Jens Henrik Jensen – (Oxen: 3) „Gefrorene Flammen“

Dienstag, 23. Oktober 2018

(dtv, 592 S., Pb.)
Nachdem er sich von dem versuchten Attentat auf ihn bei einer Ärztin auf den Schären erholt hat, sinnt der ehemalige Elite-Soldat Niels Oxen auf Rache, denn er will nicht weiter auf der Flucht vor seinen Verfolgern sein, die der mächtige Danehof auf ihn angesetzt haben, will von den Verleumdungen freigesprochen werden und vor allem seinen Sohn Magnus wieder in die Arme schließen können. Doch dazu ist er auf Hilfe angewiesen.
Als er Margrethe Franck aufsucht, die ihm als Mitarbeiterin des dänischen Geheimdienstes PET im Kampf gegen den Danehof zur Seite stand, erfährt er allerdings, dass sie nicht mehr beim PET angestellt ist, sondern schlecht bezahlten Jobs bei einer Reinigungsfirma und als Kassiererin bei Netto nachgeht. Offenbar haben die weitreichenden Beziehungen des Danehof dafür gesorgt, dass die ehemalige Agentin keinen vernünftigen Job mehr bekommt.
Ähnlich ergeht es dem ehemaligen Polizisten Christian Sonne, Neffe des ehemaligen PET-Chefs Axel Mossman, der offiziell aus Gesundheitsgründen frühzeitig in Rente gehen musste. Doch im Keller seines Hauses arbeitet Mossman weiterhin akribisch an der Aufdeckung der kriminellen Verschwörung, die hinter dem Danehof steckt. Doch dafür muss er erst einmal die Schlüsselfiguren identifizieren, die aus den wichtigsten Vertretern der dänischen Wirtschaft und Politik stammen. Während Oxen die Leiter von Danehof Süd und Nord, Villum Grund-Löwenberg und Kajsa Corfitzen, abhören lässt, die offenbar daran arbeiten, dem von Danehof Ost geführten Unternehmen neue Strukturen zu verleihen, geht Franck einer Spur in Spanien nach, die sich dank Francks längst nicht eingerosteter Ermittler-Fähigkeiten als sehr ergiebig erweist. Doch bis alle losen Enden zusammengeführt werden können, muss auch die dänische Justizministerin Helene Kiss Hassing ins Boot geholt werden …
„Es war wie ein Hürdenlauf. An Hindernisse waren sie gewöhnt. Doch jetzt kam es ihnen vor, als wären sie mitten im Sprung eingefroren, in der Bewegung erstarrt. So hingen sie jetzt in der Luft. Sie waren nicht gescheitert. Aber sie hatten die Hürde nicht genommen. Der Film stand ganz einfach still.
Keiner wusste, wie sie jetzt weiter vorgehen sollten. Die Handlungen und Motive deuteten in unterschiedliche Richtungen.“ (S. 468) 
Obwohl der langjährige dänische Journalist Jens Henrik Jensen bereits 1997 seinen Debütroman und seither eine Vielzahl weiterer Spannungsromane veröffentlicht hat, ist er hierzulande erst durch die in den Jahren 2012 bis 2016 entstandene Oxen-Trilogie bekannt geworden, deren letzten Band der nun mit „Gefrorene Flammen“ vorliegt. Während sich die ersten beiden Bänden vor allem um den von seinen Kriegserlebnissen traumatisierten Elite-Soldaten Niels Oxen gedreht haben, der per Zufall in ein Mordkomplott verwickelt wird und deshalb von der Bildfläche verschwinden muss, hat sich im dritten Band der Fokus auf den ehemaligen PET-Chef Axel Mossman verschoben, der die Operation zur Aufdeckung der Danehof-Machenschaften anführt und dabei seinen Mitstreitern Oxen, Franck und Sonne auch mal die eine oder andere Information vorenthält.
Jensen lässt auf den ersten Seiten noch einmal die wesentlichen Ereignisse Revue passieren, die Oxen überhaupt auf die Spur des Danehofs gebracht haben, aber auch im weiteren Verlauf des Romans werden immer wieder wichtige Informationen über die Geschichte des mächtigen Netzwerks und seiner meist geschickt getarnten Verbrechen eingestreut. Minutiös beschreibt Jensen die einzelnen Operationen, mit denen Mossman seine Team-Kollegen betraut, der Autor gibt sich aber auch viel Mühe mit der Charakterisierung seiner charismatischen Figuren, die jeweils eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht haben.
Während Oxen bereits zu Beginn des ersten Bandes („Das erste Opfer“) als gestrauchelter Kriegsheld eingeführt worden war, der vor allem seinem Hund Mr. White verbunden ist, verfügten Mossman und Franck noch über eine erfolgreiche berufliche Karriere beim Geheimdienst, Sonne bei der Polizei. Am Ende des zweiten Bandes („Der dunkle Mann“) konnte Oxen gerade so einem Attentat entkommen, während Mossman, Franck und Sonne Abschied von ihren Jobs nehmen mussten. Wie sich dieses Quartett im nun vorliegenden Band zusammenrauft und voller Tatendrang gegen den Danehof ermittelt, um auch den eigenen Ruf wieder herstellen zu können, zählt zu den großen Stärken von „Gefrorene Flammen“.
In leicht verständlicher Sprache thematisiert Jensen die Gier nach Macht und die kriminellen Energien, mit denen diese gewonnen und verteidigt wird. Aber die Trilogie ist auch ein Plädoyer für Loyalität, Mut und dem unbändigen Willen, für die gerechte Sache zu kämpfen. Für diesen Kampf hat Jensen mit Niels Oxen, Axel Mossman und Margrethe Franck drei außergewöhnliche Charaktere geschaffen, die uns sicher auch nach Abschluss dieser Trilogie noch begleiten werden, denn Jensen ist Oxen so sehr ans Herz gewachsen, dass er bereits einen vierten Band in Aussicht gestellt hat.
Leseprobe Jens Henrik Jensen - "Oxen: Gefrorene Flammen"

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