Don Winslow – „Frankie Machine“

Mittwoch, 3. Oktober 2018

(Droemer, 382 S., Tb.)
Mit 62 Jahren zählt sich Frank Macchianno noch längst nicht zum alten Eisen. Er unterhält nicht nur einen gutgehenden Angelladen am Ocean Beach Pier, sondern stellt eine gesellschaftliche Stütze des Strandlebens von San Diego dar, sponsert eine Junior-Baseballmannschaft, kauft Werbeflächen bei jeder Aufführung des Schülertheaters und hat die Basketballringe im Stadtpark bezahlt. Frank, der seine Ex-Frau Patty ebenso wie ihre gemeinsame Tochter Jill finanziell unterstützt und mit seiner Freundin Donna eine leidenschaftliche Beziehung führt, beliefert die Restaurants der Stadt mit frischem Fisch und versorgt sie mit frischer Wäsche. Und er lässt es sich nicht nehmen, mit seiner Herrenrunde entspannt auf den Wellen zu surfen und in Erinnerungen zu schwelgen.
Zu seinen Freunden zählt auch der FBI-Mann Dave Hansen, der mit seiner Truppe gerade dabei ist, im Rahmen der Operation G-String die letzten Überbleibsel des Organisierten Verbrechens in San Diego auszumerzen. Eines Tages wird Frank von seiner Vergangenheit als gefürchteter Mafiakiller Frankie Machine eingeholt: Weil sich Mouse junior mit seinen Porno-Geschäften mit den Leuten in Detroit angelegt hat, soll Frankie die Dinge richten und mit Vince Vena sprechen. Das Treffen erweist sich allerdings als eine Falle für Frank, der gerade noch rechtzeitig seinen Hals aus der sprichwörtlichen Schlinge ziehen kann. Doch nun befindet sich Frankie auf der Flucht, bis er herausgefunden hat, wer ihn tot sehen will. Das Problem ist nur, dass sich Frankie im Verlauf seiner langjährigen Karriere als Auftragskiller eine Menge Feinde gemacht hat.
„Also, zu wem kannst du gehen? Wem kannst du trauen?
Du konntest immer auf dich selbst vertrauen. Aber traust du dir zu, die Armee niederzumähen, mit der sie anrücken werden, und das, ohne Jill zu gefährden? In deinen besten Zeiten vielleicht hättest du das geschafft, aber die liegen zwanzig Jahre zurück. Du bist alt, du bist müde, und du bist angeschlagen.“ (S. 370) 
Als Don Winslow 2006 „The Winter of Frankie Machine“ veröffentlichte, hatte er bereits die fünf Romane der Neal-Carey-Reihe sowie Titel wie „Bobby Z“ und dann 2005 den Thriller „Tage der Toten“ veröffentlicht, mit dem er 2011 in Deutschland populär wurde.
„Frankie Machine“, hierzulande 2009 erstmals im Suhrkamp Verlag veröffentlicht und nun bei Droemer, wo seine letzten vier Romane erschienen sind, neu aufgelegt, bietet packenden Mafia-Thrill, der vor allem von dem Charisma des sympathischen Protagonisten genährt wird.  
Winslow nimmt sich viel Zeit, Frank Macchianno als überaus beliebten und sozial engagierten Unternehmer einzuführen, bevor erst nach fünfzig Seiten seine Mafia-Vergangenheit thematisiert wird. Wie Frank in diese lebensbedrohliche Situation gekommen ist, dass er eine alte Rechnung begleichen muss, wird geschickt in Rückblenden aufgeschlüsselt, in denen Frank rekapituliert, wie er 1963 als Fahrer für den Gangsterboss Momo Anselmo angefangen hat, wie er seinen Geschäftspartner und Freund Mike Pella kennengelernt hat, wie 1985 bei einer Party von Donnie Garth einiges aus dem Ruder lief. So werden nach und nach unzählige Mafia-Größen eingeführt und etliche verwirrende Fährten gelegt, von denen letztlich vielleicht eine zu dem Problem führt, das Frank nun aus der Welt schaffen muss.
Weil Frank ein ehrenwerter Mann mit strengem moralischem Kompass ist, fiebert der Leser mit ihm im Kampf ums Überleben Seite für Seite mit, bis er zum erlösenden Finale kommt, mit dem Winslow seine Geschichte meisterhaft zum Ende führt. 
Leseprobe Don Winslow - "Frankie Machine"

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