Richard Laymon - „Der Keller“

Freitag, 9. April 2010

(Heyne, 1231 S., Tb.)
Die Zahl von über 1000 Seiten deutet es bereits an: Was für Stephen King die siebenteilige Saga vom Dunklen Turm gewesen ist, war für Richard Laymon das dreiteilige Epos um das „Haus der Schreckens“, so der Titel des 1980 erschienenen Debüts „The Cellar“ von Richard Laymon, in der deutschen Übersetzung, die 1991 erstmals bei Goldmann veröffentlicht worden ist. Mit „Der Keller“ sind nun auch die beiden Folgeromane „The Beast House“ aus dem Jahre 1986 und „The Midnight Tour“ aus dem Jahre 1998 erstmals in deutscher Sprache erhältlich.
 Auf seiner Streife meldet Dan Jenson dem Polizeirevier einen Einbrecher im „Horrorhaus“ . Dort versucht ein Vater seinem Sohn auf dem Dachboden davon zu überzeugen, dass es keine Monster gibt. Als Jenson einen Schrei aus dem Haus vernimmt, packt er seine Schrotflinte und stürmt das Haus, wo er sofort ein tierisches Grunzen und reißende Geräusche hört. Kaum hat er gesehen, wie die Kreatur mit der weißen, aufgequollenen Gesichtshaut die Zähne aus dem Nacken des Jungen löst, wird er auch schon von der Bestie erledigt. Derweil erfährt Donna Hayes, dass ihr Mann Roy aus dem Gefängnis entlassen wurde, und verlässt mit ihrer zwölfjährigen Tochter Sandy Santa Monica ohne bestimmtes Ziel. Kaum haben sie Bodega Bay verlassen, kommen sie allerdings im Nebel von der Straße ab. Schließlich landen sie mit der Hilfe des geistig etwas zurückgebliebenen Axel im 400-Seelen-Kaff Malcasa Point, dessen einzige Attraktion dieses viktorianische Horrorhaus ohne Fenster ist. Sandy kann es gar nicht erwarten, eine Führung durch das Horrorhaus mitzumachen. Wie sie am nächsten Tag bei der Führung durch die Hausbesitzerin Maggie Kutch erfahren, ist das Haus 1931 für Besucher zugänglich gemacht worden, nachdem ihr Mann und ihre drei Kinder dort umgekommen sind. Allerdings hat sich dort bereits 28 Jahre zuvor ein grausames Verbrechen ereignet. Und die Bestie holt sich auch heute noch ein Opfer nach dem anderen … Währenddessen hat Roy bereits Sandys Wohnung aufgesucht und geht auf der Jagd nach ihr sprichwörtlich über Leichen. Und er braucht nicht lange, Sandys Spur bis nach Malcasa Point zurückzuverfolgen …
Richard Laymon ist es mit seiner Spukhaus-Saga hervorragend gelungen, blutigen Horror mit spannendem Psycho-Thrill zu verbinden. Bis zum Schluss darf sich der auf den Nägel kauenden Leser fragen, wer oder was wirklich für das Grauen im Horrorhaus verantwortlich ist …

Richard Laymon - „Nacht“

Dienstag, 6. April 2010

(Heyne, 527 S., Tb.)
Die 26-jährige Alice lebt in einer kleinen Wohnung über der Garage im Haus ihrer besten Freundin Serena. Serena ist nicht nur hübsch und intelligent, sondern hat auch noch einen charmanten, wohlhabenden Ehemann und zwei kleine Kinder, mit denen sie in einem schönen Haus am Waldrand lebt. Alice macht keinen Hehl daraus, dass ihre Gene es nicht so gut mit ihr gemeint haben und das Produkt von Versagern ist, die aber das Beste aus ihrer Situation zu machen versucht. Als Serena und Charlie für eine Woche mit den Kindern in den Urlaub fährt, besteht sie darauf, dass Alice in ihrem Haus wohnt. Kaum ist die Familie am frühen Nachmittag losgefahren, macht es sich Alice mit einer Bloody Mary am Swimming Pool bequem.
Aus Angst vor dem, was in der Dunkelheit auf sie lauern könnte, kehrt Alice stets früh in ihre Wohnung zurück, doch an diesem Abend vergisst sie die Zeit und schaut sich noch einige Filme im Fernsehen an. Als sie nach Mitternacht im Kimono bekleidet zur Garage rübergehen will, bemerkt sie allerdings eine nur mit Shorts bekleidete Gestalt im Wald. Schnell zieht sich Alice ins Haus zurück und beobachtet, wie der Fremde sich am Pool auszieht und ins Wasser gleitet. Alice bemerkt er erst, als das Telefon klingelt und ein Tony sich meldet, den Alice bittet, die Polizei zu benachrichtigen. Doch der unheimliche Besucher verschwindet wieder im Wald. Vorsichtshalber bewaffnet sich Alice mit einem Säbel und will gerade aus der Tür treten, da steht im Dunkeln ein Mann, dem sie kurzerhand den Schädel spaltet. Um den nackten Fremden handelt es sich allerdings nicht. Offensichtlich hatte sich Tony Sorgen um Alice gemacht und wollte sie mit der Waffe in der Hosentasche beschützen. Und nun liegt er tot auf dem Rasen ihrer besten Freundin. Um die Leiche zu entsorgen, zerteilt sie den Körper in handliche Stücke, verfrachtet diese in den Kofferraum seines Autos und fährt den Wagen zu seiner Wohnung zurück, doch damit fangen Alices Probleme erst richtig an … Wie so oft ist die Ausgangssituation in den Psycho-Schockern von Richard Laymon „außergewöhnlich“. Aber er schildert die Personen und Situationen so authentisch, dass man ihm logische Ungereimtheiten gerne verzeiht, weil er es wie kaum ein anderer Autor versteht, das Grauen, das Menschen anderen Menschen antun, drastisch und fast körperlich spürbar zu schildern.

Richard Laymon - „Die Jagd“

(Heyne, 527 S., Tb.)
Nichtsahnend verbringt die 16-jährige Jody eine Nacht bei ihrer besten Freundin Evelyn. Doch mitten im Schlaf werden die beiden Mädchen von einem Geräusch im Haus. Gerade als Evelyn die Zimmertür öffnet, um nachzusehen, wird ihr ein Speer in den Bauch gestoßen. Zunächst geschockt, wie ihre Freundin ihr Leben lassen musste, entdeckt Jody, dass der kahlköpfige Killer sie offensichtlich nicht entdeckt hat, während er Evelyn nun auf seinem Speer aufgespießt durch das Haus trägt. Geduckt macht sich Jody auf die Suche nach weiteren Überlebenden und entdeckt Evelyns 12-jährigen Bruder Andy. Gemeinsam setzen sie zwar einen der Eindringlinge außer Gefecht und können das Haus verlassen, machen so die Killer allerdings auf sich aufmerksam, die nun alles daran setzen, die Zeugen ihrer Verbrechen auszuschalten. Simon hätte Jody fast erwischt, war aber zu sehr von der Tatsache abgelenkt, dass sein Opfer kein Höschen unter dem Nachthemd anhatte, als das Mädchen über die Mauer kletterte.
Inspiriert von einem Splatterroman, in dem sogenannte Krulls wie die Wilden im Wald herumrannten, Leute töteten, folterten, vergewaltigten, fraßen und ihre Haut als Kleidung trugen, haben sich nämlich auch Tom, Simon, Chuck und Mitch aufgemacht, in fremde Häuser einzubrechen, ihre Bewohner abzuschlachten und die Tatorte schließlich niederzubrennen. Doch in Jody und Andy haben die Halbstarken überraschend clevere Gegner gefunden, die sich ihrer Haut zu wehren wissen … „Endless Night“, so der Originaltitel des 1993 veröffentlichten Romans, ist ein Paradebeispiel für Richard Laymons Kunst, Spannung bis zum Siedepunkt aufzubauen. Während er die Flucht von Jody und Andy aus der Sicht des Erzählers schildert, werden abwechselnd die Erlebnisse der Jäger in Simons locker-schnoddrigen Tagebuchstil eingeflochten, was dem Buch eine ganz eigene Dynamik verleiht.

Richard Laymon - „Das Treffen“

Montag, 5. April 2010

(Heyne, 542 S., Tb.)
Einmal im Jahr treffen sich fünf junge Frauen für einen Ausflug, den eines der Mädchen vorher geplant hat. Dieses Jahr entführt Helen ihre Freundinnen Finley, Abilene, Cora und Vivian in das entlegene Sporthotel Totem Pole Lodge, das vor zwölf Jahren geschlossen wurde. Wie immer hat Finley ihre Kamera dabei, um das alljährliche Abenteuer für die Nachwelt festzuhalten. Sie war es auch, die Abilene noch auf der Belmore Universität die Angst vor dem Duschen genommen hatte, nachdem sie dort im Dunklen sexuell belästigt worden war. Seitdem musste ihre Zimmergenossin Helen sie immer in die Dusche begleiten, bis eines Nachts Finley mit Gorillamaske und Videokamera in der Dusche auftauchte, als Helen, Abilene, Cora und Vivian dort gerade versammelt waren und Finley schließlich außer Gefecht setzten. Sie sollte 200 Dollar von einem Typen namens Darryl bekommen, wenn sie die Schönheit Vivian nackt unter der Dusche filmen würde. Doch die Mädchen drehten den Spieß um, erleichterten Darryl und seine Freunde um 500 Dollar und ließen sein Zimmer mit einem verbrannten Teppich zurück …
Und nun lassen sich die Mädels im überraschend sauberen Sporthotel gutgehen, räkeln sich in der Thermalquelle, bis sie im Gang das Gesicht eines wild aussehenden Unbekannten entdecken. Die Mädchen reagieren zwar verschreckt, lassen sich aber nicht ihren Spaß verderben und erzählen sich alte Geschichten aus dem Universitätsleben. Als sie aber herauszufinden versuchen, was damals wirklich im Sporthotel passiert ist, stellen sie sehr bald fest, dass es doch nicht so unbewohnt ist, wie es zunächst schien …
„Blood Games“ aus dem Jahre 1992 ist nicht nur wiederum ein sehr spannender Roman des 2001 verstorbenen Horror-Autors Richard Laymon, sondern auch ein schönes Beispiel für dessen Kunst, äußerst lebendige Dialoge zu kreieren, die den Leser direkt ins Geschehen hineinziehen. Und natürlich mangelt es auch „Das Treffen“ nicht an schlüpfrigen Details …

Richard Laymon - „Das Spiel“

(Heyne, 494 S., Tb.)
Die junge Bibliothekarin Jane Kerry findet eines Tages einen geheimnisvollen, mit ihrem Namen beschrifteten Umschlag auf ihrem Stuhl am Schalter, der nicht nur 50 Dollar enthält, sondern auch die Aufforderung, den Anweisungen des MOG (Meister des Spiels) zu folgen, was sie nicht bereuen würde. Da Jane schrecklich schüchtern ist und über kein nennenswertes Privatleben verfügt, lässt sie sich auf das Spiel ein. Als sie nach dem Buch „Schau heimwärts, Engel“ sucht, das in dem kurzen Brief erwähnt wird, begegnet sie Brace Paxton, der Zeuge davon wird, wie Jane aus dem besagten Buch eine weiteren Umschlag findet – diesmal mit einer 100-Dollarnote und der Aufforderung, um Mitternacht einen Ausritt zu machen. Brace hat bereits eine Idee, was es mit diesem Ausritt für eine Bewandtnis haben könnte und fährt mit Jane der Statue von Crazy Horse auf dem Campus, nachdem sich die beiden in Ezras Café etwas näher kennengelernt haben.
Tatsächlich finden die beiden besagte Statue in einer Lagerhalle auf dem Campus und Jane entdeckt nach einer kleinen Kletterpartie auch einen weiteren Umschlag. 200 Dollar sind diesmal die Belohnung. „Den nächsten Schatz hält ein Brückentroll im Park versteckt“, verspricht der Master of Games. Bei Jane zuhause überlegen die beiden, wie sie am nächsten Tag vorgehen sollen. Nachdem sich Brace verabschiedet und Jane eine Dusche genossen hat, findet sie den nächsten Brief in der Tasche ihres Morgenmantels, in der der MOG darauf besteht, das Spiel nur zu zweit mit Janes zu spielen und Brace aus der Sache herauszuhalten. Als sie sich tatsächlich im Park auf die Suche nach dem nächsten Brief macht, bemerkt sie zwei Männer, die ihr zuvorgekommen sind und sich die vierhundert Dollar teilen. Jane kann die beiden Männer mit einem Trick aber überwältigen und den Brief und das Geld an sich bringen. Zusammen mit Brace versucht sie die nächste Botschaft zu entschlüsseln. Mittlerweile gibt es für Jane schon längst kein Zurück mehr, doch wo führt sie das Spiel letztlich hin?
Kurz vor seinem Tod veröffentlichte Richard Laymon 2001 mit „In The Dark“ einen seiner packendsten Thriller. Gespickt mit „netten“ Ideen und der spannenden Frage, wer der geheimnisvolle MOG wohl sein mag und welche Rolle Brace möglicherweise bei dem Spiel übernimmt, bietet der Thriller eine rasante Schnitzeljagd und Tour de force!

Richard Laymon - „Rache“

(Heyne, 557 S., Tb.)
Ausgerechnet in der heißesten Nacht des Jahres scheint Sherry es nicht zu schaffen, beim Liebesspiel mit ihrem Freund Duane vorher aufzuhören, sondern will ihn endlich in sich spüren. Doch das Kondom, das Duane hervorzaubert, sieht nicht mehr allzu funktionstüchtig aus, also macht sich der 28-Jährige auf den Weg, neue zu besorgen. Während sie auf Duanes Rückkehr wartet, verfolgt sie in den Nachrichten, wie der schlimmste Feuersturm über den Süden Kaliforniens hereinbricht. Schließlich beginnt sie, sich Sorgen zu machen, als Duane nicht nach vierzig Minuten, auch nicht nach einer Stunde wieder zurückgekehrt ist. Also macht sie sich auf den Weg zum Speed-D-Mart, wo sie zwar Duanes Lieferwagen auf dem Parkplatz entdeckt, aber von ihrem Freund fehlt jede Spur. Wie sie von der Verkäuferin im Laden erfährt, hat Duane jedoch vor einer Stunde eine Packung Kondome gekauft. Als sich Sherry noch immer einen Reim auf die Geschehnisse zu machen versucht, wird sie von einem ihrer Schüler, Toby Bones, angesprochen, der Sherry erzählt, ihr Freund sei nach Süden – in die verkehrte Richtung – gegangen, und auch noch in Begleitung! Ahnungslos steigt Sherry zu Toby in den Wagen und muss leider sehr bald feststellen, dass sie es mit einem echten Psychopathen zu tun hat, der sie nicht wieder so schnell laufen lassen wird …
Schade, dass Richard Laymon, der von Kollegen wie Stephen King, Dean Koontz und Jack Ketchum verehrt und von seinem Publikum geliebt wird, erst nach seinem plötzlichen Tod im Jahre 2001 für den deutschen Markt entdeckt wird – aber lieber spät als nie. Nachdem der Goldmann-Verlag in den 80ern einige seiner Werke veröffentlicht hatte, macht sich nun Heyne daran, in glücklicherweise recht kurzen Intervallen sein Oeuvre zu veröffentlichen. „Rache“ – 1999 unter dem Originaltitel „Come Out Tonight“ erstmals erschienen – enthält alles, was Richard Laymons Psycho-Schocker ausmachen und als ideale Drehbücher für Hollywoods Splatter-Kino dienen könnten: Sex und Gewalt ohne jegliche Zensurschranken, dazu atemlose Spannung im Kampf zwischen Opfer und Täter.

Richard Laymon - „Die Insel“

(Heyne, 559 S., Tb.)
Zum Glück waren (fast) alle Passagiere an Land, als die Yacht explodierte. So hat es nur Wesley Duncan Beaverton III. erwischt. Selbst seine trauernde Witwe Thelma hat keine großen Stücke auf den „Prinzen“ gehalten, der sie offensichtlich nur wegen ihres Geldes geheiratet hat. Denn eigentlich ist ihre jüngere, die 25-jährige Kimberly die weitaus bessere Partie, ist aber mit dem blendend aussehenden, charakterstarken Keith verheiratet, wie Rupert Conway neidlos anerkennen muss. Er ist derjenige, der seit dem unfreiwilligen Insel-Aufenthalt Tagebuch über die horrenden Ereignisse führt, die sich nach der Explosion der Yacht auf der Insel zugetragen haben. Mit von der Partie sind auch noch Kimberlys und Thelmas Vater Andrew Collins, seine zweite Frau Billie und deren gemeinsame Tochter Connie.
Der Bootsausflug auf die Bahamas sollte ein Geschenk der Töchter und Schwiegersöhne zum 20. Hochzeitstag von Andrew und Billie sein. Und nun sitzen die sieben Überlebenden auf einer scheinbar unbewohnten Insel, und Rupert sinnt darüber nach, welche Qualitäten die einzelnen Frauen haben und welche weniger. Er selbst ist zwar mit Connie zusammen, aber viel gelaufen ist zwischen noch nicht, weshalb sich Ruperts Fantasien eher mit Billie und Kimberly befassen. Doch seine Sexfantasien werden von der Entdeckung abgelöst, dass Keith während der ersten Nacht verschwunden ist und wenig später von Rupert aufgeknüpft in einem Baum aufgefunden. Als dann auch noch Andrew sein Leben vor den Augen der anderen lassen muss, geht letztlich die Panik um, wer der Killer sein mag. Ein Eingeborener? Der vielleicht doch nicht bei der Explosion umgekommene Wesley oder gar einer aus der Gruppe, die auf der Insel um ihr Überleben kämpft? Richard Laymon schildert die spannende Katz-und-Maus-Jagd in bester „Lost“-Manier interessanterweise als Ich-Erzählung aus der Sicht eines der Passagiere und hält ein überraschendes Ende parat!

Richard Laymon - „Vampirjäger“

Samstag, 3. April 2010

(Festa, 445 S., Pb.)
Cat Lorimer war seine große, aber unerfüllte Jugendliebe gewesen. Nun steht sie nur mit einem blauen Seidenbademantel vor Sammys Tür, nachdem sich die beiden zehn Jahre lang nicht gesehen hatten, und bittet ihn um Hilfe. Sie erzählt ihm, dass nicht nur ihr Mann vor einem Jahr ermordet wurde, sondern sie jede Nacht um Mitternacht Besuch von einem Vampir namens Elliot bekommt, der sich dann über ihr Blut hermacht. Doch damit soll jetzt Schluss sein. In dieser Nacht soll Sam dem ungeliebten Besucher einen Pflock ins Herz rammen, wenn er sich gerade an Cat gütlich tut. Der Plan gelingt. Eingewickelt in eine Plastikfolie wird die Leiche des Vampirs in Cats Wagen verfrachtet, und die beiden machen sich auf den Weg, den Toten an einer entlegenen Stelle zu entsorgen. Doch auf der Straße platzt auf einmal ein Reifen, das Auto kann gerade noch in einen Wald gelenkt werden, wo Cat und Sam Bekanntschaft mit einem weißhaarigen Biker machen, mit dem sie ihre Odyssee zunächst fortsetzen. Doch da der Typ nicht nur etwas unheimlich wirkt, sondern auch jede Gelegenheit nutzt, vor allem Cat zu schlagen, lassen die beiden ihre neue Bekanntschaft in einem Restaurant zurück. Doch „Schneewittchen“ findet effektive Mittel und Wege, sich wieder an die Fersen von Cat und Sam zu heften …
 Übernatürlichen Horror gibt es bei Richard Laymon recht selten. Und auch in „Vampirjäger“ scheint der Vampir nur dazu zu dienen, die erotische Komponente des beliebten Themas ausgiebig herauszuarbeiten. Nachdem der Vampir nämlich recht schnell getötet worden ist, entwickelt sich der Roman viel mehr zu einem spannenden Road Movie, bei dem sich Sam in den wildesten erotischen Fantasien verliert. Ganz locker bewundert Sam während der Autofahrt über drei Seiten hinweg, wie sich zunehmend eine Brust seiner schlafenden Schönheit entblößt. Wer also einen eher klassischen Vampirschocker erwartet, dürfte enttäuscht werden. „Vampirjäger“ ist dafür ein weiteres Beispiel für Laymons einmalige Kunst, vertraute Themen ganz neu zu bearbeiten und dabei wirkungsvoll höchste Spannung und knisternde Erotik mit erfrischendem Humor zu verbinden.

Richard Laymon - „Parasit“

Freitag, 2. April 2010

(Festa, 415 S., Tb.)
Nur knapp kann die junge Radfahrerin Celia Jamerson einem verrückten Lieferwagenfahrer entkommen, der sie von der Straße drängen wollte. Als Officer Jake Corey den Tatort untersucht, ist die Radfahrerin mit ein paar Schrammen davongekommen, der Lieferwagen aber über die Betonbrüstung der Brücke am Weber Creek geflogen und seinen Fahrer zu Hackfleisch verarbeitet haben muss. Allerdings können Jake und sein Kollege Chuck keine Leiche in dem brennenden Wagen entdecken, dafür aber eine Blutspur in den Wald.
Darüber hinaus gibt es in der Nähe nur das Oakwood Inn, ein stillgelegtes Restaurant, das ein Pärchen aus Santa Monica wieder in Betrieb nehmen möchte. Derweil sehnt sich die junge Studentin Alison nach einem weiteren Date mit Evan Forbes, einem Dozenten an der Bennett Hall. Als sie ihn nach Unterrichtsende im Klassenzimmer aufsucht, will er aber nur eine schnelle Nummer und reagiert eingeschnappt, dass Alison sich nicht darauf einlässt. Frustriert macht sie sich auf den Weg zur Arbeit ins Restaurant auf dem Campus, während Jake das Oakwood Inn in der Hoffnung observiert, dass der Lieferwagenfahrer dort auftaucht. Als er einen Gewehrschuss aus dem Haus hört, entdeckt er Ron Smeltzer, wie er seiner Frau mit den Zähnen im offenen Bauch herumwühlt. Doch das ist erst der Anfang einer ganzen Reihe von abscheulichen Morden und Tätern, die offensichtlich einen Heidenspaß dabei haben, ihre Opfer möglichst bei lebendigem Leibe zu fressen. Und Alison wird gegenüber Evan erschreckend leichtsinnig. Doch das sind viele ihrer jungen MitbürgerInnen ebenfalls …
Der 1987 veröffentlichte Roman „Flesh“ zählt zu den früheren Werken von Richard Laymon, beinhaltet aber schon die würzigen Zutaten, die seine späteren, nun bei Heyne veröffentlichten Romane auszeichnen: sorgfältig gezeichnete Charaktere, spannender Plot und die richtige Mixtur aus freizügigen Erotik- und schonungslosen Gewaltszenen.

Richard Laymon - „Jahrmarkt des Grauens“

Donnerstag, 1. April 2010

(Goldmann, 475 S., Tb.)
Tanya, Cowboy und ihr Team von „Trolljägern“ suchen am Strand und auf der Promenade von Boleta Bay Wermutbrüder und Penner auf, jagen ihnen Angst ein und hinterlassen stets eine Karte mit den Worten „Lieber Troll, viele Grüße vom Großen Groben Griesgram Billy“. Doch obwohl jeder im Ort weiß, dass es sich um eine Clique von Jugendlichen handelt, die die Obdachlosen misshandeln, schreitet niemand dagegen ein, was die Lokal-Journalistin Gloria Weston zu einem kritischen Artikel in der Evening Post veranlasst. Ihr Freund, der Cop Dave Carson, findet den Artikel weniger witzig, und seine hübsche Partnerin Joan noch weniger. Tag für Tag patrouillieren sie an der Promenade und am Vergnügungspark Funland, um für die Sicherheit zu sorgen. Doch auch sie können nicht verhindern, dass ein Penner von den Trolljägern an einer Achterbahn festgezurrt wird und nur knapp mit dem Leben davonkommt.
Darüber hinaus haben Joan und Dave mit privaten Problemen zu kämpfen, Dave mit seiner streitsüchtigen, engagierten Journalistin-Freundin und Joan mit ihrem intellektuellen, aber feigen Verehrer Harold. Und dann kommt mit der hübschen Robin auch noch eine Rucksack-Wanderin ins Funland, um dort für eine Woche auf der Promenade Banjo zu spielen. Keine gute Idee, wie Dave findet. Zum Glück wird sie von Nate, dessen Familie Funland gehört, unter ihre Fittiche genommen, doch damit setzt er seine Beziehung zu Tanya, der Anführerin der Trolljäger, aufs Spiel. Dem neu zugezogenen Jeremy ist das nur recht. Er träumt Tag und Nacht von der schönen Tanya, gefährdet aber so seine Freundschaft zu Shiner, die mehr für Jeremy empfindet. Nachdem bereits ein Troll im Meer entsorgt worden ist und die Trolle auch Jagd auf die zivilisierten Mitbürger machen, verhärten sich die Fronten zunehmend. Vor allem will Gloria als Pennerin verkleidet mehr über die gejagten Trolle erfahren. Doch dann verschwindet sie spurlos … Schließlich ist mit Jaspers Funhouse auch noch eine ehemalige Touristenattraktion im Spiel, die mittlerweile geschlossen ist, aber trotzdem weiterhin Neugierige anzieht. Und hier begegnen die Besucher bald dem ultimativen Grauen! Bereits 1989 unter dem Titel „Funland“ im Original veröffentlicht, bearbeitet Richard Laymon mit „Jahrmarkt des Grauens“ das für Horrorfilme so beliebte Thema von Geisterbahnen und Vergnügungsparks auf atmosphärisch dichte, schön gruselige Weise. Dabei versteht es Laymon prächtig, Sehnsüchte und Ängste junger Menschen auf der Schwelle zum Erwachsensein zu reflektieren und vor allem die erotische Komponente zu betonen.

Martin Gülich – „Septemberleuchten“

(Nagel & Kimche, 123 S., HC)
Nachdem er bereits am Samstagmorgen draußen am See gewesen ist, trifft ein unscheinbarer Mann namens Kron mittags Vanek, einen alten Bekannten, der offensichtlich bisweilen einen merkwürdigen Umgang zu pflegen scheint und sich auch diesmal in der Schusterstraße mit einem unbekannten, leicht sonderbaren Mann im Wintermantel unterhalten. Vanek schlägt überraschend vor, den Abend gemeinsam zu verbringen. Nach einem kurzen Abstecher in die örtliche Eisdiele trifft Kron erneut auf Vanek, diesmal in Begleitung von Gerland, und zusammen sucht man das Lokal „Krokodil“ auf.
In der Toilette begegnet Kron dem unbekannten Mann im Wintermantel, der dann Krons Platz am Tisch einnimmt, und wenig später bemerkt Kron, dass es dem namenlosen Mann nicht gutgeht. Ein Fluchtversuch auf dem Parkdeck scheitert durch einen üblen Sturz, und so begleitet der lädierte Mann die drei Bekannten hinaus zum See, wo gegrillt und Bier getrunken wird. Dort wird der Mann Opfer weiterer Demütigungen und Schläge, bis das gesellige Treffen außer Kontrolle gerät …
Martin Gülich legt mit seiner neuen Erzählung das erschreckende Protokoll einer Nacht vor, in der die Gewalt inmitten einer geselligen Männerrunde ohne erkennbare Motive ausbricht und fatale Folgen nach sich zieht. Kron versucht die Ereignisse der schrecklichen Nacht zu erinnern, doch ist auch er nicht als Erzähler zu vernehmen, sondern wird selbst durchweg in indirekter Rede wiedergegeben. Mit diesem Kunstgriff schafft der Autor eine zusätzliche Distanz zwischen dem Leser und dem Geschehen, und doch wird dieser durch die unheilvollen Ereignisse immer stärker in den Sog der Erzählung hineingezogen, wohl ahnend, wie das Treffen am See mit dem idyllischen Septemberleuchten ausgeht … Einmal in die Hand genommen, legt man das eindringlich geschriebene Buch nicht mehr aus der Hand!

Mikkel Birkegaard – „Die Bibliothek der Schatten“

(Page & Turner, 510 S., HC)
Als Luca Campelli an einem späten Oktoberabend von einer Auslandsreise in sein Antiquariat „Libri di Luca“ in Vesterbro in Kopenhagen zurückkehrt, inspiziert er mit einem Glas Cognac in der Hand die Regale und begutachtet die Neuzugänge. Als er sich eine gut erhaltene Ausgabe von Giacomos Leopardis „Operette morali“ in Lucas Muttersprache greift, liest er zunächst mit Begeisterung darin, doch dann schlägt diese in Überraschung und schließlich Angst um. Wenig später stürzt er über das Geländer im ersten Stock auf den Boden des Erdgeschosses. Der aufstrebende Strafverteidiger Jon Campelli erfährt vom Tod seines Vaters, nachdem er in seiner Kanzlei den lukrativen Remer-Fall übernehmen durfte. Seit dem Tod seiner Mutter hatte Jon keinen Kontakt mehr zu seinem Vater. Umso überraschter ist er, dass Luca Campelli das Antiquariat seinem Sohn und nicht seinen bewährtem Mitarbeiter Iversen vererbt hat. Überraschenderweise bietet ihm sein Mandant Remer an, den Buchladen zu kaufen, doch als sich Jon weigert, wird das Geschäft wie zuvor andere auch mit einem Anschlag versehen.
Iversen wird zum Glück nur leicht verletzt, doch Jon erfährt nun, dass sich hinter dem Laden mehr als eine Sammlung alter Bücher verbirgt. Es ist auch die Heimat einer Vereinigung von Lettore, Vorlesern, die die besondere Gabe besitzen, mit ihrer Lesebegabung Einfluss auf Menschen zu nehmen. Doch auf der anderen Seite gibt es auch Empfänger, die mittlerweile eine eigene Organisation gegründet haben. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, für die Vorfälle in der Vergangenheit verantwortlich zu sein, und beauftragen Jon damit, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch diese Aufgabe erweist sich als höchst gefährlich …
Ähnlich wie in Carlos Ruiz Zafóns Meisterwerk „Der Schatten des Windes“ entwirft der junge dänische Autor Mikkel Birkegaard zunächst das für Bücherliebhaber so wundervolle Szenario eines glänzend bestückten Antiquariats, das allerdings zu einem Schauplatz des Verbrechens wurde. In der Folge geht die Magie sowohl des Antiquariats als auch der Welt der Bücher leider vollkommen verloren und weicht einem Krimi um eine Geheimorganisation mit außergewöhnlich suggestiven Talenten. Nur sporadisch kommen die den Büchern innewohnenden phantastischen Welten zum Ausdruck, etwa wenn sich zum Ende hin Jon Campelli daran erinnert, wie ihm seine Eltern während seiner Kindheit immer wieder aus „Pinocchio“ vorlesen mussten. Die Mischung aus „Der Schatten des Windes“ und Dan Browns sakralen Verschwörungs-Thrillern ist aber spannend geschrieben, den Protagonisten fehlt es allerdings etwas an Tiefe in ihrer Charakterisierung.

James Patterson & Peter De Jonge - „Wenn er fällt, dann stirbt er“

Dienstag, 16. März 2010

(Ehrenwirth, 304 S.,)
Als Jurastudent an der Columbia University ist der 28-jährige Jack Mullen mehr als froh, einen Sommerjob als Praktikant in der renommierten Kanzlei „Nelson, Goodwin and Mickel“ zu bekommen. Durch seine vorbildliche Arbeit an einem Pro-Bono-Fall scheint ihm dort eine schnelle Karriere bevorzustehen. Doch die Nachricht vom Tod seines jüngeren Bruders Peter trifft ihn wie der Schlag. Dass der gute Schwimmer ertrunken sein soll, kann er schon gar nicht glauben.
Also macht er sich auf den Weg in seine Heimatstadt Montauk und erfährt, dass sein Bruder in der Nacht seines Todes bei der schwerreichen Neubauer-Familie als Autoparker gearbeitet hatte. Die örtliche Polizei strengt keine weiteren Untersuchungen an, obwohl Peters Leiche Spuren von Misshandlungen aufweist. Zusammen mit seinen alten Freunden und seiner attraktiven Kollegin Pauline befragt er Zeugen und stellt eigene Nachforschungen an. Doch viele seiner Freunde verlieren daraufhin ihre Jobs oder werden von einem Auftragskiller bedroht. Außerdem hinterlässt Peter nach seinem Tod viel mehr Geld, als er durch seine Gelegenheitsjob hätte verdienen können. Jack taucht bei seinen riskanten Ermittlungen in ein dichtes Geflecht aus Korruption, Macht und Gewalt, das bis in die höchsten Kreise von New York reicht. Aber Jack ist fest entschlossen, den Mord an seinem geliebten Bruder aufzuklären, und lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein... Nicht seinen berühmten Polizeipsychologen Alex Cross lässt Bestseller-Autor James Patterson diesmal diesen kniffligen Fall lösen, sondern in bester Grisham-Manier einen engagierten Nachwuchsjuristen, der keine Angst hat, sich mit den Mächtigsten von New York anzulegen.

James Patterson - (Women's Murder Club) „Der 1. Mord“

Montag, 15. März 2010

(Limes, 351 S., HC)
Nachdem der amerikanische Erfolgsautor mit dem scharfsinnigen Polizeipsychologen Alex Cross bereits einen sogar zweimal auf der Leinwand („Denn zum Küssen sind sie da“, „High Crimes“) aufgetretenen Superstar im Kampf gegen das Verbrechen etabliert hat, bildet „Der 1. Mord“ den Auftakt zu einer neuen Serie, in der Inspector Lindsay Boxer den einzigen weiblichen Detective in der Mordkommission von San Francisco darstellt.
Zusammen mit der pfiffigen „Chronicle“-Lokalredakteurin Cindy Thomas, ihrer besten Freundin, der Pathologin Claire Washburn, und der Stellvertretenden Staatsanwältin Jill Bernhardt gründen sie den unkonventionell agierenden „Club der Ermittlerinnen“ und haben gleich mehrere grausame Doppelmorde an frisch verheirateten Brautpaaren aufzuklären. Die Spur führt bald zum Bestseller-Autor Nicholas Jenks, der für seine Grausamkeit gegenüber Frauen bekannt ist und noch dazu einen unveröffentlichten Roman sein eigen nennt, in dem genau diese Art von Morden beschrieben worden sind. Während der Club den mutmaßlichen Täter dingfest zu machen versucht, hat Lindsay allerdings noch mit einem erschreckenden Krankheitsbefund und ihren leidenschaftlichen Gefühlen zu dem ihr für den Fall zugeteilten Partner Chris zu kämpfen. Die Story ist so rasant und wendungsreich inszeniert, als hätte Patterson sie direkt für Hollywood verfasst. So spannend „Der 1. Mord“ auch ist, so wirkt der Showdown dann doch etwas überdramatisiert.

James Patterson - (Women's Murder Club) „Die 2. Chance“

(Limes, 318 S., HC)
Mit dem Polizeipsychologen Alex Cross hat der amerikanische Autor James Patterson einen der prominentesten Profiler erschaffen, der es in der Gestalt von Morgan Freeman bereits zweimal auf die Leinwand geschafft hat („Denn zum Küssen sind sie da“ und „Im Netz der Spinne“). Dass Patterson aber nicht nur auf Alex Cross festgelegt ist, bewies er vor kurzem mit „Der 1. Mord“, mit dem er den „Club der Ermittlerinnen“ erfolgreich eingeführt hat.
Nachdem Lindsay Boxer mit ihren drei Freundinnen, die Pathologin Claire Washburn, die Polizeireporterin Cindy Thomas und die Staatsanwältin Jill Bernhardt, die „Honeymoon“-Morde aufgeklärt hatte, wurde sie zum Lieutenant befördert, sieht sich nun aber erneut mit einer Serie brutaler Verbrechen konfrontiert. Zunächst nimmt ein Scharfschütze den Kinderchor der La-Salle-Heights-Kirche unter Beschuss, wobei die gerade mal elfjährige Tasha Catchings tödlich getroffen wird. Wenig später wird eine afroamerikanische Witwe erhängt aufgefunden. Eine Zeichnung, das den Kopf eines Löwen und einer Ziege mit einem Schlangenschwanz verbindet, bringt beide Verbrechen miteinander ebenso in Zusammenhang wie die Tatsache, dass beide Opfer mit Polizisten verwandt sind, doch die anfängliche rassistische Motivation des Killers entpuppt sich im Laufe der Ermittlungen als Sackgasse. Als nach zwanzig Jahren Lindsays Vater, ein ex-Bulle, unerwartet wieder in ihrem Leben auftaucht, wird auch noch Lindsays Vorgesetzter kaltblütig von vorn erschossen. Mit viel Scharfsinn kommen aber auch diesmal die vier intelligenten Frauen dem wahnsinnigen Killer auf die Spur. Ein typischer Patterson: schnörkellos, psychologisch, wendungsreich und ungemein spannend!

James Patterson - (Women's Murder Club) „Der 3. Grad“

(Limes, 287 S., HC)
Neben den enorm erfolgreichen Thrillern um den Polizeipsychologen Alex Cross hat der amerikanische Schriftsteller James Patterson mit dem „Club der Ermittlerinnen“ ein weiteres interessantes Set-up kreiert, das bereits in den beiden Romanen „Der 1. Mord“ und „Die 2. Chance“ wirkungsvoll zum Einsatz kam. Die vier Freundinnen Lindsay Boxer (Detective), Jill Bernhardt (Staatsanwältin), Cindy Thomas (Reporterin) und Claire Washburn (Pathologin) haben es auch „Der 3. Grad“ mit einem höchst heiklen Fall zu tun.
Als eines Sonntagmorgens Lindsay und Jill joggen gehen, fliegt in ihrer unmittelbaren Nähe ein Haus in die Luft. Lindsay stürmt in die Flammenhölle und kann wenigstens ein Kind retten. Wie sich schnell herausstellt, geht das Attentat auf eine radikale Gruppe zurück, die dem ausbeutenden Kapitalismus den Kampf angesagt hat. Doch Morton Lightower, ein skrupelloser Internet-Millionär, war nur das erste Opfer, wie die von einem mysteriösen August Spies unterzeichneten Bekennerbriefe am Tatort ankündigen. Wenig später wird mit George Bengosian ein hohes Tier der Hopewell Gesundheitsfürsorge von einem stark zersetzenden Gift fast aufgelöst in einer Hotelsuite aufgefunden. Spätestens jetzt weiß der „Club der Ermittlerinnen“, dass sie mit einer terroristischen Kriegserklärung konfrontiert sind. Wenn in neun Tagen der G-8-Gipfel in San Francisco tagt, erwartet man bereits den nächsten grausamen Anschlag… Gewohnt spannende Lektüre der sympathischen Frauen-Crew, die sich auch wieder mit verschiedenen persönlichen Problemen herumschlagen muss.

James Patterson - (Women's Murder Club) „Die 4. Frau“

(Limes, 381 S., HC)
Neben seinen packenden Alex-Cross-Romanen hat Thriller-Spezi James Patterson mit seiner Reihe um den „Club der Ermittlerinnen“ ein weiteres hochklassiges Set-up entwickelt, mit dem grausame Morde von einer eingeschworenen Frauengemeinschaft mit scharfem Verstand und viel Gefühl und Leidenschaft aufgeklärt werden. Lieutenant Lindsay Boxer, die Reporterin Cindy Thomas und die Pathologin Claire Washburn trauern noch immer um ihre im letzten Abenteuer, „Der 3. Grad“, ermordete Freundin, die Staatsanwältin Jill Bernhardt, als es schon wieder voll zur Sache geht.
Boxers ehemaliger Partner Jacobi nimmt mit ihr die Verfolgung eines schwarzen Mercedes auf, der zuvor mehrmals an einem Tatort gesehen wurde, wo ein junger Mann ermordet worden ist. Der Mercedes wird unsanft gestoppt, im Auto stellen die beiden Polizisten zwei Teenager, denen sie zunächst erste Hilfe leisten wollen. Doch die Situation gerät außer Kontrolle. Die beiden Kinder ziehen Waffen und strecken die beiden Detectives nieder, Boxer erwidert das Feuer, tötet das Mädchen und verletzt den Jungen so schwer, dass er fortan ab dem Hals abwärts gelähmt bleibt. Boxer muss sich daraufhin vor Gericht verantworten und wird vom Dienst suspendiert. Ihren Zwangsurlaub verbringt sie in Half Moon Bay im Haus ihrer Schwester, wo sie aber nicht zur Ruhe kommt. Hier wurden nämlich zwei Doppelmorde verübt, die kurioserweise an Boxers ersten, noch immer ungelösten Fall von vor zehn Jahren erinnern. Zusammen mit ihren Freundinnen nimmt Boxer die Ermittlungen auf … Gewohnt kurzweilig und ebenso spannend!

James Patterson – (Women's Murder Club) „Die 5. Plage“

(Limes, 384 S., HC)
Als sich Lieutenant Lindsay Boxer mit ihrer Freundin, der Strafverteidigerin Yuki Castellano mit deren Mutter Keiko auf dem Weg zum Lunch im Armani Café macht, bricht Yukis Mutter plötzlich zusammen und muss in die Notaufnahme des San Francisco Municipal Hospitals eingeliefert werden. Dr. Dennis Garza, Leiter der Notaufnahme, diagnostiziert einen Mini-Schlaganfall und will die 55-jährige Frau zur Beobachtung im Krankenhaus lassen. Wenig später wird Lindsay zu einem Leichenfund im Parkhaus gerufen, wo ein hübsches, junges Mädchen offensichtlich von zwei Tätern grausam erstickt und auffällig mit neuer Kleidung auf dem Vordersitz eines Autos drapiert worden ist.
Als sich Lindsay mit den Freundinnen/Kolleginnen ihres „Women’s Murder Club“, zu der neben ihr und Yuki auch die Gerichtsreporterin Cindy und die Pathologin Claire gehören, auf ein paar Margaritas treffen, erzählt Cindy von einem anstehenden Kunstfehlerprozess, den die Staranwältin Maureen O’Hara vor Gericht bringt. Offensichtlich sind ausgerechnet im Municipal Hospital Patienten wegen falscher Medikamente gestorben. Und nun stirbt auch Yukis Mutter – mit Knöpfen auf den Augen, auf denen der Äskulapstab eingeprägt ist, das Standeszeichen der Ärzte. Wie Lindsay während ihrer Ermittlungen erfährt, war Keiko nicht die erste Leiche, die im Krankenhaus mit diesem „Schmuck“ aufgefunden wurde. Doch Lindsay muss sich auch um den Fall der Killer kümmern, die offensichtlich Spaß an ihren Taten zu entwickeln scheinen, denn während des Kunstfehlerprozesses wird ein weiteres totes Mädchen gefunden …
James Patterson schlägt auch mit dem fünften Roman seiner erfolgreichen „Women’s Murder Club“-Reihe von Beginn an ein hohes Tempo an und lässt dem Leser keine Atempause, wenn seine engagierten Frauen diesmal an zwei Fronten kämpfen. Bei so viel Action bleibt diesmal zwar etwas die Charakterisierung der sympathischen Frauen auf der Strecke, aber packende Unterhaltung bietet „Die 5. Plage“ allemal.

James Patterson – (Women's Murder Club) „Die 6. Geisel“

(Limes, 381 S., HC)
An ihrem freien Samstagmorgen wird Lieutenant Lindsay Boxer erst zu einem Mord in einem Zweifamilienhaus gerufen, von dort aus zu einem Amoklauf auf einer Fähre, bei dem es drei Tote und einige Verletzte gegeben hat. Als Lindsay zur Fähre kommt, entdeckt sie ihre beste Freundin, die Pathologin Claire Washburn unter den Verletzten. Deren Sohn Willie, der auf der Fähre arbeitet, hat offensichtlich den Amokläufer verfolgt. Weil ein Passagier ein Foto von dem Täter schießen konnte, ist dieser bald identifiziert: Alfred Brinkley war nicht nur in psychiatrischer Behandlung, sondern war auch in der Army.
Überraschenderweise taucht Brinkley vor Boxers Wohnung auf, um sich zu stellen. Dann werden die fünfjährige Madison Tyler und ihr italienisches Kindermädchen entführt; eine Zeugin hat beobachtet, wie nach der Entführung ein Knall ertönte und Blut gegen die Heckscheibe des Vans der Entführer spritzte. Zwar taucht die Leiche des Kindermädchens auf, allerdings gibt es keine Spur von Madison, noch eine Lösegeldforderung. Währenddessen hat Brinkley wegen des Amoklaufs auf der Fähre die Todesstrafe zu erwarten. Einen Ausweg sieht er darin, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren …
Mit dem „Women’s Murder Club“ hat James Patterson eine faszinierende Gruppe weiblicher Ermittlerinnen geschaffen, die sich nun zum sechsten Mal mit außergewöhnlichen Morden zu befassen haben.
„Die 6. Geisel“ verbindet wieder zwei brutale und schwierige Fälle, die für die Ermittler und die Leserschaft einige interessante Wendungen bereithalten. Der Plot ist dabei wie immer kurz und knackig geraten, so dass man gar nicht genug von dieser Reihe bekommen kann.

James Patterson – (Women's Murder Club) „Die 7 Sünden“

(Limes, 380 S., HC)
Die vier „Women’s Murder Club“-Mitglieder Cindy, Lindsay, Claire und Yuki verbringen den Samstag in der Nähe des Point Reyes National Seashore, als Lindsay von ihrem Kollegen Jacobi die Nachricht erhält, die mit dem vor drei Monaten verschwundene Ex-Gouverneurs-Sohn Michael Campion zusammenhängt. Ein anonymer Anrufer hat zu Protokoll gegeben, dass er den 19-Jährigen in der Nacht seines Verschwindens zu einer Prostituierten gehen sah.
Bei der Vernehmung gibt die Frau namens Junie Moon zu, Michael getroffen zu haben und dass der bekanntermaßen herzkranke Junge beim Sex verstorben sei, woraufhin ihr Freund Ricky die Leiche entsorgt habe. Doch dieser meint, von nichts zu wissen. Obwohl noch keine Leiche aufgefunden wurde, soll Junie vor Gericht gestellt werden. Doch Lindsay und ihr Partner Conklin haben noch mehr zu tun: Ein Feuerteufel wütet in der Stadt und lässt Hausbesitzer qualvoll in ihren Heimen verbrennen. Dann steht auch Lindsays Haus in Flammen … Auch wenn sich das Konzept wiederholt und der „Women’s Murder Club“ wieder einmal mit zwei verschiedenen Delikten zu tun hat, bekommt man von den sympathischen wie couragierten Frauen und ihren Ermittlungen nie genug. „Die 7 Sünden“ hält wieder ein paar raffinierte Wendungen und gewohnt viel Spannung parat, dass ein kurzweiliges Lesevergnügen garantiert ist.