Nach grausamen Morden in Birmingham und Atlanta, wo nach gleichen Mustern in Vollmondnächten zwei Familien abgeschlachtet worden sind, sucht Jack Crawford vom FBI den Sonderermittler Will Graham auf, der vor einigen Jahren bei der Festnahme des Serienkillers Dr. Hannibal Lecter schwer verletzt worden war und sich seither vorwiegend um seine Familie und sein Boot kümmert. Crawford kann Graham überreden, sich die beiden Tatorte anzusehen und bei den weiteren FBI-Ermittlungen in Washington beratend zu unterstützen.
Tatsächlich erhält Graham bei den Besichtigungen der betreffenden Häuser wertvolle Hinweise auf den Täter, erhofft sich aber durch den Besuch bei Hannibal Lecter weitere Erkenntnisse, die ihn auf die Spur der sogenannten „Zahnschwuchtel“ bringen, wie der Killer nach Auswertung der Gebissspuren an den weiblichen Opfern genannt wird. Der unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in einer psychiatrischen Anstalt inhaftierte Lecter wird schließlich von dem „roten Drachen“, wie sich der Killer später selbst nennt, über einen Brief auf Toilettenpapier kontaktiert, und über die Kleinanzeigen im „Tattler“ wollen die beiden Serienkiller in Kontakt bleiben. Währenddessen macht sich vor allem Graham weitere Gedanken über die Natur der „Zahnschwuchtel“.
„Der Mann, der die Familien Jacobi und Leeds ausgelöscht hatte, hatte irgend etwas an ihnen anziehend gefunden, wodurch er zu der Tat getrieben worden war. Er könnte sie zum Beispiel sehr gut gekannt haben – was Graham hoffte -, oder aber er hatte sie überhaupt nicht gekannt. Allerdings war sich Graham sicher, dass der Mörder sie zu Gesicht bekommen haben musste, bevor er sich entschlossen hatte, sie zu ermorden. Er hatte sie ausgesucht, weil irgend etwas an ihnen ihn angesprochen hatte, wobei das Hauptgewicht dieser Anziehung aller Wahrscheinlichkeit nach bei den Frauen zu suchen war. Doch was war dieses gewisse Etwas, das diesen Familien zum Verhängnis geworden war?" (S. 106)Allerdings rennt dem FBI und Graham die Zeit davon, denn bis zum nächsten Vollmond ist es nicht mehr lange hin …
Im Auftakt der „Hannibal Lecter“-Reihe, der bislang die ebenfalls allesamt verfilmten Bände „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“ und „Hannibal Rising“ folgten, spielt Hannibal Lecter noch eine Nebenrolle, doch reichen die wenigen Szenen, die sich mit ihm befassen, bereits aus, um eine nachhaltige Faszination für diese vielschichtige, intellektuell herausragende und doch so abnorme Figur zu entwickeln.
Im Mittelpunkt des 1981 veröffentlichten und 1988 erstmals in deutscher Sprache erschienenen Psycho-Thrillers stehen vor allem zwei Personen: der ebenfalls psychisch angeschlagene Ermittler Will Graham, der sich durch ein erhöhtes Einfühlungsvermögen an Tatorten und für den Tathergang auszeichnet, und der „rote Drache“ auf der anderen Seite.
Thomas Harris gelingt es auf einzigartige Weise, vor allem die fehlgeleitete Psyche des Täters so transparent darzustellen, dass seine Motivationen absolut nachvollziehbar erscheinen. Gerade daraus, die Gedanken und Gefühle des von Williams Blakes Gemälde „Der große, rote Drache und die mit der Sonne bekleidete Frau“ inspirierten Täters verstehen zu können, bezieht der extrem spannende Roman seine Faszination, aber auch die detaillierte Ermittlungsarbeit von Graham und dem FBI ist fantastisch beschrieben. So entwickelt sich ein intellektueller Wettkampf, dessen Auswirkungen noch lange nachhallen.
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