Nachdem er bei seinem letzten Einsatz in einer kleinen Bergbaustadt in West Virginia fast ums Leben gekommen wäre, hat sich John Puller, Spezialagent der Criminal Investigation Division (CID), wo Verbrechen innerhalb der Army bearbeitet, etwas Urlaub gegönnt, doch die Pause währt nicht allzu lange. Durch seinen Bruder Robert, der für den Rest seines Lebens in den United States Disciplinary Barracks in Fort Leavenworth, dem Gefängnis für die gefährlichsten Kriminellen des Militärs, untergebracht ist, erfährt er, dass ihr Vater, der an Demenz erkrankte John Puller senior, in der Veteranenklinik einen besorgniserregenden Brief von dessen Schwester Betsy erhalten hat. Demzufolge gehen in Paradise, Florida, merkwürdige Dinge vor. Puller begreift, dass seine Tante mit diesem Brief um seine Hilfe bittet. Doch als Puller seine Tante in Paradise aufsuchen will, entdeckt er an ihrem Haus Hinweise auf ein Verbrechen. Wie er von der örtlichen Polizei erfährt, ist aber nicht nur seine Tante gestorben, sondern auch ein Ehepaar am Strand, das mit Pullers Tante bekannt gewesen ist.
Puller will nicht glauben, dass ein Unfall die Todesursache bei seiner Tante gewesen ist, und macht sich mit Hilfe der attraktiven Polizistin Landry und dem Ein-Stern-General Julie Carson auf die Suche nach Ursachen für die ungewöhnlichen Todesfälle in Paradise. Schließlich kommt Puller einem Ring von Menschenhändlern auf die Spur, die vor nichts zurückschrecken, um ihr profitables Geschäft zu schützen.
„Illegale Einwanderer erwarteten, frei zu sein und wenigstens einen geringen Lohn ausbezahlt zu bekommen. Sklaven erwarteten gar nichts. Sie hofften nur, nicht sterben zu müssen. Alles, was darüber hinausging, war ein Bonus für sie – nicht, dass es etwas gegeben hätte, das man als Bonus für diese Menschen hätte betrachten können.“ (S. 372)Mit „Zero Day“, dem ersten Band der neuen Serie um den CID-Ermittler John Puller, weckte Bestseller-Autor David Baldacci („Absolute Power“) die Hoffnung, seine Riege an interessanten Figuren und Geschichten auf lesenswerte Weise erweitert zu haben. Immerhin etablierte er mit dem taffen John Puller einen tatkräftigen Ermittler, der den Dingen auf den Grund zu gehen versteht. Vielversprechend schien auch das familiäre Umfeld, Pullers mit allen Ehren ausgezeichneter Armeeveteran auf der einen Seite, sein Bruder Bobby, der im Militärgefängnis versauern muss, auf der anderen.
Wer nun gehofft hat, im Folgeband „Am Limit“ etwas mehr über die Familienverhältnisse der Pullers zu erfahren, wird nahezu auf ganzer Linie enttäuscht. Einzig Pullers verstorbene Tante bringt eine zusätzliche persönliche Note in die Geschichte, ansonsten fokussiert Baldacci seine Erzählung ganz auf den Thriller-Plot. In dieser Hinsicht dominiert die Action: Nahkämpfe, Schusswechsel, kriegsähnliche Auseinandersetzungen am Strand und abscheuliche Verbrechen in Serie, denen Puller mit seinem kleinen, aber feinen Team zu Leibe rückt.
Von der Komplexität der „Jason Bourne“-Reihe beispielsweise sind die Puller-Romane – so viel lässt sich nach zwei Titeln schon feststellen – weit entfernt. Baldaccis Stil und Inszenierung sind ebenso schnörkellos wie überraschungsarm, und bei über 550 Seiten schleichen sich auch schon mal einige Längen in die schlicht gestrickte Handlung ein. Nach dem vielversprechenden Auftakt mit „Zero Day“ wirkt „Am Limit“ wie ein liebloser Schnellschuss, dem es an Originalität und persönlichen Zügen fehlt.
Es bleibt zu hoffen, dass Baldacci in den nächsten Werken an diesen Punkten nachbessert.
Leseprobe David Baldacci - "Am Limit"
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