnen, ihr Gefängnis aus Bits und Bytes zu verlassen. Der Abschluss der Trilogie, „Futurematic“ (395 S., Tb.), führt den Leser über Tokio zurück nach San Francisco. Dort glaubt der Netzläufer Colin Laney etwas Bedeutendes vorauszusehen, das die uns bekannte Welt für immer verändern wird. Auf spannende Weise beschreibt Gibson mit seiner neuen Trilogie die Aussichten der neuen Welt, ohne die technischen Errungenschaften zu verteufeln, wohl aber auf ihre möglichen Auswirkungen hinzuweisen.

Christopher Frayling - „Alpträume - Die Ursprünge des Horrors“

(vgs, 224 S., HC)
Dass sich die archetypischen Horror-Themen, wie sie einst Mary Shelley mit „Frankenstein“, Bram Stoker mit „Dracula“, Robert Louis Stevenson mit „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und Sir Arthur Conan Doyle mit „Der Hund von Baskerville“ geschaffen haben, auch heute noch so großer Beliebtheit erfreuen, wird nicht zuletzt an den immer wieder erfolgreichen Neuverfilmungen ihrer Geschichten eindrucksvoll dokumentiert. Der Kulturhistoriker Christopher Frayling macht sich in seinem wundervoll illustrierten Werk „Alpträume“ auf die Suche nach den historischen Quellen dieser vier Eckpfeiler der Horrorliteratur, die wie kaum ein anderes Werk die Phantasie ihrer Leser anzuregen wussten und dies in immer neuer Gestalt auch heute noch tun.
Ausgehend von Johann Heinrich Füsslis berühmtes Gemälde „Der Nachtmahr“ von 1782 setzt sich Frayling im Prolog mit der Natur der Träume auseinander und berichtet vom Streben romantischer Dichter, sich mittels verschiedener Techniken und Hilfsmittel in die Welt der Träume zu begeben, geht aber auch kurz auf Freuds Definition von Träumen ein.
In den folgenden vier Kapiteln rekapituliert Frayling jeweils die Entstehungsgeschichte der vier Horrorwerke, gibt jeweils eine kurze Inhaltsangabe und beschreibt sehr detailliert die persönlichen Umstände der Autoren zusammen mit dem gesellschaftlichen Umfeld und den Quellen, die Shelley, Stoker, Stevenson und Doyle zu ihren Geschichten inspiriert haben. Schließlich werden auch die Reaktionen des Publikums erwähnt, als die Werke veröffentlicht und bald für die Theaterbühne, im 20. Jahrhundert auch für die Kinoleinwand adaptiert wurden. All dies wird illustriert mit Fotos historisch relevanter Stätten, Portraits der Autoren, Plakat- und Filmabbildungen.

Thomas Karsten - „Model Years“

(Schwarzkopf & Schwarzkopf, 240 S., HC)
Es gibt erotische Bildbände, die allein des Fotografen künstlerische Visionen abbilden bzw. das voyeuristische Bedürfnis der Betrachter befriedigen sollen. Einen angenehm anderen Ansatz verfolgt der renommierte Aktfotograf Thomas Karsten, der mit „Model Years“ nach „Heute nackt“ seinen zweiten, aufwändig gestalteten Fotoband bei Schwarzkopf & Schwarzkopf präsentiert.
Waren es in „Heute nackt“ noch junge Männer und Frauen an der Schwelle zum Erwachsensein, die Kasten portraitierte, stellen sich in „Model Years“ junge Frauen zwischen 20 und 25 nicht allein vor Kastens Kameraobjektive, sondern auch sich selbst vor. Statt allein als fotografisches Objekt zu fungieren, hat Kasten seinen Models, die oft nicht die klassischen Model-Attribute besitzen, die Möglichkeit zur Selbstdarstellung geboten und sie in ganz unterschiedlichen Umgebungen fotografiert, in der freien Natur, in Kinosälen, Duschen, Badewannen, vor mal mehr kühl-sterilem Hintergrund, dann wieder in behaglich-vertrauter Atmosphäre von Wohnzimmer-Sofas. Man merkt dabei deutlich die Lust der jungen Frauen an ihrer selbstbewussten Zurschaustellung in kecken, ungehemmten, selten etwas verbergenden Situationen. Ein ausführliches Vorwort von Fotohistoriker Fritz Franz Vogel, der den künstlerischen Ansatz von Thomas Kasten anschaulich darstellt, und Statements einiger Models zu ihrer Zusammenarbeit mit dem Fotographen runden den prächtigen Bildband im Großformat ab.

Arne Dahl - „Tiefer Schmerz“

(Piper, 411 S., HC)
Ein griechischer Zuhälter zieht sich abends auf der menschenleeren Vattugränd in Stockholm ein paar Linien rein und fühlt sich plötzlich von Tieren und merkwürdigen Schatten verfolgt, gibt wahllos ein paar Schüsse ab und landet in einem Vielfraßgehege, dessen Bewohner nicht viel von ihrem unfreiwilligen Besucher übrig lassen. Paul Hjelm und seine Kollegen können den Mann zunächst nicht identifizieren, finden aber die Buchstaben „Epivu“ in den Boden geschrieben und ein Seil am Bein des Opfers.
Die beiden Ermittlerinnen Kerstin Holm und Sara Svenhagen suchen ein Motel auf, das als Flüchtlingsunterkunft dient und dessen Verwalter acht Frauen als vermisst meldet, die offensichtlich Prostitution betrieben haben. Und auf einem jüdischen Friedhof wird der einst für den Nobelpreis nominierte Hirnforscher Leonard Sheinkman über Kopf an einer Eiche aufgehängt vorgefunden – mit einem Metalldraht in seinem Kopf.... Derweil nimmt sich Arto Söderstedt mit seiner Familie in der Toskana eine Auszeit von den turbulenten Fällen, die er in der letzten Zeit mit seiner so genannten A-Gruppe, der Spezialeinheit beim Reichskriminalamt für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter, zu betreuen hatte. Doch die Vermutungen, dass die drei Fälle miteinander in Verbindung stehen, beenden die südländische Idylle abrupt. Im Auftrag von Europol führen ihn seine Ermittlungen über Mailand, Weimar bis in die dunklen Kapitel der schwedischen Geschichte... Arne Dahl hat mit seinen Romanen um die A-Gruppe und ihren charismatischen ErmittlerInnen schnell zu seinen berühmten Kollegen Henning Mankell und Hakan Nesser aufschließen können. Mit „Tiefer Schmerz“ erweist er sich einmal mehr auch als hervorragender Stilist mit einem sicheren Gespür für kuriose, spannende Mordfälle.

Timo Denz - „Fairies and Fiends …“

(Ubooks, 130 S., HC)
Nach “Modern Times Witches” und “FreakShowDiary” legt der Fotograf Timo Denz mit “Fairies and Fiends” bereits sein drittes Buch vor und hat sich einmal mehr mit bezaubernden, schaurig-schönen, manchmal auch unheimlichen Fabelwesen auseinandergesetzt. Schon der Hardcovereinband offenbart die Dualität der im Innern abgebildeten Märchengestalten. Während auf der „fairies“ betitelten Vorderseite ein zartes Mädchen in unschuldigem Weiß den Inbegriff einer zauberhaften Fee darstellt, ist auf der „fiends“ betitelten Rückseite nur der ausgestreckte Arm eines hexenähnlichen Wesens zu sehen, von dessen Zeigefinger Blut tropft.
In dem einleitenden Text „Die schmutzigen Kinder“ erfahren wir etwas über die Geschichte von Feen und Naturgeistern, dann verzaubern den Betrachter ganz in Weiß gewandete Feen vor ebenfalls weißem Hintergrund oder in ihrer natürlichen Umgebung des Waldes, dann finden auch andere Farben wie Grün und Blau Eingang in die ausgefallenen Kostüme und Frisuren, ehe Timo Denz auch die dunklen Schwestern der Feen würdigt, doch die zerbrechlich wirkenden Geschöpfe in Weiß bleiben das zentrale Thema des rundherum aufwändig gestalteten Buchs, an dem auch Corinna Schwerdtfeger mit ihren Illustrationen und Sybille Werthner mit ihren Kostümen und Make-up-Kreationen ihren Beitrag leisteten.

Ignacio Martínez de Pisón - „Mein Vater, die Göttin und ich“

(Hoffmann und Campe)
Eigentlich könnte es dem fünfzehnjährigen Felipe und seinem Vater richtig gut gehen, schließlich stammt ihre spanische Familie aus gutem Hause. Doch nach einem Zerwürfnis über den verlorenen Job als Gerichtsmediziner verlässt der Vater die Heimatstadt Vitoria und macht sich mit seinem Sohn auf eine abenteuerliche Odyssee. Mit krummen Geschäften halten sich die beiden am Leben, residieren im Winter in Strandhäusern oder billigen Wohnungen mit Telefonen, die sie als private Telefonzellen „vermieten“, bis sie die Rechnungen nicht mehr zahlen können und weiterziehen müssen.
Papas Stolz ist ein schwarzer Citroën DS 19, den er als seine „Göttin“ bezeichnet und ihm das Gefühl gibt, etwas Klasse in seinem Leben zu besitzen. Doch Felipe ist das ewige Herumreisen bald leid, zumal er in Zaragoza, wo er sich auf dem amerikanischen Stützpunkt in die zauberhafte Miranda verliebt, endlich seine Unschuld verliert und mit dem Verkauf von amerikanischen Produkten etwas selbstständig Geld verdienen kann. Schließlich landet Felipes Vater im Gefängnis, und er selbst wird von seinem großzügigen Onkel aufgezogen. Auf einmal merkt Felipe, dass ihm sein Vater doch ähnlicher ist, als er immer angenommen hat … Wunderbar poetischer Road-Movie-Roman und eine berührende Geschichte über eine besondere Vater-Sohn-Beziehung.

Thomas van de Scheck - „Cuts“

(art-manufaktur, 208 S., HC)
S/M- und Fetisch-Fotografie ist mittlerweile so populär, dass sie teilweise den subkulturellen Kontext bereits verlassen und Alltagscharakter angenommen hat. Selten jedoch stößt man noch auf künstlerische Arbeiten in diesem Gebiet, die den Betrachter wirklich schockieren. Inwieweit das die Fotografien im ersten Bildband von Thomas van de Scheck vermögen, wird jeder selbst für sich entscheiden müssen, doch gänzlich unberührt wird man „Cuts“ nach der Auseinandersetzung mit den eigenwilligen Portraits nicht weglegen.
Obwohl der Künstler, der bereits als Tontechniker, freier Redakteur und Werbetexter gearbeitet hat und Bassist bei Cancer Barrack gewesen ist, auch viel mit Make-up und „Special Effects“ gearbeitet hat, wirken seine Bilder meist schmerzlich/sinnlich realistisch, präsentieren eine morbide Ästhetik im besten Sinne. Dass sich die fast ausschließlich weiblichen Motive so stark ins Bewusstsein brennen, liegt zweifellos auch in der Tatsache begründet, dass van de Scheck seine Modelle stets vor absolut weißem Hintergrund abgelichtet hat, dass der Betrachter gezwungen ist, seine volle Aufmerksamkeit auf das Model zu fokussieren. Es ist eben nichts da, wohin der Blick abschweifen könnte. Der erste, „Beautiful Strangers“ betitelte Teil von „Cuts“ bietet noch recht harmlose Portraits von Gothic-Leuten in Lack und Leder, Samt und Pelzen und den üblichen Accessoires, mal mehr, mal weniger bekleidet und geschminkt. Derart eingestimmt geht es im nächsten Kapitel, „Secret Wishes“, um, wie es Matthias T. J. Grimme („Schlagzeilen“, Bondage Project u.a.) im Vorwort zum Kapitel nennt, inszenierte „Begehrlichkeiten“, aber um welche, um die des Betrachters? „Sind es die Träume der dargestellten Protagonisten? Die Deutungen des Foto-Künstlers?“ Interessant sind diese in klaren, bunten Farben gegossenen Fantasien allemal. Und schließlich entführt uns der Künstler im abschließenden „Wild Cuts“ in die manchmal schwer nachzuvollziehende Welt der Autoaggression, doch hier vermag bereits das Vorwort eines „Opfers“ für Aufklärung sorgen. „Cuts“ ist auf jeden Fall ein Werk, das der Auseinandersetzung lohnt und zum Glück trotz der Klischee-Nähe nie zu plump und aufgesetzt wirkt.

Isaac Asimov - „Azazel“

(Edition Phantasia, 232 S., Pb.)
Der 1992 verstorbene Schriftsteller Isaac Asimov zählt zu den großen Ikonen der Sci-Fi-Literatur. Mit dem Geschichtenband „Azazel“ in der neu entstandenen Paperback-Reihe des Liebhaber-Verlags Edition Phantasia wird mal ein weniger populäres, aber gewiss nicht weniger lesenswertes Gesicht des grandiosen Autors präsentiert. Er enthält nämlich achtzehn Geschichten, die ihren Anfang 1980 in einem Auftrag für ein Krimi-Magazin nahmen, dessen Herausgeber Eric Protter monatlich eine Story von Asimov haben wollte.
Den Anfang machte eine Story, in denen ein zwei Zentimeter kleiner Dämon namens Azazel im Mittelpunkt stand. Da die zweite Story um den kleinen Dämon abgelehnt wurde, Asimov es aber hasste, Geschichten nicht zu veröffentlichen, entschloss er sich, weitere Geschichten über Azazel zu schreiben, die er in verschiedenen Magazinen wie Magazine of Fantasy and Science Fiction und Isaac Asimov’s Science Fiction Magazine veröffentlichte. In ihnen geht es um den Schnorrer George und den – wenn auch nicht namentlich genannten – Ich-Erzähler Isaac Asimov, der von George oft genug übel beleidigt wird, während dieser ebenso von seiner eigenen Würde und Eleganz eingenommen ist. Bei den regelmäßigen Treffen der beiden Freunde beim Essen erzählt George von FreundInnen, denen er durch Azazels dämonischen Kräften stets helfen wollte, doch die Auswirkungen sind oft anders als erhofft, so dass sich George statt der oftmals erwarteten Belohnung eher den Unwillen seiner „Patienten“ zuzieht. Asimov sind damit wundervoll humorvolle, fantasiereiche Erzählungen in bester Club-Geschichten-Tradition gelungen.

George P. Pelecanos - „Wut im Bauch“

Samstag, 4. April 2009

(Rotbuch, 360 S., Tb.)
Mit „Wut im Bauch“ präsentiert der aus Washington, D.C. stammende Autor George P. Pelecanos den zweiten Fall des ungleichen Ermittlerpaars Derek Strange und Terry Quinn. Der erste Fall, „Schuss ins Schwarze“, wurde bereits mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und wird gerade von Curtis Hanson („Die Hand an der Wiege“, „L.A. Confidential“) verfilmt. In „Wut im Bauch“ haben es die ehemaligen Polizisten gleich mit mehreren Fällen zu tun.
Zunächst – und dieser Fall zieht sich von Anfang bis Ende des Romans durch – werden Strange und Quinn, die in ihrer Freizeit auch noch eine Jugend-Footballmannschaft trainieren, werden sie von zwei Frauen der Aiding Prostitutes in Peril damit beauftragt, ein 14-jähriges Mädchen aufzuspüren, das in die Fänge des brutalen Revierbosses Worldwide Wilson geraten ist. Dann sollen sie den zukünftigen Ehemann der hübschen Tochter eines Freundes checken. Und schließlich wird der Mord an einem Jungen ihres Teams zu einer ganz persönlichen Sache für Strange und Quinn. Zu allem Überfluss läuft Stranges Beziehung zu seiner tüchtigen Bürovorsteherin Janine nicht mehr so gut, nachdem sie feststellen musste, dass er sich in der Mittagspause mal gern in einem japanischen Massagesalon verwöhnen lässt… In seiner unprätentiösen Sprache zieht Pelecanos den Leser rücksichtslos und packend in den Bann großstädtischer Hoffnungslosigkeit und Gewalt, spart dabei aber weder mit Humor noch Sex.

Kazuo Ishiguro - „Alles, was wir geben mussten“

(Blessing, 349 S., HC)
Seit elf Jahren arbeitet die 31-jährige Kathy H. als Betreuerin von „Spendern“, doch erst seit den letzten sechs Jahren darf sie sich auch aussuchen, wen sie betreuen möchte. Eine der ersten Fälle, den sie sich selbst aussuchen durfte, war ihre Freundin Ruth, mit der sie das englische Internat Hailsham besucht hat. Überhaupt hat Kathy bevorzugt ehemalige Hailsham-Kollegiaten ausgewählt.
Zwar existiert das Internat längst nicht mehr, aber immer wenn Kathy übers Land fährt, erinnert sie so vieles an Hailsham, und diese Erinnerungen lässt Kathy nun Revue passieren. Vor allem ihre Freundschaft zum aufbrausenden Außenseiter Tommy und zur mit ihm liierten Ruth rufen die lebendigsten Bilder hervor. Wie sie sich im Unterricht beispielsweise künstlerisch betätigen sollten und die besten Erzeugnisse von den Erziehern in einer geheimnisvollen „Galerie“ aufbewahrt wurden. Wie Kathy an einer Musikcassette hängt, die ihr abhandenkommt, sie aber wieder in einem Second-Hand-Laden in Norfolk wieder findet, wie Tommy fast daran verzweifelt, dass er keine künstlerische Ader zu haben scheint, insgeheim aber merkwürdige Tiere zeichnet. Erst nach und nach wird offenbart, um was für eine Art Internat es sich bei Hailsham handelt und wie es um die „Kollegiaten“ bestellt ist … Ishiguro („Was vom Tage übrigblieb“) schrieb seinen neuen Roman in Form klassischer Internatsgeschichten und lüftet das Geheimnis, das sich hinter seinen Mauern verbirgt, sehr behutsam, während er sich vordergründig auf die üblichen Verwirrungen von erster Liebe und den Problemen des Erwachsenwerdens konzentriert …

James Herbert – „48“

(Bastei Lübbe, 391 S., Tb.)
Der britische Autor James Herbert, dessen Roman „Besessen“ erfolgreich als „Haus der Geister“ verfilmt worden ist, hat mit „‘48“ ein intensives, hochdramatisches Kammerspiel inszeniert. Der Roman spielt im Nachkriegs-London, wobei die Stadt 1948 durch eine Wunderwaffe völlig zerstört worden ist. Nur wenige Menschen, nämlich die Angehörigen der Blutgruppe AB-negativ, entkommen dem schleichenden Tod. Fünf recht unterschiedliche Menschen suchen Zuflucht in den Ruinen eines verlassenen Grandhotels und müssen der Zerstörungswut von draußen durch Zusammenhalt standhalten.
Doch die Lage spitzt sich immer dramatischer zu, je näher sich die zwei befreundeten Frauen, ein undurchsichtiger Deutscher, ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz und ein Kriegsfreiwilliger aus Kanada kennenlernen.
James Herbert verband so in „‘48“ seine bekannte Vorliebe für apokalyptische Szenarien, die er besonders eindrucksvoll in seiner Ratten-Trilogie zeichnete, mit nervenaufreibendem psychologischem Grauen zu einem klaustrophobisch beängstigenden Roman.

Bill Willingham, Kevin Nowlan u.a. - “Sandman: Was Sie schon immer über Träume wissen wollten…”

(Speed/Tilsner, 42 S., Pb.)
Der eigentliche „Sandman“-Zyklus, der gemeinhin als „das größte Epos in der Geschichte der Comics“ (Los Angeles Time Magazine) betrachtet wird, war mit dem elften Band „Das Erwachen“ eigentlich beendet, aber sein Schöpfer Neil Gaiman wird wohl doch immer mal wieder neue „Sandman“-Geschichten aus seinem Hut zaubern.
Das gerade mal 42 Seiten umfassende „Sandman“-Special „Was Sie schon immer über Träume wissen wollten…“ ist auf der einen Seite eine kleine Einführung in das farben- und figurenprächtige Universum von Sandman und seinen Geschwistern, den Ewigen, die kurz vorgestellt werden, gefolgt von kurzen Inhaltsangaben der elf „Sandman“-Bände, die in einheitlicher Aufmachung bei Speed neu aufgelegt wurden. Schließlich werden auch die wichtigsten der ständig präsenten Nebendarsteller vorgestellt, wie der Kürbiskopf Mervyn, der Rabe Matthew, der Bibliothekar Lucien, Luzifer, die „zweihunnertunfuffzich“ Jahre alte Hexe Mad Hettie und andere, ehe in kurzen und amüsanten Comic-Stories die Fragen beantwortet werden, wodurch Alpträume verursacht werden, ob Traumgestalten schlafen und selber auch Träume haben, warum so viele Träume sexueller Natur sind, warum manche Leute in Farbe und manche in Schwarz-Weiß träumen, was immer wiederkehrende Träume verursacht, ob in Träumen universelle Symbole auftauchen, die von Fachleuten gedeutet werden können, warum man Schlafwandler nicht aufwecken soll, wieso man sich oft nur schlecht an seine Träume erinnern kann. Ein zweiseitiges Portrait von Neil Gaiman und eine Bibliographie runden das kleine Heft schließlich ab.

Brian K. Vaughan, Pia Guerra, José Marzán, Jr. - „Y - The Last Man – Entmannt“

(Tilsner, 128 S., Pb.)
Ohne ersichtlichen Grund sterben in Brooklyn, New York, alle Jungen und Männer in der Bevölkerung auf grausame, blutige Weise. Bald stellt sich heraus, dass überhaupt jedes Lebewesen, das ein Y-Chromosom in sich trägt, Opfer dieser geheimnisvollen Seuche geworden ist. Allein Yorick Brown und sein Kapuzineräffchen scheinen immun gegen die männervernichtende Krankheit zu sein.
Derweil toben in Nablus, Westbank, Straßenkämpfe, die amerikanische Forscherin Dr. Frozan wird in Al Karak, Jordanien, Opfer eines Attentats, und Dr. Mann, Biotechnologin, erwartet in Boston, Massachusetts, ihren eigenen Klon auf die Welt zu bringen... Zwei Monate später sammeln die überlebenden Frauen noch immer die männlichen Leichen von der Straße, aus Bürocentern und ihren Wohnungen, um sie in Krematorien zu verbrennen. Zugleich fordern sie die politischen Ämter und hochdotierten Jobs der verstorbenen Männer ein, so dass sich eine ganz neue Frauenbewegung herauskristallisiert. Gut getarnt begibt sich Yorick auf den Weg nach Washington, wo seine Mutter Abgeordnete im Unterhaus ist, und versucht mit ihr die bohrende Frage zu beantworten, warum ausgerechnet er überlebt hat... Spannende, originelle Story, die sich wirklich aufdrängt, verfilmt zu werden.

Brian K. Vaughan, Pia Guerra, Jose Marzán, Jr. - “The Last Man – Tage wie diese”

(Vertigo/Speed, 128 S., Pb.)
Wir erinnern uns: Im Sommer 2002 hat eine unbekannte Seuche innerhalb weniger Stunden die komplette männliche Weltbevölkerung, Menschen, Spermien, Föten und Tiere ausgelöscht. Einzig der Amateur-Entfesselungskünstler Yorick Brown und sein ebenfalls männliches Kapuzineräffchen Ampersand sind wie durch ein Wunder von dieser Katastrophe verschont geblieben.
In Teil 1 der intelligenten Comic-Geschichte „The Last Man“ machte sich Yorick auf den Weg nach Washington zu seiner Mutter, einer Kongressabgeordneten, wo er zusammen mit der Regierungsagentin 355 nach Boston geschickt wird, um die Klon-Spezialistin Dr. Allison Mann ausfindig zu machen. Zu dritt machen sie sich auf den Weg nach Kalifornien, um ein Daten-Backup machen zu können, nachdem Terroristen Dr. Manns Laboratorium in Schutt und Asche gelegt haben. Doch ihnen sind die „Töchter der Amazonen“ auf den Versen, Männer hassende und –mordende Frauen, die auch den letzten Mann auf Erden beseitigen wollen. In Teil 2 kann Yorick mit einer Gasmaske als Frau verkleidet ein Ticket für einen Zug raus aus Boston ergattern, doch werden sie dort von den Amazonen aufgespürt und gezwungen, ihre Reise vorzeitig zu beenden. Sie landen in dem malerischen Ort Marrisville, Ohio, wo sich Yorick in seine schöne Pflegerin Sonia verliebt. Doch wie sich sehr bald herausstellt, lauern auch in Marrisville neue Gefahren, zumal auch die Amazonen, unter ihnen auch Yoricks Schwester Hero, auf Herausgabe des letzten lebenden Mannes drängen…

Brian Michael Bendis/Marc Andreyko - „Torso“

(Speed, 280 S., Pb.)
Zusammen mit dem „100 Bullets“-Autoren Brian Azzarello zählt Brian Michael Bendis zu den wichtigsten Erneuerern des US-Crime Comics. Gemeinsam mit Marc Andreyko („Dr. Strange: What is it that disturbs you, Stephen?“, “The Lost”) kreierte er mit “Torso” eine “true crime graphic novel”, die sich mit dem berühmten Ermittler Eliot Ness beschäftigt. Nachdem er und seine schlagkräftige Truppe (die „Untouchables“) Al Capone das Handwerk gelegt haben, wartet ein neuer Schlagzeilen machender Fall auf ihn.
Als neuer Polizeidirektor von Chicago räumt er nicht nur mit den Alkohol-Schmugglern und Casino-Betreibern, sondern auch der Korruption innerhalb der Polizeibehörde auf. Doch dann hat er es mit einem Killer zu tun, der überall in der Stadt schrecklich zugerichtete Leichen hinterlässt. Da der so genannte „Torso-Killer“ die Leichen ohne Kopf, Hände und Füße zurücklässt, bleiben die Leichen unidentifizierbar. Methodische, stets gleich ausgeführte Schnitte lassen ähnlich wie bei Jack The Ripper auf einen Experten auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie schließen, außerdem weisen die Leichen Spuren einer merkwürdigen Chemikalie auf, die der Täter selbst erfunden zu haben scheint. Eine spannende Jagd auf den gerissenen Killer und gegen die Zeit beginnt, denn es steht die Wahlversammlung der Republikaner an. Bald wird auch ein Verdächtiger festgenommen, der angeblich ein Geständnis abgelegt haben soll, am nächsten Tag aber erhängt in seiner Zelle aufgefunden wird. Die Spur führt schließlich in das Elendsviertel an den Hafendocks, von wo die meisten anonymen Opfer herzukommen scheinen… Ausdrucksstark in Schwarz-Weiß gezeichneter, mit authentischen Fotos verzierter Thriller, den Andreyko bereits für Miramax für die große Landwand umzusetzen beginnt.

Craig Thompson - „Blankets“

(Speed, 592 S., Pb.)
Craig lebt mit seinem jüngeren Bruder Phil und seinen streng christlichen Eltern in einer Kleinstadt in Wisconsin, wo er mit seinen langen Haaren als Außenseiter gilt und als Mädchen oder Schwuchtel beschimpft wird. Nicht immer verhält sich Craig loyal seinem kleinen Bruder gegenüber und macht sich Vorwürfe, dass er seine Beschützerrolle vernachlässigt, wenn es gefährlich wird, zum Beispiel, wenn Phil vom Babysitter sexuell missbraucht wird, was Craig mehr ahnt als wirklich weiß. Dass er in der Schule Gedichte über Leute schreibt, die ihre Exkremente essen, hilft ihm auch nicht viel weiter. Als Flucht aus der bedrohlichen Realität dient Craig das Zeichnen, doch irgendwann bemerkt er, dass die Zeichnungen nur Erinnerungen darstellen, die er verbrennen möchte.
Nicht mal im christlichen Weihnachtscamp erfährt Craig die ersehnte Anerkennung – bis er dort das Mädchen Raina kennen lernt. Doch das Camp geht viel zu schnell vorbei. Die beiden frisch Verliebten schreiben sich, dann besucht Craig Raina für zwei Wochen in Michigan. Dort kommen sie sich zwar näher, doch Raina scheint vollkommen von ihrer Beschützerrolle ihrer geistig behinderten Adoptivgeschwistern Ben und Laura aufgezehrt zu werden…
Mit viel Gefühl beschreibt und zeichnet Craig Thompson in „Blankets“ die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens, die Wunder der ersten Liebe und die Restriktionen einer fundamentalistisch christlichen Erziehung in ehrlichen Worten und zarten Schwarz-Weiß-Zeichnungen.