Der US-amerikanische Schauspieler, Produzent und Regisseur Clint Eastwood hat in Hollywood deutliche Spuren hinterlassen. Er ist nicht nur als ausgesprochen vielseitiger, produktiver und sehr strukturierter Filmemacher bekannt, der als letzter Regisseur bedeutender Western in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren auch noch im 21. Jahrhundert arbeitet, wie der Autor auf den ersten Seiten seiner Abhandlung über den mittlerweile 89-Jährigen schreibt, sondern längst auch der erfolgreichste Schauspieler-Regisseur-Produzent der Filmgeschichte.
Wenn sich Eastwood selbst beschreibt, bezeichnet er sich einfach als „storyteller“. Es sind Dramen über das Altern und den sich damit verändernden Blick auf die Welt, über Menschen und ihre Beziehungen zueinander, über Tod und Gewalt. Ebenso weist Kluy zu Anfang schon auf die effiziente Arbeitsweise des Filmemachers hin, der schon 1967 mit Malpaso seine eigene Produktionsfirma gründete und seine Werke in 35 bis 39 Tagen abdreht, was auch darauf zurückzuführen ist, dass er über die vielen Jahrzehnte mit einer ausgewählten Crew zusammenarbeitet.
Kluy, der u.a. für „Der Standard“, „Buchkultur“ und „Psychologie Heute“ schreibt, rekapituliert Eastwoods Karriereanfänge, die über kuriose Nebenrollen bis zur Hauptrolle in der Western-Serie „Rawhide“ (Tausend Meilen Staub) führte, bevor er in Sergio Leones berühmt gewordenen Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) zum international gefragten Filmstar avancierte. Es folgte der Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Regisseur Don Siegel (u.a. „Coogan’s großer Bluff“, „Dirty Harry“, „Flucht von Alcatraz“) und mit dem Erfolg auch die Möglichkeit, sich seine Projekte aussuchen zu können. Dabei bewies er zwar nicht immer ein glückliches Händchen (siehe u.a. „Firefox“, „City Heat“, „Rookie – Der Anfänger“), doch zog Eastwood stets die richtigen Schlüsse aus seinen Fehlgriffen und avancierte spätestens mit seinem ersten Oscar-prämierten Spätwestern „Erbarmungslos“ (1992) zu einem anerkannten Meister seines Fachs, wie nachfolgende Werke wie „Die Brücken am Fluss“, „Perfect World“, „Mystic River“ und „Million Dollar Baby“ bestätigen sollten.
„Mainstream zu sein und dabei hochgradig manipulativ, indem er seine Star-Persona demontierte, kaum zu zerstören und gebrochen, fragmentiert und verletzlich, diese eigentlich unüberbrückbaren Gegensätze vermochte Eastwood zu überwinden. Er brachte den Traum auf die Leinwand, dass der Einzelne sich über moraljuristische Bedenken und eine behäbige, politisch manipulierbare Bürokratie erheben und nach seinem eigenen Leitgesetz agieren kann.“ (S. 99)Alexander Kluy gibt auf 100 Seiten eine wirklich gelungene Einführung in das Leben und Wirken von Clint Eastwood, wobei er sich glücklicherweise nicht nur auf die Aufzählung interessanter Fakten beschränkt, sondern auch auf die Rezeption und Interpretation einiger Schlüsselwerke des noch immer nicht müden Filmemachers eingeht. Neben einigen wenig bekannten Fotos runden auch einige Infografiken beispielsweise zu den rasant gestiegenen Produktionsbudgets von „Für ein paar Dollar“ (200.000 US-Dollar) bis zu „Space Cowboys“ (65 Millionen US-Dollar), zu der Entwicklung von Eastwoods Honoraren und zu den von Clint Eastwood in seinen Filmen verwendeten Waffen das Büchlein ab, in dem auch Eastwoods politischen Ambitionen und familiären Verhältnisse skizziert werden. Einige – meist englischsprachige – Lektüretipps zum Weiterlesen runden dieses feine Bändchen ab.
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