(Reclam, 231 S., Pb.)
In gewisser Hinsicht sind bestimmte Aspekte der Postmoderne, nämlich das weitgehend zufällige oder zumindest zufällig erscheinende stilistische Potpourri, in der heutigen Musikszene so ausgeprägt wie noch nie. In einer Zeit, in der Popmusik weit davon entfernt ist, eine Gegen- oder Protestkultur zum allgemeinen Kanon darzustellen, und nur noch als Spiegelbild einer vielfarbigen, vielschichtigen Gesellschaft fungiert, sind die Grenzen zwischen einzelnen Musikstilen wie Pop, Rock, Techno, Electro, Gothic, Dark Wave, Industrial, TripHop etc. kaum noch zu definieren.
Gerade deshalb erscheint es umso wichtiger, sich als interessierter Hörer auch mal auf die Schlüsselwerke der einst fest umrissenen Genres einzulassen - ein Unterfangen, zu dem Uwe Schütte in seiner 100 Alben umfassenden „Basis-Diskothek Rock und Pop“ erstaunlich geschickt und kenntnisreich den Leser zu animieren versucht. Natürlich erhebt der Autor keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber er bemüht sich, die wichtigsten Platten aus den Bereichen Rock’n’Roll, Folk, Country, Lo-Fi, Indie, Punk, New Wave, Grunge, Brit Pop, Heavy Metal, Psychedelia, Prog Rock, Glam Rock, Goth Rock, Soul, HipHop und TripHop vorzustellen. Klar, dass man immer mal wieder persönliche Lieblinge vermissen wird, aber der Gothic-Hörer wird sich zum Beispiel freuen, dass er hier Alben wie „Seventeen Seconds“ von The Cure, „The Sky’s Gone Out“ von Bauhaus, „Second Annual Report“ von Throbbing Gristle, „Closer“ von Joy Division oder „Halber Mensch“ von den Einstürzenden Neubauten finden wird. Aber auch ein Blick über den Tellerrand hinaus zu Meisterwerken von Massive Attack, Brian Eno, Echo & The Bunnymen, The Verve, Protishead, David Bowie, David Sylvian und viele andere lohnt sich, denn jedes Album wird sehr ausführlich besprochen. Äußerst lesenswert ist auch das abschließende Essay „Was ist und zu welchem Ende hören wir Popmusik?“ über die Bedeutung(sverlagerung in) der Popmusik sowie das lehrreiche Glossar mit musikalischer Stilkunde.
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