Der 34-jährige Schriftsteller Philippe Djian befindet sich gerade in einer extrem produktiven Schaffensphase, auf gut 100 vollgekritzelte Seiten kann er in den letzten Tagen zurückblicken, da schneit ihm die 18-jährige Cécilia auf der Flucht vor einem Mann ins Haus und bringt Djian fast um den Verstand. Doch das ist nicht die einzige Frau, die das Leben des Schriftstellers in kürzester Zeit aus den Fugen platzen lässt. Auf der Geburtstagsfeier seiner guten Freundin Annie, die zugleich die Schwester seines eigentlich einzigen Freundes Yan ist, trifft er auch Nina wieder, mit der noch vor ein paar Monaten zusammen gewesen ist und die er nach wie vor für das schönste Mädchen hält, das er je gehabt hatte.
Sie bittet ihren Ex, auf ihre achtjährige Tochter Lili aufzupassen, da sich Lilis Vater scheinbar nicht wie abgesprochen um das Mädchen kümmern kann, wenn Nina sich im Krankenhaus einer OP unterziehen muss.
Mit zwei jungen Mädchen im Haus lässt es sich nun gar nicht mehr so flott arbeiten, und der Schriftsteller ist ziemlich angefressen, als er erfahren muss, dass Nina gar nicht im Krankenhaus liegt, sondern einfach das Weite gesucht hat …
„Ich setzte mich wieder an die Arbeit, während alle anderen ausgingen, um sich zu amüsieren und um zu bumsen, und ich, ich hatte nicht die geringste Gelegenheit, das eines Tages nachzuholen, das war schon ziemlich beschissen, und wo ich einmal dabei war, fragte ich mich, was Nina eigentlich trieb, warum sie nicht da war. Ich verfasste auf die Schnelle ein kleines, wütendes Gedicht über die Unannehmlichkeiten, die das Zusammenleben mit sich bringt, aber es gelang mir nicht, das Problem erschöpfend zu behandeln.“ (S. 187)Bevor der französische Autor Philippe Djian den internationalen Durchbruch mit dem durch Jean-Jacques Beineix erfolgreich verfilmten Roman „Betty Blue, 37,2 Grad am Morgen“ schaffte, legte er mit dem Erzählband „50 gegen Einen“ und den Romanen „Blau wie die Hölle“ und „Erogene Zone“ mehr als nur stilistische Fingerübungen vor.
„Erogene Zone“ enthält bereits alle Zutaten, die Djians Werk bis heute auszeichnen, wobei der Ich-Erzähler manchmal Djians Namen trägt oder auch nicht, aber stets als Alter Ego des Autors fungieren darf.
In diesem Fall müht sich Philippe Djian als Getriebener zwischen seinem Werk als Schriftsteller und seiner Liebe zu den Frauen. Der Leser merkt schnell, dass beides schwer zu vereinbaren ist, aber manchmal dienen die Frauen ihm auch als Muse und nicht als erotische Verführungen. Wie der Ich-Erzähler dabei immer mal wieder betont, geht es ihm vor allem um den richtigen Stil, und hier erweist sich Djian tatsächlich als Meister der klaren, direkten Worte, der kraftvollen Sprache, die die Handlung und die schnittigen Dialoge wirbelnd vorantreibt.
Das Ringen um den treffenden Satz, die passende Beschreibung ist bei Djian und seinem Alter Ego ebenso zu spüren wie seine Leidenschaft für die Frauen, und seine Beschreibungen der erotischen Begegnungen sind ganz und gar nicht pornographisch, sondern demonstrieren nur sein Ringen um das Glück, das ihm Frauen bescheren.
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