Dan Brown – (Robert Langdon: 4) „Inferno“

Dienstag, 16. Juli 2019

(Lübbe, 686 S., HC)
Als Robert Langdon, Professor für Kunstgeschichte und Symbologie an der Harvard University, mit Kopfschmerzen in einem Krankenhaus aus einem Albtraum aufwacht, hat er keine Ahnung, wo er ist und wie er dahingekommen ist. Von der jungen Ärztin Dr. Sienna Brooks und ihrem älteren Kollegen Dr. Marconi erfährt Langdon, dass er angeschossen worden sei und wegen des daraus resultierenden Traumas offensichtlich die Erinnerungen an die letzten beiden Tage verloren habe. Bevor Langdon aber weitere Informationen erhalten kann, stürmt eine bewaffnete Frau namens Vayentha ins Krankenhaus und erschießt Dr. Marconi, Langdon kann aber mit Dr. Brooks in ihre Wohnung flüchten.
Wie sich herausstellt, ist Langdon ohne sein Wissen im Besitz eines Biotubes, der nur mit seinem Fingerabdruck zu öffnen ist. Darin befindet sich aber nicht wie erwartet ein Pathogen, sondern ein Projektor, der Sandro Botticellis „La Mappa dell’Inferno“ abbildet, das von „Inferno“, dem ersten der drei Bücher aus Dante Aligheris berühmten Werk „Die göttliche Komödie“ inspiriert wurde. Allerdings entdeckt Langdon auffällige Manipulationen, wobei ihm vor allem die umgestellte Buchstabenkombination „Cerca Trova“ ins Auge fällt.
Die Phrase „Suche, und du wirst finden“ ist Langdon aus seinem Albtraum vertraut, außerdem soll Langdon bei seinem Eintreffen im Krankenhaus immer wieder die Worte „Ve … sorry. Ve … sorry“ gemurmelt haben. Langdon wird klar, dass Botticellis manipuliertes Bild auf den Palazzo Vecchio hinweist, denn „Ve .. sorry“ sollte keine Entschuldigung sein, sondern auf den Biografen und Künstler Giorgio Vasari verweisen, der die Phrase „Cerca Trova“ in seinem berühmten Schlachtengemälde „Battaglia di Marciano“ versteckt hat.
Während die hochintelligente Ärztin und der Symbologe fieberhaft vor der Attentäterin flüchten, die es offensichtlich auf Langdon abgesehen hat, und dahinterkommen wollen, was genau Langdon finden soll, versucht die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Dr. Elisabeth Sinskey, unter Einsatz eines Seuchenbekämpfungsteams in Florenz den Plan des ebenso brillanten wie besessenen Genforschers Bertrand Zobrist zu vereiteln, das Problem der Überbevölkerung durch die Freisetzung eines Pathogens zu lösen. Da sie sich nicht erklären kann, warum Langdon plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist, macht sie sich Sorgen um seine Position in diesem Wettlauf gegen die Zeit.
Auf wessen Seite steht er eigentlich?
Sinskey kannte Langdon zwar erst seit wenigen Tagen, doch verfügte sie über eine gesunde Menschenkenntnis und weigerte sich daher zu glauben, dass man einen Mann wie ihn mit Geld verführen konnte. Und doch hat er gestern Abend den Kontakt zu uns abgebrochen. Jetzt sah es so aus, als würde er mit dem Gegner gemeinsame Sache machen. Haben Zobrists Anhänger ihn von dem irrsinnigen Vorhaben überzeugt?“ (S. 392) 
Nach „Illuminati“, „Sakrileg – The Da Vinci Code“ und „Der verlorene Symbol“ präsentiert Bestseller-Autor Dan Brown mit „Inferno“ den vierten Band um den charismatischen amerikanischen Wissenschaftler Robert Langdon, der etliche Bücher zu seinen Fachgebieten der Mystik, okkulten Gesellschaften und Kunstgeschichte veröffentlicht hat und über ein eidetisches Gedächtnis verfügt. Das hilft ihm natürlich auch bei der erneuten Schnitzeljagd durch die Kunst- und Weltgeschichte, die den Symbologen und den Leser von Florenz über Venedig bis nach Istanbul führt. Brown verbindet dabei einen konventionellen Thriller-Plot mit recht ausgiebigen Exkursen und Erklärungen zu den einzelnen Stationen der Schnitzeljagd, vor allem natürlich zu Dantes „Göttlicher Komödie“, aber auch zu den imponierenden Museen und Kirchen, in denen beispielsweise Dantes Totenmaske und andere Kunstwerke ausgestellt sind, die für Langdons „Suche und finde“-Mission von Bedeutung sind. Dass die Verbindung von Thriller-Spannung und Vermittlung von Allgemeinwissen nach altbekanntem Muster verläuft, stört wenig, denn unterhaltsam ist das Konzept nach wie vor, auch wenn die Charakterisierung der Figuren unter dem waghalsigen Tempo leidet. Allein Sienna Brooks erhält eine interessante Hintergrundgeschichte und avanciert schließlich neben Langdon zur zentralen Figur des Romans.
„Inferno“ macht aber nicht nur die Meisterwerke der Renaissance wieder lebendig, sondern thematisiert mit der populationsapokalyptischen Gleichung, die die Probleme der Überbevölkerung zusammenfasst, auch ein sehr aktuelles Problem – und eine auch hier kontrovers diskutierte Lösung. Ron Howard verfilmte wie zuvor schon „Illuminati“ und „The Da Vinci Code“ auch „Inferno“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle des Robert Langdon. Da er über weite Strecken auf seine geliebte Mickey-Mouse-Sammleruhr verzichten musste, die ihn daran erinnern soll, dass er das Leben leichter nimmt und öfter lacht, blieb der Humor in „Inferno“ aber gänzlich auf der Strecke.
Leseprobe Dan Brown - "Inferno"

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