Joe R. Lansdale – (Hap & Leonard: 7) „Das Dixie-Desaster“

Dienstag, 2. Juli 2019

(Golkonda, 316 S., Tb.)
Hap Collins - weiß, heterosexuell und Kriegsdienstverweigerer – und sein Buddy Leonard Pine – schwarz, schwul und Vietnam-Veteran – geraten mal wieder richtig in Schwierigkeiten, als Leonard mit dem gemeinsamen Kumpel, Ex-Bulle Marvin Hanson, in der gemeinsamen Wohnung von Hap und seiner Freundin Brett auftauchen. Der zur Zeit an einen Gehstock gefesselte Marvin beauftragt die beiden temperamentvollen Freunde damit, seine achtzehnjährige Enkelin Gadget von ihrem prügelnden Lover Tanedrue loszueisen, der sie zudem mit Drogen versorgt und für die berüchtigte Dixie-Mafia dealt.
Marvin hätte auch seine ehemaligen Kollegen mit dieser Geschichte behelligt, allerdings stecken auch korrupte Bullen in der Sache mit drin. Als Familienmenschen und Gerechtigkeitsfanatiker lassen sich Hap und Leonard nicht bitten und schlagen nicht nur den Trailer, aus dem Gadget und ihr Freund ihr Zeug verticken, und die drogenverseuchte Crew kurz und klein, sondern spülen auch die vor Ort liegenden Drogen im Klo runter. Das ruft natürlich auch die Dixie-Mafia auf den Plan, aber auch das FBI, für den Mafia-Mitglied Hirem Burnett als Kronzeuge aussagen sollte.
Sein Sohn Tim war mit Marvins Enkelin und dreihunderttausend Dollar Drogengeld durchgebrannt, so dass die Mafia das schwarze Mädchen aus dem Verkehr ziehen und das Geld zurückhaben wollte. So lassen sich Hap und Leonard vom FBI einspannen, um selbst aus der Schusslinie des FBI zu geraten und Burnett dabei zu helfen, heil aus der Sache rauszukommen.
„Am liebsten wollte ich mit Brett auf irgendeine Insel fahren, Kokosnüsse essen und rammeln, bis wir daran verreckten. Ich wollte nie wieder jemanden schlagen. Wollte nie wieder eine Waffe sehen, nicht mal von Weitem, nicht mal auf einem Foto in einer Zeitschrift. Ich wollte nie wieder wütend sein. Ich wollte nicht über meinen Ehrenkodex nachdenken müssen.“ (S. 105) 
Doch natürlich kommt es ganz anders. Hap & Leonard können sich zwar gegen ihre hartnäckigen Verfolger aus den Mafia-Reihen behaupten, bekommen es aber dann mit der Profikillerin Vanilla Ride zu tun …
In ihrem siebten Abenteuer demonstrieren die beiden an sich so unterschiedlichen, letztlich aber innig miteinander verbundenen Freunde Hap & Leonard, dass sie nicht nur ihr Herz am rechten Fleck haben, sondern auch alles dafür tun, der gerechten Sache zum Sieg zu verhelfen – auch wenn das bedeutet, selbst dabei etwas unter die Räder zu kommen. Da sich Lansdales Romane der Hap-&-Leonard-Reihe um die 300 Seiten eingependelt haben, verläuft der Plot nach vorhersehbarem Muster und ohne große Einleitung. Um ein unschuldiges Ding aus den Klauen der Dixie-Mafia zu befreien, sind sich die beiden Haudegen nicht zu schade, sich gegen einen ganzen Trupp von Mafia-Schergen in Stellung zu bringen und auch bei herben Verlusten auf ihrer Verbündeten-Seite bei der Stange zu bleiben. Lansdale schildert das muntere Treiben mit gewohnt lockerer Schreibe, würzt die lebendigen Dialoge mit dem ihm typischen Wortwitz und findet so die perfekte Mischung aus turbulenter Action (bei der seine beiden Protagonisten ebenso beteiligt sind wie Mafia-Vollstrecker, FBI, korrupte Bullen und eine sexy Vollblut-Killerin namens Vanilla Ride), liebenswerten Sympathiebekundungen zwischen Hap, Leonard und Brett sowie derben Sprüchen, wie sie nur Menschen von sich geben, die aus unterschiedlichen Lagen der Fleischeslust frönen. So zählt „Das Dixie-Desaster“ zu den besten Abenteuern des ungewöhnlichen Gespanns, von dem man einfach nicht genug bekommen kann.

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