(Diogenes, 201 S., Tb.)
Nachdem Robert Blochs frühen Werke aus den 1930er Jahren noch sehr stark von Autoren wie H. P. Lovecraft, August Derleth und Clark Ashton Smith geprägt waren, begann er vor allem Anfang der 1950er Jahre damit, psychologische Krimis zu schreiben. Durch die Vorlage für Alfred Hitchcocks „Psycho“ (1960) wurde Robert Bloch auch international bekannt. Zu den Thrillern, die kurz nach „Psycho“ entstanden sind, zählt auch der 1961 veröffentlichte Roman „Firebug“, der 1969 zunächst als „Mit Feuer spielt man nicht“ im Scherz-Verlag erschienen ist und 1994 in einer Neuausgabe unter dem Titel „Feuerengel“ bei Diogenes wiederveröffentlicht wurde.
Philip Dempster kommt mit seinem Roman über Sekten gerade nicht weiter, als sein Kumpel Ed Cronin vom „Globe“ ihm das Angebot unterbreitet, für die Sonntagsbeilage eine mehrteilige Serie über die Sekten in der Stadt zu schreiben. Da er die zwölfhundert Dollar gut gebrauchen kann, nimmt Dempster den Auftrag an und bekommt am nächsten Morgen ein Notizbuch mit einer Namenliste – Die Weiße Bruderschaft, Kirche des Goldenen Atoms, Tempel des Neuen Königreichs, Zentrum der Weisheit, Haus der Wahrheit, Tempel der Lodernden Flamme…
Dempster will seine Nachforschungen mit dem Besuch einer Versammlung der Weißen Bruderschaft von Amos Peabody beginnen, doch stattdessen versackt er in der Kneipe und lernt dabei Diana Rideaux kennen. Allerdings ist Dempster so schnell betrunken, dass er sich von seiner neuen Bekanntschaft nach Hause fahren lassen muss. Als er aus seinem benommenen Zustand aufwacht, steht er neben einem Feuermelder und sieht hinter sich das Bethaus der Weißen Bruderschaft in Flammen ausgehen. Zum Glück verleiht ihm Diana Rideaux ein Alibi, aber auch der nächste Besuch einer Sekte endet in einer Feuerbrunst. Nun ist es die Kirche des Goldenen Atoms mitsamt ihrem charismatischen Führer, Professor Ricardi, der in seinem Bett verbrennt. Daraufhin sucht ihn Ricardis Freundin Agatha Loodens auf, die Dempster auf die Zusammenhänge zwischen Peabody, Ricardi und den Rechtsberater Weatherbee bringt. Die Besuche bei seinem Psychiater, die Gespräche mit dem Kommissar und anderen Beteiligten, die Suche nach einem Mann, der ihn zu verfolgen scheint – all das lässt den Schriftsteller langsam an seinem Verstand zweifeln…
„Man treibe mehrere Menschen zusammen, mache das Licht aus, entzünde ein Feuer, lasse jemanden mit tiefer Stimme Klimbim reden, und schon hat man die Leute fest in der Hand. Wie aufgeklärt sie auch sein mögen, das Rezept ist narrensicher. Schön, aber warum ist das so? Weil Dunkelheit und Feuer am Ende wirklich Magie verbreiten? Ist der atavistische Zug in uns noch so stark?“ (S. 159)
Robert Bloch hat mit „Feuerengel“ einen straff inszenierten, klassisch aufgebauten Whodunit-Krimi geschrieben, der vor allem durch den Ich-Erzähler Philip Dempster getragen wird. Der Schriftsteller entpuppt sich allerdings von Beginn an als nicht besonders zuverlässig, macht er doch aus seiner Trinkerei keinen Hehl, auch nicht aus seiner Angst vor Feuer. Dass er es außerdem mit gleich zwei Femmes fatale zu tun bekommt, verschleiert die Ereignisse zunächst eher, als dass sie Licht in das allzu oft vom Feuer erleuchtete Dunkel bringen.
Bloch seziert dabei nicht nur genüsslich die unlauteren Praktiken der Sekten, sondern bietet auch Einblicke in die Psyche eines Pyromanen. Spannung und Humor gehen dabei oft Hand in Hand und sorgen für einen kurzweiligen, leicht zu lesenden Thrill, der schon vor „Psycho“ bei Bloch zum Markenzeichen geworden ist.
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