John Grisham - „Das Gesetz“

Samstag, 18. September 2010

(Heyne, 383 S., HC)
Der Titel des neuen Buchs von John Grisham fügt sich zwar nahtlos in die Folge seiner Justiz-Thriller („Der Anwalt“, „Die Jury“, „Der Richter“) ein, doch tatsächlich verbirgt sich hinter „Das Gesetz“ eine Sammlung von sieben Stories, die eher zu seinen lesenswerten Südstaaten-Büchern „Die Farm“ und „Der Coach“ passen, auch wenn Anwälte mal mehr, mal weniger immer wieder eine Rolle in den Stories spielen. „Blutsbrüder“ erzählt eröffnend die Geschichte der Twens Calvin, Roger und Aggie, die sich aus Box Hill auf den Weg nach Memphis machen, wo ihr Freund Bailey nach einem Arbeitsunfall offensichtlich mit dem Leben rang und auf eine Blutspende von Verwandten wartete. Doch die Fahrt hält so viele Überraschungen bereit, dass Baileys Schicksal bald in Vergessenheit gerät …
In „Raymonds Heimkehr“ leiht sich Leon Graney in seiner Heimatstadt Clanton den Lieferwagen des Polsterers McBride aus, verfrachtet seine Mutter samt Rollstuhl und seinen jüngeren Bruder Butch in den Wagen und fährt mit ihnen nach Parchman, wo sein anderer Bruder Raymond nach dem vermutlichen Mord an Sheriff Childers auf seine Hinrichtung wartet. Dieser hofft immer noch darauf, dass seine Heerscharen von Anwälten ein Berufungsverfahren bekommen …
„Fischakten“ sind in der Kanzlei von Mack Stafford die Akten, die noch nicht abgeschlossen sind, aber desto mehr stanken, je länger sie unberührt herumlagen. Nach siebzehn Jahren hat Mack die Schnauze voll von allem. Als er einen Anruf von einer New Yorker Kanzlei erhält und das Angebot für eine Vergleichssumme von einer halben Million in einem dieser nicht weiter bearbeiteten Fälle unterbreitet bekommt, sieht er endlich die Chance, die überfällige Insolvenz zu beantragen, Kinder und Frau zu verlassen und kurzum ein neues Leben zu beginnen … Und so erzählt John Grisham in „Das Gesetz“ auf leichtfüßige wie kurzweilige Weise meist höchst vergnügliche („Das Casino“, „Alte Freunde“), aber auch nachdenkliche Episoden („Michael“, „Ein Ort zum Sterben“) von den Menschen im Süden, ihren manchmal skurrilen Eigenheiten und festen Grundsätzen. Grishams Meisterschaft des Erzählens wird jeweils schnell deutlich, wenn sich der Leser unmittelbar im Geschehen zu befinden glaubt und sich mit den Figuren anfreundet, mit ihnen schmunzelt und leidet. Schade nur, dass die sieben Stories so schnell ausgelesen sind …

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