(Heyne, 448 S., HC)
In der Regel leben die spannenden Romane des ehemaligen Anwalts John Grisham von dem aussichtslosen Kampf, den junge, unerfahrene Rechtsanwälte mit ihren unterprivilegierten Mandanten gegen mächtige Konzerne und ihrer Skrupellosigkeit führen und der Gerechtigkeit letztlich doch zum Sieg verhelfen. Mit seinem neuen Werk “Die Bruderschaft” entwirft er einmal ein anderes Szenario. Nachdem bereits “Das Testament” eine ungewöhnliche Schadenfreude über die bemitleidenswerten Erben eines Multimilliardärs zum Ausdruck brachte, wirft Grisham mit “Die Bruderschaft” einen zynischen Blick sowohl hinter die Gefängnismauern als auch hinter die Kulissen der ganz großen Politik.
Unter den Insassen von Trumble, einem fast paradiesischen Gefängnis in Florida, befinden sich neben Kleinkriminellen auch drei ehemals angesehene Richter, die sich “Die Bruderschaft” nennen und in der Gefängnisbibliothek regelmäßig die Rechtsangelegenheiten der Mitinsassen gegen Bezahlung regeln. Lukrativer wird allerdings das Geschäft, als die drei Richter über einen Anwalt in der Welt da draußen Erpresserbriefe an hochstehende Persönlichkeiten schicken. Als sie eines Tages allerdings einen mächtigen Politiker am Haken haben, setzt dieser alles in Bewegung, um sein Saubermann-Image auch weiterhin zu bewahren. Grisham hat diese Geschichte wieder mit sehr viel Witz und Raffinesse erzählt und dabei gleich die Mechanismen der Macht bloßgelegt.
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