Vor der Middleschool in der 75.000-Einwohner-Stadt Strattenburg herrscht helle Aufregung. Schließlich steht die Klassenfahrt der Achten an. Mit vier langen Reisebussen werden die Schüler sechs Stunden lang nach Washington gefahren, wo sie sich dreieinhalb Tage lang die Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen. Für den dreizehnjährigen Theodore Boone bedeutet dieser Ausflug ein überraschendes Wiedersehen mit dem des Mordes an seiner Frau angeklagten Pete Duffy, der während seines Prozesses aber geflüchtet und untergetaucht ist.
Theo hat Duffy die Gerichtsverhandlung verfolgt und erkennt Duffy trotz seiner Verkleidung am seinem Gang wieder. Er lässt seinen Onkel Ike nach Washington kommen, der früher mit seinen Eltern als Rechtsanwalt praktizierte und sich nun weitaus weniger ambitioniert als Steuerberater durchs Leben schlägt, und findet mit ihm heraus, wo Duffy zurzeit wohnt.
Zurück in Strattenburg informiert Ike das FBI, das sich mit Theos Hilfe erneut auf die Suche nach Duffy macht, der offensichtlich mitbekommen hat, dass er aufgeflogen ist. Aber wenn Duffy erneut der Prozess gemacht werden soll, muss auch der 19-jährige illegale Einwanderer Bobby Escobar aussagen, der Duffy damals gesehen hat, als er vom Golfplatz zu seinem Haus fuhr, um seine Frau umzubringen.
Theo ist sich unsicher, inwieweit er seine Eltern informieren soll, die in Rechtsfragen grundsätzlich gegenteilige Meinungen vertreten.
„Wieder würde der Duffy-Zirkus die ganze Stadt beherrschen, und damit wuchs die Gefahr, dass zwielichtige Gestalten auf ihn aufmerksam wurden. Wenn irgendwie durchsickerte, dass Theo und Ike für Duffys Festnahme verantwortlich waren, konnte es brenzlig werden. Und Bobby Escobar konnte jederzeit untertauchen.“ (S. 102)Seit seinem erfolgreichen Debütroman „Die Jury“ ist der ehemalige Anwalt John Grisham zum Inbegriff des Justiz-Thrillers geworden, der mit packenden Geschichten um spektakuläre und außergewöhnliche Gerichtsfälle und einer einfachen Prosa weltweit Millionen von Lesern zu begeistert versteht. Mittlerweile hat Grisham auch das junge Publikum für sich entdeckt und mit dem Theo Boone einen charismatischen, aufgeweckten Teenager-Jungen kreiert, der ganz in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten scheint.
Mit „Theo Boone und der entflohene Mörder“ greift Grisham die Geschichte auf, die er mit dem Theo-Boone-Debüt „Theo Boone und der unsichtbare Zeuge“ offensichtlich noch nicht zu Ende erzählt hat. Der Autor versteht es zwar souverän, seinem (nicht nur) jungen Publikum eine an sich interessante Story zu präsentieren und die juristischen Regeln und Prozesse anschaulich darzustellen. Aber der Plot wirkt wie am Reißbrett konstruiert und ist extrem vorhersehbar ausgefallen, so dass echte Spannung nie wirklich aufkommt.
Davon abgesehen könnte sich Grisham aber durchaus mehr Mühe bei der Charakterisierung seiner Figuren geben. Vor allem Theos Eltern bleiben im fünften Theo-Boone-Fall sehr blass. Bleibt zu hoffen, dass sich Grisham nach dem schwächsten seiner Theo-Boone-Bücher beim nächsten Band wieder mehr Mühe gibt.
Leseprobe John Grisham - "Theo Boone und der entflohene Mörder"