(Hannibal, 340 S., Pb.)
Einen interessanten Beitrag zur Diskussion um die Mechanismen und Auswirkungen des Multikulturalismus, wie in er in der Postmoderne zur alltäglichen Wirklichkeit auch in Deutschland geworden ist, leistet die von Ruth Mayer und Mark Terkessidis zusammengestellte Aufsatzsammlung „Globalkolorit“, in der Autoren aus der ganzen Welt Beobachtungen und Analysen zu einzelnen multikulturellen Phänomen angestellt haben.
Dabei konzentrierten sie sich auf das vielschichtige Feld der Populärkultur, weil diese nicht mehr nur als verflachende, gleichgeschaltete Kultur der Massen zu begreifen ist, sondern als ambivalenter und dynamischer Prozeß wechselseitiger Abgrenzungen und Aneignungen.
Wie sehr sich Mainstream und Subkulturen mittlerweile durchdringen, demonstriert jedes Jahr aufs Neue die Berliner Love Parade. Der Tenor der hier versammelten Aufsätze geht schließlich auch hinsichtlich der multikulturellen Thematik des Bandes in die Richtung, vom Kulturbegriff als ein für allemal gegebenes Gut Abstand zu nehmen, da in ihm auch stets „rassistische“ Konnotationen mitschwingen. Dagegen wird hier Kultur als dynamischer Prozess, als flexible Struktur verstanden, die sich über die Verdichtung von Machtkämpfen, über Verschiebungen und Umkehrungen politischer, sozialer und ökonomischer Hierarchien und ästhetischer Symbolsysteme immer wieder neu gestaltet. An Beispielen wie Graffiti, einem türkischen Männercafé, deutsch-türkischem Rap in Berlin, dem Zusammenhang von schwarzer Musik und weißer Identität, deutschem Alternativtourismus in Griechenland oder Multikulturalismus und Aliens bei „Independence Day“ versuchen die Autoren des anspruchsvollen Bandes, mögliche Bezugspunkte für eine Diskussion um Multikulturalismus und Populärkultur in Deutschland zu geben und damit den Blick des Lesers für kulturelle Erscheinungen zu öffnen, die auch mal jenseits trivialer alltagsästhetischer Schemata streng nationaler Ausprägung zum Ausdruck kommen.
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