Dan Simmons – (Joe Kurtz: 3) „Kalt wie Stahl“

Samstag, 13. Juli 2019

(Festa, 448 S., Tb.)
Nachdem der ehemalige Privatdetektiv Joe Kurtz für den Mord an dem Killer seiner damaligen Partnerin Samantha Fielding für elfeinhalb Jahre in den Bau gewandert war, hat er sich seit seiner Freilassung vor einem Jahr mit der Online-Partnervermittlung Sweetheart Search selbständig gemacht, für die allerdings seine Sekretärin Arlene Demarco die Hauptarbeit leistet. Kurtz wiederum widmet sich inoffiziell weiterhin der Arbeit, die er am besten kann, hat sich in den vergangenen Jahren auch für die beiden in Buffalo regierenden Mafia-Familien Farino und Gonzaga als Ermittler betätigt und zwischen beiden Parteien auch vermittelt.
Als er den wöchentlichen Termin bei seiner mehr als anständigen Bewährungshelferin Peg O’Toole wahrnimmt, legt sie ihm Fotos verrosteter Fahrgeschäfte eines offensichtlich stillgelegten Freizeitparks vor, mit denen Kurtz allerdings nichts anfangen kann. Wenig später begegnen sich beide in der Tiefgarage des Amtsgebäudes, worauf das Feuer auf sie beide eröffnet wird. O’Toole wird dabei lebensgefährlich verletzt, aber auch Kurtz landet mit einem Streifschuss am Kopf im Krankenhaus, wo er sogleich von Detective Paul Kemper und seiner Kollegin Rigby King verhört wird. Sie war Kurtz‘ erste Freundin, nachdem sie sich im Waisenhaus von Pater Baker und später in Thailand kennen- und lieben gelernt hatten.
Doch nicht nur die Polizei hat ein Interesse an den Vorgängen in der Tiefgarage, auch O’Tooles Verlobter Brian Kennedy, der das Sicherheitsunternehmen leitet, das auch für die Überwachungskameras am Tatort zuständig ist, und Major a.D. Michael O’Toole, der an den Rollstuhl gefesselte Onkel der im Koma liegenden Bewährungshelferin, wollen von Kurtz ein paar Antworten. Der ist nach seiner Selbstentlassung aus dem Krankenhaus damit beschäftigt, sowohl für Angelina Farino Ferrara als auch Toma Gonzaga herauszufinden, wer hinter den Morden an Heroin-Dealern auf beiden Seiten verantwortlich ist. Während Kurtz schließlich das Gelände des stillgelegten Freizeitparks ausfindig macht, nach dem Peg O’Toole gefragt hat, räumt ein Killer, der sich Dodger nennt, weiter in Kurtz‘ unmittelbarer Umgebung auf …
„Zweimal hatte er jetzt schon beschlossen, diesen Ex-Privatschnüffler umzubringen. Zweimal hatte er sich darauf vorbereitet, auch die Frau zu töten, die mit dem Privatschnüffler zusammen war. Zweimal war er dabei gestört worden. Der Artful Dodger mochte das gar nicht – vor allem, wenn der Major oder seine Leute mitmischten.“ 
2003 veröffentlichte der preisgekrönte Bestseller-Autor Dan Simmons („Drood“, „Sommer der Nacht“) leider schon den letzten Band seiner Trilogie um den ehemaligen Privatdetektiv Joe Kurtz und setzte damit seine Duftmarke in dem Hardboiled-Krimi-Genre. Mit Joe Kurtz ist Simmons eine Figur gelungen, die sich nicht scheut, dahinzugehen, wo es wehtut. Auch im dritten Band „Kalt wie Stahl“ kämpft Kurtz wegen seiner Verletzungen ständig mit rasenden Kopfschmerzen und schlecht verheilten Wunden, doch lässt er sich davon nicht aufhalten, für die Fragen, die ihn beschäftigen, auch eine Antwort zu finden. Da hat es Kurtz wieder mit hartnäckigen Polizisten, seiner ehemaligen Freundin, verschiedenen Mafia-Größen, beharrlichen Auftragskillern und lukrativen Drogendeals zu tun, dass es eine Wonne ist, die Mischung aus Jerry-Bruckheimer-, Jason-Bourne- und James-Bond-Action Seite für Seite in atemloser Spannung zu verfolgen.
Im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Bänden „Eiskalt erwischt“ und „Bitterkalt“ ist „Kalt wie Stahl“ nicht nur umfangreicher ausgefallen, Simmons hat auch seine Figuren mit mehr Inneneinsichten ausgestattet, nur seine zuvor öfter thematisierte Beziehung zu Sams (und seiner eigenen?) Tochter Rachel bleibt diesmal fast außen vor. Das Action-Feuerwerk ist wieder etwas hanebüchen bombastisch ausgefallen, und besonders glaubwürdig ist es irgendwann auch nicht mehr, wie Kurtz immer wieder sich aus den lebensgefährlichsten Notlagen zu befreien versteht, aber Freunde harter Thriller-Unterhaltung kommen wieder voll auf ihre Kosten.

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