Steve Vance - „Das Mr.-Hyde-Erbe“

Samstag, 30. Mai 2009

(Festa, 443 S., Pb.)
In “Der Mr.-Hyde-Effekt” waren der Horrorautor Blake Corbett, der Reporter Douglas Morgan, die College-Studentin Meg und der Aushilfsarbeiter Nick der mörderischen Werwolfsbestie Gerald Cummings auf der Spur, der unter strenger Bewachung schließlich zum Tode verurteilt werden sollte. Doch bei der Hinrichtung kam es zu einem schrecklichen Zwischenfall und Nick wurde von Cummings gebissen und selbst inhaftiert.
Nun planen seine drei Freunde für einen gewagten Rettungsversuch und wollen der Öffentlichkeit alles über die „Formwandler“, zu denen nun auch Nick zählt, berichten – was die Regierung mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Derweil wird Blake von dem mysteriösen Tristan Grandillon zu einem geheimnisvollen Treffen am Indigo Lake in New York eingeladen, wo sich alle fünf Jahre eine außergewöhnliche Geheimorganisation trifft. Dort finden sich nach und nach nicht nur die Mitglieder des erlesenen Zirkels ein, sondern viele Neulinge, die dafür sorgen sollen, dass die rasant schwindenden Mitgliederzahlen keinen dramatischen Tiefpunkt erreichen. Als Blake mit seinen Freunden dort einen sicheren Zufluchtsort zu finden glaubt, beginnt allerdings erst der wahre Albtraum … Packende Fortsetzung des Werwolf-Thrillers „Der Mr.-Hyde-Effekt“, die bereits 1991 von Steve Vance geschrieben wurde, aber nun erstmals in deutscher Übersetzung erscheint.

F. Paul Wilson - „Die Gruft“

Freitag, 29. Mai 2009

(Festa, 462 S., Tb.)
Handyman Jack war in der Nacht gerade über dem ersten Teil seiner persönlichen James-Whale-Retrospektive mit „Frankenstein“ eingeschlafen, als er am nächsten Morgen mit vollkommen verspanntem Rücken auf dem Sofa aufwacht und das Telefon klingelt. Zwei Monate nachdem sie ihn verlassen hatte, rief Gia an! Doch die Freude währt nur kurz: Jack soll nämlich die alte Dame Grace Westphalen ausfindig machen, die seit kurzem spurlos verschwunden ist. Bevor er sich auf den Weg zu Gia macht, nimmt er jedoch einen noch dringenderen Auftrag an: Die Großmutter von Mr Bahkti wurde nämlich auf der Straße brutal überfallen und überlebt die Nacht im Krankenhaus wahrscheinlich nicht.
Für zehntausend Dollar soll Handyman Jack die gestohlene Eisenkette zurückbringen, die der armen Frau gestohlen wurde und von der jeder in der Bahkti-Familie ein Exemplar besitzt. Handyman Jack, der außerhalb der Gesellschaft nach eigenen Regeln lebt, schafft das Unmögliche und rettet der sterbenden Frau das Leben. Doch was hat es mit dieser Kette auf sich, die magische Fähigkeiten zu besitzen scheint? Und hat das Verschwinden von Grace auch etwas mit der Sache zu tun? Darüber hinaus gilt es die Liebe von Gia zurückzugewinnen, die Jack verlassen hatte, als sie von seinem Job erfuhr … Mit „Die Gruft“ ist endlich der erste Roman der berühmten Handyman-Jack-Reihe von F. Paul Wilson auch auf Deutsch erhältlich. Dass es sogar einen Verein (www.repairmanjack.com) zu diesem Outlaw, der Unrecht zu vergelten sucht, gibt, dessen Präsident niemand Geringeres als Stephen King ist, verwundert bei den spannenden Grusel-Detektiv-Geschichten niemand.

Paulo Coelho - „Der Dämon und Fräulein Prym“

Dienstag, 5. Mai 2009

(Diogenes, 208 S., HC)
Als Abschluss seiner Trilogie über Liebe, Tod und Macht, die mit „Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte“ begann und mit „Veronika beschließt zu sterben“ fortgesetzt wurde, hat der südamerikanische Schriftsteller Paulo Coelho mit „Der Dämon und Fräulein Prym“ eine weitere Parabel über eine der großen Antriebskräfte des menschlichen Lebens geschrieben.
Eines Tages wird das in den Pyrenäen gelegene Dorf Bescos von einem geheimnisvollen Fremden heimgesucht, der in der jungen Barbedienung Chantal eine Unterstützung bei seinem Unternehmen sucht, herauszufinden, ob die Menschen eigentlich gut oder böse sind. Mit den elf Goldbarren, die der Fremde im Beisein der jungen Frau im Wald vergräbt, wären die 281 Dorfbewohner alle ihre Sorgen los und könnten ein neues Leben beginnen. Doch sind sie auch, wie es der Handel vorsieht, bereit, dafür einen Menschen umzubringen? Coelho versteht es in seiner neuen Fabel einmal mehr hervorragend, die Tugenden und Schwächen der menschlichen Seele unter außergewöhnlichen Bedingungen auf die Probe zu stellen und den Leser zutiefst nachdenklich zu stimmen.

Paulo Coelho - „Elf Minuten“

(Diogenes, 288 S., HC)
Die junge brasilianische Stoffverkäuferin Maria, deren Herz nach den ersten unglücklichen Verliebtheiten seit ihrem elften Lebensjahr gebrochen ist, träumt von einem anderen Leben, von Erfolg und Wohlstand und einem Mann, mit dem sie zusammen mit ihren beiden Kindern in einem Haus am Meer wohnt. Als sie das Angebot bekommt, in Genf in einem Nachtclub zu arbeiten, ergreift sie die Gelegenheit und sieht ihre Träume schon bald in Erfüllung gehen. Tatsächlich übt Maria den Job im „Copacabana“ ohne jede Scham bald sehr schnell professionell aus und erntet den Neid ihrer Kolleginnen, empfindet aber selbst nicht die geringste Lust dabei. Als sie vor einem Café von dem bekannten Maler Ralf Hart angesprochen wird, der in ihr ein „Licht“ sieht und sie unbedingt portraitieren möchte, verliert sie schließlich doch ihr Herz – ausgerechnet an einen Mann, der überhaupt kein Interesse am Sex zu haben scheint.
Und dann ist da noch ein englischer Plattenboss, der Maria in die Geheimnisse von Lust und Schmerz einführt. Irritiert davon, wie sie dabei das erste Mal wirklich von einem Mann befriedigt wird, lernt sie dabei die profunden Geheimnisse der Alchemie der Liebe. Einmal mehr versteht es der brasilianische Bestsellerautor, eine märchenhafte Geschichte voller Gleichnisse und elementarer Lebensweisheiten zu erzählen, um nicht nur das Herz des Lesers zu berühren, sondern ihm auch einen wirkungsvollen Spiegel seiner eigenen Ängste und Sehnsüchte vorzuhalten.

Paulo Coelho - „Der Zahir“

(Diogenes, 342 S., HC)
Was die Romane und Geschichten des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho stets ausgezeichnet und berühmt gemacht hat, ist Coelhos Fähigkeit, die spirituellen Erlebnisse seines eigenen Lebens auf gleichnishafte und doch konkrete Weise so zu beschreiben, dass der Leser stets sein eigenes Leben, sein Verhältnis zu Glück und Liebe und Zufriedenheit und Sex und Geld und Macht in Frage stellt. Coelho wirkt wie der letzte Überlebende einer nahezu ausgestorbenen Tradition von Übermittlung wesentlicher Erkenntnisse, so wie es die Druiden und Schamanen früher in ihren Erzählungen und Ritualen von Generation zu Generation weitergegeben haben.
Mit „Der Zahir“ setzt der Bestseller-Autor diese schöne Tradition eindrucksvoll fort. Basierend auf der islamischen Vorstellung, dass ein Zahir etwas ist, das – sind wir ihm erst einmal begegnet – unsere Gedanken vollkommen ausfüllt und nicht mehr loslässt. Die dreißigjährige Kriegsreporterin Esther verlässt den Ich-Erzähler, einen erfolgreichen Schriftsteller, der sich fragt, wie es soweit kommen konnte. Auf der Suche nach ihr begegnet er Mikhail, der Esther in Kasachstan kennen und lieben lernte und den verzweifelten Schriftsteller in ein armenisches Restaurant führt, in dem die Leute ihre eigenen Geschichten von Liebe und Nicht-Liebe erzählen. Sie folgen damit der Tradition der Akyn, die als Nomaden in Kasachstan ihre erinnerten Geschichten weitergeben, Geschichten von Menschen, die die Welt durchwandern, die Steppe betrachten und sich von der Energie der Liebe berühren lassen. Diesen Weg geht auch der Schriftsteller und lernt auf seiner Reise seine Vergangenheit zu verstehen und den Punkt zu entdecken, an dem er Esther verloren hat. „Der Zahir“ ist wieder ein meisterhafter Roman über eine ganz besondere Pilgerreise, die die Macht besitzt, auch den Leser zu verändern.

John Irving - „Die vierte Hand“

Montag, 4. Mai 2009

(Diogenes, 439 S., HC)
In seinen bisherigen neun Romanen hat sich der amerikanische Schriftsteller John Irving als Meister skurriler Geschichten erwiesen, man denke nur an verfilmte Welterfolge wie „Garp und wie er die Welt sah“, „Das Hotel New Hampshire“ oder zuletzt „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. In „Die vierte Hand“ erzählt Irving die bemerkenswerte Geschichte des amerikanischen Fernsehjournalisten Patrick Wallingford, der bislang stets eine bemerkenswerte Wirkung auf Frauen hatte.
Sein Leben ändert sich schlagartig, als ihm während einer Indienreportage im Zoo die linke Hand von einem Löwen abgebissen wird. Wallingford muss aber nicht lange auf Ersatz warten. Ein ebenso ehrgeiziger wie verschrobener Handchirurg und eine junge Frau, die von ihrem Mann keine Kinder bekommen kann, aber gern welche hätte, sorgen gemeinsam für eine neue linke Hand. Der eben noch kerngesunde, aber zeugungsunfähige Spender stirbt unversehens, so dass einer erfolgreichen Transplantation nichts mehr im Wege steht. Einzige Bedingung: die junge Frau verlangt ein Besuchsrecht für die Hand. Wallingford merkt aber recht schnell, dass mit diesem Recht noch etwas verbunden ist. Ehe er sich versieht, fällt die Frau in der Praxis über ihn her und bekommt, was sie will – ein Kind. Und auf einmal entwickelt der Frauenschwarm Wallingford, der beruflich von seinen Kolleginnen langsam ausgebootet wird, familiäre Gefühle. Irving hat mit diesem Buch eine treffende Mediensatire wie ungewöhnliche Liebesgeschichte geschrieben, die einfach Spaß macht.

Carlos Ruiz Zafón - „Der Schatten des Windes“

Donnerstag, 30. April 2009

(Insel, 544 S., HC)
Barcelona, 1945. Der zehnjährige Daniel wird eines Abends von seinem Vater, dem Inhaber eines Antiquariats, zum geheimen „Friedhof der Vergessenen Bücher“ geführt, wo er sich ein Buch aussuchen darf, für das er sein Leben lang verantwortlich zu sein hat. Seine Wahl fällt auf das eher unscheinbare Buch „Der Schatten des Windes“ eines gewissen Julián Carax. Er liest die verschachtelte Geschichte eines Mannes auf der rastlosen Suche nach seinem richtigen Vater binnen einer Nacht und will mehr über den Autor und sein Schicksal erfahren. Sein Vater kann ihm allerdings nicht weiterhelfen.
So macht sich Daniel auf eine ähnliche Odyssee wie der ihn faszinierende Autor und stößt bald auf einen üblen Zeitgenossen, der Daniels Buch um jeden Preis erstehen möchte, nur um es zu verbrennen. Wie sich herausstellt, nennt sich der durch ein Feuer missgebildete Mann Lain Coubert – wie der leibhaftige Teufel in Carax’ Roman. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle noch erhältlichen Bücher von Carax aufzukaufen und zu vernichten. Daniel stößt auf immer geheimnisvollere Entdeckungen, auf Frauen wie die blinde Clara und Bea, die Schwester seines besten Freundes Tomas, in die er sich verliebt, die ihn aber ebenso täuschen wie viele andere, die Daniel auf der Suche nach Informationen über den ermordeten Autor befragt. Je mehr er sich mit Carax und der Geschichte von „Die Schatten des Windes“ auseinandersetzt, um so mehr erkennt er die Parallelen zu seinem eigenen Leben und droht in einen Strudel grässlicher Ereignisse zu geraten.
Kein Wunder, dass das fantasievolle Buch in Spanien 2002 zum besten Roman gekürt wurde. Zafón kreiert sympathische wie geheimnisvolle Figuren, deren Schicksal auf ebenso mystische Weise verbunden zu sein scheint, und lässt die Magie der Literatur poetisch und farbenfroh erstrahlen.

James Wilson - „Der Schatten des Malers“

(Insel, 507 S.,)
Joseph Mallord William Turner (1775-1851) gilt als berühmtester Maler England, stand aber stets in dem Ruf, sowohl „genialisch“ als auch „verrückt“ zu sein. Der in Oxford Geschichte studierte britische Autor James Wilson geht dem geheimnisvollen Leben William Turners in Form eines historischen Romans auf den Grund, verwebt die mühsam aus etlichen Biografien, Museen und vor Ort recherchierten Fakten in eine spannend zu lesende Geschichte, in der der begabte, aber wenig erfolgreiche Maler Walter Hartright von Lady Eastlake, der Gattin des National-Gallery-Direktors Charles Eastlake, einige Jahre nach dem Tod Turners gebeten wird, eine Biografie Turners zu schreiben, da der Journalist Walter Thornbury seinerseits an einer Biografie schreibt, die kein gutes Haar an dem großen Künstler lässt.

Zusammen mit seiner Schwägerin Marian Halcombe macht sich Hartwright auf die Suche nach Zeitgenossen und muss schnell feststellen, dass er ganz unterschiedliche Beschreibungen von Turners Wesen in Einklang miteinander bringen muss. Während manche ihn als großzügigen, warmherzigen Edelmann bezeichnen, verachten andere ihn als Geizhals und als Mann mit außergewöhnlichen sexuellen Vorlieben. Je mehr Hartwright in das Leben Turners eintaucht, umso deutlicher werden die Veränderungen in ihm selbst. Sein Wunsch, Turners Genie zu verstehen, führt fast zur zerstörerischen Selbstaufgabe... James Wilson hat mit dem in Brief- und Tagebuchform geschriebenen Roman ein authentisch wirkendes Portrait eines faszinierenden Künstlers geschaffen und zugleich ein stimmungsvolles historisches Abbild der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts.

Mark Lindquist - „Carnival Desires“

Mittwoch, 29. April 2009

(German Publishing, 379 S., Pb.)
Etwas nachdenklich versammeln sich ein paar Freunde aus der Film- und Partyszene Hollywoods zu einer Silvester-Party, nachdem sich mit Tim ein Freund von ihnen scheinbar ohne besonderen Grund am Heiligabend eine Kugel in den Kopf geschossen hatte. Sie alle wollen mit besonderen Vorsätzen fürs nächste Jahr einem ähnlichen Schicksal entgehen oder vielleicht nur etwas mehr Sinn in ihrem Leben finden. Da ist der halbwegs erfolgreiche Drehbuchautor Bick, der mit nicht mal dreißig Jahren schon in den Ruhestand gehen will. Libby, die vor kurzem noch Sex mit Bick hatte, sehnt sich nach ihrer ersten richtigen Sprechrolle.
Joy, die fast so etwas wie eine Beziehung mit dem nun mausetoten Tim am Laufen hatte, hat nicht mal einen Vorsatz, will sich aber bemühen, im folgenden Jahr einen zu finden. Das Schauspielerpärchen Willie und Merri möchte endlich erwachsen werden, wobei Willie schon Probleme hat, die Finger von Alkohol und Drogen zu lassen. Und der erfolgreiche Jungregisseur Oscar ist auf der Suche nach einer Freundin, die finanziell unabhängige Mona nur einen Job … Mit seinem zweiten, 1990 veröffentlichten Roman nach „Sad Movies“ etablierte sich Mark Lindquist neben Breat Easton Ellis („American Psycho“) als Aushängeschild der postmodernen amerikanischen Literatur und hat etliche Drehbücher für Hollywood verfasst. Deshalb wirkt auch „Carnival Desires“ ungemein authentisch, beschreibt die einfachen Sehnsüchte der aufstrebenden, aber auch schon gescheiterten Twentysomethings mit viel Gefühl und Humor.

Uwe Schütte - „Basis-Diskothek Rock und Pop“

Montag, 27. April 2009

(Reclam, 231 S., Pb.)
In gewisser Hinsicht sind bestimmte Aspekte der Postmoderne, nämlich das weitgehend zufällige oder zumindest zufällig erscheinende stilistische Potpourri, in der heutigen Musikszene so ausgeprägt wie noch nie. In einer Zeit, in der Popmusik weit davon entfernt ist, eine Gegen- oder Protestkultur zum allgemeinen Kanon darzustellen, und nur noch als Spiegelbild einer vielfarbigen, vielschichtigen Gesellschaft fungiert, sind die Grenzen zwischen einzelnen Musikstilen wie Pop, Rock, Techno, Electro, Gothic, Dark Wave, Industrial, TripHop etc. kaum noch zu definieren.
Gerade deshalb erscheint es umso wichtiger, sich als interessierter Hörer auch mal auf die Schlüsselwerke der einst fest umrissenen Genres einzulassen - ein Unterfangen, zu dem Uwe Schütte in seiner 100 Alben umfassenden „Basis-Diskothek Rock und Pop“ erstaunlich geschickt und kenntnisreich den Leser zu animieren versucht. Natürlich erhebt der Autor keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber er bemüht sich, die wichtigsten Platten aus den Bereichen Rock’n’Roll, Folk, Country, Lo-Fi, Indie, Punk, New Wave, Grunge, Brit Pop, Heavy Metal, Psychedelia, Prog Rock, Glam Rock, Goth Rock, Soul, HipHop und TripHop vorzustellen. Klar, dass man immer mal wieder persönliche Lieblinge vermissen wird, aber der Gothic-Hörer wird sich zum Beispiel freuen, dass er hier Alben wie „Seventeen Seconds“ von The Cure, „The Sky’s Gone Out“ von Bauhaus, „Second Annual Report“ von Throbbing Gristle, „Closer“ von Joy Division oder „Halber Mensch“ von den Einstürzenden Neubauten finden wird. Aber auch ein Blick über den Tellerrand hinaus zu Meisterwerken von Massive Attack, Brian Eno, Echo & The Bunnymen, The Verve, Protishead, David Bowie, David Sylvian und viele andere lohnt sich, denn jedes Album wird sehr ausführlich besprochen. Äußerst lesenswert ist auch das abschließende Essay „Was ist und zu welchem Ende hören wir Popmusik?“ über die Bedeutung(sverlagerung in) der Popmusik sowie das lehrreiche Glossar mit musikalischer Stilkunde.

Roland Seim/Josef Spiegel (Hrsg.) - „Nur für Erwachsene – Rock- und Popmusik: zensiert, diskutiert, unterschlagen“

(Telos, 248 S., Pb.)
Die Geschichte der Zensur in der Rock- und Popmusik ist so alt wie die Geschichte der Rock- und Popmusik selbst. Schließlich entstand der Rock’n’Roll in den Fünfzigern mit dem Beginn der Jugendbewegungen, denen die Ablehnung des gesellschaftlichen Status quo, die Provokation und Rebellion in jeder Hinsicht von Anfang an auf den Fahnen geschrieben stand.
Klar, dass die elterlichen Hüter über Gesetz und Moral von Beginn an mit allen Mitteln nicht nur Frisuren, Tanzstile und Kleidung der jugendlichen Rebellen zu diskreditieren versuchten, sondern auch die Musik und ihre Darstellungsformen. Darum geht es in dem zur gleichnamigen Ausstellung veröffentlichten Buch/Katalog „Nur für Erwachsene – Rock und Popmusik: zensiert, diskutiert, unterschlagen“. Die darin verbreitete These, dass in der Zeit von 1955 bis heute ein kontinuierlicher Wertewandel stattgefunden hat, der sich gerade in der Rock- und Popmusik nachweisen lässt, wenn auch nicht in der linearen Form, wie die zunehmende Liberalisierung verlaufen ist, wird mit Essays, einem großen Bildteil und einem ausführlichen Glossar zu dokumentieren versucht. Die einführenden Aufsätze auf den ersten fünfzig Seiten machen am Beispiel von Elvis Presley den Beginn der Zensurbemühungen der Obrigkeit deutlich und setzen sich mit exemplarischen Beispielen aus dem Heavy Metal, aus der Rockmusik mit faschistischen Symbolen und Gedanken, Tanzverboten in Amerika in Bezug auf die Technoszene und explizit den deutschen Befindlichkeiten auseinander, ehe der Abbildungsteil – oftmals in der Gegenüberstellung vom Originalentwurf und zensiertem Cover – auf zensorische Maßnahmen hinsichtlich Sex, Frauenfeindlichkeit, Verletzung von Moral, Sitte und Anstand, Gewaltdarstellung und –verherrlichung sowie Political Incorrectness konkretes Anschauungsmaterial liefert. Dabei wird tatsächlich deutlich, wie eng die Zensurmotivationen vom jeweiligen Zeitgeist, Tagesgeschehen und der Sensibilisierung der Öffentlichkeit abhängt. Der lexikalische Teil informiert abschließend über die „Verfehlungen“ verschiedener Acts wie u.a. auch The Cure, natürlich Marilyn Manson und Rammstein und die „üblichen Verdächtigen“ wie Rolling Stones, George Michael, Madonna, Kiss und Nina Hagen.

Mark Lindquist - „Sad Movies“

Sonntag, 26. April 2009

(German Publishing, 198 S., Pb.)
Neben Bret Easton Ellis zählte der in Seattle geborene Mark Lindquist in den 80ern und 90ern zu den interessantesten Newcomern in der amerikanischen Literaturszene. Auch sein 1987 veröffentlichter Roman „Sad Movies“ rechnet wunderbar mit dem hedonistischen Yuppie-Kult ab, schwelgt dabei vor allem in den Alkohol-, Drogen- und Sex-Exzessen der Zeit.
Zeke könnte es eigentlich richtig gut gehen. Er arbeitet in der Werbeabteilung der Filmgesellschaft Big Gun, die aber nur billig produzierten Schrott auf den Markt bringt, zu dem Zeke irgendwie keine richtigen Slogans mehr einfallen wollen. Mit Becky hat er eine wunderhübsche Schauspielerin als Freundin, dennoch schläft er sich durch alle Betten, die sich ihm anbieten. Becky will daraufhin ausziehen, doch die beiden kommen nicht wirklich voneinander los. Richtig chaotisch wird es aber, als Zekes alter Schulfreund Y.J. auftaucht, dessen Hund Blackie entführt wird und mit allen Mitteln zurückerobert werden will. Y.J. hat sogar Verständnis für Zekes Selbstmordabsichten und bietet ihm an, es ihm gleichzutun, wenn Zeke sein Vorhaben tatsächlich durchzieht… „Sad Movies“ ist ein turbulentes, abgedrehtes und witziges Stück über die Schwierigkeit, in den für alles offenen 80ern seinen Weg ins Erwachsenendasein zu finden.

Annie Proulx - „Mitten in Amerika“

Samstag, 25. April 2009

(Luchterhand, 512 S., HC)
Die 68jährige Amerikanerin Annie Proulx hat erst Ende der 80er Jahre begonnen, ihre Werke zu veröffentlichen, schuf aber mit dem von Lasse Halmström ebenfalls erfolgreich verfilmten „Schiffsmeldungen“ gleich eine literarische Sensation und wurde mittlerweile mit allen wichtigen amerikanischen Literaturpreisen ausgezeichnet. In ihrem neuen Roman erzählt sie auf gewohnt unterhaltsame, episodenhafte und komische Art und Weise die Geschichte des jungen Amerikaners Bob Dollar, der selbst fünf Jahre nach seinem Hochschul-Diplom noch nicht so recht die Richtung zu bestimmen vermag, das sein Leben nehmen soll.
Nach Gelegenheitsjobs in der Lebensmittelbranche und als Lagerist in einer Glühbirnenfabrik verdingt er sich schließlich bei Global Pork Rind. Als Scout soll er im ehemaligen „Wilden Westen“, in den Panhandles, dem weitläufigen Gebiet, das Texas und Oklahoma miteinander vereint, nach geeigneten Grundstücken für neue Schweinemastbetriebe Ausschau halten, dabei aber sehr diskret vorgehen und sich zunächst einmal das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen, ohne die wahre Absicht seines Aufenthalts zu enthüllen. Er findet in dem kleinen texanischen Ort Wooleybucket Unterschlupf in einer Arbeiterbaracke und bekommt schnell nicht nur von der Farmbesitzerin LaVon einige interessante Geschichten über Land und Leute zu hören. Nach drei Monaten Aufenthalt ist aber noch lange kein Geschäftsabschluss in Sicht, was Bobs Chef Ribeye Cluke zunehmend verärgert. Dafür erfährt Bob in den Geschichten von Tornados, Hahnenkämpfen, Windrädern, Zaunbauern und Affären, dass der Niedergang der Prärie maßgeblich mit den Schweinefarmen zusammenhängt, für die er eigentlich neues Land gewinnen soll. Annie Proulx erzählt von einer fast märchenhaften Welt, die wir so kaum mit dem heutigen Amerika verbinden würden, und das tut sie auf geistreiche, detailgetreue und fast liebevolle Weise.

Joachim Lottmann - „Die Jugend von heute“

(Kiepenheuer & Witsch, 319 S., Pb)
Mit seinem letzten Roman „Mai, Juni, Juli“ hat der 48-jährige Publizist Joachim Lottmann (u.a. Jungle World, die tageszeitung, de:bug, Neues Deutschland) einen Roman über die ausgehenden 80er veröffentlicht, nun begibt er sich als Ich-erzählender Onkel Jolo ins beginnende 21. Jahrhundert und will noch mal ganz jugendlich sein, genießt das nur offensichtlich sehr lockere Beisammensein mit seinem Neffen Elias, dem er unbedingt die erste Freundin besorgen möchte, dessen Freund Lukas und vor allem mit all den unglaublich hübschen, jungen Frauen, zwischen denen man sich irgendwie gar nicht entscheiden kann und die deshalb von den unbeschwerten Jugendlichen entsprechend wahllos ausgetauscht werden.
Zunächst will Jolo erst einmal weg aus Berlin, der Stadt der Jugend, in der er aber seit dreieinhalb Jahren keine Geliebte gehabt hat, in der er 16 Stunden am Tag schlafen musste, um „dieses Leben ohne Liebe“ überhaupt auszuhalten. Elias kommt extra aus Köln, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Dabei behilflich soll ihm die neue Superdroge Samsunit sein, die angeblich ohne Nebenwirkungen antidepressiv, angstlösend, euphorisierend und sexuell stimulierend wirkt. Jolo hält sich von Samsunit fern, doch später wird der Leser Zeuge, welchen Sexhöllentrip die Kombination aus Viagra und Lexatonil verursacht. Letztlich zieht es ihn doch von Berlin weg, mal nach Köln, mal nach München und auch nach Wien, doch so richtig glücklich will er nirgends werden. Stattdessen wundert er sich über die irgendwie ziellose, krampfhaft Spaß haben wollende, unentschlossene Jugend. Das liest sich recht amüsant und bringt stellenweise „die Jugend von heute“ ganz treffend auf den Punkt, verpufft aber ebenso schnell wie das Leben der beschriebenen Jugendlichen.

Ha. A. Mehler - „Pokerspiel“

(Silberschnur, 309 S., HC)
Der Plot erinnert zunächst etwas an die intelligente „Final Destination“-Filmreihe der beiden „Akte X“-Autoren Glen Morgan und James Wong: Gevatter Tod streckt seine grabeskalten Fühler aus, einen Schriftsteller aus dem Reich der Lebenden zu entführen und zu sich zu holen, doch im Gegensatz zu dem gestaltlosen Tod aus „Final Destination“ nimmt der Schnitter in „Pokerspiel“ die ganz reale Form eines dürren, bösartigen und obszönen alten Mannes an, der wie ein Halloween-Spuk an die Tür des noch ahnungslosen Autors klopft.
Doch bevor der Tod zuschlagen kann, gelingt dem Schriftsteller die Flucht und kann ein um das andere Mal der kalten Hand des Todes ein Schnippchen schlagen. Überzeugt davon, dass der Tod nicht das schreckliche Gesicht haben muss, das die ängstlichen Menschen von ihm haben, lässt ihm die Natur des Todes keine Ruhe, sodass er verschiedene religiöse Geheimzirkel aufsucht, um dort letztlich nur zu erfahren, dass sich tatsächlich niemand vor dem Tod fürchten muss. Doch schließlich muss sich auch der Schriftsteller ein letztes Mal dem Tod stellen. Bei einem Pokerspiel geht es dabei um alles oder nichts … Die Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Tod wird bei Mehler in einen spannenden Kriminalroman mit spiritueller Ausrichtung gepackt und regt dabei den Leser dazu an, seine eigene Einstellung zum Tod zu überdenken.

David Gilbert - „Die Normalen“

(Eichborn, 400 S., HC)
Zwar hat der 28jährige Billy Shine seinen Abschluss in Harvard gemacht, hält sich aber nur mit Zeitarbeits-Jobs über Wasser und verkehrt mit seiner Freundin Sally nur wegen des notwendigen Austauschs von Körperflüssigkeiten. Desillusioniert sowohl in beruflichen wie Liebesdingen, labt sich Billy an seinen Krankheiten auch nur, weil er vollkommen gesund ist. Nur die hartnäckige Inkassofirma Ragnar & Sons, die seine säumigen Studienschulden eintreiben will, machen Billy echte Sorgen.
Da kommt ihm das Angebot von Hargrove Anderson Medical, an einer Studie zur Erprobung eines atypischen Psychopharmakon zur Behandlung von Schizophrenie gerade recht. Recht gelangweilt und teilnahmslos lässt Billy alle medizinischen Prozeduren über sich ergehen und lässt sich auch von den ersten Nebenwirkungen nicht erschrecken, nicht mal als ihn sein Vater Abe um Sterbehilfe für ihn selbst und seine seit Jahren an Alzheimer leidenden Frau bittet … Mit „Die Normalen“ ist dem amerikanischen Autor David Gilbert eine ganz spezielle Hommage an Ken Keseys Klassiker „Einer flog über das Kuckucksnest“ gelungen, nur dass Billy eben gar keine rebellischen Züge hat und sich stattdessen in sein Schicksal ergibt. Vor allem die skurrilen Charaktere, die überzogenen Dialoge, die sehr mikrokosmische Behandlung von Themen wie Ethik in der Medizin und die Bedeutung von Liebe machen „Die Normalen“ zu einem vorzüglichen Lesevergnügen.

David Ellis - „Die Schuldigen“

Donnerstag, 16. April 2009

(Rütten & Loening, 448 S., HC)
Eigentlich könnte es für den jungen, aufstrebenden Anwalt Jon Soliday kaum besser laufen. Als rechte Hand des demokratischen Senators Grant Tully organisiert er dessen Wahlkampf zum Gouverneur von Illinois und hat gerade entdeckt, wie der republikanische Gegenkandidat John Trotter wegen eines Formfehlers bei der Bewerbung aus dem Rennen gekickt werden kann. Doch bevor dieses As ausgespielt werden kann, gerät Soliday in einen Strudel katastrophaler Ereignisse. Erst streckt sein Partner und Freund Bennett Carey einen Einbrecher mit drei Schüssen in den Rücken nieder, dann erhält er einen Erpresserbrief mit der Forderung, 250.000 Dollar aus dem Wahlkampffonds abzuzweigen, um ein bestimmtes „Geheimnis“ nicht preiszugeben.
Als Soliday schließlich Dale Garrison, eine ebenfalls für Senator Tully arbeitende Anwalt-Legende, tot in dessen Büro auffindet und dabei vom Sicherheitsdienst entdeckt wird, sieht er sich auch noch mit einer Mordanklage konfrontiert. Während der Ermittlungen, die er selbst anstellt, wird schnell deutlich, dass Ereignisse von vor über 21 Jahren ihren Schatten in die Gegenwart werfen. Damals hatte Soliday im Drogenrausch Sex mit einem Mädchen, das tags darauf tot war. Soliday hatte keine Erinnerung an die Ereignisse in der Nacht, wurde von seinem Freund Tully und seiner Familie aber aus der Sache rausgehalten. Nun versucht jemand, die wahren Hintergründe von damals aufzudecken. Soliday ist sich bewusst, dass einige politische Karrieren auf dem Spiel stehen, wenn er selbst mit allen Mitteln seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen versucht... Spannender, mit dem Edgar Allan Poe Award ausgezeichneter Justiz-Thriller des Juristen David Ellis.

Dennis Lehane - “Shutter Island”

Sonntag, 12. April 2009

(Ullstein, 366 S., HC)
Aus dem Ashecliffe Hospital für psychisch kranke Straftäter auf Shutter Island ist im Sommer 1954 eines Nachts die Patientin Rachel Solando aus ihrer zugesperrten Zelle entflohen. Als US-Marshal Teddy Daniels sich mit seinem neuen Kollegen Chuck Aule von Boston aus auf dem Weg zur Insel in die Festungs-ähnliche Einrichtung machen, erfahren sie, dass auch Dr. Sheehan, der Leiter der Gruppentherapie, an der Rachel am Abend zuvor teilgenommen hatte, verschwunden ist, ohne eine Spur zu hinterlassen. In Rachels Zelle finden die Marshals zwar eine Notiz mit kryptisch anmutenden Zahlenspielereien, aber sonst finden die Cops keine Hinweise auf ihr Verschwinden. Bei ihren Befragungen des Direktors und des Pflegepersonals bekommen Chuck und Teddy immer mehr den Eindruck, dass ihnen bei ihren Ermittlungen Steine in den Weg gelegt haben.
Als Chuck erfährt, dass Teddy auch nach einem Andrew Laeddis sucht, der Teddys Frau Dolores vor zwei Jahren durch eine Brandstiftung umgebracht hat, vermutet er, dass Teddy ganz persönliche Gründe hatte, sich den Fall Rachel Solando anzueignen. Zwar freunden sich die beiden ungleichen Männer immer weiter miteinander an, vermag Teddy aufgrund seiner ehemaligen Nachrichtendiensttätigkeit auch allmählich Rachels Code zu entschlüsseln, dennoch scheint hinter Rachels Verschwinden mehr zu stecken, als die Anstaltsleitung einzuräumen gewillt ist. Nach dem erfolgreich von Clint Eastwood verfilmten „Mystic River“ legt Dennis Lehane mit „Shutter Island“ einen weiteren filmreifen Roman vor.

Joe Meno - „Verdammte Helden“

Samstag, 11. April 2009

(Heyne, 413 S., Pb.)
Der 17-jährige Brian Oswald hängt am liebsten mit seiner besten Freundin Gretchen herum. In ihrem Ford Escort funktioniert zwar selten die Anlage, doch wenn sie mal läuft, bekommt Metal-Head Brian kuriose Mixtapes mit Soundtracks zu seinem Leben zu hören, Tracks von den Ramones, The Clash, The Dead Milkmen und den Misfits. Obwohl Gretchen etwas pummelig ist, verliebt sich Brian in sie und träumt davon, sie zu entjungfern.
Doch Gretchen überlässt diese heikle Aufgabe dem Fascho-Schläger Tony Degan, worauf sich die Wege von Brian und Gretchen eine Weile trennen. Dafür hängt Brian oft mir Mike zusammen, der immer coole Mädchen zu sich einlädt und Brian so auch sein erstes Sex-Erlebnis besorgt. Brian rutscht immer mehr in die Punk-Szene hinein und erfährt dort, wie cool es sein kann, mit Gleichgesinnten sein Anderssein zu teilen. Als Brian von seiner Freundin Dorie wegen ihres Ex-Freundes verlassen wird, sehnt er sich aber umso mehr nach Gretchen …
Mit seinem dritten Roman ist Joe Meno der große Durchbruch in den USA gelungen. „Verdammte Helden“ schildert auf amüsante, aber auch mitfühlende Art und Weise die Probleme des Erwachsenwerdens. Eine Art „High Fidelity“ für Teenager …

Faye Kellerman - „Und der Herr sei ihnen gnädig“

(C. Bertelsmann, 448 S., HC)
Cindy Decker, eine ehrgeizige junge Polizistin beim LAPD, die gern in die Stapfen ihres geschätzten Vaters, Detective Peter Decker, treten möchte, wird bei einer Streifenfahrt von einem wild gestikulierenden Mann angehalten, der ein Wimmern in einem Müllcontainer hörte. Als Cindy in den Container steigt, rettet sie einem gerade entbundenen Mädchen das Leben und besucht es anschließend im Mid-City Pediatric Hospital, wo sie auch den attraktiven ägyptischen Juden Yaakov Kutiel kennen lernt.
Die Mutter des Mädchens ist schnell gefunden – ein behindertes Mädchen namens Sarah Sanders, das während der Vernehmung berichtet, von vier Jungen vergewaltigt worden zu sein, die auch ihren Freund David besinnungslos schlugen und in einen Müllcontainer steckten. Seitdem wird David vermisst. Wenig später wird Cindy auch noch Zeugin, wie ein weiteres Mädchen auf offener Straße überfahren wird. Wie sich herausstellt, wurde dieses Mädchen wie Sarah im Fordham Communal Center for the Developmentally Disabled betreut wurde. Während Cindy Vorgesetzten den Fall nicht wirklich ernst nehmen, ermittelt sie auf eigene Faust, berät sich aber immer wieder mit ihrem Vater. Schließlich kommt sie den vermutlichen Vergewaltigern auf die Spur, sucht aber auch weiterhin den vermissten David… Erstmals lässt die Cop-Thriller-Spezialistin Faye Kellerman nicht Peter Decker, sondern seine pfiffige Tochter Cindy ermitteln. In einer Nebenhandlung hilft er seiner zweiten Frau, Rina, bei der Suche nach den Umständen des Todes von Rinas Mutter in Deutschland. Neben der spannenden Handlung, die zum Ende leider etwas abflacht, sind es vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungsgeflechte, die „Und der Herr sei ihnen gnädig“ so lesenswert machen.