Ausgerechnet an seinem freien Vormittag, als er mit seiner Frau Rachel einen Termin bei ihrer Hebamme wahrnehmen wollte, bekommt Detective Andrew Hicks von seiner Partnerin Laura Fellowes zu einem Tatort gerufen wird. Scheinbar ohne Grund wurde der 32-jährigen Vicky Gibson vor ihrer Wohnung, die sie mit ihrer Mutter bewohnt hat, der Kopf zu Brei geschlagen. Wenig später wird ein Obdachloser aufgefunden, der auf ähnliche Weise ermordet worden ist, doch Hicks und seiner Truppe gelingt es einfach nicht, einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen herzustellen. Schließlich werden im abgelegenen Garth-Komplex gleich drei weitere ähnlich zugerichtete Leichen lokalisiert.
Einem Bekennerbrief zufolge spielt der Täter mit der Macht des Zufalls. Die Opfer an sich bedeuten ihm nichts. Es zählt allein ausgetüftelter Code, nach dem die grausamen Taten verübt werden. Während der Ermittlungen hat Hicks aber nicht nur einen Serienkiller zu fassen, der ohne erkennbares Schema äußerst brutal zu Werke geht, sondern muss auch mit einem Kommissar aus einem Nachbarbezirk zusammenarbeiten, bei dem Hicks ein merkwürdiges Gefühl hat. Dazu wird er immer wieder von Erinnerungen an seine Kindheit heimgesucht und besucht mit seiner hochschwangeren Frau eine Paartherapie. Die Probleme werden nicht einfacher, als weitere Morde verübt werden, unter anderem an einem Mann, den Hicks von einem früheren Fall her kennt, der ihm noch immer nachhängt. Ein Hoffnungsschimmer tut sich auf, als die Ermittler auf ein Internet-Forum stoßen, auf dem Videos mit vertrautem Modus Operandi zu sehen sind.
„Was hatte jemanden dazu gebracht, so etwas zu tun? Wenn man den Briefen Glauben schenkte, gab es einen Grund – ein Muster, das es zu suchen galt -, die Wirklichkeit war aber eine andere. Also mussten die Briefe eine Lüge sein. Schon allein die Szene hinter mir im Wald war nicht das Produkt rationalen Denkens. Das dahinten war nicht das Werk eines gesunden Menschen: nacheinander seine Opfer in eine übelriechende Grube zu zerren, um ihren langsamen, qualvollen Tod zu filmen. So handelt keine Person, die einen Code erstellt und der Morde nichts bedeuteten. Nein, das war das Werk eines Mannes, der das Leiden genießt und Kraft daraus gewinnt. Keinesfalls jemand, dem der Tod gleichgültig war. Es war jemand, der sich daran ergötzte. Und das passte nicht zusammen.“ (S. 325)Der britische Thriller-Autor Steve Mosby hat seit seinem Hardcover-Erfolg mit „Der 50/50-Killer“ auch in Deutschland schnell eine Fangemeinde erschließen können. Seither sind mit „Spur ins Dunkel“, „Tote Stimmen“ und „Schwarze Blumen“ Romane erschienen, die nicht immer die Erwartungen erfüllt haben, die das gefeierte Debüt geweckt hat.
Auch „Kind des Bösen“ beginnt etwas schwerfällig, indem Mosby etliche Episoden einführt, deren Zusammenhang sich erst nach und nach erschließt. Dazu fällt es schwer, Inspektor Hicks, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, wirklich Sympathien entgegenzubringen, zumal auch die Ehekrise nur aus seiner Sicht dargestellt wird und kaum eine Weiterentwicklung erfährt. Wenn die Story aber an Fahrt aufnimmt, erweist sich Mosby durchaus als Meister der Dramaturgie und atmosphärischer Erzählweise. Am Ende werden all die losen Fäden, die im Laufe des Romans gesponnen wurden, zwar schlüssig zusammengeführt, doch wirklich überzeugend kommt der Plot nicht immer rüber, zumal die Motivation des Täters eher unbefriedigend erläutert wird. So besticht „Kind des Bösen“ vor allem durch die extrem brutal ausgeführten Mordtaten, weniger durch psychologisch nachvollziehbare Figurenzeichnung.
Leseprobe Steve Mosby – “Kind des Bösen”
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