(Tilsner, 122 S., Pb.)
In Sachen Jugendkulturen leistet das Berliner Archiv der Jugendkulturen beispielhafte Arbeit nicht nur hinsichtlich der Sammlung von Materialien, sondern auch im Bereich eigener Veröffentlichungen zu verschiedenen Aspekten jugendlicher Protestbewegungen. Im Gegensatz zu vielen Publikationen der sogenannten seriösen Presse, in denen Außenstehende Phänomene zu beschreiben und zu analysieren versuchen, die sie weder verstehen wollen, noch ausreichend kennen, liegt der Hauptaugenmerk der in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Jugendkulturen veröffentlichten Bücher eindeutig auf der direkten Einbezugnahme der jeweiligen Jugendgruppierungen.
Auch in dem aktuellen Werk, das sich mit Punks in der DDR befasst, stehen ausführliche und vor allem auch aussagekräftige Interviews mit und Fotos von ehemaligen DDR-Punks im Mittelpunkt, so dass der Leser ein faszinierend authentisches Bild der Punk-Szene im ehemaligen Ostdeutschland erhält. Die Gründe, warum man in der DDR Punk geworden ist, welche Vorstellungen man damit verbunden hat und was letztlich aus den Punks von damals heute geworden ist, stellen sich dabei ebenso vielseitig dar wie das individualistische Outfit der einzelnen Punks. Einen besonderen Aspekt, der im vorliegenden Werk auch entsprechend gewürdigt wird, stellt allerdings die Konfrontation zwischen Punks und DDR-Staatsorganen dar. Mit Abbildungen von Dokumenten, die die staatlichen Ermittlungen, Kontrollen und Strafverfolgungen demonstrieren, wird deutlich aufgezeigt, wie man in der DDR mit Hetzern “gegen die bestehende gesellschaftlichen Verhältnisse” umgegangen ist, aber das Buch zeigt auch, wie die Punks ihren Willen zur Selbstentfaltung bis heute gestärkt haben und in der Lage sind, “mit kraftvoller Phantasie ihre Lebensentwürfe zu zeichnen und zu leben” (Furian).
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