Dan Simmons – (Joe Kurtz: 2) „Bitterkalt“

Freitag, 12. Juli 2019

(Festa, 384 S., Tb.)
Auch wenn der ehemalige Privatdetektiv und für den Rachemord an den Killern seiner damaligen Partnerin Sam Fielding zu elfeinhalb Jahren Haft verurteilte Joe Kurtz nach seiner Freilassung die Auseinandersetzung mit dem Farino-Clan, dem korrupten Bullen Hathaway und diversen Auftragskillern inklusive des legendären Dänen überlebt hat, kommt der taffe Ermittler nicht zur Ruhe. Angelina Farino, die nach dem Ableben des Dons solange die Geschäfte der Familie weiterführt, bis ihr Bruder Little Skag aus dem Knast entlassen wird, hat nämlich die Drei Stooges auf Kurtz angesetzt, ihm die Lebenslichter auszublasen, doch stellen sie sich natürlich zu dumm an, um dem wackeren Stehaufmännchen wirklich zu nahe zu kommen.
Während seine Sekretärin Arlene Demarco neue Büroräume für sein Unternehmen High School Sweetheart Search sucht, nachdem der Pornoladen, in dessen Kellerräumen die Firma bislang residierte, vor dem Abriss steht, sieht Kurtz regelmäßig bei Sams vierzehnjähriger Tochter Rachel nach dem Rechten, da sie bei ihrem 42-jährigen, regelmäßig wegen Trunkenheit am Steuer angezeigten Stiefvater Donald Lee Rafferty nicht zwingend in den besten Händen ist.
Tatsächlich verursacht Rafferty einen Verkehrsunfall, bei dem Rachel schwer verletzt wird und Milz und eine Niere verliert. Bevor sich Kurtz aber um eine Endlösung für Rafferty kümmern kann, erweist er seinem loyalen Informanten Pruno einen Gefallen, indem er sich mit einem seiner Freunde trifft. Der Violinist John Wellington Frears bittet Kurtz, einen Mann namens James B. Hansen ausfindig zu machen, einem Fakultätskollegen, der Frears‘ Tochter Crystal vor knapp zwanzig Jahren ermordet haben soll und der nun offenbar unter einem anderen Namen gerade in Buffalo ist.
Kurtz kommt bei seinen Nachforschungen einem hochintelligenten Mann auf die Spur, der im Laufe seiner Karriere die verschiedensten Namen trug und Berufe ausübte. Derzeit lebt er mit seiner Frau Donna und ihrem Sohn Jason im Vorort Tonawanda und arbeitet unter dem Namen Robert Gaines Millworth im Morddezernat von Buffalo. Und schließlich heuert Angelina Farino Ferrara Kurtz an, Emilio Gonzaga und seine Topleute zu töten. Schließlich soll Gonzaga damals den Befehl gegeben haben, Samantha zu töten. Kurtz muss nicht lange überlegen, um auf den Deal einzugehen:
„Er hatte brav seine elfeinhalb Jahre für die Tötung von Sams Mördern abgesessen, weil Samantha Fielding in jeder Hinsicht seine Partnerin war und er ihr das schuldete. Aber jetzt stellte sich heraus, dass er diese Jahre umsonst hinter Gitter verbracht hatte. Wenn der Auftrag für Sams Ermordung von Emilio Gonzaga stammte, dann musste der sterben.“ 
Wie schon im ersten Joe-Kurtz-Band „Eiskalt erwischt“, mit dem der preisgekrönte US-amerikanische Bestseller-Autor Dan Simmons („Göttin des Todes“, „Terror“, „Hyperion“) das Genre des Hardboiled-Krimis für sich entdeckte und dabei ein adrenalinbefeuertes Action-Feuerwerk abfackelte, geht es in „Bitterkalt“ von Beginn an mächtig zur Sache, dass die Fetzen, Fäuste und Kugeln fliegen. Kurtz befindet sich dabei zwischen allen möglichen Fronten, setzt sich für Sams Tochter Rachel ein, jongliert zwischen den beiden rivalisierenden Mafia-Clans, ist einem Serienkiller auf der Spur und muss sich noch einen weiteren Cop vom Hals schaffen, der wie Hathaway zuvor auf der Gehaltsliste der Mafia steht.
An sich bietet der komplexe Plot Stoff für mehrere Thriller, doch Simmons hat sichtlich Spaß daran, seinen erstaunlich widerstandsfähigen Helden in einem mörderischen Tempo durch möglichst viele absurde Situationen zu bugsieren, bis er am Ende die (meisten) Bösen zur Strecke gebracht hat. So unglaubwürdig die dramatischen Höhepunkte auch ausfallen, sorgen die flotte Schreibe und der knackige Dialogwitz für kurzweilige Thriller-Unterhaltung, wobei sich Simmons diesmal mehr Mühe gegeben hat, die Hintergrundgeschichten seiner Figuren auszuarbeiten.

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