Der 43-jährige schwarze Anwalt Malcolm Bannister war einst Partner in einer kleinen Kanzlei in Winchester, Virginia, glücklich verheiratet und hätte sich wohl nie träumen lassen, dass er selbst einmal wegen Geldwäsche zu zehn Jahren Haft verurteilt wird. Die Hälfte seiner Strafe hat er mittlerweile abgesessen und sich die Zeit in dem „Camp“ Frostburg, wo nur minimale Sicherheitsvorkehrungen herrschen, als Bibliothekar und juristischer Berater für die Gefängnisinsassen vertrieben.
Doch nach fünf Jahren, in denen er seine Zulassung als Anwalt, seine Frau und die Beziehung zu seinem Sohn verloren hat, erhält Bannister die Nachricht von der Ermordung des Bundesrichters Raymond Fawcett und seiner Sekretärin in dessen Blockhütte in Roanoke.
Während das FBI völlig im Dunkeln tappt, wer für diese Tat verantwortlich sein könnte, und eine Belohnung von hunderttausend Dollar nicht dazu beitragen kann, hilfreiche Hinweise zur Auflösung des Verbrechens zu generieren, tritt Bannister mit einem Deal an das FBI heran: Er nennt dem FBI den Namen des Täters und wird nach dessen Verhaftung sofort freigelassen, bekommt die Belohnung ausbezahlt und wird mit einer neuen Identität ausgestattet.
Laut Bannister handelt es sich bei dem Mörder um Quinn Rucker, einen Drogendealer, mit dem sich Bannister in Frostburg angefreundet hat und der vor einiger Zeit fliehen konnte. Tatsächlich findet das FBI Rucker bei dessen Cousin in Norfolk und bekommt sogar ein Geständnis, so dass die Anklage wie geplant in Roanoke eingereicht werden kann. Auf einmal wird Bannister vom FBI wie der einer ihren behandelt, doch nach dem Start in ein ganz neues Leben hat der ehemalige Anwalt Pläne, die dem Staat gar nicht gefallen werden.
„Diese Leute haben vergessen, dass ich selbst einmal Gegenstand eines Strafverfahrens auf Bundesebene war, dass FBI-Beamte jeden Aspekt meines Lebens auf den Kopf stellten, während die Bundesanwaltschaft damit drohte, nicht nur mich, sondern auch meine beiden unbescholtenen Partner hinter Gitter zu bringen. Die denken tatsächlich, wir wären Freunde, ein verschworenes Team, das im Gleichschritt auf ein gerechtes Urteil zumarschiert. Wenn ich könnte, würde ich ihnen Knüppel zwischen die Beine werfen und dafür sorgen, dass sie mit der Anklage nicht durchkommen.“ (S. 233)John Grisham ist nicht nur ein Meister des Justiz-Thrillers, dessen packende Geschichten von renommierten Filmemachern wie Francis Ford Coppola („Der Regenmacher“), Sydney Pollack („Die Firma“) und Joel Schumacher („Der Klient“) erfolgreich fürs Kino adaptiert worden sind. Aber mit seinen Thrillern hat Grisham auch stets den Finger in die Wunden des amerikanischen Justizsystems gelegt, vor allem in Sachen Todesstrafe. Doch auch in seinem neuen Werk „Das Komplott“ seziert Grisham genüsslich den Status quo der amerikanischen Gesellschaft.
Indem er seinen Ich-Erzähler erstmals aus der schwarzen Bevölkerung rekrutiert, geht er hart mit dem nach wie vor vorherrschenden Rassismus ins Gericht und lässt diesen Rache an einem Staatssystem nehmen, das er für heuchlerisch, ungerecht und kriminell hält. So wird in einer Subhandlung ein Filmprojekt über die DEA inszeniert, das dokumentieren soll, dass die Beamten ihre Verdächtigen lieber gleich erschießen als vor Gericht zu stellen. Und der Protagonist verzieht sich für den heikleren Teil seiner Rachemission nach Antigua, weil er dort als Schwarzer nicht so auffällig wirkt.
„Das Komplott“ präsentiert eine für Grisham ungewöhnlich ambivalente Hauptfigur und einen im zweiten Teil etwas arg konstruierte komplexe Handlung, deren glatter Verlauf teilweise schon unglaubwürdig ist, doch dafür bietet der Thriller erneut Spannung bis zur letzten Seite, wobei der Leser komplizenhaft mit dem Helden mitschmunzeln darf.
Leseprobe John Grisham – “Das Komplott”
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen