Stephen King – (Der Dunkle Turm: 1) „Schwarz“

Mittwoch, 23. Januar 2019

(Heyne, 237 S., Pb.)
In einer postapokalyptischen Welt, die der unseren nicht ganz unähnlich ist, macht sich Roland von Gilead, seines Zeichens der letzte Revolvermann, in einer unwirtlichen Wüste, die nicht einmal Teufelsgras wachsen lässt, auf die Suche nach dem Mann in Schwarz. Seit über zwei Monaten ist er ihm auf der Spur und hat in den „endlos, schreiend monotonen fegefeuerähnlichen Einöden“ nicht mal die Spur eines Lagerfeuers des Gesuchten gefunden. Doch den Mann in Schwarz zu finden ist nur die erste Etappe seiner Reise sein, die ihn letztlich zum Dunklen Turm führen soll.
Als er nach ein paar Tagen auf eine Hütte und den darin wohnenden Grenzbewohner Brown trifft, erzählt er ihm von seinen Erlebnissen in der Geisterstadt Tull, wo er sich mit einem Mädchen namens Allie vergnügt, bis er auf eine dämonische Priesterin stößt, die vom Mann in Schwarz verzaubert wurde und den Revolvermann dazu bringt, die Bewohner der ganzen Stadt niederzuschießen. Schließlich stößt er in einem Rasthaus an einer längst vergessenen Kutschenstraßen auf den Jungen Jake, der in unserer Welt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, und nun in Mittwelt noch einmal stirbt, weil ihn Roland auf seinem Weg zum Dunklen Turm opfern muss.
„So endet es, dachte er. Immer wieder endet es so. Es gibt Suchen und Straßen, die unablässig weiter führen, und alle enden am selben Ort … auf dem Schlachtfeld.
Abgesehen vielleicht von der Straße zum Turm.“ (S. 118) 
Als Roland den Mann in Schwarz endlich in einem Golgatha, einer Stätte der Schädel, eingeholt hat, kommt es nicht zum erwarteten Showdown zwischen dem geheimnisvollen Zauberer und dem letzten Revolvermann. Stattdessen sitzen sie am Lagerfeuer bei einer Zigarette zu einem Palaver beisammen, denn Roland braucht Antworten, die ihm nur der Mann in Schwarz geben kann, der sich schließlich als alter Bekannter aus der Heimat des Revolvermanns herausstellt …
Inspiriert von Robert Brownings erzählenden Gedicht „Childe Roland to the Dark Tower Came“ hat Stephen King im März 1970 angefangen, sein letztlich acht Bände umfassendes, in über dreißig Jahren entstandenes Epos um den Dunklen Turm als Fortsetzungsroman zu schreiben. Die in „Schwarz“ versammelten Geschichten sind zwischen 1978 und 1981 zunächst in „The Magazine of Fantasy & Science Fiction“ veröffentlicht worden und 1982 erstmals vereint in Buchform erschienen. Eine klar definierte Erzählstruktur hat Stephen King in „Schwarz“ noch nicht gefunden. Immer wieder wird die Reise des Revolvermanns von Geschichten unterbrochen, die den Leser zurück in wegweisende Episoden aus Rolands Leben führt, unter denen die Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Cuthbert eine zentrale Bedeutung erfährt. Hier wird der Grundstein für eine epische Erzählung gelegt, die in einer unbestimmten Zeit spielt, mit Themen wie Verrat und Erlösung, Mut und Verzweiflung, Liebe und Zerstörung, Traum und Erinnerung, Leben und Tod spielt und dabei verschiedene Genres wie Horror, Western, Fantasy und Science Fiction streift.
Wenn am Ende dieses ersten, für Stephen King ungewöhnlich schmalen Romans der Mann in Schwarz dem Revolvermann die Tarotkarten legt, ist damit bereits der weitere Weg von Roland vorgegeben. King hat mit der Arbeit an seinem Lebenswerk bereits 1970 begonnen, als er sich von Brownings Gedicht, aber auch von Spaghetti-Western, der Artussage und Fantasy-Werken wie Tolkiens „Der Herr der Ringe“ inspirieren ließ. „Schwarz“ wirft dabei mehr Fragen nach Rolands Suche und dem Dunklen Turm auf, als sie zu beantworten, aber dafür nahm sich King schließlich noch weitere Jahre und Romane Zeit …
Leseprobe Stephen King - "Schwarz"

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